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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2024

Ewiger Verlierer

SLAM DUNK 1
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Hanamichi Sakuragi ist ein großer Pechvogel. Bekannt ist vor allem für drei Dinge: rote Haare, Schlägereien und Glücklosigkeit bei Mädchen. Seine Freunde machen sich einen Spaß daraus, jeder Liebeserklärung ...

Hanamichi Sakuragi ist ein großer Pechvogel. Bekannt ist vor allem für drei Dinge: rote Haare, Schlägereien und Glücklosigkeit bei Mädchen. Seine Freunde machen sich einen Spaß daraus, jeder Liebeserklärung zu lauschen, um sich über den unausweichlich folgenden Korb kaputt zu lachen. Doch dann begegnet Hanamichi Haruko, dem Mädchen seiner Träume. Er würde alles tun, um sie zu beeindrucken, sogar Basketball spielen. Der Basketball-Club ist allerdings wenig begeistert, den arroganten, Schläger in ihren Kreisen zu sehen.

Die Zeichnungen sind überhaupt nicht mein Ding, deswegen habe ich gezögert zu dieser Reihe zu greifen. Da es sich allerdings um einen Sportmanga handelt, davon gibt es auf dem deutschen Markt nicht so viele, habe ich doch reingeschnuppert. Das Tempo und der Slapstick haben mich sofort mitgerissen. Hanamichi ist ein Charakter der das Mitleid, die Sympathie und auch ein wenig die Abneigung des Lesers hervorruft. Seine Brutalität und seine Besessenheit von Mädchen sind schon unangenehm, aber seine Glücklosigkeit und sein Eifer sich selbst etwas zu beweisen machen ihn wieder sympathisch. Da bin ich gespannt wohin sich sein Charakter entwickelt.

Die Zeichnungen und auch die Darstellungen des Schulalltags zeigen, dass die Geschichte Anfang der 90er entstand. Gerade im Schulalltag zeigt sich, wie hart und brutal in Japan damals Disziplin durchgesetzt wurde. Ob strenge Lehrer oder ein geradezu brutal anmutender Sportclub, immer wieder ist man als europäischer Leser etwas befremdet. Es ist aber auch interessanter Einblick in eine andere Kultur. Diese Elemente werden durch Slapstick und einen wenig angepassten Protagonisten immer wieder aufgelockert. Manchmal ist mir Hanamichi allerdings etwas zu albern.

Alles in allem: Ein interessanter Auftakt zu einem wahren Mangaklassiker. Mit seinem Tempo und Witz hat er mich wider Erwarten gepackt.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Ein ungleiches Paar

Shikimori's not just a Cutie 1
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Shikimori ist ein ganz besonderes Mädchen. Bildhübsch, bärenstark, klug und der Traum aller Jungs. Diese sind wie vor den Kopf geschlagen, dass Shikimori ausgerechnet mit dem trottligen Izumi zusammen ...

Shikimori ist ein ganz besonderes Mädchen. Bildhübsch, bärenstark, klug und der Traum aller Jungs. Diese sind wie vor den Kopf geschlagen, dass Shikimori ausgerechnet mit dem trottligen Izumi zusammen ist. Izumi, der zwar zugegeben nicht schlecht aussieht, aber ein riesiger Tollpatsch und Unglücksrabe ist. Wenn jemand von einem herunterfallenden Blumentopf getroffen wird, dann Izumi. Wenn jemand von einem Auto mit Pfützenwasser geduscht wird, dann Izumi. Shikimori hat alle Hände voll zu tun, ihren Freund vor sämtlichen widrigen Ereignissen zu schützen.

Ein kurzweiliger Auftakt zu einer witzigen Mangareihe. Der erste Band hat einen Kurzgeschichtencharakter. In unterschiedlichsten Situationen lernt man die beiden Hauptcharaktere kennen und bald ist klar, dass die beiden durch eine große Zuneigung miteinander verbunden sind Izumi kämpft immer wieder mit seinen Unzulänglichkeiten, er will seiner Freundin nicht lästig fallen und sie nicht in Gefahr bringen, liebt sie aber genau wegen ihrer Überlegenheit und dass sie auch immer wieder unsicher in seiner Gegenwart ist. Mit seiner Tollpatschigkeit geht er sehr entspannt um und misst ihr und der daraus resultierenden Verletzungsgefahr wenig Gewicht bei.

Shikimori wird nicht ausschließlich als extremer Gegensatz zu Izumi gezeichnet, als Supercharakter ohne Schwächen, sondern auch immer wieder schüchtern oder auch unsicher in Izumis Gegenwart, da sie von ihm auch unbedingt als liebenswertes, hübsches Mädchen gesehen werden will. Sie hat Angst, dass ihre Stärke und Überlegenheit ihn abschreckt.
Beide Protagonisten werden sehr sympathisch gezeichnet. Die Geschichte ist zumindest derzeit, hauptsächlich Slapstick, eine Basisgeschichte ich derzeit nicht zu sehen, aber ähnlich wie in Horimiya sprechen mich hier die Zeichnungen und die Charaktere an, sodass ich mich auf die weiteren Bände freue.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Ein Blick in eine andere Welt

Um 1500
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Romedio Schmitz-Esser nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Ausgangspunkt für den Blick auf die Zeit um 1500 ist Albrecht Dürer, von dem neben einem reichen Bildnachlass auch schriftliche ...

Romedio Schmitz-Esser nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Ausgangspunkt für den Blick auf die Zeit um 1500 ist Albrecht Dürer, von dem neben einem reichen Bildnachlass auch schriftliche Zeugnisse erhalten sind, die einen direkten und persönlichen Einblick in diese uns so fremde Zeit gewähren. In relativ kurzen Kapiteln werden unzählige Aspekte des damaligen Lebens beleuchtet. Dabei werden nicht nur die politischen, kulturellen und kunstgeschichtlichen Aspekte berücksichtigt, sondern auch ganz alltägliche Dinge: Wie sah der Alltag aus? Die Genderrollen? Der Haushalt? Oder auch wie wurde die Tierwelt wahrgenommen? Dürer hat phantastische Tier- und Pflanzenbilder gemalt, doch wie müssen wir uns die Wahrnehmung der damaligen Menschen wirklich vorstellen? Dabei hat Romedio Schmitzer-Esser gerne eine Überraschung für den Leser in der Hinterhand. Dinge, von denen wir glauben, darüber genau Bescheid zu wissen, stellen sich als tradierte Vorurteile heraus, die teilweise bewusst initiiert wurden. Gerade bei Genderrollen, Ehe- und Dorfleben kann sich der Leser auf einige neue Informationen gefasst machen.

Für mich ein äußerst gelungenes, breit gefächertes Geschichtsbuch, dem eine Verbindung zwischen Dürer Biographie, Kunst und Geschichte glückt. Der Stil ist sachlich, aber lesbar. Der Autor hat bewusst auf einen umfassenden Anmerkungsteil verzichtet und sich nur auf wesentliche Punkte beschränkt. Das Bibliographie-Kapitel lädt zu weiterer Lektüre ein. Da dieses Buch einen sehr umfassenden Blick auf unterschiedlichste Aspekte der Zeit bietet, bleiben manche Informationen rudimentär, teilweise Hypothese. Zu manchen Punkten hätte ich gerne mehr gelesen, bei manchen Stellen hätten schon ein/ zwei Sätze mehr genügt, um die Information abzurunden. Zwar wird jedes Kapitel mit einem Dürer-Bild eingeleitet, das auch Ausgangspunkt für das behandelte Thema wird, es werden aber auch immer wieder weitere Bilder erwähnt, die hier nicht abgedruckt sind. Das ist etwas schade, da sie zur Erläuterung weiterer Aspekte herangezogen werden und dem Leser nicht vor Augen sind. Da es sich hier allerdings weder um einen Kunstband noch eine Dürer-Biographie im engeren Sinn handelt, mussten hier wohl Abstriche gemacht werden.

Trotz dieses Kritikpunktes finde ich das Buch großartig! Zum interessanten Thema und Inhalt kommt eine hochwertige Ausstattung. Wertiges Papier und das große Format setzen die in Farbe abgedruckten Kunstwerke Dürers sehr schön in Szene. Ein Lesebändchen rundet dieses tolle Buch ab.

Dieses Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Zeit um 1500, das Leben Dürers als Künstler und Privatmensch und führt in das Werk des Künstlergenies ein. Ein tolles Buch!

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Ein rasantes Crossover

TARZAN IN PELLUCIDAR
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Im letzten Band ist Tanar zwar den Korsaren entkommen, aber David Innes, der Kaiser von Pellucidar, ist weiterhin in den Fängen der Piraten. Jason Gridley bricht von der Erdoberfläche zu einer einzigartigen ...

Im letzten Band ist Tanar zwar den Korsaren entkommen, aber David Innes, der Kaiser von Pellucidar, ist weiterhin in den Fängen der Piraten. Jason Gridley bricht von der Erdoberfläche zu einer einzigartigen Rettungsmission auf. Dafür hat er sich die beste Unterstützung gesichert, die er nur bekommen konnte: Tarzan, den Affenmenschen. Wenn sich einer mit undurchdringlichen Urwäldern und wilden Bestien auskennt, dann dieser. Selbst Tarzans Instinkte und Erfahrungen werden in der Urwelt Pellucidar an ihre Grenzen gefordert. Schon lange bevor die Rettungsmission ihr Ziel erreicht wird sie voneinander getrennt und das, was sie vermeiden wollten ist Realität: Bevor sie an David Innes auch nur denken können, müssen sie alleine die Gefahren Pellucidars überstehen.

Das, was ich im letzten Band vermisst habe, die Rettung von David Innes, ist endlich Thema dieses Buches. Zumindest zum Teil. Sie ist Anlass für ein neues Abenteuer in Pellucidar, aber in der Hauptsache dreht es sich darum wie die unterschiedlichen Völker dieser Urwelt leben, sich bekriegen und es doch nur ein wenig Umdenken von allen Seiten erfordert, um das Leben aller besser zu machen. Ich habe lange befürchtet, dass das Hauptthema des Buches das den Augen verloren wird. So spannend auch die Abenteuer sind und so interessant gerade auch Tarzans Rolle ist, an all den genretypischen Aneinanderreihungen von Abenteuern und dem irgendwann etwas nervtötenden Aneinander-Vorbeirennen der Charaktere, wollte ich doch irgendwann mal zum Punkt kommen. Da zeigte sich dann wie alles zusammenspielt und plötzlich ergaben die Einzelabenteuer einen Sinn. Es lohnt sich durchzuhalten! Der Schluss selbst ließ mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits gab es Gänsehautszenen andererseits war es dann doch etwas unspektakulär.

Gute 4 Sterne für dieses spannende Crossover-Abenteuer, das trotz aller genretypischen Schwächen bestens unterhält.

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Nicht immer ganz nachvollziehbar

Villette
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Als Lucy Snowe allein und mittellos dasteht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und versucht ihr Glück in Frankreich, da ihr in England kaum berufliche Chancen gegeben sind. Eher durch Zufall als durch Verdienst ...

Als Lucy Snowe allein und mittellos dasteht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und versucht ihr Glück in Frankreich, da ihr in England kaum berufliche Chancen gegeben sind. Eher durch Zufall als durch Verdienst findet sie eine Anstellung im Pensionat der Madame Beck, wo sie von der Kinderfrau schnell zur Lehrerin aufsteigt. Dabei spielt Bildung kaum eine Rolle. Die Hauptsache ist, es sich nicht mit den Familien der höheren Töchter zu verderben. Trotz der bedrückenden Atmosphäre der Schule, in der jeder jedem misstraut und nachspioniert, richtet sich Lucy, die vom Leben gar nicht erwartet begünstigt zu werden, gut ein und findet Zufriedenheit und ein berufliches Auskommen. Da begegnet sie den Bekannten aus Kindheitstagen wieder und sie beginnt zu hoffen, dass das Leben für sie vielleicht doch mehr als Arbeit bereithält. Doch hat dieses bescheidene Quäntchen Glück wirklich eine Chance gegen Neid, Missgunst und naive Herzlosigkeit der Umwelt?

Als großer Fan der Brontë-Schwestern habe ich mich begeistert auf dieses Buch gestürzt und bleibe nun etwas verwirrt und ratlos zurück. Eigentlich fand ich es streckenweise grauenhaft. Diese bedrückende Atmosphäre der Missgunst, des Neides, der Perspektivlosigkeit hat mich fertig gemacht. Alle spionieren einander nach. Private Habseligkeiten werden völlig ungeniert durchstöbert, entwendet, „bereinigt“ von selbsternannten Sittenwächtern, die ausschließlich auf ihr eigenes Wohlergehen fixiert sind. Lucy wird auf jedem Gang verfolgt, jedes Wort eifrig geprüft, jedes Schriftstück gewendet und jede noch so kleine Veränderung niedergemacht. Mit Madame Beck arrangiert man sich, genau wie Lucy, irgendwann, aber dieser widerliche kleine Professor, der Lucy noch die kleinste Freude missgönnt, ihr jede Schleife, von denen sie nun wahrlich kaum welche trägt, als eitle, protzige Spielerei herunterreißt, und sie wegen jeder Kleinigkeit, die nichts mit dem Fegen von Staub zu tun hat, geradezu fertig macht, hat mich krank gemacht! Sehr viel später wird geradezu halbherzig versucht diesen Charakter etwas zu rehabilitieren, aber für mich ist das nicht gelungen. Die gesamte Charakterentwicklung und die Entwicklung der Geschichte konnte ich nicht nachvollziehen.

Auch die Protagonistin Lucy selbst hat mich etwas zwiespältig zurückgelassen. Von Anfang an wirkt sie sehr statisch. Vieles lässt sie mit einem geradezu unverständlichen Phlegma über sich ergehen. Sie stellt sich absichtlich in den Schatten des Lebens, um zu sagen, dass das Leben nichts anderes für sie vorsieht. Dabei ist sie bei weitem weder depressiv, noch untätig oder resigniert. Im Gegenteil. Mit einer geradezu heiteren Gelassenheit durchschaut sie viel, nimmt das Leben wie es kommt und wird mit allen Herausforderungen fertig. Eine trotz aller Statik sehr starke Frauenfigur, deren Lebensziel niemals in der standesgemäßen Heirat liegt, sondern immer im Berufsleben.

Was mich wirklich durch das Buch getragen hat, ist das unvergleichliche Flair und der tolle Stil Charlotte Brontës. Ein schöner Einblick in die Welt des 18. Jahrhunderts. Neben aller düsteren, bedrückenden Atmosphäre, ist auch immer noch der Witz zu sehen, der gerade dadurch, dass sich Lucy durch nichts beirren lässt, deutlich wird. Lucy und der Leser haben den größten Teil des Romans dieselbe Position: Sie stehen außerhalb der Geschichte, nehmen sie distanziert und objektiv war- wenn man Lucy auch manchmal schütteln möchte, damit sie endlich Teil des Geschehens wird.

Ein ganz besonderer Reiz liegt in dem Mystery-Element, das dem Roman einen eigenen Reiz gibt.
Mein größter Kritikpunkt ist, dass ich den Schluss des Romans nicht nachvollziehen konnte. Selbst im Vergleich mit den anderen Geschichten der Brontë-Schwestern kann ich mir überhaupt nicht erklären was dieser Schluss aussagen soll. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Die Insel-Ausgabe bietet neben dem ungekürzten Text auch einen Anmerkungsteil, der vor allem, die zahlreichen französischen Passagen übersetzt und das Textverständnis fördert. Leider gibt es kein Nachwort, das in irgendeiner Form Hintergrundinformationen oder Interpretationsansätze liefern könnte.

Im Großen und Ganzen ein gutes Buch, mit dem fesselnden Stil der Brontës, das in seinen kritisierten Aspekten sicherlich eines näheren interpretatorischen Blicks wert ist. 4 Sterne bleiben es trotzdem, weil hier viel mehr erzählt wird als das trübseliger Leben einer vom Leben stiefmütterlich sitzen gelassenen. Man sieht mehrere Lebensentwürfe vorüberziehen, mit denen die vom Glück begünstigt wurden, ihr Glück erkämpft oder auch erzwungen haben. Gerade darin findet sich wieder die ruhige Heiterkeit und Faszination, die für mich von den Werken der Brontë-Schwestern ausgeht.

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