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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2024

vielschichtig und niedlich

Tokioregen
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„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. ...

„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. Als sie die Chance zu einem Schüleraustausch nach Japan bekommt, ergreift sie daher sofort die Gelegenheit. Und sie glaubt, sich bestens vorbereitet zu haben. Doch Tokio in seiner Andersartigkeit haut sie um, genauso wie ihr geheimnisvoller neuer Mitschüler Kentaro. Nur langsam lässt sie ihn an sich heran, aber Kentaro zeigt ihr sein ganz eigenes Tokio, und Malu entdeckt eine Seite an sich selbst, die sie alleine niemals gefunden hätte. Während romantischer Dates im neondurchtränkten Sommerregen, verrückter Karaoke-Sessions und magischer Momente im Mondschein auf den Dächern der Stadt wachsen ihre Gefühle füreinander unaufhaltsam. Doch dann sucht eine verheerende Katastrophe Tokio heim, und Malu muss alles daransetzen, im Chaos der verwüsteten Millionenmetropole ihre große Liebe wiederzufinden …

Tokioregen ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Malu geschrieben. Es sind potenziell triggernde Inhalte (Naturkatastrophe, Verlust/Tod) enthalten.

Meine Meinung

Tokioregen ist eines dieser Beispiele, wie viel Auswirkung ein Farbschnitt haben kann. Denn der war es, der mich auf das Buch gebracht hat. Ich habe ihn gesehen und gedacht „Oh, ist der schön“ und dann den Klappentext gelesen – und war sofort hooked. Ich liebe Bücher, die in fremde Kulturen entführen, dem Leser Einblicke gewähren in fremde Lebensweisen. Und ich kann nur sagen: Das ist der Autorin hier unfassbar toll gelungen.

Das Buch begleitet die anfangs 16-jährige Malu. Für ein Auslandsjahr über die Schule darf sie nach Japan, genauer gesagt nach Tokio. Von Anfang an merkt der Leser, dass Malu vor etwas davon läuft, was sich im Laufe der Geschichte erklärt. Denn man mag verwundert sein, dass Malu überhaupt nach Tokio geflogen ist, denn sie ist unsicher, fast schon überfordert, hochgradig tollpatschig. Was sie also geritten hat, diese Reise zu machen, muss gewichtig sein – und das ist es. Vieles an diesem Buch ist gewichtig, aber von Anfang an. Malu kommt nun also in Tokio an, trifft auf ihre Gastfamilie und bekommt direkt Bauchschmerzen, denn die gleichaltrige Gastschwester Aya scheint sie nicht zu mögen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, einige Fettnäpfchen, jeder Menge charmanter Ausrutscher und Chaosgedanken findet Malu ihren Weg aber in der neuen Stadt. Der Leser erlebt Tokio durch Malu, Stück für Stück wird er in Gepflogenheiten, Besonderheiten und das quirlige Leben in dieser riesigen Metropole eingeführt. Ich fand es wahnsinnig interessant und vor allem vielschichtig, es sind so komplett kleine Sachen, wie etwa, dass man mit dem Finger nicht auf etwas zeigt, sich zur Begrüßung verbeugt, über Legenden und Mythen, einige sozialkritische Aspekte wie die Einheitlichkeit und der Druck, der auf zum Beispiel den Schülern lastet bis hin zu technischen Finessen, für deren Fortschrittlichkeit Japan bekannt ist. Die ersten 2/3 des Buches befassen sich hauptsächlich hiermit, mit Malus Leben vor Ort, wie sie zur Schule geht. Sie hängt mit Aya und ihren Freundinnen ab, sie isst Ramen, sie bekommt eine Schuluniform. Und alles ist so wahnsinnig toll geschrieben, so lebhaft und greifbar. Man merkt in jedem Satz, dass die Autorin weiß, wovon sie redet und schreibt. Ich habe mich gefühlt, als würde mich das Buch aufsaugen, als würde ich das geschäftige Treiben auf der großen Kreuzung fühlen, das Klingeln der Spielautomaten hören und Malus Überforderung bei der Navigation durch ihre Hightech-Schule spüren.

Ein anderer Aspekt ist die aufkeimende Liebesgeschichte zu Kentaro. Er ist relativ geheimnisvoll, hat Tattoos, Kontakte zur Yakuza und einen reichen, unglaublich kalten Vater. Er ist mit Malu in der Klasse, hat selbst einen deutschen Hintergrund und zwischen beiden ist von Anfang an eine Anziehung, die vor allem Malu aber sehr abblockt und Kentaro immer wieder vor den Kopf stößt. Die beiden haben sehr süße, sehr schön und auch sehr gefühlvolle Situationen miteinander, ich würde aber sagen, dass der Fokus in diesem Buch auf Malu und ihrer Entwicklung liegt. Die Liebesgeschichte ist nettes Beiwerk, aber der geneigte Leser soll bitte keinen Liebesroman erwarten. Wenn überhaupt, ist es ein „Liebe dich selbst“-Liebesroman, denn Malu wird stärker, selbstbewusster und reifer im Laufe der Geschichte. Kentaro und Malu machen Spaß zusammen, vor allem weil Kentaro sie nochmal in andere Bereiche der Kultur (etwa die Spielhallen und die berühmten Onsen-Bäder) einführt.

Nach 2/3 des Buches kommt dann der große Knall. Das unvorstellbare, reale Grauen. Bis dahin ist das Buch so wunderbar leicht, mitreißend und lebhaft. Und dann wird jegliches Leben aus der Geschichte gezogen. Das ist der Autorin in beeindruckender Art und Weise gelungen. Die Emotionen, die in den nächsten Kapiteln aufkamen. Die greifbare Verzweiflung. Eine Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Überforderung. Ich habe das alles gespürt und mitgefiebert, mitgezittert und mitgehofft. Ich habe wirklich große Begeisterung für die Erzählweise der Autorin. Eine derartige Katastrophe so vielschichtig darzustellen – mit einer Mischung aus Hoffnung, Angst und Verzweiflung. Das muss man einfach lesen. Ein kleines Aber gibt es leider dennoch. Denn die etwa letzten 10-15 Prozent des Buches, wenn Malu auf der Suche nach Kentaro ist, haben mich ein wenig verloren. Das war mir einfach zu viel, zu abgedreht, zu verrückt. Es hat mir mich persönlich nicht so gepasst und ich hätte mir gewünscht, dass die letzten actionreichen Szenen nicht dagewesen wären. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.

Mein Fazit

Tokioregen ist ein wahnsinnig toll geschriebenes, vielschichtiges Buch. Mit Protagonistin Malu kann der Leser Tokio und die japanische Kultur entdecken, sich in der Geschichte verlieren. Die große Katastrophe ist beeindruckend dargestellt, die Liebesgeschichte niedlich, wenn auch etwas dezent. Nur die letzten Wendungen waren mir dann doch zu viel. Aber auf jeden Fall kann ich eine große Leseempfehlung für das Buch abgeben.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

unterhaltsam und spritzig

The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon
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"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar ...

"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar demütigendste Weise abserviert (Zu Silvester! Live im Radio!), dann mischt sich ihre übergriffige Mutter in ihr Liebesleben ein. Um sie sich vom Leibe zu halten, erfindet Perci einen Fake-Boyfriend und nennt dummerweise den Namen ihres Nachbarn. Ihres sehr, sehr heißen Nachbarn. Der keine Ahnung hat, dass er Perci angeblich datet …

The Do-Over ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Perci geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Fatshaming / Bodyshaming enthalten.

Meine Meinung

Als mir The Do-Over auf der Messe vorgestellt wurde, war mir sofort klar, dass ich das Buch lesen möchte. Eine Plus Size Protagonistin, ein heißer Nachbar und jede Menge Witz? Das klingt perfekt. Und in vielen Punkten war dieses Buch es auch – aber vor allem ist es eine Geschichte, die ganz anders ist, als man erwartet. Gleich vorab: Für mich ist The Do-Over eine Lebensgeschichte und keine Liebesgeschichte.

Percis Leben ist turbulent und gleichzeitig hochgradig langweilig. Das behauptet zumindest ihr Ex, der statt einen Antrag zu machen öffentlich über das Radio mit Perci Schluss macht. Sie sei einfach zu langweilig und ja, vielleicht hat er recht. Verletzt, enttäuscht und von ihrer Familie unter Druck gesetzt, fängt Perci an, sich Vorsätze zu machen für ihr neues Jahr. Doch alles kommt ganz anders, als sie denkt. Der Nachbar, der mit der vorlauten Lilah neben ihr wohnt, wird plötzlich ihr Fake-Freund, statt im familiären Betrieb Kreditanträge zu abzuarbeiten (wohlgemerkt unter Aufsicht ihres furchtbaren Exfreundes) landet Perci in einem Kindergarten und sie wird „die neue Perci“, die auch mal Widerworte gibt. Chaos eindeutig vorprogrammiert.

The Do-Over ist eine dieser Geschichten, die einen von Anfang an mitreißt. Perci ist eine starke Protagonistin zum Mitleiden, Mitfluchen und Mitfreuen. Der Leser darf sie begleiten, wie sie sich ihr Leben wiedererobert, wie sie endlich macht, was für sie gut ist. Doch dabei kriegt sie ordentlich Gegenwind, vor allem von ihrer Mutter. Toxische Sprüche, verletzende Worte, vermeintlich gut gemeinte Ratschläge – hier findet man alles. Percis perfekte Schwester mit dem widerlich perfekten Verlobten, der aber jedes Mal negativ in Erinnerung bleibt, wenn er auftaucht. Es geht sehr viel um Schein statt Sein, um Erwartungshaltung durch die Außenwelt und viele Sachen taten mir im Herzen weh. Doch Perci löst sich davon, arbeitet ehrenamtlich in einer Stelle für Frauen, die aus dem Gefängnis kommen und versuchen, wie ins Leben zu finden. Es ist eine tolle Entwicklung, die gegen Ende aber auch einiges an reflektierter Kritik mitbringt, denn natürlich hat auch Percis Entwicklung ihre Schattenseiten. Garniert wird das ganze Buch mit unschlagbaren Humor, vor allem was Percis Großmutter Mimi angeht, die zu Beginn jedes Kapitels witzige Kalendersprüche abgibt und auch zwischendurch definitiv nicht auf den Mund gefallen ist. Die komplizierten Familiengeflechte ziehen sich durch das ganze Buch, mit Percis Bedürfnis, ihre Mutter glücklich zu machen, aber gleichzeitig dem Gefühl, an den Erwartungen zu zerbrechen, weil sie sie unglücklich machen. Mehr als einmal wollte ich Percis Mutter, aber auch ihre Schwester ordentlich schütteln. Und ich finde, dass dies immer ein gutes Zeichen ist, wenn man emotional im Buch involviert ist.

Was mich leider nicht abholen konnte, war allerdings die versprochene Liebesgeschichte. Dieses Buch „verdient“ dieses Label einfach nicht, denn die Beziehung mit Nate ist eine nette, unterstützende Nebengeschichte, aber Perci braucht Nate nicht, Perci braucht keinen Mann an ihrer Seite, um ihren Wert zu finden und sich selbst zurückzugewinnen. Entsprechend untergeordnet plätschert die Geschichte im Hintergrund daher, es gibt ein paar nette Dates, nette Worte, aber es fehlt leider komplett die Tiefe und vor allem das Gefühl zwischen den beiden, was ich sehr schade fand. Auf einmal wird aus Fake Ernst, aus Nachbarn Datingpartner und genauso schnell knallt es zwischen beiden wieder. Die Szenen mit Lilah sind süß, bringen ein wenig Trubel in die Geschichte, aber ehrlich gesagt hätte es die ganze Nate-Storyline gar nicht gebraucht, denn Percis Entwicklung ist schon Handlung genug und hat mich vollkommen entertaint.

Mein Fazit

The Do-Over ist eine unterhaltsame, spritzige Lebensgeschichte um Perci, die sich aus der Erwartung ihrer Mutter herauskämpft. Eine starke Entwicklung mit viel Humor, aber dafür eine schwache Liebesgeschichte, die es vielleicht auch gar nicht gebraucht hätte. Tolles Buch für Zwischendurch zum Lachen!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

süßes Buch

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe
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„Du hast dich entschieden, gegen einen alten Mann zu spielen, statt Sex zu haben?“
(Mallory zu Nolan in Check & Mate)

Worum geht’s?

Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. ...

„Du hast dich entschieden, gegen einen alten Mann zu spielen, statt Sex zu haben?“
(Mallory zu Nolan in Check & Mate)

Worum geht’s?

Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. Denn das Spiel, das sie jahrelang geliebt hat, hat ihr zu viel genommen. Doch als ihre beste Freundin sie überredet, bei einem Wohltätigkeitsturnier einzuspringen, kann Mallory nicht ablehnen. Ein letztes Mal spielt sie – und besiegt versehentlich den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Nolan, der Schach auf ein ganz neues Level gehoben hat. Nolan, der dafür bekannt ist, dass er mit Niederlagen nicht gut umgehen kann. Nolan, der wahnsinnig gut aussieht. Mallory tut das Erste, was ihr in den Sinn kommt: Sie läuft weg. Doch Nolan spürt sie auf und lässt nicht locker. Er will unbedingt erneut gegen Mallory spielen. Doch sie kann nicht riskieren, sich noch einmal ins Schachspielen zu verlieben. Und in Nolan schon gar nicht …

Check & Mate ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Mallory geschrieben.

Meine Meinung

Als bekennender Fan von Ali Hazelwood war ich wahnsinnig gespannt, als ich erfuhr, dass sie dieses Mal Young Adult (oder Younger New Adult?) schreibt und auch ihren klassischen MINT-Bereich verlässt. Dass die Geschichte von Mallory aber in vielen Aspekten wieder aufgreift, wofür Ali Hazelwood einsteht, habe ich aber gar nicht erwartet. Und auch habe ich vom Klappentext her ein, sagen wir etwas anderes Setting, erwartet.

Denn Mallorys Geschichte klang für mich ein bisschen nach Schulsetting, alles Spaß und süß und so. Aber es ist ganz anders. Denn Mallory ist die Tochter des verstorbenen Schachgroßmeisters und hat selbst jahrelang erfolgreich gespielt, bis sie aufgrund ihres Vaters aufhörte. Wieso, erfährt man im Laufe des Buches und in einer kindlichen Art sind die Gedankengänge ein wenig nachvollziehbar. Jedenfalls lebt Mallory nun mit ihren zwei Geschwistern und ihrer kranken Mutter zusammen, hält die Familie zusammen, erzieht ihre Schwestern und erntet ein Stück weit laufend Undankbarkeit der beiden. Sie hat einen schlecht bezahlten Job, aber irgendwo her muss das Geld kommen. Jeder Cent wird zweimal umgedreht. Als ihre Freundin sie für ein Wohltätigkeitsturnier im Schach anfragt, lehnt sie ab, nur um sich am Ende breitschlagen zu lassen – und plötzlich läuft ihr ganzes Leben aus dem Ruder. Denn sie schlägt Nolan, den Schachweltmeister, bekommt ein Angebot vom Zugzwang-Schachclub und damit einhergehend ein gut bezahltes Stipendium. Ich dachte an dieser Stelle, dass es was kleines, lokales ist. Aber nein, wir reden hier von prestigeträchtigen Turnieren, Teamwettkämpfen und richtig professioneller Schachausbildung. Des Geldes wegen geht Mallory diesen Weg, den sie so sehr hasst, weil er sie an ihren Vater und damit an alles, was die Familie verloren hat, erinnert. Deswegen lügt sie zum Teil auch ihre Familie an, damit niemand weiß, dass sie Schach spielt. Klingt absurd, aber in der Gesamtheit der Geschichte macht es Sinn und vor allem passt es zum Charakter von Mallory, die mit 18 Jahren noch gar nicht so alt ist, aber zeitgleich extrem reif ist und ihre Familie am Leben hält.

Mallory ist ein komplizierter, liebenswerter Charakter. Ihr Herz liegt ihr auf der Zunge und sie weiß für sich einzustehen. Im Buch kommt immer wieder das begehrte Hazelwood-Thema auf, wie in männerlastigen Bereichen Frauen unterdrückt, belästigt und belächelt werden. So auch hier, wo der Leser dank Mallory erlebt, wie schwer sie es als Frau in der Schachwelt hat. Es waren interessante Einblicke, auch generell in die Schachwelt, die mir bisher so kein Begriff war. Das ist richtiger Profisport mit hartem Konkurrenzkampf. Was ich im Klappentext etwas irreführend finde, ist, dass impliziert wird, dass Nolan und Mallory Rivalen sind. Das stimmt aber so nicht. Auch ist Nolan nicht der angekündigte Bad Boy mit Temperament, sondern vielmehr ein junger Mann, der traumatisches erlebt hat, mit seiner Familie gebrochen hat und seitdem als Schachweltmeister durch die Welt gezerrt wird, dabei tut er nur, was ihm Freude bereitet. Nolan ist von seinen sozialen Umgangsformen vielleicht etwas zurückgeblieben, aber ich fand ihn sympathisch.

Ich mochte, dass die Autorin einen in Romancebüchern eher ungewöhnlichen Weg gegangen ist: Er ist Jungfrau, sie ist sexuell vielseitig. Er ist zurückhaltend, sie ist ein Wirbelwind. Und es funktioniert wunderbar, ich mochte die Dynamik zwischen den beiden, die Entwicklung der Geschichte und konnte vor allem Nolans Motive und Handlungen sehr nachvollziehen. Mallory reagiert manchmal etwas über und handelt teilweise etwas unbedacht, aber vor dem Hintergrund ihres Alters und ihres Lebens finde ich das vollkommen in Ordnung. Dennoch wollte mich die Liebesgeschichte nicht so ganz abholen, da mir doch ein wenig die Tiefe und das Gefühl fehlt, die Interaktionen der beiden sind in vielen Punkten von Unbeholfenheit geprägt. Ich habe mich aber gut unterhalten gefühlt.


Mein Fazit

Check & Mate ist ein süßes, quirliges Buch um Mallory und Nolan, die beide auf ihre Art in der Schachwelt gefangen sind. Die Liebesgeschichte hätte etwas mehr Gefühl vertragen können, die Rahmenhandlung und auch die gewohnte Kritik an der Rolle der Frau können aber überzeugen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

niedliches Buch mit schwacher Liebesgeschichte

All The Right Reasons
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„Und wieder bin ich das Mädchen, was zurückgelassen wurde.“
(Cara in All the right reasons)

Worum geht’s?

Caras Leben steht Kopf, als ein Film viral geht, in dem sie sich über ihren Vater auslässt, ...

„Und wieder bin ich das Mädchen, was zurückgelassen wurde.“
(Cara in All the right reasons)

Worum geht’s?

Caras Leben steht Kopf, als ein Film viral geht, in dem sie sich über ihren Vater auslässt, der die Familie verlassen hat. Doch eine Produktionsfirma, die alleinerziehende Eltern für eine Datingshow sucht, engagiert Cara und ihre Mutter vom Fleck weg. Sie sind einfach perfekt geeignet für das Format. Schon bald finden sich die beiden im sonnigen Key West wieder, wo sie auf Schritt und Tritt von Kameras verfolgt werden. Ganz schön nervig, findet Cara - bis sie Connor kennenlernt. Als Sohn eines Kandidaten ist er eigentlich tabu, aber Cara kann nichts dagegen tun, dass ihr Herz in seiner Nähe immer schneller schlägt...

All the right reasons ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Cara geschrieben.

Meine Meinung

Als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe, war mir klar, dass ich es unbedingt lesen möchte. Zwar bin ich mittlerweile schon weit über die Zielgruppe von Young Adult hinaus, aber ich mag es, hin und wieder mal einen YA-Roman zu lesen. Die Idee von All the right reasons fand ich auch einfach zu witzig.

Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Cara ist ein sehr lebhafter Charakter, der dem Leser viele Gedanken mitgibt. Ihr Vater hat die Familie verlassen, ist nun mit einer Frau zusammen, die er im gemeinsamen Fitnessstudio der Eltern kennengelernt hat und lässt Caras Mutter finanziell ein wenig ausbluten. Doch Cara und ihre Mutter machen irgendwie das beste daraus. Bis Cara versehentlich einen Tagebuch-Videoeintrag mit Gesprächen ihrer Mutter über die familiäre Lage online stellt, der über Nacht viral geht. Ihr Vater? Findet das gar nicht witzig. Ein TV-Produzent? Der ist Feuer und Flamme und möchte das Mutter-Tochter-Duo für ein neues TV-Format haben. Bei der Datinshow soll Caras Mutter Julia eine Art Bachelorette sein, die zwischen diversen Single-Männern mit Kind wählen soll. Cara soll gleichzeitig die Kindern kennenlernen und ihrer Mutter so bei der Wahl helfen, wer das neue Stiefgeschwisterkind sein soll. Doch beim Dreh steht die Welt Kopf und es gibt einige Überraschungen.

Zugegeben, dieses Buch ist ein schnelllebiges, leicht chaotisches Buch. Aber ich hatte sehr viel Freude daran. Die Einblicke in das Leben am Set, die Probleme die hier auftauchen, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Julia und Cara bei der Kandidatenwahl, die Beeinflussung durch die Crew – es gibt jede Menge interessante Faktoren. Ich fand Julia und Cara wahnsinnig sympathisch, auch wenn es einige Zankereien zwischen ihnen gibt. Ich habe viel gelacht, ein wenig geflucht und habe ein klitzekleines bisschen den Plottwist der mütterlichen Liebesgeschichte vorhergesehen, aber das war kein Problem, im Gegenteil hat man so noch mehr mitgefiebert. Durch die Einblicke in die Show hat man vielleicht auch noch einmal mehr erfahren, wie manipulativ vergleichbare TV-Shows sind, was für Quote alles gemacht und geplant wird. Gleichzeitig ist es auf einem Niveau, dass es für ein Jugendbuch passend und unverfänglich ist. Mit Cara, die 17 Jahre alt ist, hat man auch eine Protagonistin, die eine eigene Meinung hat, aber gleichzeitig noch etwas naiv sein darf. Eine gute Mischung, die funktioniert.

Was für mich jedoch an dem Buch keine Sinn gemacht hat? Im Klappentext wird auf Connor hingewiesen, der Sohn eines Kandidaten, in den sich Cara verguckt. Das ist immer mal wieder kurz Thema, aber so wirklich sieht oder hört man die beiden nicht miteinander. Es ist, als hätte die Autorin ein wenig den beliebten Stepbrother-Trope reinbringen wollen, aber so gar keine Mühe in die töchterliche Lovestory gelegt. Denn bis zum Ende konnte ich weder die (vermeintliche) Anziehung zwischen den beiden noch sonst irgendetwas sehen oder greifen. Entsprechend fragend habe ich dann auch das Ende des Buches zur Kenntnis genommen. Wer also wegen der Lovestory das Buch lesen möchte, sollte es bleiben lassen. Für einen quirligen, unterhaltsamen Read mit viel Witz und Einblicken in die TV-Branche ist das Buch aber super.

Mein Fazit

All the right reasons ist eine witzige, charmante Geschichte mit einem starken Mutter-Tochter-Paar, einer guten mütterlichen Liebesgeschichte, aber einer sehr schwachen töchterlichen Lovestory. Die Einblicke in den Dreh sind spannend und unterhaltsam. Tolles Buch für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.12.2023

eine süße Geschichte

Die Farbe von Schneeflocken
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„Unter all den Dingen, die in letzter Zeit in meinem Leben schiefgelaufen waren, gab es so vieles, bei dem ich die Hilfe des Schicksals gebrauchen konnte.“
(Letti in Die Farbe von Schneeflocken)

Worum ...

„Unter all den Dingen, die in letzter Zeit in meinem Leben schiefgelaufen waren, gab es so vieles, bei dem ich die Hilfe des Schicksals gebrauchen konnte.“
(Letti in Die Farbe von Schneeflocken)

Worum geht’s?

Die Eltern der 16-jährigen Letitia haben Großes mit ihr vor: Sie soll eine Karriere im Eiskunstlaufen einschlagen. Als der Druck auf Letti zu groß wird, schmeißt sie hin - und jobbt stattdessen in der örtlichen Kinderklinik. Hier soll sie für weihnachtliche Stimmung sorgen und an einem Wunschbaum für die Kinder arbeiten. Da wäre nur ein Problem: Letti hasst Weihnachten! Helfen soll ihr außerdem der ein Jahr ältere Matteo. Durch seine humorvolle Art schafft er es nicht nur, ihr den Zauber der Adventszeit näherzubringen, sondern weckt auch tiefe Gefühle in ihr. Doch als sie den wahren Grund für Matteos Hilfsbereitschaft in der Klinik herausfindet, droht auf einmal alles zu zerbrechen ...

Die Farbe von Schneeflocken ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Letti und Matteo geschrieben.

Meine Meinung

Auch wenn ich mittlerweile vom Alter her fast das Doppelte der Zielgruppe auf der Uhr habe, lasse ich mich immer noch wahnsinnig gern in den Young Adult Bereich entführen. Nicht mehr ganz so häufig, aber als entspannte Alternative zu den super dramatischen New Adult Büchern ist es immer eine Wohltat, wenn man hier die „niedlicheren“ Probleme hat. Bei „Die Farbe von Schneeflocken“ war es der gefühlvolle Klappentext, der mich angesprochen hat. Und das Buch hält, was es verspricht.

Letti ist als 16-Jährige eine gelungene Protagonistin, die altersangemessen handelt. Nach dem ganzen Druck, den ihre Eltern auf sie ausüben, dass sie professionelle Eiskunstläuferin werden soll, trifft sie eine Entscheidung, die sehr stark ist. Sie wirft hin und fängt an, in einem Kinderkrankenhaus zu jobben. Die Gedankengänge sind meiner Meinung nach gut aufgearbeitet, passen zum Young Adult Bereich und sind greifbar. Letti macht es ihren Eltern schwer, was vor dem ganzen Hintergrund sehr nachvollziehbar ist. Im Krankenhaus zeigt Letti aber eine einfühlsame Art und der Autorin ist eine gute Balance zwischen Wohlfühlgeschichte und traurigen Aspekten gelungen, auch weil die Botschaft, dass Letti versucht, das Leid im Krankenhaus etwas abzumildern, toll eingefangen wurde.

Im Krankenhaus trifft sie auf Matteo, den männlichen Protagonisten. Beide arbeiten hier zusammen, könnten aber kaum gegensätzlicher sein. Die drückende Stimmung des Krankenhauses ist toll eingefangen, man merkt, dass die Autorin sich hier viel Mühe gegeben hat. Im wunderschönen Kontrast steht hierbei die weihnachtliche Thematik – Letti hasst Weihnachten, während Matteo es liebt. Im Verlauf der Geschichte entstehen so einige wunderschöne, zuckersüße Szenen, aber auch einige emotionale Momente, die eine drückende Schwere in die Geschichte bringen. Die Abwechslung hierbei ist wirklich ergreifend herausgearbeitet worden. Ich finde den Ansatz, die weihnachtliche Thematik in eine Kinderklinik zu bringen, gewagt, aber gleichzeitig zahlt es sich total aus, einfach weil die Autorin mit so viel Feingefühl und Liebe an die Geschichte herangeht. Man darf nie vergessen, dass es eben ein Young Adult Buch ist, sodass die Charaktere manchmal Sachen sagen, die man als Erwachsener so nicht tun oder sagen würde. Im Großen und Ganzen bin ich aber mit den Entscheidungen von Letti und Matteo sehr einverstanden gewesen. Dieser etwas andere Countdown to Christmas (im Buch zählen die Kapitel die Tage bis Weihnachten runter) ist eine wunderbar warmherzige Geschichte, die jetzt übermäßigen Spannungsbogen hat (und vor allem nicht braucht), sondern mit toll geschriebenen, gefühlvollen Momenten überzeugen kann.

Mein Fazit

Die Farbe von Schneeflocken ist ein winterlicher Young Adult-Roman, der eine tolle Balance zwischen gewichtigen Themen und festlicher Leichtigkeit zeigt. Die behutsame Erzählweise kann das Herz erreichen. Ein wunderschönes Buch für Zwischendurch.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]