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Veröffentlicht am 21.01.2024

Die Castle Noll Ermittlungen

Das Mörderarchiv
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Im Winter machen wir es uns zu Hause gemütlich. Mit Tee und Keksen - und vielen Büchern. Dabei darf cosy crime nicht fehlen. Deshalb haben wir uns für "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin entschieden.

Das ...

Im Winter machen wir es uns zu Hause gemütlich. Mit Tee und Keksen - und vielen Büchern. Dabei darf cosy crime nicht fehlen. Deshalb haben wir uns für "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin entschieden.

Das Cover erinnert an einen Comic. Eine junge Frau sitzt in einem pinkfarbenen Rolls-Royce, der das auffallende Kennzeichen "Frances" trägt. Im Hintergrund ist ein imposanter Landsitz zu erkennen, der sich in Großbritannien verorten lässt. Der Titel ist witzig und macht auf das Buch neugierig.

Kristen Perrin entführt ihre Leser*innen aufs Land, in das fiktive verschlafene Städtchen Castle Noll. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Annabelle ("Annie") Adams, einer angehenden Krimi-Autorin, geschildert, die mit ihrer etwas exzentrischen Mutter Laura, einer talentierten Künstlerin, in London lebt und von ihrer verwitweten betagten Tante Frances, einer entfernten Verwandten, zu einem Besuch auf den vornehmen Landsitz Gravesdown Hall eingeladen wird. Durchbrochen werden ihre Schilderungen durch persönliche Einträge der heranwachsenden Frances, die 1965 mit ihren zwei Freundinnen einen Jahrmarkt besucht und sich aus der Hand lesen lässt, wobei die erhaltene Weissagung sie nicht mehr loslässt und ihr weiteres Leben prägt. In der Form erinnern die 1966 einsetzenden Notizen von Frances an ein Tagebuch, aber sie werden von ihr als "Castle Noll-Ermittlungen" deklariert.

Alles in allem hat mir dieser gemächliche, ruhige Kriminalroman gut gefallen. Er ist leicht und locker geschrieben, atmet britisches Flair und lädt zum Miträtseln ein. Gute Unterhaltung für zwischendurch!

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Tsambika

Du, ich und das glitzernde Meer
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Kalimera!

An grauen, regnerischen Tagen träumt man von einem Urlaub im sonnigen Süden. Umso mehr freut man sich über eine literarische Auszeit mit dem Roman "Du, ich und das glitzernde Meer" von Lötte ...

Kalimera!

An grauen, regnerischen Tagen träumt man von einem Urlaub im sonnigen Süden. Umso mehr freut man sich über eine literarische Auszeit mit dem Roman "Du, ich und das glitzernde Meer" von Lötte Römer auf der Trauminsel Rhodos, die zu den schönsten Inseln der Dodekanes-Gruppe zählt.

Das Cover ist in warmen Farben gehalten und lässt auf einen unbeschwerten Urlaub hoffen. Eng umschlossen, unternimmt ein verliebtes Paar einen Strandspaziergang, im Licht der untergehenden Sonne. Der Titel klingt wie ein Versprechen. Kann Lotte Römer es einlösen?

In ihrem Roman greift Lotte Römer ein nach wie vor vieldiskutiertes Thema auf. Darf eine alleinstehende Frau zwischen 30 und 40 Jahren sich ihren Wunsch nach einem Kind ohne einen festen Partner erfüllen? Darf sie sich über alle moralischen Bedenken hinwegsetzen und für eine Insemination oder In-Vitro-Fertilisation in einer Fachklinik entscheiden? Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Antwort: Ja, sie hat das Recht. Denn es ist ihr Körper - und ihre Entscheidung. Weder eine feste Beziehung noch eine eingetragene Lebenspartnerschaft noch eine mit staatlichem/kirchlichem Segen geschlossene Ehe bieten eine absolute Garantie für ein stabiles familiäres Umfeld, in dem alle Kinder auf dieser Welt aufwachsen sollten.

Ehrlich gestanden, bewundere ich Nele für ihren Mut, den steinigen Weg zu ihrem Wunschkind zu gehen. Gegen alle Widerstände, vor allem ohne die Unterstützung ihrer Mutter Petra, die sie an diesem Wendepunkt ihres Lebens so dringend gebraucht hätte. Im Gegensatz zur Realität läuft alles rund; Nele wird im ersten Versuch schwanger und kann ihre Schwangerschaft bis zur Entbindung eines gesunden Kindes genießen - obwohl die Erfolgsquote bei max. 10 % pro Versuch liegt (und eine anschließende natürliche Fehlgeburt binnen der kritischen ersten drei Monate als "Erfolg" in der offiziellen Statistik einer Kinderwunsch-Klinik verbucht wird.

Wie viele ungewollt kinderlose Frauen unternimmt Nele einen Ausflug zum Kloster Tsambika. V. ielleicht hat eine himmlische Macht ihre Hände im Spiel? Auf jeden Fall hat Nele nicht nur Glück mit ihrer Schwangerschaft, sondern findet auch Rio, einen aus Deutschland stammenden Animateur, der ihr künftig zur Seite stehen wird. Glaube kann viel bewegen...

Des weiteren thematisiert Lotte Römer die Liebes-Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren am Beispiel von Marco, Neles jüngstem Bruder, und Ivan, einem Restaurant-Besitzer auf Rhodos. In Deutschland und vielen europäischen Ländern können Schwule und Lesben ihre sexuellen Präferenzen offen leben, in anderen Staaten sehen sie sich mit strafrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Todesstrafe konfrontiert. Wollen wir hoffen, dass diese intolerante Haltung bald der Vergangenheit angehört...

Alles in allem hat mir dieser erste Band aus der Reihe "Liebe auf Rhodos" sehr gefallen. Für mich ist er weitaus mehr als ein heiterer Urlaubsroman. Ich halte ihn für ein klares Bekenntnis zu Toleranz und Wertschätzung. Aus diesem Grunde spreche ich eine ausdrückliche Lese-Empfehlung aus!

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Gefangen...

The Institution
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Hallo zusammen!

Interessiert ihr euch für forensische Psychologie und Psychiatrie? Habt ihr immer davon geträumt, einen Blick hinter die Kulissen einer Anstalt werfen zu können? Dann möchte ich euch den ...

Hallo zusammen!

Interessiert ihr euch für forensische Psychologie und Psychiatrie? Habt ihr immer davon geträumt, einen Blick hinter die Kulissen einer Anstalt werfen zu können? Dann möchte ich euch den Psychothriller "The Institution" empfehlen. Für mich ist ist dieses Buch meine erste literarische Begegnung mit der internationalen Bestseller-Autorin Helen Fields, welche von der forensischen Profilerin Dr. Connie Woodwine erzählt, die nach einem Mord undercover in einem Hochsicherheitsgefängnis für geistig kranke Schwerverbrecherinnen ermittelt und einen dramatischen Wettlauf gegen die Zeit führt.

Das in dunklen Farben gehaltene Cover transportiert eine bedrückende, düstere Stimmung. Auf den ersten Blick hat mich das graue Gebäude, irgendwo im Nirgendwo gelegen, umgeben von Bergen und Wasser, nicht zwingend an ein Hochsicherheitsgefängnis erinnert, sondern ich hätte es durchaus mit einer verfallenen Festung aus dem letzten Jahrhundert gleichsetzen können. Dennoch ist mir mehr als eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen, als ich es aufmerksam betrachtet habe. Welche schrecklichen Geheimnissen mögen hinter den dicken Mauern verborgen sein?

Dagegen mutet der schlichte Titel wie typisch britisches Understatement an. Als klassische psychiatrische Einrichtung mag ich mir dieses Hochsicherheitsgefängnis für kriminelle Geisteskranke nicht vorstellen. In jedem Falle eine faszinierende Mischung!

Helen Fields spielt gekonnt mit den Erwartungen ihrer Leser
innen. Ihr Werk ist durchzogen von einer bedrückenden, klaustrophobisch-verstörenden Atmosphäre, was nicht nur an den hier untergebrachten gemeingefährichen Serienkillern, sondern auch an den undurchsichtigen Ärztinnen, Pflegerinnen und sonstigen Beschäftigten liegt, die sich nicht in die Karten schauen lassen wollen. Auf ihre Weise wirken sie genauso abgestumpft, brutal und empathielos wie alle Insassinnen des Hochsicherheitsgefängnis; die euphemistisch als "Gäste" bezeichnet werden, und man fragt sich unwillkürlich, zu welchen Gräueltaten sie selbst fähig sein mögen.

Mich hat dieser extrem grausame, schockierende Psychothriller begeistert. Allerdings wird er aufgrund der expliziten Darstellung von (physischer und psychischer) Gewalt für sensible Menschen schwer zu ertragen sein, weshalb ich eine ausdrückliche Trigger-Warnung ausspreche. Alle anderen Leser
innen dürfen sich auf Hochspannung und Nervenkitzel pur freuen. Viel Vergnügen!

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Die Frau hinter der Marke

Jil Sander. Eine Annäherung
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Die deutsche Modedesignerin Jil Sander steht für eine klassische, zeitlose Mode, die nicht nur im Büro, sondern auch in der Freizeit einen perfekten Look garantiert. Wenn man so will, hat sie die Emanzipation ...

Die deutsche Modedesignerin Jil Sander steht für eine klassische, zeitlose Mode, die nicht nur im Büro, sondern auch in der Freizeit einen perfekten Look garantiert. Wenn man so will, hat sie die Emanzipation von Frauen in der Fashion Welt vorangetrieben. Im Gegensatz zu ihren Kolleg*innen hat die zurückhaltende Stylistin niemals das Rampenlicht gesucht, sondern sich stets im Hintergrund gehalten. Über ihr privates Leben ist wenig bekannt. Einen Einblick hinter die Kulissen erlaubt das interessante Buch "Jil Sander. Eine Annäherung" von Maria Wiesner, die sich auf die Suche nach der Frau hinter der Marke gemacht hat.

Das Cover ist auf das Wesentliche reduziert - und entspricht dem Charakter von Jil Sander. Es zeigt sie in einem schlichten schwarzen Anzug, minimalistisch und modern. Auch der Titel überzeugt durch seine Sachlichkeit.

Dieses bewusste Understatement hat mir imponiert. Die lebendig geschriebene Biographie überzeugt durch Einfühlungsvermögen und Sachkenntnis, wenn sie sich auf die Suche nach den Spuren von Jil Sander macht und ihren (nicht immer einfachen) Weg an die Spitze nachzeichnet. Wer die Frau hinter der Marke kennenlernen möchte, sollte sich dieses beeindruckende Portrait nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Am Abgrund...

Hope's End
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Wer kennt nicht die ungeklärte Geschichte von Lizzie Borden, deren Vater und Stiefmutter am 4. August 1892 in ihrem Hause ermordet aufgefunden worden sind? Der amerikanische Schriftsteller Riley Sager ...

Wer kennt nicht die ungeklärte Geschichte von Lizzie Borden, deren Vater und Stiefmutter am 4. August 1892 in ihrem Hause ermordet aufgefunden worden sind? Der amerikanische Schriftsteller Riley Sager hat wichtige Motive aus dem historischen gesicherten Fall aufgegriffen und in seinem neuen Psychothriller "Hope's End" umgesetzt, der in einer düsteren, verfallenen Villa auf den Klippen von Maine spielt.

Unter uns, hätte ich ein klassisches Cover erwartet. Hier wird auf die suggestive Wirkung von zwei Farben, Rot und Blau, gesetzt. Sie ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, das protzige Herrenhaus, erbaut auf einer steilen Felsklippe, über dem wild tosenden Meer, rückt in den HIntergrund. Den einprägsamen Titel finde ich sehr gelungen; er unterstreicht den tragischen Untergang einer Familie, verbunden mit dem unaufhaltsamen Verfall des Anwesens.

Der neue Psychothriller von Riley Sager spielt auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen, einmal in der Vergangenheit (1929) und in der Gegenwart, fast 50 Jahre später. Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht einer "Ich-Erzählerin", einem weiblichen Mitglied der Familie Hope, das von der 1929 geschehenen Tragödie berichtet, und aus der Perspektive einer weiteren "Ich-Erzählerin", der Pflegefachkraft Kit, die mit der persönlichen Betreuung der invaliden Lenora Hope auf dem einst prächtigen, nun verfallenen Landsitz Hope's End betraut ist. Für mein persönliches Empfinden ist der Schauplatz perfekt gewählt; alle handelnden Personen können sich nicht aus eigener Kraft von den Dämonen der Vergangenheit befreien, sie sitzen gleichsam fest in den maroden Gemächern des stattlichen Herrenhauses, das um so mehr tiefe Risse aufweist und aus dem gefährdeten Gleichgewicht in eine extreme Schieflage abrutscht, je näher man der Auflösung der düsteren Familientragödie kommt.

Alles in allem hat mich meine Lektüre begeistert. Riley Sager ist ein brillanter Psychothriller gelungen, der ohne allzu großes Blutvergießen auskommt. Mich hat dieses mit Mystery und Horror-Elementen angereicherte Buch von der erste Seite an in seinen Bann geschlagen, durch viele unerwartete Wendungen nicht mehr losgelassen

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