Diese Geschichte tut weh
Warum willst du jetzt schon gehen?„Allerdings weiß ich nicht, wie ich unsere Unterhaltung öffnen soll, ohne mir all unsere Nachrichten durchzulesen, als wären sie nicht meine liebste Geschichte. So wie früher.“ (S. 153)
Eine Liebesgeschichte ...
„Allerdings weiß ich nicht, wie ich unsere Unterhaltung öffnen soll, ohne mir all unsere Nachrichten durchzulesen, als wären sie nicht meine liebste Geschichte. So wie früher.“ (S. 153)
Eine Liebesgeschichte ohne Happy End? Damit hatte die Autorin mich bereits bei der Ankündigung für ihre Geschichte begeistern können. Doch auch nach Beenden des Jugendromans bleibt die anfängliche Euphorie bestehen. Tage später begleitet mich Lenis Geschichte noch durch den Alltag und bringt mich zum Nachdenken. Warum gibt nur so wenige solcher Geschichten?
Das Cover: Anfangs empfand ich es als recht simpel. Mittlerweile liebe ich es! Es sind so viele Kleinigkeiten aus der Geschichte in der Aufmachung versteckt. Die blauen Wellen auf dem Farbschnitt, die das Setting widerspiegeln, Leni und Arts Illustrationen – alles passt hier perfekt. Auch setzt es sich deutlich von den Covern ihrer anderen Romane ab und ist eindeutig als Jugendroman zu erkennen.
Die Handlung: Leni darf ihren Traum vom Schreiben am Künstlerinternat Sankt Zander ausleben. Schon immer liebte sie die Liebe in Liebesromanen und erhofft sich nun, ihrem Zukunftstraum einem Stückchen näher zu kommen. Kaum dort angekommen trifft sie auf Art. Indiesänger. Älter. Charmant. Leni fühlt sich wahrhaftig in einen ihrer Liebesromane hineinversetzt und genießt die schönen Treffen mit Art. Bis es irgendwann nicht mehr so schön ist. Was passiert, wenn die Person, die alles für einen ist, sich nicht mehr meldet? Was dann? Wo bleibt das versprochene Happy End?
Meine Meinung: Diese Geschichte habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Sie tut weh, sie tut sehr, sehr weh. Aber gleichzeitig ist es wichtig, dass es auch solche Geschichten gibt, die, ohne Happy End. Doch sie ist nicht nur von Trauer durchzogen. Freundschaft, Hoffnung und das Ausleben von Träumen spielen eine wichtige Rolle, die die Geschichte rundum stimmig machen. Gabriella versteht es wirklich, Emotionen so roh und nahbar darzustellen, dass die Lesenden einfach mitleiden müssen. Noch immer denke ich viel über diese Geschichte nach und über das Ende. Das ist das Tragische und gleichzeitig schöne an Sad Ends: sie hallen unglaublich nach. Während des Lesens gab es Szenen in der Geschichte, in denen ich Leni ständig eine rote Flagge unter die Nase halten wollte. Aber für Außenstehende ist das meist leichter zu sehen, als für die betroffene Person. Diese Geschichte mag zwar wehtun, aber sie ist umso wichtiger. Besonders haben mir die Gründe-Kapitel (Zwischenkapitel) gefallen – da hat die Autorin definitiv ihr Schreibtalent unter Beweis gestellt.
Die Charaktere: Helena (Leni) mochte ich als Protagonistin unglaublich gerne. Ihre Emotionen sind so empfänglich für die Lesenden und ich würde sie auch keinesfalls als naiv bezeichnen. Ihre Entwicklung war so bewundernswert und am Ende war ich einfach nur unfassbar stolz auf sie. Doch auch Amber – Lenis Mitbewohnerin - konnte mich überzeugen. Mein einziger Kritikpunkt hierbei ist, dass man nie wirklich etwas zu ihr erfahren hat. Es gab einige Schlüsselmomente, die am Ende jedoch nicht wirklich aufgeklärt wurden. Und Art…ja, wo fange ich da an? Er war nie wirklich greifbar. Genau wie Leni tappt man bei ihm immer ein wenig im Dunkeln. So charmant, dass es schon fast wieder eine Schippe zu viel ist. Er war für mich immer ein Schemen – da, aber nie wirklich erreichbar. Und das war gelungen so, da man gemeinsam mit Leni Schritt für Schritt hinter seine Fassade blickte.
Fazit: Ich wünschte ich könnte die Geschichte noch einmal das erste Mal lesen. Tatsächlich freue ich mich, dass nun Leser:innen in Lenis Alter ein solches Buch haben, denn ich glaube, dass es nichts Tröstlicheres gibt, als sich gesehen zu fühlen. Danke Gabriella, für diese wichtige und herzzerreißende Geschichte! Ich vergebe hier 5/5 Sternen und kann sicher sagen, dass es ein Jahreshighlight ist!