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Veröffentlicht am 16.01.2024

Für mich eine Bereicherung

Vielfalt
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Als Sebastian Pertsch auf Mastodon "Vielfalt" ankündigte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt kaufen und lesen möchte. Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt, weil der Duden Verlag das ...

Als Sebastian Pertsch auf Mastodon "Vielfalt" ankündigte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt kaufen und lesen möchte. Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt, weil der Duden Verlag das Erscheinungsdatum nach hinten verschob und die im Anschluss eBook-Ausgabe - für die ich mich entschieden hatte - noch einmal auf Februar 2024 verschoben worden ist.

Nun halte ich also die gedruckte Ausgabe in meinen Händen und bin zugleich glücklich und beeindruckt. Das glänzende Cover ist ein Hingucker; tatsächlich bin ich mittlerweile froh, nicht geduldig genug gewesen zu sein, auf die eBook-Ausgabe zu warten. Beindruckend ist für mich der Inhalt.

Die in diesem Band versammelten Begriffe waren und sind mir allesamt geläufig. Ich nutze sie immer wieder. Und doch habe ich viel gelernt.

"Vielfalt" versteht sich nicht als klassisches Wörterbuch, wie der Untertitel "Das andere Wörterbuch" klarstellt. Vielmehr ist "Vielfalt" - zumindest empfinde ich es so - als Einladung zu verstehen: Zum einen gibt es eben doch einiges, was wir - die LeserInnen - durch die 100 Beiträge lernen können. Zum anderen lädt "Vielfalt" dazu ein, andere Perspektiven auf diese Begriffe kennenzulernen. Die Beiträge laden dazu ein, sich mit den Begriffen, mit den Perspektiven auseinanderzusetzen. Und die Beiträge laden natürlich auch zu Diskussionen ein.

Jedem Begriff ist eine Doppelseite gewidmet. Das ist teilweise sehr knapp bemessen, denn zu jedem Begriff ließe sich deutlich mehr schreiben. Und doch bin ich froh, dass es diese Einschränkung gibt, denn so ufern die Beiträge nicht aus. Wer Interesse an weiterführenden Informationen hat, dem stehen zahlreiche Quellen und Medientipps zur Verfügung.

"Vielfalt" ist eine meiner Meinung nach eine sehr gelungene Veröffentlichung, die mich mal zum Lachen (alter weißer Mann), mal zum Nachdenken (inklusive Sprache) gebracht hat. Für mich ist dieses Buch eine Bereicherung.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Toll geschriebenes, sehr informatives Sachbuch

Sind wir allein im Universum?
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"Sind wir allein im Universum?" Ich würde wetten, dass die Mehrheit der Menschen sich diese Frage mindestens einmal im Leben gestellt hat bzw. stellt oder noch stellen wird. Insofern ist der Titel von ...

"Sind wir allein im Universum?" Ich würde wetten, dass die Mehrheit der Menschen sich diese Frage mindestens einmal im Leben gestellt hat bzw. stellt oder noch stellen wird. Insofern ist der Titel von Lisa Kalteneggers Buch gut gewählt.

Lisa Kaltenegger ist ihres Zeichens Astronomin und Astrophysikerin und hat es immerhin zur Leiterin des Carl Sagan Institutes an der Cornell University gebracht. Das ist beeindruckend und spricht für den Inhalt des Buches.

"Sind wir allein im Universum? Meine Suche nach Leben im All" erschien bereits 2015, wurde aber Ende 2023 laut Verlag noch einmal komplett überarbeitet neu veröffentlicht. Im Verlauf der Lektüre bin ich immer wieder auf Flüchtigkeitsfehler gestoßen, hier hätte der Verlag meiner Meinung nach sauberer arbeiten können und müssen (Auswirkungen auf den Inhalt haben die Flüchtigkeitsfehler zwar nicht, aber sie nerven).

Inhaltlich hat mich das Buch überzeugt: Lisa Kaltenegger hat ein sehr unterhaltsames Buch geschaffen, das selbst Laien wie mir komplexe Sachverhalte nahezubringen vermag. Und es ist tatsächlich sehr spannend, Lisa Kalteneggers Ausführungen zu folgen und Einblicke in ihre Arbeit zu gewinnen - und natürlich auch ein bisschen besser die Suche nach Leben, wie wir es kennen, zu verstehen (und manch sensationsheischende Zeitschriften-Überschriften besser einordnen zu können).

Ich liebe es sehr, wenn WissenschaftlerInnen uns an ihrem Wissen auf eine Weise teilhaben lassen, die einladend und vermittelnd ist, statt ausschließend. Das gelingt Lisa Kaltenegger mit ihren Ausführungen. Ich habe viel Spaß gehabt, das Buch zu lesen. Und ich habe für mich den Eindruck, etwas dazu gelernt haben, auch wenn ich mir nicht alles merken konnte. Besonders freut mich, die Arbeit von Frau Kaltenegger und ihren KollegInnen besser verstehen zu können.

Mir haben außerdem die begleitenden Illustrationen von Mandy Fischer gefallen, die manche Ausführungen noch besser verdeutlichen und gleichzeitig die Ausführungen auflockern und lebendiger machen. Das ist ein sehr schöner Ansatz.

Alles in allem ist "Sind wir allein im Universum?" - so plakativ der Titel des Buches auch sein mag - ein sehr empfehlenswertes Buch: spannend, unterhaltsam, informativ und dabei nicht zu anstrengend.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Super recherchiert, gut geschrieben

Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste
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"Putins Netz" liest sich wie ein Krimi und ich musste mich während der Lektüre immer wieder daran erinnern, dass Catherine Belton leider nicht Erdachtes zu Papier gebracht hat, sondern Reales. Das Ergebnis ...

"Putins Netz" liest sich wie ein Krimi und ich musste mich während der Lektüre immer wieder daran erinnern, dass Catherine Belton leider nicht Erdachtes zu Papier gebracht hat, sondern Reales. Das Ergebnis ist erschreckend.

Catherine Belton beschreibt das System Putin, seinen Werdegang, seine Einflüsse und eben "das Netz", in dem er sich befindet. Sie hat offensichtlich akribisch und über Jahre hinweg recherchiert. Das Ergebnis der Recherchen, mit zahlreichen Belegen im Anhang versehen, kann man nun am Stück nachlesen.

Und was man da liest, ist in der Tat erschreckend. Einiges war mir bereits bekannt, das Ausmaß des Systems Putin, die Kriminalität, die damit einhergeht, die sind mir allerdings neu gewesen.

Was mir an Betons Buch besonders gefallen hat, ist, dass sie nicht nur das System Putin beschreibt, sondern auch das Versagen des Westens thematisiert. Warum hat der Westen so lange weggeschaut? Auch das wird - wenn auch nicht so ausführlich wie der Rest (natürlich) - eindrücklich ausgearbeitet.

Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass Belton Passagen, in denen sie oder ihre Interviewpartner Mutmaßungen anstellen, auch als solche präsentiert werden und nicht als Fakten. Da sie aber vor allem Fakten präsentiert, sind Mutmaßungen eher die Ausnahme, auch das spricht für das Buch.

Alles in allem ist Putins Netz ein herausragendes Buch, das akribisch recherchiert ist und so geschrieben ist, dass ich es kaum beiseite legen konnte.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Emotional mitreißende Dystopie

Unsre verschwundenen Herzen
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Der Roman, der mich dieses Jahr am meisten mitgenommen hat, stammt von Celeste Ng. Ihr Werk "Kleine Feuer überall" stand schon lange auf meiner Wunschliste, gelesen habe ich nun aber ihren aktuellen Roman ...

Der Roman, der mich dieses Jahr am meisten mitgenommen hat, stammt von Celeste Ng. Ihr Werk "Kleine Feuer überall" stand schon lange auf meiner Wunschliste, gelesen habe ich nun aber ihren aktuellen Roman "Unsre verschwundenen Herzen".

Es gibt einiges, was man an dem Roman - der als Dystopie eingestuft wird - kritisieren kann. "Warum handelt Margaret so und nicht anders, warum nimmt sie dieses und nicht jenes?" "Mir ist das zu konstruiert." Und so weiter. Klar, kann man machen. Und ich würde den jeweils genannten Punkten sogar zustimmen. Nur ist das für mich nicht der Kern des Romans. Oder anders gesagt: Wenn man den Roman nicht an sich ranlässt, wird man diese Punkte derart kritisieren, dass man am Ende nichts mit ihm anfangen können.

Wer sich emotional auf Bird und Margaret einlässt - und mich haben beide schon auf den ersten Seiten in ihren Bann gezogen -, der wird auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt.

Dabei ist die Dystopie, in der Bird und Margaret leben, gar nicht so weit weg. Rassismus (in diesem Roman gegen Chinesen im besonderen und asiatisch-stämmige Personen im allgemeinen) ist nicht nur in den USA seit Jahrzehnten ein ernstzunehmendes Problem.

Ng präsentiert die USA als eine Nation, die im Zuge einer mehrjährigen Krise Chinesen als das Problem herbeigeredet bzw. -geschrieben hat und mit PACT eine Art "Patriotismus-Gesetz" zum Kampf gegen unpatriotische Umtriebe erlassen hat. Gar nicht so weit weg von der Realität, nicht wahr? Auch nicht weit von der Realität entfernt: Wie der Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen immer offener und brutaler ausgelebt wird, wie die Berechtigungen der Behörden im Kampf gegen "unpatriotische Umtriebe" immer mehr ausgeweitet werden, wie irgendwann selbst subtile Kritik an PACT hart bestraft wird.

Vieles von dem, was Ng in dem Roman ersonnen hat, fußt auf der Realität. Das macht gute Romane und Dystopien aus. Sie lassen uns mitfiebern, lassen uns hoffen, der Roman möge ein gutes Ende nehmen, lassen uns nachvollziehbar werden, was da überhaupt vor sich geht.
Im Zentrum steht bei "Unsre verschwundenen Herzen" aber das emotionale Band zwischen Bird und Margaret - und all der Eltern zu ihren verlorenen Kindern und umgekehrt - und deshalb halte ich den Begriff Dystopie für irreführend, was diesen Roman betrifft.

Mich hat "Unsre verschwundenen Herzen" wie bereits erwähnt schon mit den ersten Seiten mitgenommen. Ich fühlte mich mit Margaret und Bird - mit ihrer Liebe zueinander - von Anfang an verbunden. Und wie Ng immer wieder PACT und dessen Auswirkungen bis in die engsten Winkel des Privaten beschreibt und wir so nach und nach das Puzzle und vor allem das Ausmaß des Ganzen begreifen, hat mir sehr gefallen. Der Blick Celeste Ngs ist auf Amerika gerichtet, aber ihre Geschichte ist universell und angesichts der weltweiten Entwicklungen sollte der Roman auch für uns in Europa eine Warnung sein.

Und dann ist da der Kern des Roman - zumindest meiner Meinung nach: den Menschen zu gedenken, die Opfer geworden sind sowie denjenigen, die sich gewehrt haben, im Kleinen wie im Großen. Das ist das, was ich mitgenommen habe: dass die Opfer und Wehrhaften unsere Stimmen und unsere Erinnerungen brauchen, dass sie nicht vergessen werden dürfen.

Für mich ist "Unsre verschwundenen Herzen" ein sehr intensives Erlebnis gewesen, das auch jetzt noch nachhallt und auch noch einige Zeit nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Herrlich abgefahrenes Roman-Debüt

Der Boulevard des Schreckens
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Moritz Hürtgens "Boulevard des Schreckens" lässt sich gar nicht so leicht kategorisieren. Der Roman beginnt wie eine ganz normale Satire und entwickelt sich dann langsam, aber stetig zu einem der abgefahrenen ...

Moritz Hürtgens "Boulevard des Schreckens" lässt sich gar nicht so leicht kategorisieren. Der Roman beginnt wie eine ganz normale Satire und entwickelt sich dann langsam, aber stetig zu einem der abgefahrenen Romane, die ich je gelesen habe - eine wilde Mixtur aus Satire, Gesellschaftskritik, Krimi, Fantasy und Horror. Und obwohl diese Mischung total wild ist, funktioniert sie wundersamer- und wunderbarerweise.

Moritz Hürtgen kenn ich vor allem durch Twitter. Dort bin ich ihm einige Zeit gefolgt, bis ich Twitter verließ. Er ist aber vor allem Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic". Zumindest war er das bisher. Er scheint seinen Job bei der Titanic (zumindest laut Klappentext des Romans) abzugeben, um sich auf seine Schriftsteller-Karriere zu konzentrieren.

Tatsächlich war für mich Hürtgens Roman-Debüt nicht wegen seines Bekanntheitsgrades interessant, sondern deshalb, weil es beim Kunstmann-Verlag, den ich sehr schätze, erschienen ist. Dadurch, dass er bei Kunstmann erschienen ist, war mir klar, dass der Roman definitiv lesenswert ist.

Wie gesagt beginnt der Roman in ziemlich normalen Bahnen: Martin Kreutzer ist Volontär bei einer großen Tageszeitung. Die Einladung zu einer Redaktionskonferenz nutzt er, ein Interview mit dem bekannten Künstler Lukas Moretti zu versprechen. Es kommt, wie es kommen muss: Moretti will Martin Kreutzer natürlich kein Interview geben, so dass dieser sich gezwungen sieht, ein gefälschtes Interview abzuliefern. Dummerweise stirbt Moretti, während Kreutzer, das Interview ersinnt und abschickt. Was danach folgt, ist die oben bereits erwähnte wilde Mischung.

Mir hat Moritz Hürtgens Roman sehr gefallen. Man kann da natürlich viel reininterpretieren. Das dürfte Hürtgen auch ziemlich bewusst so gestaltet haben. Mich hat der Roman aber vor allem - auch ganz ohne ständige Interpretation - unterhalten. Vor allem hat mich bis zum Ende beschäftigt, was genau da eigentlich passiert. Träumt Kreutzer? Ist es eine Fieberphantasie? Steht er unter dem Einfluss von Drogen? Was zum Teufel geht da ab? Das alles ist auf ungewöhnliche Weise unterhaltsam und spannend.

Tatsächlich ist "Boulevard des Schreckens" aber auch eine ziemlich bissige Gesellschaftskritik, dabei wenig subtil in ihren Verweisen auf bekannte Zeitungen und Zeitschriften bzw. die dazu gehörigen Medienhäuser, Querdenker und "besorgte Bürger" tauchen ebenso auf wie koksende Chefredakteure, korrupte (bayrische) Politiker und fliegende verbrannte Forellen.

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob Hürtgen sich eine Verfilmung des Romans erhofft, anbieten würde sich "Boulevard des Schreckens" definitiv. Einige von Hürtgen beschriebene Szenen sind so prägnant, dass ich sie gerne auf der großen Leinwand sehen würde.

Wie dem auch sei, "Boulevard des Schreckens" ist bissig, unterhaltsam und von meiner Seite empfehlenswert für all jene, für die Gesellschafts- und Medienkritik spaßig-irr sein darf.

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