Profilbild von Evy_Heart

Evy_Heart

Lesejury Star
offline

Evy_Heart ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Evy_Heart über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2021

Mogelpackung

Sex/Life
0

Ich habe dieses Buch über Netgalley angefordert, weil mich der Klappentext geködert hat. Ich dachte an eine Frau, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit weiterentwickelt, an die ...

Ich habe dieses Buch über Netgalley angefordert, weil mich der Klappentext geködert hat. Ich dachte an eine Frau, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit weiterentwickelt, an die Spannung, die aus den Tagebucheinträgen und der Realität entsteht. Ich hatte ein unterhaltsames, romantisches Buch mit guten erotischen Szenen erwartet. Mysteriös verspricht das Buch im Vorwort, man sollte es aufgrund der obszönen Darstellung sexueller Inhalte von Minderjährigen verstecken. "Obszön" ist an diesem Buch das ständige Selbstmitleid der Ich-Erzählerin und ihr Bedürfnis, ihre tolle Jugend, die gar nicht toll war, hinaufzubeschwören. "verstecken" sollte man das Buch vor jüngeren Lesern, weil es zeigt, dass nach 9 Jahren großer Liebe nur noch Frust steht und die Angst, das offen anzusprechen. Selten hat mich ein Buch so enttäuscht.

Vielleicht ist das Buch eine Parodie, die ich nicht verstanden habe.

Rezi enthält Spoiler.


Cover und Titel

Das deutsche Cover verkauft uns vier Männer - überwiegend handelt das Buch jedoch von Brooks Mann Ken, seltener von den drei festen Beziehungen vor ihm. Außerdem ist die Geschichte nicht so bunt und witzig, wie es das Cover verheißt. Ich mag die geometrische Gestaltung, ich mag die Farben, es ist ein wunderschönes Titelbild - für das Buch jedoch die pure Verschwendung. Eine Frau auf einer Bank in Pastellblau mit ein paar Glanzeffekten hätte es auch gebracht.

Allerdings finde ich den deutschen Titel "Sex/Life" passender als "44 Chapters About 4 Men" - denn es geht um Sex und die Frage, welche Auswirkungen er auf das Wohlbefinden hat.

Worum geht es?

BB hat ein Problem - ihr Mann ist ein toller Freund, als Liebhaber aber körperlich und emotional nicht brauchbar. Die Akte sind schlecht, Komplimente bekommt sie keine und auch sonst wirkt Ken eher passiv. Aus Frust beginnt BB Tagebuch über ihre Verflossenen zu schreiben - und als sie mitbekommt, dass er das liest, erschafft sie zwei Bücher - eines mit ehrlichen Schilderungen, das andere mit geschönten Beschreibungen, um ihren Mann zu besseren Akten zu animieren bzw. zu manipulieren.

Brooke

BB ist das Einzelkind zweier Hippies, die gern rauchend dasitzen. Viel mehr erfährt man nicht. An einigen Stellen wird erwähnt, dass sie gern fotografiert und malt, aber auch über sie erfährt man wenig. Sie hatte früher wenig Busen und hat sich beide Warzen piercen lassen, sowie ein paar andere Stellen. Als Teenager war sie ein Punk, mit schweren Stiefeln, kurzen bunten Haaren. Sie hat mit vielen Männern geschlafen und hat vieles ausprobiert, es gibt aber manches, was sie noch tun will z.B. am Strand oder im Flugzeug. Vielleicht wollte Brooke laut sein, um von ihren Eltern gehört zu werden? Als Erwachsene scheint ihr diese lebhafte Zeit noch sehr wichtig zu sein.

Brook hat eine beste Freundin, die aber wenig zur Handlung beiträgt.

Die drei Männer

Knight ist ein unnahbarer Rebell, der Brooke mag. Er ist spontan und leidenschaftlich, stalkt sie aber, als sie sich trennen - wie genau, das bleibt vage.

Hartley ist in jedem Sinne hässlich - seine Zähne sind nicht schön, er ist nicht intelligent und hat komische Tattoos. Bei Hartley driften Realität und Geschöntes am weitesten auseinander.

Hans ist Gitarrist in einer Band und genießt das Rock'n Roll-Leben. Man weiß nicht, ob er nicht mitbekommt, dass ihn Frauen anbaggern oder ob er Brooke nur gut anlügen kann. Er ist ein netter Kerl und mit ihm zieht Brooke sogar zusammen. Neben der Eifersucht scheitert die Beziehung aber daran, dass Hans nichts zum gemeinsamen Leben beiträgt.

Allen gemein ist, dass sie gefallene Jungs sind, die das Image des wilden, unangepassten Mannes haben. Brooke fühlt sich zu solchen Männern hingezogen. Ich vermute, dass sie jemanden sucht, zu dem sie aufblicken kann. Ich fand sie aber nicht so anziehend.

Ken

Ken ist Buchhalter und hat zwei Seiten. Die eine trägt Schwarz und darin wirkt er autoritär. In diese Seite hat sich Brooke verliebt. Die meiste Zeit ist er aber der schicke Typ im Hemd, der ruhig und ausgeglichen, ziemlich beherrscht wirkt. Und er mag Schmerzen. Ken überlässt Brooke die meisten Entscheidungen, durchdenkt Aufgaben aber gut. Brooke kann mit ihm lachen und sie mögen ähnliche Musik. Als Freund wäre er super, als Mann weniger.

Ich denke, dass sich Brooke in ihn verliebt hat, weil sie die "dunkle" Seite in ihm sieht und weil sie etwas Solides wollte - jemand, der Probleme löst, anstatt sie zu verursachen. Jemanden, an den sie Verantwortung abgeben kann.

Der Konflikt

Anfangs hat Brooke Kens Fähigkeiten noch wohlwollend betrachtet - dass er schüchtern ist, dass er andere Erfahrungen gemacht hat. Und sie hat das als Herausforderung gesehen. Mittlerweile leidet sie jedoch darunter. Obwohl selbst Psychologin, kann Brooke ihre Wünsche kaum kommunizieren. Ich habe mich lange gefragt, warum Brooke ihrer Vergangenheit nachtrauert und warum die Geschichten bei Ken so gut wirken. Ich denke, dass es um Spontanität geht, um eine Pause vom Alltag. Und dass die Geschichten völlig unromantisch sind, aber klar zeigen, was Brooke möchte.

Der Konflikt löst sich schließlich auf zwei Arten: Ken wird zum Super-Lover, der sie spontan im ganzen Haus beglückt - was für mich nicht nachvollziehbar war. Brooke vermutet dahinter eine Trotzreaktion und ich vermute, dass sie nicht lange anhalten würde, weil das zentrale Problem nicht gelöst ist. Brooke versucht das anszusprechen, aber es scheint nur oberflächlich anzukommen. Und die Figur setzt ihre Ansprüche herab, weil sie merkt, dass all die Akte, die in ihrer Fantasie so schön sind, real nicht so gut wirken.

Es gibt viele Möglichkeiten, an körperlichen und emotionalen Konflikten zu arbeiten - eine Affäre, Selbstliebe usw. All diese Möglichkeiten schöpft das Buch nicht aus. Es gibt sich mit einer eher konservativen, romantischen Lösung zufrieden.

Schreibstil und Gestaltung

Ich habe viele Absätze des Buches überflogen, weil Brooke ständig betonte, wie aufregend ihr Leben als Punk war - ich fand das öde und monoton.

Außerdem gibt es am Anfang ein Glossar, weil die Figur eigene Begriffe kreiert hat - die oft nur einmal verwendet werden. Ich fand sie witzig, aber es hätte keines Glossars bedürft. Ähnlich wie der Disclaimer am Anfang soll damit die Spannung gesteigert werden, was ich als Mogelpackung empfand.

Ich fand die Erotik nicht romantisch, nicht schön, sondern nur bitter. Ein bisschen explizit wird es, aber der pseudo-freche Stil der Figur macht die Stimmung kaputt.

Man kann den Schreibstil witzig finden, mich erinnerte er aber an eine 16-Jährige, die ihren Freundinnen in aller Ausführlichkeit und Übertreibung schildert, wie toll alles war.

Was ich gut fand: Den Moment, in dem im Akt Muttermilch aus ihrer Brust spritzt - damit können sich sicher einige Mütter identifizieren.

Fazit

Ein Reinfall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2021

Metapherngewitter

Thérèse und Isabelle
0


Dass lesbische Literatur Platz im Mainstream hat, ist relativ selten. Daher freute ich mich, dass mit diesem Buch endlich ein Text über Frauenliebe bei einem namenhaften Verlag veröffentlicht wird.

Fazit ...


Dass lesbische Literatur Platz im Mainstream hat, ist relativ selten. Daher freute ich mich, dass mit diesem Buch endlich ein Text über Frauenliebe bei einem namenhaften Verlag veröffentlicht wird.

Fazit am Anfang: Damals war das Buch so revolutionär, dass es nur stark gekürzt veröffentlicht werden durfte. Es fällt mir schwer, das in die Bewertung einzubeziehen, weil ich dieses Thema gewohnt bin. Als Text für sich finde ich ihn aus handwerklicher Sicht nicht gut.

Das Cover ist hübsch - aber nicht für diese zarte Geschichte.

Worum geht es?

Das Buch beschreibt die Liebe zweier Schülerinnen in einem Internat in Frankreich, über der immer die Gefahr steht, dass die Erzählerin Therese von ihrer Mutter abgeholt wird oder dass beide erwischt werden.

Was hat mir gefallen?

Die Beziehung zur Mutter: Die Ich-Erzählerin hat ein inniges Verhältnis zur Mutter, sieht sich sogar als Vater-Ersatz und sie ist betrübt, als der Stiefvater dazwischen kommt. Das wirft die Frage auf, ob die dominante Isabelle nicht ein Mutter-Ersatz für Therese ist.

Das Machtgefälle: Therese wirkt im Buch eher passiv, sie lässt vieles machen und hat Bedenken, selbst aktiv zu werden. Sie fühlt sich von Isabelles offensiver Art angezogen, hat aber ständig Angst, dass sie erwischt werden. Man sieht sie selten genießen. Besonders am Anfang, als Therese die Hass-Liebe zu Isabelle beschreibt, wird die Ambivalenz gut deutlich. Diesen inneren Konflikt fand ich interessant.

Technik: Die Frauen wenden vielseitigen Techniken an, sie nutzen den ganzen Körper, was ich auch in Büchern der Jetzt-Zeit selten erlebt habe.

Was hat mir nicht gefallen?

Metaphern-Gewitter: Die Autorin springt ständig von einem Bild zum nächsten, ohne sie auszuführen. Ich habe schwer Halt gefunden, ich konnte mich selten in die Beschreibungen fallen lassen. Ich glaube, dass die Autorin vieles umschrieben hat. Ist das Selbstzensur, ist das ihre Sprache? Wahrscheinlich erkennen manche Leser darin große Kunst und entschlüsseln die Gefühle, aber für mich war es kein "Buch für Frauen", weil es die Gefühle nicht offen ausspricht, sondern schwer zugänglich ist.

Die Handlung: Es passiert nicht viel, und auch wenn das Buch ein bisschen Spannung hat, gibt es nichts, was das Geschehen vorantreibt. Das Buch gleitet von einer erotischen Szene zur nächsten, insgesamt gibt es drei Stück davon. Hinzu kommt, dass die Metaphern alles überdecken, zuviel Raum einnehmen.

Fazit

Ähnlich wie mit "Salz auf unserer Haut" bin ich mit dem Text nicht warm geworden. Aus queer-historischen Gründen ist es sicher interessant, das Buch und seine Geschichte aufzuarbeiten und herauszuarbeiten, wie solche Bücher sowohl den Feminismus als auch das Verständnis von queerer Liebe vorangebracht haben. Als Text für sich fand ich ihn langweilig, nicht mitreißend, nicht gefühlvoll und auch nicht erotisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2020

*Wein*

Flowers of Passion – Flammende Lilien
0

Ich hatte das Buch angefordert, weil mir das Cover gefiel und ich die Idee eines Kosmetik-Unternehmens interessant fand. Letztlich hat das Buch sämtliche Erwartungen enttäuscht - es gibt weder eine interessante ...

Ich hatte das Buch angefordert, weil mir das Cover gefiel und ich die Idee eines Kosmetik-Unternehmens interessant fand. Letztlich hat das Buch sämtliche Erwartungen enttäuscht - es gibt weder eine interessante Handlung, noch einen guten Erzähl- oder Schreibstil. Dazu eine Hauptfigur, die ständig an "das Eine" denkt. Anders formuliert: Ich dachte, dass das Genre in all den Jahren kreativer geworden ist oder sich die Rollenbilder ein bisschen der Realität angenähert haben - dieses Buch tritt das mit Füßen. Wenn ich mir von den 10 EUR im Second-Hand-Laden ein paar schöne Klamotten kaufe, hab ich mehr Spaß damit.

Info am Anfang: Es handelt sich um den vierten Band der Reihe. Man versteht die Handlung problemlos, ohne die anderen Bücher zu kennen. Allerdings verliert man am Ende, als jede Figur nochmal ihren Auftritt hat, die Übersicht.

Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?

Um Kosmetik? Wenig. Um Düfte? Ein bisschen. Um Lilien? Sehr wenig. Um die Klage aus dem Klappentext? Drei Seiten lang - von 211 (bei mir). Das Buch handelt von einem Anwalt, der die Töchter seiner toten Schwester aufnimmt und die Chefin einer Kosmetikfirma und deren große Familie.

Und ein paar tiefe Gespräche über Überlastung in der Gesellschaft gibt es.

Charaktere

Valentina ist eine eher unauffällige Protagonistin. Sie mag ihre Familie und sie steht auf Düfte - das taucht sogar als Motiv manchmal auf. Wenn es notwendig wird, d.h. sich die Handlung erschöpft hat, bekommt sie ein paar Probleme. Nachdem sie von ihrem vorherigen Partner betrogen wurde bzw. er Exklusivität aufgekündigt hat, ohne ihr davon zu erzählen, traut sie sich als Teil einer Beziehung zu wenig zu. Sie denkt, dass ihre Erwartungen zu hoch sind und später, dass sie zuviel Raum in der Beziehung mit Anwalt Carter einnimmt. Für mich sind das reale Probleme, die es wert sind, dass man über sie spricht. Sie werden im Roman aber zu kurz ausgeführt bzw. sind nur Mittel zum Zweck. Das war traurig. Umweltbewusstsein scheint ihr nicht zu liegen, weil sie Carters Töchter dazu verführt, viele Klamotten zu kaufen. Ohnehin scheint es im Buch sehr einfach, als Ersatzmutter für zwei Töchter zu dienen, wenn man einen guten Geschmack für Kleidung hat.

Carter ist das Herzstück des Romans. Er ist das Alpha-Männchen, das sich mindestens fünfmal in Valentina "versenken" oder anders korpulieren möchte. Selbst tiefsinnige Gespräche werden untermalt von körperlichen Feuerwerken, meistens, nachdem der Konflikt kurz angesprochen und schnellstmöglich abgeharkt wurde. Er möchte die Gefühle der Frau steuern und vermeldet auf S. 175, übrigens inmitten eines Aktes, "Du darfst niemals an meinen Gefühlen für dich zweifeln. Versprichst du mir, dass du das nicht mehr tust?" - er stuft sie damit auf das Niveau eines kleinen Kinders herab. Wenn sie zweifelt, ist es seine Aufgabe als Partner, sie dabei zu unterstützen, damit sie damit besser umgehen kann. Auch Carters eigene Auffassung von Männlichkeit ist einfach. Als er denkt, dass Valerie ihn verlässt, weil sie kommentarlos ihre Klamotten aus der Wohnung holt, und beide das später geklärt haben, notiert er "Ein schwacher Moment. Wird nicht wieder vorkommen." - ich weiß nicht, ob das ein Witz war, aber es ist nicht schwach Angst zu haben, egal, welchem Gender man sich zuordnet. Jeder darf schwach sein, solange er anderen damit keinen Schaden zufügt. Ansonsten mag Carter seine Töchter und hat ein gutes Verhältnis zu ihnen.

Die anderen Familienmitglieder nehmen Raum ein - manche mehr, manche weniger. Aber es fiel mir schwer, ein Gefühl für sie zu bekommen. Aber sie lenken gut von all den körperlichen Szenen ab und sorgten für eine lockere, witzige Stimmung. Und ein paar Nebenschauplätze.

Die Erotik

Die Akte finden in den ersten zwei Dritteln überwiegend digital und mündlich statt, im letzten Drittel gibt es auch ausführliche Penetrationen. Ich weiß nicht, ob das geplant war, damit sie sich steigern, ich fand's langweilig. Meist geht die Initiative vom Mann aus, wenn es die Frau tut, wirkt das eher plump und als würde der Erzähler schnell zu Bekanntem zurück kehren wollen. Die Szenen sind nicht kreativ, weder was Orte noch Techniken noch Atmosphäre betrifft. Immerhin verschont uns die Autorin mit einem Schluss-Akt.

Erzählstil

Was mich im Buch genervt hat ist, dass Figuren und Handlungen nur auftauchen, wenn es notwendig wird. Z.B. die Sandwich-Lieferantin auf S. 81, die den Raum betritt und vorgestellt wird, aber eigentlich öfters Sandwiches bringt.

Die Handlung wird aprupt gerafft, Szenenübergänge sind oft wenig vorhanden. Für mich fehlt hier das Gefühl für Erzähltempo und Ausfaden.

Auch bei der Klage wusste ich nicht, wie wichtig sie wirklich für das Unternehmen ist - im Klappentext und den ersten Seiten wirkte sie essentiell, weil das Produkt innovativ ist und sie jahrelang darauf hin gearbeitet haben. Später erfahren wir aber, dass das Unternehmen gut läuft und noch andere Produkte hat, die sie gut verkaufen; dass es eher die Schadenersatzforderungen sind, die Schwierigkeiten machen. Businessmagazine haben im Buch das Niveau von Käseblättern, die nicht recherchieren können. Das untergräbt den Wert von qualitativem Journalismus.


Schreibstil

Selten sind mir einem Verlagsbuch so viele Wortwiederholungen aufgefallen, oft binnen einer Seite. Ich weiß nicht, ob es an der Autorin liegt oder der Übersetzung. Aber anhand meiner Stichproben denke ich: die Übersetzung. Das zweimalige "ins Schlafzimmer schaffen" auf S. 118/119 wird im Original einmal mit "make it upstairs" (bis nach oben schaffen) beschrieben. Bei "My sisters were shoe lovers, but scarves were my kryptonite.", was mit "Meine Schwestern waren beide mehr Schuhliebhaberinnen, aber ich konnte nicht genug Tücher haben." übersetzt wird, geht der Humor komplett verloren. Ich würde im Zweifel zum Original greifen, weil sich das Genre generell leicht lesen lässt.

Grundsätzlich ist der Text stolperfrei und lässt sich flüssig lesen. Ich fand's aber nicht angenehm.

Auffällig ist übrigens, dass kaum Markennamen genannt werden, aber "Sephora", eine mittelpreisige Kosmetikmarke, die in Deutschland überwiegend in Parfümerien und Kaufhäusern erhältlich ist, fünfmal genannt wird. Weil sie das höchste Ziel ist, das Valentina erreichen kann. Ich fand das trotzdem komisch.

Fazit

Wem das Genre gefällt, wer die Klischees und Schemata mag, die abgearbeitet werden, und wer sich nicht daran stört, dass Konflikte als gelöst gelten, wenn sie mit einem Akt enden, möge das Buch lesen. Dann aber immerhin das Original.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2020

Klischeekeule

His Package – Schmutzige Geheimnisse
0

Ich fand die Idee mit dem Paket witzig und wollte einen Liebesroman lesen. Deswegen habe ich es angefordert. Leider ist der Text für mich nicht gut gelungen. Kurz gesagt: Wer dieses Buch lesen möchte, ...

Ich fand die Idee mit dem Paket witzig und wollte einen Liebesroman lesen. Deswegen habe ich es angefordert. Leider ist der Text für mich nicht gut gelungen. Kurz gesagt: Wer dieses Buch lesen möchte, sollte den Realismus an der Türe abgeben und sich flauschige Klischeepantoffeln anziehen.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Die kratzbürstige Katzenbesitzerin Lilith liebt es, böse über ihre Mitmenschen nachzudenken, während Schönling Liam "Eiskalte Engel"-mäßig vor seiner Stiefschwester flüchtet.

Meine Meinung

Lilith ist eine sarkastische Frau und Humor ist der einzig positive Punkt im Buch. Es gibt viele witzige Dialoge. Diese kommen jedoch nicht bei mir an, weil ich mit der Figur von Anfang an nicht warmgeworden bin. Lilith erzählt viel Böses, wirkt aber eher passiv und handelt nur selten danach. Ihr Fernstudium wird nur erwähnt und spielt für die Charakterisierung eine Rolle, mehr nicht. Sie kommt mit ihren Chefs klar, hat sogar eine beste Freundin - die jedoch erst am Ende kurz auftaucht. Auf mich wirkt Lilith nicht negativ, sondern nur möchtegern-plump. Außerdem findet sie Liam SOFORT attraktiv und als Sahne auf der Kirsche ist Lilith einen Monat nach der ersten Begegnung bereits schwanger ... Den Hintergrund für ihr Verhalten, dass sie nicht so werden wollte, wie ihre Eltern sie haben wollten, fand ich sehr interessant. Es wird aber von dem ständigen Wunsch der Erzählerin überdeckt, Lilith fies darzustellen. Das gemeine Mädchen, das vom Prinzen geheilt wird. Für mich hat die Figur gar keine Substanz, man merkt, dass sie eine Nebenfigur war, für die die Autorin ein Spin-Off haben wollte. Denn als Nebenfigur stelle ich sie mir witzig und als einen guten Gegenpol vor.

Ähnliches gilt für Liam: Typisch "männlich" mag der Lilith sofort, körperlich und geistig, und ohnehin haben die beiden wenige Probleme, die sie gemeinsam lösen müssen. Liam ist "der Einzige", der hinter Liliths Fassade blickt und hat für vieles Verständnis. Und er hat eine Stiefschwester, die mit ihm schlafen will, um ihn erobert zu haben. Ziemlich eindimensional. Genauso eindimensional wie ihr Ende.

Die Nebenfiguren eint, dass sie alle einzigartig, aber etwas skurill sind. Dazu zählen Liams Geschäftspartner sowie Liliths Chefs und deren Ehenfrauen. Jede Figur hat ein paar Auftritte, aber sie wirken wie Gags, die lustig sein sollen, aber nicht lustig sind.

Das Päckchen aus dem Klappentext spielt bald keine Rolle mehr, sondern es geht nur noch um Liliths Bösartigkeit und Liams Schwester.

Der Schreibstil wirkt etwas verkrampft und der Erzählstil gewollt. Immerhin ist die Erotik-Szene kreativ.

Fazit

"His Package" ist eine Geschichte, die das Rad nicht neu erfunden hat, sondern alle Klischees bedient, die man bedienen kann. Und die man schnell vergisst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2024

Akten und Anhimmeln

Fake Out - Homerun für zwei
0

Ich lese selten Romane über Sport, aber ich wollte mich mal reinwagen. Und bei einer Gay Romance sage ich nicht Nein. Leider war der Text einfallslos, konstruiert, emoational nicht packend und hatte mit ...

Ich lese selten Romane über Sport, aber ich wollte mich mal reinwagen. Und bei einer Gay Romance sage ich nicht Nein. Leider war der Text einfallslos, konstruiert, emoational nicht packend und hatte mit Sport nur wenig zu tun. Immerhin ist er flüssig geschrieben.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Maddox hat sich von seiner Ex-Freundin getrennt, weil er angeblich schwul ist. Anstatt ihr zu sagen, dass er keine feste Bindung möchte. Nun heiratet sie, er lügt ihr vor, er hätte einen Freund und SIE lädt ihn zur Party ein. Gut, dass die beste Freundin Stacie einen schwulen Bruder namens Damon hat.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Wer hier Klischee-Bingo spielen möchte, ist richtig. Unsere Hauptfigur wird als bindungsscheu beschrieben, aber man sieht das nicht. Er schläft nicht mit anderen Frauen und man spürt nicht, dass er im Bereich Marketing arbeitet. Immerhin würde er gern reisen. Auch über Damon wüsste ich nicht viel zu sagen. Er hat Komplexe wegen eines Sportunfalls, der ihn die Karriere kostet. Aber auch das entpuppt sich als Nebelkerze, wie so viele Konflikte im Buch.

Jeder Konflikt wirkt konstruiert, wird schnell gelöst und packt mich emotional gar nicht. Am Ende bekommen wir ein ganzes Konflikte-Gewitter, das den Gehalt einer 5-Minuten-Terrine hat. Logisch hergeleitet, aber selten tief genug. Erzäherlerisch schlecht.

Stacie soll Humor reinbringen, weil sie ständig Streiche spielt, aber tiefer wird's nicht.

Das "Highlight" sind die beiden erotischen Szenen. Sie sind SO hölzern und unkreativ geschrieben, dass ich nur noch wollte, dass es aufhört. Gekrönt von eihnem "Oh verdaaammmt." - nur echt mit drei A, drei M und einem Punkt am Ende. Dass sich beide Figuren gern mündlichen Genüssen hingeben und Analverkehr als ultimatives Ziel sehen, ist ok, aber auch ziemlich klischeehaft.

Nachdem sich beide Figuren gefunden haben, sagen sie sich und dem Leser, wie gern sie sich haben. Und zueinander, wie gern sie miteinander schlafen möchten. Mehr als die Hälfte des Buches.

Am Ende kommt Maddox Bindungsangst nochmal zur Sprache, aber auch hier fehlt die Tiefe.

Baseball wird einer Stelle erklärt, aber wirkliches Flair kommt nicht auf.

Immerhin ist das Buch flüssig geschrieben, lässt sich schnell lesen, es macht aber nichts, wenn man Passagen über-liest, man verpasst nichts.

Fazit

Wer Sicherheit mag und mit Klischees kein Problem hat, wird hier solide Kost finden. Für mich war's eine einzige Enttäuschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere