Wiener-Eislaufschule
Wien, ausgehendes 19. Jahrhundert:
Nach einem Unfall aus der Vergangenheit trägt Nikolett eine größere Brandnarbe an Dekolleté, Hals und Gesicht.
Schlimmer sind jedoch ihre seelischen Verletzungen, hervorgerufen ...
Wien, ausgehendes 19. Jahrhundert:
Nach einem Unfall aus der Vergangenheit trägt Nikolett eine größere Brandnarbe an Dekolleté, Hals und Gesicht.
Schlimmer sind jedoch ihre seelischen Verletzungen, hervorgerufen durch die Ablehnung der Menschen in ihrer Umgebung.
Denn obwohl Nikolett reich ist und aus dem Hochadel stammt, ziehen sich ihre "Freunde" von ihr und ihrem "entstellten" Anblick zurück.
Auch Janós, der verarmte beste Freund ihres Bruders und ihre heimliche große Liebe, geht ihr mittlerweile aus dem Weg.
Als Nikolett von ihrer Mutter dazu gedrängt wird am Wiener Opernball zu debütieren, soll ausgerechnet Janós ihr Tanzpartner werden.
Dieser aber wehrt sich mit Händen und Füßen davor mit Nikolett zu tanzen, willigt dann aber nach Druck durch Nikoletts Mutter doch ein.
Beim eislaufen am See trifft Nikolett u.a. auf das aus dem Waisenhaus stammende Dienstmädchen Julianna.
Deren Leben ist geprägt von Armut und harter Arbeit bei ihrem sadistischen Arbeitgeber.
So unterschiedlich die beiden auch sind, eint sie die Liebe zum eislaufen und der Wunsch nach Liebe und Anerkennung.
Julianna sucht bei jeder Gelegenheit nach Hinweisen zu ihrer Mutter, von der sie aber nur weiß, dass sie eine Asiatin und eine Eistänzerin war.
Und nach dem "Himmelsstürmer" - einem jungen, namenlosen Eisläufer, den sie einmal getroffen und dann aus den Augen verloren hat.
Es handelt sich dabei um Leopold, der die mehr schlecht als recht laufende Fabrik seines verstorbenen Vaters übernehmen musste, die Arbeit aber nicht liebt und sie nur dem Großvater zuliebe weiterführt.
In jeder freien Minute sucht er nach seiner "Eisprinzessin" - einer jungen Asiatin, die er nicht vergessen kann.
Zu der sich zum eislaufen heimlich am See treffenden kleinen Gruppe stößt irgendwann der amerikanische Balletttänzer Jackson Haines.
Gemeinsam wollen sie für den alljährlich stattfindenden Wettbewerb des Wiener Eislaufvereins eine Kür in Jacksons ganz neuartigem Stil einstudieren, denn ein Sieg würde für sie alle ein ganz neues Leben bedeuten.
Rena Rosenthal bindet in ihrem Roman sowohl die gängigen Gepflogenheiten der besseren Gesellschaft, als auch die dazu im krassen Gegensatz stehenden Lebensumstände der Arbeiterschicht gekonnt mit ein.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptprotagonist(inn)en in der Ich-Perspektive erzählt und so erlebt man ihre persönlichen Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Nöte hautnah mit.
Die Geschehnisse rund um den Wettbewerb werden ab der zweiten Hälfte des Buches richtig spannend und man bangt und hofft mit der Eistanzgruppe mit.
Das Ende... anders als erwartet, aber mit Perspektive.
Nikolett, Julianna, Leopold und Janós sind fiktive Personen, Jackson Haines hat es jedoch wirklich gegeben.
Er gilt als der Begründer des modernen Eislaufes, seine "Wiener Schule" löste den steifen und strengen englischen Eislaufstil ab.