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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2017

War der Blitz der Mörder?

Mordswetter
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„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, ...

„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, das von den hellen Wolken am Horizont reflektiert wurde...“

Hauptkommissar Christian Bär läuft an der Nidda entlang, als er vor einem Gewitter in einen Unterstand flieht. Auf dem Rückweg kommt er an einer Weide vorbei. Die Kühe des Bauern hat der Blitz erschlagen. Dort trifft auch die Journalistin Roberta ein, die nebenbei für den Wetterdienst arbeitet. Doch auf Bär wartet schon der nächste Fall. Auf dem Campingplatz liegt eine tote junge Frau. Alles spricht für Herzversagen infolge Blitzschlags.
Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Dabei nutzt sie für die Handlung geschickt Wetterphänomene. Obwohl ich den Vorgängerband nicht kenne, hatte ich kein Problem damit, der Handlung zu folgen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Bär nimmt sein Arbeit ernst und kann sich regelrecht in einen Fall verbeißen. Für Abwechslung in seinem Leben sorgt seine Nichte Amelie. Außerdem mag Bär Roberta, doch die scheint das nicht zu merken.
Maik, der Freund der Toten, sendet sehr unterschiedliche Signale aus. Angesichts der Toten hat er fast einen Zusammenbruch, doch am nächsten Tag geht für ihn das Leben scheinbar weiter. Er fotografiert in dienstlichen Auftrag Gewitter und geht dafür auch über Grenzen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Sehr anschaulich werden die Entstehung eines Gewitters und die damit verbundenen Gefahren durch Schrittspannung erläutert. Die Farbbilder, die sich im Laufe eines Gewitters ergeben, werden stilistisch gekonnt eingesetzt. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Es gibt Bärs Eindruck nach dem Abziehen des Gewitters wieder.
Bär glaubt nicht an einen Blitzschlag. Für ihn gibt es nur einen Verdächtigen, dem er die Tat nachweisen will. Bald wird in dessen Umfeld eine weitere Tote gefunden. Auch hier scheint ein heftiger Regen ursächlich dafür zu sein.
Gekonnt werden Ereignisse aus der Vergangenheit in die Handlung eingeblendet. Auslöser sind Geschehnisse und Beobachtungen der Gegenwart. Sie reißen alte Wunden auf.
Einen dienstlicher Ausflug ihrer Protagonisten nutzt die Autorin dazu, mich mit den ungewöhnlichen Maßnahmen gegen Wassermassen eines heftigen Regens in Rotterdam vertraut zu machen. An anderen Stelle werde ich mit Gedanken konfrontiert, welche Möglichkeiten es geben könnte, Blitze am Flughafen umzuleiten. Eingebettet sind diese Fakten in eine fesselnde Handlung und immer neue Sprachbilder unter Einbeziehung der aktuellen hochsommerlichen Wetterlage.
Als Leser war ich hin- und hergerissen, ob Bär wirklich auf der richtigen Spur ist. Manches sprach dafür, anderes dagegen. Das führte zu den entsprechend hohen Spannungsbogen. Auch welche Rolle die Geschehnisse des Prologs spielten, blieb lange geheimnisvoll.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Wieder einmal zeigt die Geschichte, dass man mit seinem Urteil vorsichtig sein sollte.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Folgen der Vergangenheit

Elbschmerz
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„...so oft begegnet man seinem Schicksal auf eben jener Straße, die man einschlägt, um es zu vermeiden. Ich gehe hier nicht weg. Nicht noch einmal...“

Kommissar Philip Goldberg hat seinen Mitarbeitern ...

„...so oft begegnet man seinem Schicksal auf eben jener Straße, die man einschlägt, um es zu vermeiden. Ich gehe hier nicht weg. Nicht noch einmal...“

Kommissar Philip Goldberg hat seinen Mitarbeitern einen Yoga-Kurs als teambildende Maßnahme verordnet. Während Peter Brandt die Übungen spielend absolviert, sind sie für Philip Goldberg anstrengend, und für Hauke Thomsen mehr Pflicht als Vergnügen. Sohanraj, der Yogalehrer, strahlt eine wohltuende Ruhe aus. Trotzdem traut ihm Hauke nicht.
Während Philip am nächsten Tag seinen Freund Jens Steirer vom Zug abholt, erhält er einen Anruf. Im Yoga-Zentrum ist die Patientin Annette verschwunden. Es gibt vereinzelte Blutspuren. Die Befragung der anderen Patienten bringt wenig Erhellendes. Einzig ihre Tätowierung, eine Krähe, ist allen aufgefallen.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi in winterlicher Atmosphäre geschrieben. Es ist der zweite Fall des Teams. Ich hatte aber keine Probleme, dem Geschehen zu folgen.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Schnell gibt es einen Hauptverdächtigen. Doch der ist genauso wenig auffindbar wie die verschwundenen Frau. Immer wieder gerät der Yogi ins Blickfeld der Ermittler, denn der Fall scheint Wurzeln in seiner Vergangenheit zu haben.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Obiges Zitat stammt von Sohanraj, der mit bürgerlichen Namen Ralf heißt, und nach dem Tode seiner Eltern und seiner Rückkehr nach Deutschland das ehemalige Elternhaus zum Yoga-Zentrum umgebaut hat.
Sehr detailliert werden verschiedene ayurvedische Anwendungen beschrieben. Die Erläuterungen sind allgemeinverständlich. Auch die Handlungsorte werden gut wiedergegeben. Gleichzeitig beeinflussen die privaten Probleme des Teams das Geschehen, ohne zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Der Umgangston untereinander ist angemessen. Kleine sprachliche Kabbeleien lockern die Atmosphäre auf. Daraus stammt auch mein Lieblingszitat:
„...Der Schaum auf deinem Espresso zählt aber nicht als Mahlzeit...“
Es ist eine Anspielung darauf, dass Philip das Essen nicht so wichtig nimmt.
Gut ausgearbeitet Gespräche bringen nicht nur die Handlung voran, sondern nehmen auch Konflikte aus den privaten Problemen. Außerdem sind sie gekonnt auf die konkrete Person zugeschnitten. Besonders angesprochen hat mich dabei der stilistisch fein gestaltete Dialog zwischen Philip und Magda, da er mir einen Einblick in den seelischen Zustand beider Partner ermöglichte. Für Hauke dagegen bedarf es eine deutlicher Sprache, damit er begreift, wo seine Probleme liegen.
Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen hoch zu halten, mich zum Miträtseln zu animieren und dabei gekonnt in die Irre zu führen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Wissensvermittlung, spannende Ermittlungsarbeit und private Einblendungen bilden ein ausgewogenes Verhältnis.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Bewegend und politisch brisant

Der Trost der Rache
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„...Schon die Anzahl der Sterne war überwältigend. Die Milchstraße war kein blasses Band, sondern ein hell gleißender Fluss, der sich zu bewegen schien. Ein Lavastrom, über dem violette Dunstfetzen hingen...“

Adrian ...

„...Schon die Anzahl der Sterne war überwältigend. Die Milchstraße war kein blasses Band, sondern ein hell gleißender Fluss, der sich zu bewegen schien. Ein Lavastrom, über dem violette Dunstfetzen hingen...“

Adrian ist Hobbyastronom, seine Frau Karin arbeitet als Psychologin.
Alles begann mit dem Tod von Adrians Vater, einen bekannten Wiener Onkologen. Danach wollte sich Adrian einen lang ersehnten Wunsch erfüllen und dass Teleskop auf La Palma besuchen. Normalerweise hat Adrian für Reisen nichts übrig. Er mag seine Ruhe. Karin dagegen fährt gern die Ferne und beschäftigt sich dort mit Trendsportarten.
Bei der Ankunft auf La Palma lernen Adrian und Karin auf der Nachbarterrasse des Hotels die Chilenin Sara kennen.
Der Autor hat einen fesselnden Gegenwartsroman geschrieben. Auf geschickte Weise verknüpft er nicht nur mehrere Schicksale miteinander, sondern stellt auch Beziehungen zur Vergangenheit her. Die Geschichte wird von Adrian im Rückblick erzählt.
Der Schriftstil des Buches lässt sich zügig lesen. Er ist sehr abwechslungsreich und passt sich der inhaltlichen Stimmung an.
Ausführlich werden die Autofahrten und Spaziergänge auf Mallorca beschreiben, sodass ich die Sehenswürdigkeiten und besondere Plätze der Insel kennenlerne. Durch Adrian und seine Gespräche mit Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren bekomme ich eine Einblick in moderne Kosmologie und Quantenphysik. Das geschieht allgemeinverständlich und anschaulich.
Auffallend ist die bildhafte Sprache für die Wiedergabe der Landschaft, aber auch für die Beschreibung von Stimmungen und Gedanken. Häufig werden dabei die Terminologie der Sternenwelt und die unendliche Weite des Kosmos als Metapher verwendet. Obiges Zitat gibt einen Blick auf den Sternenhimmel wieder.
Ganz anders allerdings wirken die Teile, die sich mit politischen Themen beschäftigen. Sara war 15 Jahre, als der Putsch in Chile den demokratisch gewählten Präsidenten hinwegfegte.
Ein sachlicher und knapp erzählender Stil prägt diese Abschnitte. Das sorgt dafür, dass die Grausamkeit der Ereignisse besonders eindringlich bei mir als Leser ankommen. Adrians Internetrecherchen und deren Zusammenfassung gegenüber Karin bringen politisch brisante Einzelheiten zutage, während Saras persönliche Erlebnisse emotional tief berühren. Nicht über alles kann sie sprechen. Deshalb gibt ihr der Autor als besonders Stilmittel die Möglichkeit, einen Brief zu schreiben. Bitter ist es außerdem für die Betroffenen, dass ihnen nie Gerechtigkeit widerfahren ist. Die Weltgemeinschaft hat weggesehen und vertuscht.
Eine kurze Episode wendet sich dem Franco-Regime in Spanien zu. Gekonnt einbezogen wurden bekannte und weniger bekannte Wissenschaftler und Künstler. Die Ermordung des Musikers Victor Jara, der ungeklärte Tod des Poeten Pablo Neruda, die Inhaftierung von Wilhelm Reich in Amerika steht gegenüber, dass einer der Ärzte der deutschen Kolonie in Chile trotz Foltervorwürfe und Verurteilung nach wie vor in Deutschland seine Freiheit genießen kann.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Gegensatz zwischen der Schönheit und Weite des Alls und den Unzulänglichkeiten der menschlichen Gesellschaft, die selbst Grausamkeiten toleriert, wird gekonnt herausgearbeitet.
Ein Zitat, dass Saras inneren Zustand beschreibt, möge meine Rezension beenden:
„...An einem bestimmten Punkt ihrer Nachforschungen geschah etwas mit Sara. Zum ersten Mal entdeckte sie ein Gefühl in sich, dass ihr bisher nicht bekannt war. .. Es dauerte eine Weile, bis sie es benennen konnte: Lust auf Rache. Er verbarg sich in einem anderen, edleren Gefühl, der Sehnsucht nach Gerechtigkeit...“

Veröffentlicht am 25.09.2017

Loretta in Schwierigkeiten

Mausetot im Mausoleum
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„...Ich habe sieben Häuser? Wieso wohne ich dann noch zur Miete?...“

Seit der zeitweisen Trennung von Pascal und dem letzten Fall steht Loretta Luchs etwas neben sich. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, ...

„...Ich habe sieben Häuser? Wieso wohne ich dann noch zur Miete?...“

Seit der zeitweisen Trennung von Pascal und dem letzten Fall steht Loretta Luchs etwas neben sich. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, leihen ihr die Freundinnen eine hochwertige Kamera. Außerdem hat ihr Isolde schon vor 5 Monaten eine Beratung bei der Astrologin Stella Albrecht geschenkt. Das Fotografieren in den frühen Morgenstunden macht Loretta sogar Spaß. Dabei lernt sie auch den Fotografen Stefan kennen. Er will ihr ein besonders Motiv in einem Mausoleum auf den Friedhof zeigen. Als Loretta eintrifft, ist Stefan tot.
Die Autorin hat einen humorvollen Krimi geschrieben. Im Gegensatz zu den Vorgängerbänden überwiegt hier aber über weite Strecken Lorettas ernste Seite. Erstaunlich ist immer wieder, wie gerade in schwierigen Situationen ihr Humor, oder manchmal besser gesagt Galgenhumor, die Oberhand gewinnt.
Die Geschichte lässt sich angenehm lesen. Loretta macht seit einiger Zeit Nachtschicht. Dabei findet sie mehrmals unterschiedliche Blumen an ihrem Auto. Eines Tages ist auch eine Liste dabei, die zeigt, was die verschiedenen Blumengrüße bedeutet. Loretta fühlt sich genervt und macht sich Gedanken, wer der Blumenbote sein könnte, zumal die Blumengeschenke nach Stefans Tod weitergehen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Dazu trägt auch Lorettas erfrischende Ausdrucksweise bei.
Beim Besuch der Astrologin erfährt Loretta, dass sie Uranus im siebten Haus hat. Daraufhin fällt obiges Zitat.
Gut gefällt mir, wie die Autorin manch Wissenswerte geschickt im Kontext der Handlung verpackt. So darf ich die Bedeutung der Blumensprache kennenlernen. Außerdem erklärt Stella Loretta und somit auch mir als Leserin, dass es bei der Astrologie nicht darauf ankommt, die Zukunft vorauszusagen, und wie es zur Erstellung und Interpretation eines Horoskops kommt. Hier wird gekonnt mit Vorurteilen gespielt. Lorettas Meinung über Astrologen, ihr Aussehen und ihre Umgebung scheint sich erst zu bestätigen, bevor dann alles anders ist, als sie vermutet hat. Wer den Widerspruch aufgelöst haben will, sollte die Geschichte selbst lesen.
Obwohl sich Loretta dieses mal aus den Ermittlungen heraushalten will, gerät sie trotzdem in ungeahnte Schwierigkeiten. Gerade wie Loretta die meistert, gehört zu den sprachlichen Höhepunkten dieses Teiles.
Ein Nachwort zur Geschichte der Blumensprache und eine Leseprobe der neuen Reihe der Autorin ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 23.09.2017

Tod einer Sängerin

Zwischen Schatten und Licht
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„...Die letzten Tage, ja sogar die letzten Wochen, die er wie im Rausch verbracht hatte, kamen ihn unwirklich vor. Fast so, als wäre er nur eine Marionette in einem Stück, dessen Plot er nicht kannte...“

Bei ...

„...Die letzten Tage, ja sogar die letzten Wochen, die er wie im Rausch verbracht hatte, kamen ihn unwirklich vor. Fast so, als wäre er nur eine Marionette in einem Stück, dessen Plot er nicht kannte...“

Bei Kommissarin Nina Tschöke herrscht die übliche morgendliche Hektik. Sie hat ihren geistig behinderten Bruder Kai bei sich aufgenommen und sorgt dafür, dass er rechtzeitig auf Arbeit kommt.
Am gleichen Tag erwacht Marleen Seismo im Hotel in Bielefeld. Sie ist in die Stadt ihrer Kindheit zurückgekehrt, um ein Konzert zu geben. Am Abend vorher war sie zu einem Klassentreffen.
Stefan, Ninas ehemaliger Freund, nimmt Kai zu dem Konzert mit. In der Pause lässt sich Kai am Tisch der Sängerin ein Autogramm geben. Kaum hat sie die Bühne wieder betreten, bricht sie zusammen. Jede ärztliche Hilfe kommt zu spät.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der dritte Band mit dem Team der Kriminalisten. Ab und an gibt es kurze Hinweise auf die Vorgängerbände. Das betrifft dann vor allem die Entwicklung im Team, kaum die alten Fälle.
Schnell stellt sich heraus, dass es in Marleens Ehe nicht zum besten stand. Auch in der Band gab es Reibereien, denn nicht jeder war mit Marleens neuen Plänen einverstanden. Natürlich mussten auch die Teilnehmer des Klassentreffens befragt werden. Dort schien alles eitel Sonnenschein. Marleen war der Star des Abends, und das wurde von allen akzeptiert. Und dann gibt der Blick in ihre Mails einen weiteren Hinweis.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Schritt für Schritt darf ich die Ermittlungen verfolgen. Gleichzeitig werden die Spannungen im Team deutlich. Bent, der Leiter, schickt Dominik grundsätzlich zu Außenterminen. Dafür fühlt sich Nina von Bent angezogen. Doch der hat ein Geheimnis, von dem bisher keiner weiß.
Kai, der einer der letzten war, die mit Marleen gesprochen haben, schweigt zu den Vorgängen. Er mag die neugierigen Fragen nicht und fühlt sich bedrängt.
Die Befragungen erlauben mir einen Einblick in die Vergangenheit der Protagonisten. Nicht für jeden haben sich die Lebensträume erfüllt. Die Band existierte schon in der Schulzeit. Damals gab es unterschiedliche Besetzungen, bis sich die endgültige Gruppe fand. Das ging natürlich nicht ohne Verletzungen ab.
Gut ausgearbeitete Dialoge bringen die Handlung voran, aber nicht die Ermittlungen. Das liegt an den komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten. Den Ablauf der Tat konnten die Kriminalisten fast exakt recherchieren. Nur die handelnden Personen entziehen sich ihrer Kenntnis.
Obiges Zitat stammt von Sebastian Siekmann. Der Pianist soll neu in die Band einsteigen, nachdem er einst den Platz räumen musste.
Sehr vorsichtig spricht die Autorin ein Thema an, was für die Handlung eine besondere Rolle spielt. Wie weit darf man in einer Befragung gehen, um den Täter zu einer Aussage zu bewegen? Auch hier zeigen sich die verschiedenen Charaktere der Kriminalisten. Bent setzt die Grenzen sehr eng. Korrektheit gehört zu seinen wichtigsten Charaktereigenschaften. Dominik sieht etwas mehr Spielraum.
Sehr genau werden die Emotionen der Protagonisten herausgearbeitet. Sebastians Trauer, Ninas Angst und die Neugier einer Mutter sind wenige Beispiele dafür. Diese Gefühle werden nicht nur in Worten formuliert, sondern sie spiegeln sich im Handeln wider.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag nicht zuletzt an dem gekonnten Zusammenspiel von dienstlichen Aufgaben und Privatleben und an der psychischen Tiefe, mit der die Personen gekennzeichnet wurden.