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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2024

Komisch, tragisch, lustig und gefühlvoll

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs ...

Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs angesichts der Tatsache, dass Stevens Demenz voranschreitet, Ron und Pauline sich gestritten haben, Joyce an Weihnachen nicht kochen durfte und Ibrahim die Feiertage alleine verbringt, genug mit sich selbst zu tun, doch können sie natürlich nicht anders als zu ermitteln, wer Kuldesh auf dem Gewissen hat.

Dieser Teil der Reihe ist meines Erachtens der Beste. Auch wenn er in Sachen Humor nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann (was sicherlich daran liegt, dass der Humor damals so ganz neu und anders war, jetzt hat man sich vielleicht schon ein bisschen daran gewöhnt), so ist dieses Buch das tragischste und gefühlvollste. Mit einer Zärtlichkeit und Liebe werden Themen wie Demenz, Einsamkeit im Alter, Trauer und verlorene Liebe, aber auch ganz Aktuelles wie Love Scamming, aufgegriffen. Jeder der Rentner hat sein Päckchen zu tragen und das Leben ist alles andere als sorgenfrei im beschaulichen Coopers Chase. Und dennoch ist das Buch so lebensbejahend und lässt einen gleichzeitig nachdenklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück.

Der Krimiplot ist solide, auch wenn schnell klar war, wer der Täter ist (ja, selbst für mich). Wenn man die vorigen Teile nicht kennt, könnte man ob der vielen Personen durcheinander kommen, daher bietet es sich nicht als Einstieg an. Wer allerdings die letzten drei Teile mochte, wird diesen hier lieben. Meine uneingeschränkte Empfehlung für alle Donnerstagsmordclub Fans und die, die es werden möchten.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Wort- und sprachgewaltig, voller Emotionen - einfach fantastisch

Liebe in Zeiten des Hasses
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Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige ...

Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige Art. Da wäre der Unterhaltungswert vielleicht auch nicht so hoch. Hier hat fast jeder mehr als eine Liebschaft; neben dem Ehepartner also mindestens mal noch eine Affaire. Dabei wird zwar vor allem geliebt, aber es wird auch gestritten und hintergangen. Das who is who der 20er Jahren findet sich hier wieder und das sind sehr sehr viele. Von Adenauer bis Zelda Fitzgerald, es ist wirklich jeder dabei.

Man könnte zwischenzeitlich etwas den Überblick über die vielen Personen verlieren, hätte man sich zuvor nicht schon in der großartigen Sprache und Erzählweise des Autors verloren. Damit man sich aber eben schnell wieder zurecht findet, gibt es hier und da auch ein paar Erinnerungen und Repetitionen a la „…und was macht eigentlich X und seine Geliebte Y, die sich dann 1932 doch von ihrem Ehemann Z hat scheiden lassen?“ (ja, klingt im Buch 1000 Mal besser!) und damit ist dann auch wieder alles klar.

Inhaltlich tun sich hier einige Abgründe auf. Drogenabhängigkeit, Inzest, es wird wirklich nichts ausgelassen. Manchmal musste ich ob des trockenen Humors lachen, machmal konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Die im Untertitel erwähnten Gefühle prasseln mannigfach beim Lesen auf einen ein und die großartige Sprache tut ihr Übriges um dieses Buch zu etwas ganz Besonderen zu machen. Mein erstes Buch von Florian Illies, aber ganz bestimmt nicht mein letztes!

Veröffentlicht am 29.12.2023

Fesselnd bis zum Schluss

Morgen gehört den Mutigen
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Zwei Frauen, zwei Zeiten. Beide müssen sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Sie wollen sich bewusst für ein lebenswertes Leben entscheiden und sich nicht dem beugen, was gesellschaftliche Umstände und ...

Zwei Frauen, zwei Zeiten. Beide müssen sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Sie wollen sich bewusst für ein lebenswertes Leben entscheiden und sich nicht dem beugen, was gesellschaftliche Umstände und die jeweilige Zeit von ihnen erwarten.

Charlie reist, mit Eve, auf der Suche nach ihrer verschwunden Cousine Rose nach Frankreich. Auf der Fahrt erzählt Eve von ihrem Leben als Spionin im Alice Network, jenem Spionage Netzwerk, das während des ersten Weltkrieges von Louise de Bettignies gegründet wurde und tausenden von britischen Soldaten das Leben gerettet hat. Immer weiter verflechten sich die Geschichten der beiden Frauen, bis sie in der Gegenwart zu einer gemeinsamen Geschichte verschmelzen.

Der Plot ist super fesselnd, die Verbindungen für mich nicht vorhersehbar und die Spannung auf den letzten etwa 200 Seiten kaum aushaltbar; schon fast Thriller-artig schraubt sich die Dramatik immer weiter nach oben. Dass ich auf das Buch eigentlich aufmerksam geworden bin, weil ich gehört habe, dass diese Spioninnen Strickmuster genutzt haben um Informationen weiterzugeben (ja, wirklich! Und ich meine, hallo, welche bessere Kombination als Stricken und spannender Spionagethriller kann es denn bitte geben?!), habe ich über den Plot fast vergessen. Es wird tatsächlich keine einzige Masche gestrickt in diesem Buch…

Spaß beiseite! Um es kurz und knapp mit Charlies Vorliebe zu mathematischen Formeln auszudrücken: tolle Geschichte + tolle Protagonistinnen + fesselnde Erzählung = absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.12.2023

Toller Krimi mit grandiosen Woll-Wortspielen

Wollwut
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Die Frauen des Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub (kurz MKHC) finden bei ihrem Wollness-Wochenende eine Leiche im Moorbad. Ihrem zweitliebsten Hobby fröhnend, gehen sie auf Mördersuche während Kommissar ...

Die Frauen des Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub (kurz MKHC) finden bei ihrem Wollness-Wochenende eine Leiche im Moorbad. Ihrem zweitliebsten Hobby fröhnend, gehen sie auf Mördersuche während Kommissar Wallenstein mit seinem besten Kumpel Arne schon bestens beschäftigt ist.

Der zweite Teil um den MKHC steht dem ersten Teil in nichts nach; ganz im Gegenteil: hier kommen noch eine Schippe Humor und eine große Portion Woll-Wortspiele oben drauf. Mir hat dieser Teil tatsächlich besser gefallen als der erste, weil wir uns hier voll und ganz auf die Handarbeit und den Krimiplot konzentrieren können ohne dass jedes Clubmitglied detailliert vorgestellt wird (es gibt am Anfang eine Art Schnelldurchlauf zum Auffrischen). Man muss den ersten Teil nicht gelesen haben um gut in die Geschichte zu finden, es finden sich allerdings Spoiler zum ersten Teil, daher macht es Sinn die Reihenfolge einzuhalten, sollte man vor haben die Reihe komplett lesen zu wollen (wozu ich ganz dringend rate). Eine Affinität zu Handarbeiten ist sinnvoll. Wenn das noch nicht der Fall ist, wird man sich aber spätestens nach der Lektüre einen Satz Häkelnadeln und Wolle zulegen und dringend einem Handarbeitsclub beitreten wollen. Arne ist das beste Beispiel: kaum in Madlfing angekommen ist es um ihn geschehen und er ist dem Handarbeitsfieber verfallen.

Der Kriminalfall war für mich nicht vorhersehbar und sehr spannend. Dass wir sogar einen kleinen Abstecher in die Kunstgeschichte gemacht haben, hat mich persönlich sehr angesprochen. Die Mischung aus Humor und Krimi ist hier aufs Neue außerordentlich gut gelungen und macht Lust auf viele weitere Teile.

Meine absolute und uneingeschränkte Empfehlung für Strickfans und Cosy Crime Liebhaber!

Veröffentlicht am 12.12.2023

Unaufgeregt spannend

Das Gemälde
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Theo ist Kunsthistoriker und findet durch Zufall das Gemälde eines Pferdes am Straßenrand. Er findet heraus, dass es sich bei dem Tier um Lexington, eines der berühmtesten Rennpferde des 19. Jahrhunderts ...

Theo ist Kunsthistoriker und findet durch Zufall das Gemälde eines Pferdes am Straßenrand. Er findet heraus, dass es sich bei dem Tier um Lexington, eines der berühmtesten Rennpferde des 19. Jahrhunderts handelt. Zusammen mit der Zoologin Jess begibt er sich auf die Spuren des Bildes. Die Geschichte wechselt dabei von Kapitel zu Kapitel zwischen dem modernen Erzählstrang mit Theo und Jess und mit der Erzählung der Lebensgeschichte von Lexington und seinem Pfleger Jarret. Jarret wird als Sklave immer wieder zusammen mit dem Pferd an neue Besitzer verkauft, dabei zeichnet sich ein detailliertes und auch grausames Bild der Südstaaten der USA um 1850. Man leidet mit Jarret und seht inständig das Jahr 1865 und damit das Ende der Sklaverei und des amerikanischen Bürgerkriegs herbei.

Während in der Erzählung um Theo und Jess zunächst die wissenschaftliche Arbeit der beiden im Fokus steht, rückt auch hier nach und nach der Rassismus immer weiter in den Mittelpunkt und dominiert letztendlich auch diesen Erzählstrang. Das Ende dieses Teiles hat mich doch sehr überrascht und lässt mich tatsächlich mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit zurück. Unweigerlich regt das Buch zum Hinterfragen eigener Handlungen und Gedanken an und stellt unumwunden die Frage danach wie sehr der Rassismus in der heutigen Gesellschaft verwurzelt ist. Jess hält einem dabei als moderne weiße Frau den Spiegel vor.

Die Geschichte selbst wird ganz unaufgeregt erzählt und nimmt nur dadurch sacht Fahrt auf, dass jedes Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger endet und man unbedingt weiter lesen muss um wieder anknüpfen zu können. Dadurch fliegt man letztendlich durch die 550 Seiten.

Meine Leseempfehlung für Fans historischer Erzählungen, Pferdeliebhaber und diejenigen, die sich kritisch mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen möchten.