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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2017

Hexenjagd

Blutzeuge
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Mit dem Roman „Blutzeuge“ legt Tess Gerritsen bereits den 12. Band ihrer „Rizzoli & Isles“-Reihe vor. In diesem Fall wird in Boston die Leiche einer jungen Frau gefunden – in der offenen Handfläche liegen ...

Mit dem Roman „Blutzeuge“ legt Tess Gerritsen bereits den 12. Band ihrer „Rizzoli & Isles“-Reihe vor. In diesem Fall wird in Boston die Leiche einer jungen Frau gefunden – in der offenen Handfläche liegen ihre Augäpfel. Die Verstümmelung geschah post mortem, wie bei der Obduktion eindeutig festgestellt wird. Doch die genaue Todesursache bleibt unklar. Kurze Zeit später taucht die Leiche eines Mannes auf – Pfeile ragen aus seinem Brustkorb, die ebenfalls erst nach seinem Tod dort platziert wurden. Beide wurden Opfer desselben Täters, ansonsten scheint es keine Verbindung zwischen ihnen zu geben. Detective Jane Rizzoli von der Bostoner Polizei steht vor einem Rätsel, bis eine Spur sie zu einem Jahrzehnte zurückliegenden Fall von Misshandlungen in einem katholischen Kinderhort führt

Das Cover ist relativ zurückhaltend gestaltet worden, aber es besitzt eine starke autosuggestive Wirkung. Der Blick des Betrachters fällt zunächst auf einen alten Baum, der alle Blätter verloren hat und seine kahlen Äste anklagend in den Himmel reckt. Dahinter erkennt man ein verfallen und verlassen wirkendes Holzhaus, von dem eine latente Bedrohung auszugehen scheint. Aber ist diese Wahrnehmung korrekt? Wissen wir wirklich, was einst geschehen ist? Der Titel besteht nur aus einem einzigen aussagekräftigen Wort und ist in einer plakativen roten Schrift gestaltet worden. Auch seine Bedeutung ist mehrdeutig und regt die Phantasie des Lesers an.

Ganz ehrlich: ich bin kein großer Fan von Krimis oder Thrillern, weil ich gar kein Blut sehen kann. Aber für Tess Gerritsen mache ich immer eine Ausnahme von dieser Regel. Seitdem ich den ersten Band der „Rizzoli & Isles“ Reihe gelesen habe, bin ich von den zwei starken Frauengestalten Jane Rizzoli und Maura Isles fasziniert. Sie sind Heldinnen nach meinem Geschmack: attraktiv, ehrgeizig, intelligent, nicht leicht zu handeln, selbstbewusst, starrköpfig und alles andere als pflegeleicht. Gemeinsam bilden sie ein unschlagbares Team, das die schlimmsten Serienmörder zur Strecke bringt. Diese Protagonistinnen sind nicht grob gezeichnete, starre Figuren, sondern dynamische Persönlichkeiten, die authentisch agieren, in ihrem (komplizierten) Berufs- und Privatleben zahlreiche Höhen und Tiefen erleben und sich in jedem Band weiterentwickeln.
Tess Gerritsen versteht ihr literarisches Handwerk. Der Plot des Romans fällt aus dem Rahmen des Üblichen und ist hervorragend umgesetzt worden. Die Autorin schreibt in einem atmosphärisch dichten, gut lesbaren Stil, erweckt ihre literarischen Schauplätze zum Leben und verwebt das private Leben ihrer Protagonisten mit dem aktuellen Fall. Geschickt legt sie viele falsche Fährten, lockt ihre Leser in die Irre, spart nicht mit schockierenden Momenten, bietet eine unerwartete, aber in sich schlüssige Lösung des Falles und hält den Spannungsbogen bis zur letzten Seite auf einem konstant hohen Niveau. Wie immer hat sie gründlich recherchiert und brilliert mit ihrem fundierten kirchengeschichtilchen Wissen.

Für mich ist diese spannende Fortsetzung perfekt gelungen; mein Kopfkino lief auf Hochtouren und ich konnte den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Deshalb kann es keine andere Wertung als die Höchstpunktzahl von 5 Sternen geben.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Frohe Bescherung!

Kleiner Streuner - große Liebe
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Glaubt ihr noch an den Weihnachtsmann? Nicht? Hoho, dann müsst ihr unbedingt den neuen Roman "Kleiner Streuner - große Liebe" von Petra Schier lesen. Hier kann man nachlesen, wie Weihnachtswünsche in Erfüllung ...

Glaubt ihr noch an den Weihnachtsmann? Nicht? Hoho, dann müsst ihr unbedingt den neuen Roman "Kleiner Streuner - große Liebe" von Petra Schier lesen. Hier kann man nachlesen, wie Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen...

Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein kleiner Streuner, der pünktlich zum ersten Schnee ein warmes Zuhause und einen Namen bekommt. „Socke“ gefällt ihm ganz wunderbar. Es passt zu seinen weißen Pfötchen. Er wohnt jetzt bei André und darf jeden Tag mit ihm zur Arbeit fahren und dort Eva sehen. Sie ist nun Sockes neues Frauchen. Warum sie allerdings nicht auch bei ihm und André einzieht, versteht Socke nicht ganz, aber das scheint so ein Menschending zu sein. Das will Socke unbedingt lösen – am besten noch vor Weihnachten.

Das Cover ist hinreißend. Man muss sich auf den ersten Blick in den kleinen wuscheligen Hund mit den auffälligen weißen Pfötchen verlieben, der so dekorativ vor einer verschneiten Winterlandschaft in Szene gesetzt worden ist. Auch der Titel ist eingängig; er weckt gewisse Erinnerungen an die berühmte norwegische Schriftstellerin Berte Bratt, die in ihrem Buch "Kleiner Hund und große Liebe" ebenfalls einen verlassenen Hund zum Amor auf vier Pfoten avancieren ließ.

Der Plot ist also ganz und gar nicht neu; aber Petra Schier hat ihn geschickt auf die heutige Zeit übertragen und mit ihrer Santa-Claus-Variante verbunden. Auch das Setting in einer vorbildlichen Sozialstation ist gut gewählt. Nicht nur in der Weihnachtszeit sollten wir alle ein Herz für einsame, verlassene Menschen und Tiere haben!

Für mich war es die erste Begegnung mit Petra Schier, und ich bin sehr neugierig auf dieses Buch gewesen. Der Einstieg in den Roman fällt durch ihren angenehmen Schreibstil leicht, und die Geschichte lässt sich mühelos lesen. Trotz der "himmlischen" Einflussnahme auf das Schicksal der Protagonisten scheint die Handlung weitgehend glaubwürdig. Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Hierbei geht es um Santa Claus auf der himmlischen beziehungsweise Eva und André auf der irdischen Seite ; hin und wieder meldet sich der kleine Streuner "Socke" zu Wort und kommentiert aus der tierischen Sicht, was optisch durch eine kursive Schrift deutlich gemacht wird.

Petra Schier ist es gelungen, allen handelnden Personen in ihrem Roman Leben einzuhauchen; sie sind liebenswert, aber nicht perfekt und machen sich manchmal aufgrund von tief verwurzelten Ängsten das Leben schwer. Wie ich im Laufe des Buches erfahren habe, agieren sie nicht nur in diesem Roman, sondern treten bereits in den vorhergegangenen Weihnachtsromanen auf und werden auf diese Weisen zu guten alten Bekannten.

Alles in allem hat mir dieses Buch gut gefallen. Petra Schier erzählt eine zauberhafte Romanze um zwei tierliebe Menschen, die sich gemeinsam um einen ausgesetzten Hund kümmern und ihre Liebe zueinander wiederentdecken. Ihre Geschichte trifft mitten ins Herz - und nicht nur zur Weihnachtszeit. Trotz aller Begeisterung muss ich eine kleine Warnung aussprechen: Dieses wunderschöne Buch ist aufgrund der zahlreichen explizit geschilderten erotischen Szenen nicht für Kinder geeignet!

Veröffentlicht am 24.10.2017

Spiegelungen

Der Fall Kallmann
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Wie lebt es sich im Schatten eines Mordes? Wer war Eugen Kallmann? Warum musste der beliebte Gesamtschullehrer in der beschaulichen schwedischen Kleinstadt sterben? Wirklich nur ein Unglücksfall, wie die ...

Wie lebt es sich im Schatten eines Mordes? Wer war Eugen Kallmann? Warum musste der beliebte Gesamtschullehrer in der beschaulichen schwedischen Kleinstadt sterben? Wirklich nur ein Unglücksfall, wie die Polizei behauptet?

Das sind nur einige Fragen, mit denen sich der neue Roman „Der Fall Kallmann“ von Hakan Nesser beschäftigt. Als Leon Berger, nach der langen Sommerpause seinen Dienst antritt, findet er im Pult unter Kallmanns Sachen eine Reihe von Tagebüchern, die sich als eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit entpuppen und ihn schon bald daran zweifeln lassen, dass sein Vorgänger tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist. Denn in seinen Einträgen behauptet Kallmann unter anderem, er würde die Gabe besitzen, in den Augen anderer Menschen erkennen zu können, ob sie gemordet haben. Und er scheint in den letzten Monaten seines Lebens einem nie entdeckten und nie gesühnten Verbrechen auf der Spur gewesen zu sein. Leon Berger will den Fall Kallmann lösen – seine privaten Ermittlungen setzen etwas in Gang, das schließlich die ganze Kleinstadt erschüttert.

Das Cover ist ein echter Hingucker, der alle Blicke auf sich zieht. Eigentlich ist es gar nicht so spektakulär; es zeigt eine typisch skandinavische Landschaft, wie man sie überall und nirgends findet. Der Betrachter sieht einen düster wirkenden See, der rundum mit dichten Bäumen bewachsen ist. Von ihm geht eine leicht mystisch wirkende Stimmung aus, und man fühlt sich eher unbehaglich in seiner Haut. Der einprägsame Titel fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Er ist nicht reißerisch aufgemacht, sondern zeichnet sich durch eine bewusste Zurückhaltung aus.

Der Plot ist originell. Auch das Setting ist perfekt gewählt. Die Handlung spielt in einer ruhigen schwedischen Kleinstadt, hinter deren heiler Fassade dunkle Geheimnisse und menschliche Abgründe verborgen sind. Wir erfahren weder ihren exakten Namen noch ihre geographische Lage. Allzu weit entfernt von Stockhholm kann sie nicht sein, aber mehr gibt der Autor nicht über den Schauplatz der Handlung preis. Die Kleinstadt „K.“ kann überall und nirgends in Schweden liegen.

Das Geschehen wird aus der Sicht von mehreren Protagonisten, mit zeitlichen Rückblenden, erzählt. Hierbei hat sich der Autor jeweils für die Ich-Perspektive entschieden. Die Aufzeichnungen der verschiedenen Erzähler erinnern in ihrer äußeren Form an Tagebücher. Auch Eugen Kallmann hat mehrere Tagebücher hinterlassen, die gewisse Rückschlüsse auf sein Leben ermöglichen und zahllose Fragen aufwerfen. So schließt sich der Kreis.

Alle Protagonisten sind keine makellos strahlenden Helden, sondern kompliziert und vielschichtig angelegte Figuren, die mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Auch Eugen Kallmann ist eine komplexe Figur, die für andere Menschen schwer zu fassen ist.

Meiner Ansicht nach handelt es sich weniger um einen Krimi oder Thriller als um eine psychologische Studie. Denn es steht nicht die Aufklärung eines mysteriösen Todesfalles, sondern die Auseinandersetzung mit menschlichen Abgründen im Mittelpunkt des Handlungsgeschehens. Längst vergangene Taten werden wieder ans Tageslicht gezerrt, und die Bewohner der schwedischen Kleinstadt müssen sich ihrer Vergangenheit stellen. Gleichzeitig werden sie aber auch mit antisemitischen Strömungen im liberalen Schweden konfrontiert, die ihre Spuren im Schulalltag hinterlassen.

Das Buch trägt die Handschrift eines großen Literaten. Hakan Nesser schreibt in einem angenehmen Stil. Seine Sprache ist einfach, klar und schnörkellos, und der Roman lässt sich mühelos lesen. Das Buch ist vielschichtig angelegt, der Autor legt zahlreiche falsche Fährten, der Spannungsbogen wird zum Ende durchgehalten und eine Lösung des Falles im klassschen Sinne gibt es nicht. Auf diese Weise bleibt das Buch bis zur letzten Seite mysteriös und spannend. .Von mir gibt es für diese Leistung 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.09.2017

E-Mail für dich

Um die Ecke geküsst
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Der Roman "Um die Ecke geküsst" von Meg Cabot führt mitten in die aufregende Presse-Welt. Die Klatsch-Kolumnistin Melissa ist auf den Hund gekommen - den Hund ihrer Nachbarin, die ins Krankenhaus musste. ...

Der Roman "Um die Ecke geküsst" von Meg Cabot führt mitten in die aufregende Presse-Welt. Die Klatsch-Kolumnistin Melissa ist auf den Hund gekommen - den Hund ihrer Nachbarin, die ins Krankenhaus musste. Das hat sie nun von ihrer Hilfsbereitschaft! Wie soll sie sich als berufstätige Frau in New York um die Deutsche Dogge kümmern? Hilfe muss her. Sie kontaktiert Max, den einzigen Verwandten der alten Dame. Doch der will sich im Urlaub mit seiner Supermodel-Freundin nicht stören lassen und schickt stattdessen seinen Kumpel John, der ihm noch einen Gefallen schuldet. John gibt sich als Max aus und hilft Melissa. Problem gelöst! Oder doch nicht? Denn John verliebt sich in Melissa und Melissa liebt Ehrlichkeit …

Das Cover ist in einem knalligen Pink gestaltet. Eindeutiger Blickfang ist ein süßes Hündchen, das den Betrachter aus treuen Augen entgegenlächelt (oder soll ich sagen: hechelt?) Allerdings hätte ich mir von den Gestaltern etwas mehr "Hundeverstand" gewünscht. Eine Bulldogge besitzt keinerlei Ähnlichkeit mit der Deutschen Dogge Paco, die Melissa zum großen Glück verhilft. Der Titel des Romans ist dagegen wieder gut gewählt und macht auf die Handlung des Buches aufmerksam.

Meg Cabot versteht ihr literarisches Handwerk. Ihr Roman spielt in der hektischen Welt einer Redaktion, in der Zeit Geld ist - und sie wählt die perfekte Form des E-Mail-Romans. Ihre Protagonisten sind kontaktfreudig, stehen unter Zeitdruck und chatten munter hin und her, und wir erfahren auf diesem Wege alle wichtigen Informationen "um die Ecke".

Die Protagonisten sind mehr oder weniger sympathisch. Wir begegnen den unvermeidlichen männlichen und weiblichen Klatschbasen, die alle gängigen Klischees erfüllen. Die männlichen Helden Max und John stammen zwar aus vergleichbaren sozialen Verhältnissen, weisen aber völlig unterschiedliche Charaktereigenschaften auf, die wir im Laufe der Handlung "zwischen den Zeilen" lesen können.

Auch die turbulente Liebesgeschichte zwischen Melissa und John entwickelt sich "im Vorübergehen", trägt durchaus Züge einer Screwball-Comedy und ist keine einzige Sekunde langweilig. Sie gipfelt in einem spektakulären Show-Down, in dem Melissa und John gemeinsame Sache machen und den Täter durch eine kluge Aktion überführen.

Insgesamt hat mir diese rasante, spannende Liebesgeschichte in ungewöhnlichem Stil, die mit einem Hauch Krimi abgeschmeckt ist, ausgezeichnet gefallen und ich vergebe heute die Höchstnote.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Die Götter sind los...

Henry Smart
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"Henry Smart. Im Auftrag des Götterchefs" ist der Auftakt einer vielversprechenden neuen Reihe, die Frauke Scheunemann für Kinder und Jugendliche konzipiert hat. Im Mittelpunkt steht Henry, der vor den ...

"Henry Smart. Im Auftrag des Götterchefs" ist der Auftakt einer vielversprechenden neuen Reihe, die Frauke Scheunemann für Kinder und Jugendliche konzipiert hat. Im Mittelpunkt steht Henry, der vor den langweiligsten Sommerferien seines Lebens steht: Er muss mit seinem Vater nach Bayreuth. Schlimmer geht es echt nicht. Doch dann ändert eine Pizzabestellung alles. Statt der Pizza steht nämlich ein schlecht gelaunter Riese vor der Tür. Kurz darauf liegt Henry auch schon vor Wotans Füßen, ja, dem Götterchef höchstpersönlich. Der hat noch ein Hühnchen mit seinem alten Zwergenfeind Alberich zu rupfen und kann Henry dafür ganz gut gebrauchen. Und ehe er sich‘s versieht, jagt er mit Wotans Tochter Hilda durch die Weltgeschichte.

Das Cover ist faszinierend. Automatisch richtet sich der Blick des Betrachters nach oben. Denn man sieht einen lässig gekleideten Jungen aus luftiger Höhe stürzen. Im Vordergrund lauert ein unheimlich wirkender einäugiger Riese, der den Betrachter mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck anstarrt. Auf seiner Schulter sitzt ein Rabe, der den Sturz des Jungen zu beobachten scheint. Auf der linken Seite steht ein zierliches Mädchen, dessen rote Haare im Wind flattern. Der Magie dieser Darstellung kann man sich gar nicht entziehen - man wird automatisch hineingezogen in diese rasante Geschichte und möchte sofort mit der Lektüre beginnen.. Dazu trägt auch der gut gewählte Titel bei, Er macht auf dieses Buch neugierig und erzeugt eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser.

.Frauke Scheunemann schreibt sehr flüssig, und das Buch lässt sich mühelos lesen. Mit ihrer atmosphärisch dichten Darstellung schafft sie es im Handumdrehen, eine fremde Welt vor unseren Augen entstehen zu lassen. Ihre Sprache ist genau auf ihre Zielgruppe ausgerichtet. Henry spricht exakt in dem gleichen flapsigen, schnoddrigen Tonfall, den Kinder in diesem Alter an den Tag legen. Schon aus diesem Grund können sich die kleinen Leser mit ihrem "Helden" identifizieren, der sozusagen ins kalte Wasser geworfen wird und sich mit unbekannten Problemen herumschlagen muss. Der Autorin gelingt es mühelos, das hohe Tempo beizubehalten und den Spannungsbogen bis zur letzten Seite zu halten, und durch die zahlreichen überraschenden Wendungen bleiben ihre Leser immer bei der Stange.

Besonders gut hat mir gefallen, dass dieser Fantasy-Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch informativ geschrieben ist. Frauke Scheunemann hat gründlich recherchiert und längst vergessene nordische Sagen, Legenden und Geschichten in eine originelle Geschichte eingebunden. Hierbei erscheinen manche strahlenden Helden-Gestalten in einem ganz anderen Licht und bekommen mal ihr Fett weg. Man kommt gar nicht mehr aus dem Schmunzeln heraus - und das finde ich wirklich klasse.

Alles in allem hat das Buch mir ausgezeichnet gefallen, und ich habe gar keine andere Wahl, als die Höchstnote von 5 Sternen zu vergeben. Alles andere würde den Zorn der Götter herausfordern.