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Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein schwieriger Fall

Das dunkle Versteck
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“Nordermoor” war vor einer gefühlten Ewigkeit der erste Krimi, den ich von Arnaldur Indridason gelesen habe. Es war damals gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Genre des Island-Krimis. In der ...

“Nordermoor” war vor einer gefühlten Ewigkeit der erste Krimi, den ich von Arnaldur Indridason gelesen habe. Es war damals gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Genre des Island-Krimis. In der Folge habe ich noch weitere Krimis von Indridason gelesen, den Autor danach aber jahrelang aus den Augen verloren. Die Neuerscheinung von “Das dunkle Versteck” hat mich wieder auf ihn aufmerksam gemacht.
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Darum geht’s: Halla findet nach dem Tod ihres Mannes eine Waffe in der Garage und gibt sie bei der Polizei ab. Die Spurensicherung findet heraus, dass aus dieser Waffe der tödliche Schuss in einem ungeklärten Mordfall stammt. Der pensionierte Kommissar Konráð ermittelt privat, denn er erinnert sich, dass sein Vater auch so eine Waffe hatte…
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“Das dunkle Versteck” hat sich als Teil 5 einer mir bis dato unbekannten Reihe herausgestellt. Aber ihr wisst ja, dass ich nicht fies vorm Quereinsteigen bin. Allerdings hatte ich doch das Gefühl, dass mir viel Vorwissen aus Kommissar Konráðs komplexer Welt fehlt. Dass ich etwas Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, kann aber auch an anderen Faktoren gelegen haben. Zum einen gibt es hier sooo viele Personen. Und die haben dann auch noch komplizierte isländische Namen. XY, der unter dem Namen Z bekannt ist. Ich habe leicht den Überblick verloren. Ich sage es selten, aber hier hätte ich ein Personenregister echt mal gut gebrauchen können. Auch die Handlung ist sehr komplex. Es gibt Verbindungen hier und da und alles wird auch noch so verschachtelt erzählt. Besonders verwirrt haben mich die verschiedenen Zeitebenen, die aber weder durch direkte Datumsangaben noch durch Kursivdruck kenntlich gemacht sind.
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Aus oben genannten Gründen war es für mich schwer, dem Handlungsverlauf zu folgen und ihm gerecht zu werden. Das Buch erweckt mit unter 400 Seiten den Eindruck, als könnte man es mal eben so locker weglesen. Das gilt vielleicht für absolute Kenner der Reihe. Ansonsten muss man sich hier schon Zeit nehmen und beim Lesen sehr aufmerksam bei der Sache sein. Indridasons Schreibstil ist flüssig, wenn auch recht trocken und sachlich, hat mir aber insgesamt gut gefallen. Wenn ich Zeit hatte, einen größeren Abschnitt im Buch zu lesen, war das fürs Verständnis sehr förderlich. Die Story ansich ist nicht unspannend, wenngleich bei mir keine besondere Spannung aufgekommen ist. Außerdem packt Indridason viele heiße Eisen, darunter Themen wie Kindesmissbrauch und Korruption. Auch der Protagonist, Kommissar Konráð, ist eine interessante und vor allem ambivalente Persönlichkeit. Nimmt man alles zusammen, kann ich nicht behaupten, dass das Buch schlecht ist. Eher würde ich sagen, dass mein Kopf gerade eher auf einen flotten Krimi-Read eingestellt gewesen wäre. Und das ist dieser Krimi für meinen Geschmack definitiv nicht.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Solider 4. Fall für Krammer & Jahn

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Im vergangenen Jahr hatte mir Band 3 der Grenzfall-Reihe nicht so gut gefallen. Deshalb habe ich etwas mit mir gerungen, ob ich den neuen Fall lesen soll oder nicht. Letztendlich habe ich mich aber dann ...

Im vergangenen Jahr hatte mir Band 3 der Grenzfall-Reihe nicht so gut gefallen. Deshalb habe ich etwas mit mir gerungen, ob ich den neuen Fall lesen soll oder nicht. Letztendlich habe ich mich aber dann doch dafür entschieden. Grenzfall 4 würde ich als soliden Krimi einstufen. Er hat mich jetzt nicht überrascht, aber doch gut unterhalten und mir am Ende große Lust auf die Fortsetzung gemacht.
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Der 4. Grenzfall wird persönlich. Roza Szabo, die Kollegin von Chefinspektor Bernhard Krammer, verschwindet. In ihrer Wohnung wird eine Leiche gefunden. Krammer kann und will nicht glauben, dass Szabo Dreck am Stecken haben könnte. Oberkommissarin Alexa Jahn unterstützt ihren Vater bei seinen Nachforschungen.
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Der Fall beginnt spannend. Was mir besonders gut gefällt ist, dass Krammer & Jahn hier persönlich mehr miteinander zu tun haben. Das betrifft sowohl die Arbeit als auch das Zwischenmenschliche. Die Beiden nähern sich emotional endlich an. Diese Entwicklung hat ausgeglichen, dass der zu Beginn so rasante Fall dann doch etwas ins Stocken gerät. Die Ermittlungen ziehen sich etwas. Der eine fragt hier, der andere fragt dort. Die so zusammengetragenen Infos haben dann dafür gesorgt, dass ich den Ermittlern im letzten Drittel voraus war und die Auflösung nicht mehr ganz so spektakulär und überraschend war.
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Fazit: Die Reihe hat mich wieder. An Band 1 kommt bisher zwar keiner der Folgebände ran - Grenzfall 4 ist aber ein solider Krimi, der mir im Vergleich zum Vorgänger wieder einen Tick besser gefallen hat. In Sachen Spannungsaufbau und Wendungen wäre mehr möglich gewesen. Dafür hat mich diesmal die Entwicklung auf emotionaler Ebene überzeugt. Das Ende gibt schließlich schon einen Vorgeschmack auf Grenzfall 5, der bereits für Januar 2025 angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Ausschweifender Mystery

Der Pfad
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Megan Miranda ist seit Jahren ein fester Teil der Thriller-Welt. Gelesen hatte ich von ihr bisher nur TICK TACK, fand es aber nicht so gut, dass ich die Autorin danach aktiv weiterverfolgt habe. Jetzt ...

Megan Miranda ist seit Jahren ein fester Teil der Thriller-Welt. Gelesen hatte ich von ihr bisher nur TICK TACK, fand es aber nicht so gut, dass ich die Autorin danach aktiv weiterverfolgt habe. Jetzt war mir aber DER PFAD mit seinem mystisch-gruseligen Cover aufgefallen. Und auch der Klappentext konnte mich neugierig machen.
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Darum geht’s: Immer wieder verschwinden Wanderer im Gebirge von Cutter's Pass. Seit zehn Jahren lebt Abby in dem Dorf und arbeitet im Hotel Passage Inn, in dem alle Vermissten gewohnt haben. Als der Bruder des zuletzt verschwundenen Mannes bei ihr eincheckt und Nachforschungen anstellt, formiert sich eine Mauer des Schweigens …
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Man muss wirklich schon sehr, sehr, seeehr ruhige Spannungsgeschichten mögen, um sich auf diese Story einlassen zu können. Ich bin da nicht grundsätzlich abgeneigt und hatte kein Problem damit, hier am Ball zu bleiben. Der flach gehaltene Spannungsbogen hat mich nicht gestört. Ich fand die kleinteilige, fast schon minutiöse Erzählweise in Verbindung mit den sanften Mystery-Anklängen recht passend. Die intensive Beschreibung der Örtlichkeiten und die nebulöse Atmosphäre kommen gut rüber. Die Geschichte hat mich eingelullt und berieselt. Auch die Wendungen und die Auflösung kommen nicht als Knalleffekt daher. Da bleibt die Autorin ihrem ruhigen Erzählstil durchweg treu.
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Fazit: DER PFAD ist ein Buch aus der Kategorie “Kann man lesen, muss man aber nicht”. Ich fand es durchaus interessant, auch wenn das Erzähltempo extrem langsam und unaufgeregt ist. Insofern ist das Buch also nicht für jeden geeignet. Ich fand es nicht schlecht. Allerdings animiert es mich auch nicht dazu, direkt zum nächsten Buch der Autorin zu greifen.

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Veröffentlicht am 28.12.2023

Ruth Ware mal anders

Zero Days
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Jack und ihr Mann Gabe sind Pentester. Sie untersuchen die Sicherheitssysteme großer Unternehmen auf Schwachstellen. Bei einem verpatzten Einsatz wird Jack verhaftet. Als sie Stunden später nach Hause ...

Jack und ihr Mann Gabe sind Pentester. Sie untersuchen die Sicherheitssysteme großer Unternehmen auf Schwachstellen. Bei einem verpatzten Einsatz wird Jack verhaftet. Als sie Stunden später nach Hause kommt, findet sie ihren Ehemann mit durchtrennter Kehle vor. Jack gerät selbst unter Mordverdacht. Sie flüchtet und versucht auf eigene Faust, den wahren Täter zu finden…
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Äh, hallo, hat sich da jemand im Klappentext vertan? Das soll ein Thriller von Ruth Ware sein? Ja, tatsächlich - auch, wenn der Plot absolut untypisch klingt, steckt doch Ruth Ware dahinter. Thematisch ist so Hacker-, Technik- und Cybercrime-Zeugs eigentlich gar nicht mein Ding. Allein weil es in diesem Fall von Ruth Ware erdacht und geschrieben wurde, habe ich der Geschichte trotzdem eine Chance gegeben.
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Der erste Eindruck bestätigt sich schnell: Ruth Ware wagt sich mit diesem Buch in andere Gefilde vor und versucht etwas Neues. Vorangegangene Bücher wie “Das Chalet” und “Das College” hatten titelgemäß ein eher statisches Setting, das aber sehr atmosphärisch und bildhaft entwickelt wurde. ZERO DAYS kommt irgendwie anders daher. Moderner, temporeicher, aber auch irgendwie kühler und distanzierter. Trotzdem konnte ich dank des typischen Ruth Ware-Schreibstils schnell in die Geschichte eintauchen. Wir steigen am Samstag, den 4. Februar in die Geschichte ein. “Minus acht Tage” steht unter der Zeitangabe. Der so eingeläutete Countdown antizipiert, dass wir quasi auf einen großen Knall zusteuern. Das macht per se schon mal neugierig und treibt die Handlung voran. Gut fand ich auch, dass die Story zunächst gar nicht so technisch war, wie gedacht.
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Bei aller Andersartigkeit hat mir das Buch über weite Strecken ganz gut gefallen. ⅔ hatte ich ruckzuck durch. Und jetzt kommt das große ABER. Denn ausgerechnet im entscheidenden letzten Drittel bin ich aus der Story ausgestiegen. Warum? Nun, mir gefällt der Twist der Auflösung einfach nicht. Ich finde ihn uninspiriert und trotz Action leider irgendwie nicht mitreißend. Schließlich wird dann auch noch so ein vermeintliches i-Tüpfelchen draufgesetzt, dass ich generell nicht brauche. Und eine sprachliche Sache sei noch kurz angemerkt: Ich fand es befremdlich, dass die Ermittler Jack von Anfang an so impertinent mit ihrem Vornamen ansprechen. Vielleicht bin ich in der Hinsicht aber auch nur hoffnungslos altmodisch.
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Fazit: Ruth Ware zeigt sich hier mal von einer anderen Seite. Über weite Strecken ist das Experiment geglückt. Aber leider dann doch nicht ganz. Ziemlich abrupt waren bei mir Spannung und Leseinteresse weg. Einfach so. Deshalb muss ich sagen, dass der Ausflug der Autorin in untypische Thriller-Gefilde einen Versuch wert war. Ich persönlich würde mir fürs nächste Mal aber doch wieder die “alte” Ruth Ware zurückwünschen.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Das Besondere fehlt

Die Vermisste
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Romily ist weg. Ihr Ehemann Marc findet wenige Stunden nach der Geburt nur noch das Baby im Krankenhaus vor. Ist eine postpartale Psychose wirklich der Grund ihres Verschwindens?
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Die Geschichte wird ...

Romily ist weg. Ihr Ehemann Marc findet wenige Stunden nach der Geburt nur noch das Baby im Krankenhaus vor. Ist eine postpartale Psychose wirklich der Grund ihres Verschwindens?
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Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Unsere Informationsgeber sind “Der Ehemann”,”Die beste Freundin” und “Die Frau”. So sind die einzelnen Kapitel überschrieben. Dazu jeweils noch eine Zeitangabe. Der Autorin gelingt es, ihren Plot sehr intensiv zu entwickeln. Ruhig geht es hier zu. Trotzdem ist eine unterschwellige Spannung da. Die Bedrohung steigt.
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Bis zur Hälfte des Buches ist soweit alles gut. Da ich psychologische Ansätze mag, hat mir die Story gefallen. Wer mehr Aktionen braucht, wäre an dieser Stelle allerdings schon längst raus gewesen. Als die Geschichte eine recht stereotype Erklärungs-Wende nimmt, hat mich die Handlung allerdings auch mehr und mehr verloren. Ein bisschen bleibt zwar noch die Frage, wie vertrauensvoll die jeweiligen Erzähler sind, eigentlich ist der Weg aber eindeutig vorgezeichnet. Und die Autorin schlägt auch keine überraschende Richtung mehr ein. In der zweiten Hälfte des Buches dreht sich die Story im Kreis und bekommt Längen. Ein besonderer Twist zum Schluss ist ausgeblieben und so bleibt bei mir der Eindruck, dass man die Erzählung deutlich hätte straffen können.
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Fazit: Dieser psychologische Thriller lässt sich über weite Strecken ganz gut lesen. Ab einem gewissen Punkt fehlt aber das gewisse Etwas. Der Story fehlt ein Knalleffekt und hinterlässt dadurch keinen besonderen Eindruck.

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