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Veröffentlicht am 01.03.2024

Wendungen & Geheimnisse

Blutrot
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Erneut darf Wirtschaftsermittlerin Áróra in einem Fall ermitteln, der eigentlich nicht ihr Metier ist - eine Entführung. Der Firmenchef Flosi findet sein Haus chaotisch und ohne seine Frau vor - dafür ...

Erneut darf Wirtschaftsermittlerin Áróra in einem Fall ermitteln, der eigentlich nicht ihr Metier ist - eine Entführung. Der Firmenchef Flosi findet sein Haus chaotisch und ohne seine Frau vor - dafür entdeckt er eine Lösegeldforderung, die ihn auffordert, eine beträchtliche Summe aufzutreiben, um seine Frau freizukaufen. Durch einen schottischen Steuerberater wird Áróra auf den Fall angesetzt und gemeinsam mit dem Polizisten Daniel und seinem Team beginnt eine Suche mit vielen Wendungen und ein Wettlauf gegen die Zeit...

Auch im zweiten Teil der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir begibt sich Áróra auf die panische Suche nach ihrer Schwester Ísafold, die uns bereits im ersten Teil fesselte. Die Hauptprotagonistin wirkt fest entschlossen so lange nach ihrer Schwester zu suchen, bis sie sie findet. Dann kommt der Entführungsfall ins Spiel und der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich. Vorerst ist völlig unklar, was genau geschehen ist, peu à peu kommen jedoch Geheimnisse rund um Flosi zum Vorschein, die langsam Licht ins Dunkle bringen. Immer mehr Details bauen die Spannung auf, die Auflösung ist schlussendlich unerwartet, wenn auch nicht überraschend. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss aufrecht erhalten. Der Schreibstil der Autorin ist, wie im ersten Teil, einfühlsam und gleichzeitig nordisch kühl, die sehr kurzen Kapitel bringen eine kurzweilige Dynamik. Einzig die Namensgebung des Krimis ist meines Erachtens nicht allzu passend, denn Blut spielt keine große Rolle - ohne Zweifel ist er aber jedenfalls, gemeinsam mit dem Cover, ein definitiver Eyecatcher.

Zentral ist auch in diesem Teil die besondere Beziehung Áróras zu dem Polizisten Daniel, die ein gewisses Knistern und die Hoffnung auf ein Happy End für die beiden mit sich bringt. Die Polizeiarbeit hat in diesem Krimi eine wesentlich größere Rolle als im ersten Werk der Reihe und wir können in etlichen Kapiteln auch Kolleg:innen von Daniel bei ihrer Arbeit begleiten. Die isländische Mentalität spielt in "Blutrot" keine so große Rolle wie in "Höllenkalt" und auch die gesellschaftskritischen Betrachtungsweisen tauchen hier viel weniger auf. Nichts desto trotz thematisiert Sigurdardóttir kritisch Steuerhinterziehung und Geldwäsche und lenkt so den Fokus auf scheinbare Kavaliersdelikte, die der Gesellschaft letztendlich großen Schaden bringen. Da ich den ersten Teil kenne, kann ich nicht hundertprozentig beurteilen, wie eigenständig dieser Folgekrimi ist - ich würde aber dringend empfehlen, die Reihe chronologisch zu lesen, da im ersten Teil die wesentlichen Figuren eingeführt werden und hier nun schon einige Vorinformationen von Vorteil sind, um ihre Authentizität nachvollziehen zu können. Sigurdardóttir hat jedenfalls die große Gabe, ihre Charaktere eindrücklich zu schildern und sie somit zum Leben zu erwecken.

Mein Fazit: "Blutrot" ist ein kurzweiliger Islandkrimi mit vielen Wendungen, der bis zum Schluss spannend bleibt. Die Autorin weiß zu fesseln und hat ein besonderes Talent ihre Charaktere vielschichtig und authentisch zu machen. Die gesellschaftskritische Komponente und die teils philosophischen Gedankengänge sind hier viel weniger vorhanden wie in "Höllenkalt", der Fokus liegt eindeutig auf den kriminellen Handlungen der Protagonist:innen. "Blutrot" ist ein solides Werk, das die Vorfreude auf den abschließenden, dritten Teil der Reihe nur befördert!

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Neues vom Meister seines Faches

Das dunkle Versteck
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Als eine Witwe im Nachlass ihres Mannes einen Revolver findet und ihn bei der Polizei abgibt, stellt sich schnell heraus, dass mit dieser Waffe vor langer Zeit ein Mensch ermordet wurde. Der pensionierte ...

Als eine Witwe im Nachlass ihres Mannes einen Revolver findet und ihn bei der Polizei abgibt, stellt sich schnell heraus, dass mit dieser Waffe vor langer Zeit ein Mensch ermordet wurde. Der pensionierte Ermittler Konráð erfährt davon und kann es nicht lassen, eigene Ermittlungen zu starten. Dabei entdeckt er schnell, dass auch sein Vater in den Fall involviert sein könnte...

Mit der Erlendur-Reihe wurde Arnaldur Indriðason zu meinen Lieblingskrimiautor. Wie kein anderer schafft er es für mich eine anspruchsvolle, spannende Erzählung zu liefern, die verwoben ist mit dem entschleunigten, etwas mystischen Flair Islands, der rauen Natur – die immer eine zentrale Rolle einnimmt, einer tiefgehenden Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und einem interessanten Kriminalfall. Wesentlich ist stets auch die Kultur- und Alltagsgeschichte Islands. So auch in „Das dunkle Versteck“, dem neuen Band in der Konráð-Reihe. Zugegebenermaßen habe ich nach den ersten zwei Bänden über den pensionierten Polizisten Konráð irgendwie das Interesse an ihm verloren, der Hauptprotagonist konnte mich nie so richtig überzeugen. Umso gespannter war ich, wie es mir nun mit dem neuen Band gehen würde und ob es ein Nachteil war, dass ich einige Bände übersprungen habe. Vorneweg: ich hatte nicht den Eindruck, dass mir maßgebliche Informationen über Konráð und dessen Vergangenheit fehlen würden. Das ist meines Erachtens ein großer Pluspunkt, denn nichts mag ich weniger, als wenn bei einer Krimireihe durch fehlende Informationen über die handelnden Personen etwas nicht nachvollziehbar ist.

Konráð ist ein Eigenbrötler, er ignoriert gekonnt die Mahnungen seiner Ex-Kolleg:innen, sich nicht in den Fall einzumischen und kommt damit durch. Diese Beharrlichkeit in allen Belangen führen ihn schließlich immer zum Ziel: den Fall aufzulösen, mag dessen Ursprung auch noch so lange her und komplex sein. Die Aufklärung eines anderen Todes – nämlich die Ermordung seines Vaters vor langen Jahren – ist eine andere Beharrlichkeit, die mich fast schon an Wahnhaftigkeit erinnert hat und ein stets wiederkehrendes Thema ist. Was mir diesmal besonders schwergefallen ist, war, an der Geschichte dranzubleiben. Es gibt so viele verschiedene Handlungsstränge, dass während des Lesens höchste Konzentration erforderlich ist. Mehrmals musste ich weiter vorne nachlesen, damit die Nachvollziehbarkeit für mich aufrecht blieb. Das ist zwar anstrengend, steigerte aber auch mein Interesse am Fortgang der Geschichte. Richtig greifbar wurde Konráð für mich aber leider nicht, auch wenn die Erinnerungsfetzen an das gewalttätige Verhalten seines Vaters in seiner Kindheit tief berührend sind und wir auch etwas zu seinen Beziehungen zu Frauen erfahren. So richtig hineinversetzen in Indriðasons Figuren konnte ich mich nie, das hat aber ob der vielschichtigen und packenden Geschichte und der Atmosphäre nie wirklich eine Rolle gespielt. Weshalb der Funke zu Konráð bei mir nie so richtig übergesprungen ist, kann ich gar nicht genau begründen – vermutlich ist er für mich schlicht zu unzugänglich. Das hat sich auch nach dieser intensiven Geschichte in „Das dunkle Versteck“ nicht gewandelt.

Mein Fazit: Indrinðasons neuer Konráð-Fall „Das dunkle Versteck“ ist ein solider, anspruchsvoller und spannender Islandkrimi, der uns erneut mittels eines Mordfalles auf eine Reise durch die Zeitgeschichte der Insel im Atlantik führt. Wegen seiner Komplexität und Vielschichtigkeit ist die Erzählung keine leichte Kost und erfordert große Aufmerksamkeit von den Leser:innen. Wer die atmosphärische und verstrickte Erzählweise Indrinðasons schätzt, wird auch durch dieses Werk wieder bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst

Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine.
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Doreen Mechsner macht sich in "Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen" auf eine Zeitreise durch zwölf unterschiedliche Biographien von Menschen, die knapp ...

Doreen Mechsner macht sich in "Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen" auf eine Zeitreise durch zwölf unterschiedliche Biographien von Menschen, die knapp vor ihrem hundertsten Geburtstag stehen. Für viele ist das Leben schon äußerst beschwerlich, sie sehnen sich gar schon nach dem Ende; andere jedoch sprühen vor Lebensfreude und möchten noch viel erleben. Die zwölf interviewten Personen sind zufällig ausgewählt, sie stammen allesamt aus dem deutschen Sprachgebiet. Und sie erzählen unterschiedlich - manche knapp und kurz, manche schweifen aus. Manche erzählen ihre Lebensgeschichte, manche philosophieren über das Leben, andere geben ihre Meinung zur Gegenwart ab. Alle eint, dass sie ein bewegtes, ereignisreiches Leben hinter sich haben, mit vielen Höhen und Tiefen - und daran lassen sie uns teilhaben.

Die meisten Erzählenden sind Frauen - 9 an der Zahl. Spannend fand ich, wie unterschiedlich die Themengewichtung der unterschiedlichen Geschlechter ist. So sind für die Frauen Kinder und Familie immer zentrale Erzählmotive, bei den Männern werden diese viel undetaillierter geschildert. Besonders spannend fand ich auch, dass viele der erzählenden Frauen ihre Träume nicht ausleben konnten - aber letztendlich trotzdem auf ein glückliches Leben zurückschauen. Sehr prägend war für alle die Nazi-Zeit, der Krieg und oft auch die Flucht. Für diejenigen, die in der DDR gelebt haben, war dieser Abschnitt und die darauf folgende Wende von großer Bedeutung. Und alle machen sich Gedanken über die Gegenwart, weniger aber über die Zukunft.

Zur Methodik des Buches: Als Einleitung zum jeweiligen Interview lässt uns die Autorin, die studierte Germanistin und Historikerin ist, wissen, wie sie die einzelnen Interviewpartner:innen gefunden hat und wie ihre Begegnung miteinander vonstatten gegangen ist. Hier erhalten die Lesenden einen wunderbaren Einblick in die Interviewsituation und ich habe mich sehr gut in diese hineinfühlen und mir die Personen vorstellen können. Danach lässt Mechsner die Protagonist:innen einfach erzählen. Das Erzählte wird nicht in Interviewform abgedruckt, sondern als durchgängige Erzählung - diese bleibt also unkommentiert, was für den Lesefluss sehr vorteilhaft ist. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass in der Einleitung auch ein bisschen etwas zur Methode der Interviewführung gestanden wäre, also beispielsweise was die Leitfragen gewesen sind und ob es zu Kürzungen kam und wie diese ausgewählt worden sind. Nun ist dies kein wissenschaftliches Buch und die Geschichten der Interviewten sind spannend, wie sie sind, nichtsdestotrotz wäre ein detaillierterer Einblick in die Arbeitsweise interessant und wünschenswert gewesen. Da ich sehr geschichtsinteressiert bin und sensibel auf Sprachgebrauch reagiere, wäre mir eine einführende Erläuterung zu gewissen historischen Themen ebenfalls wichtig erschienen, z.B. zu den oft erwähnten Russen, den unterschiedlichen Besatzungszonen oder der Vertreibung - oder zumindest ein Hinweis auf weiterführende Literatur. Wurden im Gespräch Ausdrücke verwendet, die nicht unbedingt geläufig sind, werden diese in informativen Fußnoten erklärt, ebenso Personen oder Ortschaften. Ich hatte den Eindruck, dass die Erklärungen im Laufe des Buches weniger geworden sind, so hätte ich es auch hilfreich gefunden, wenn Begriffe wie "Schlummermutter" oder "Landser" ebenfalls erörtert worden wären. Weiters - und das ist wirklich mein letzter Kritikpunkt - finde ich es sehr schade, dass die abgedruckten Fotos nicht untertitelt sind. Bei den meisten der Bilder können sich die Lesenden denken, wer darauf zu sehen ist, allerdings hätte ich es sehr interessant gefunden, wenn zur ungefähren Einordnung wenigstens die ungefähren Jahreszahlen vermerkt gewesen wären.

Mein Fazit: "Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! [...]" ist ein wunderbares, kurzweiliges Buch, das einen in zwölf mitreißende Biographien von sehr betagten Menschen eintauchen lässt. Es versetzt einen ins Staunen, was diese Menschen in den letzten beinahe hundert Jahren alles durchmachen und erleben mussten bzw. konnten und gibt so Einblick darüber, wie sehr sich der Alltag in dieser Zeitspanne geändert hat. Es konserviert gelebte Geschichte, auch wenn eine historische Kontextualisierung ausbleibt.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Spitze Morde und eine Portion Selbstzweifel

Dein ist die Vergeltung
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Endlich hat Dorothea es geschafft - sie darf sich als Ermittlerin der Abteilung Leib und Leben des LKA beweisen. Doch ihr erster Einsatz erfolgt ausgerechnet in ihrer Heimstadt Kufstein, wo eine Hotelbesitzerin ...

Endlich hat Dorothea es geschafft - sie darf sich als Ermittlerin der Abteilung Leib und Leben des LKA beweisen. Doch ihr erster Einsatz erfolgt ausgerechnet in ihrer Heimstadt Kufstein, wo eine Hotelbesitzerin ermordet aufgefunden wird. Zusammen mit ihrem Schwarm Konstantin soll sie umgehend die Tat aufklären, ansonsten droht ihr, wieder zurück in den Dienst als Stadtpolizistin gesteckt zu werden. Unter Druck und mit viel Selbstzweifel versucht sie, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Dorothea Keusch ist eine junge Ermittlerin, der großes Talent zugeschrieben wird, nur sie selbst glaubt nicht so wirklich daran. Dass die Leiterin des LKA nicht begeistert davon ist, eine Anfängerin ermitteln zu lassen, macht die Sache nicht besser. Ihre Selbstzweifel sowie oft wiederkehrende Gedankensprünge und die teilweise vorhandene Konzentrationsschwäche machen die Hauptprotagonistin sehr authentisch und sympathisch. Zugegebenermaßen wird das aber im Laufe des Buches auch ein wenig anstrengend und nervig. Besonders, weil sie sich so oft selbst im Weg steht - auch im Hinblick auf ihre mehr oder minder vorhandenen Beziehung mit Konstantin. Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass einige Charaktere ziemlich überspitzt dargestellt wurden - was aber absolut charmant ist und ich dadurch oft auch von verschiedenen Wendungen ziemlich überrascht wurde. Maria Höfle schafft es definitiv Charakteristika von Österreicher:innen wunderbar auf ihre Figuren zu projizieren, was dem Krimi eine gewisse Schrulligkeit verleiht und den Tiroler Lokalkolorit unterstreicht.

Der Kriminalfall bzw. dessen Aufklärung baut sich sehr langsam auf und fast bis zum Schluss hatte ich unterschiedliche Vermutungen. Durch etliche Wendungen in der Aufklärungsarbeit jedoch bleibt die Spannung bis am Schluss erhalten - genau so sollte es sein! Es war mein erster Kufstein-Krimi den ich gelesen habe, fand aber nicht, dass mir gewisse Information über die Hauptfiguren abgehen würden. Vielmehr bekam ich durch "Dein ist die Vergeltung" Lust, auch noch die anderen Teile der Reihe zu lesen.

Mein Fazit: "Dein ist die Vergeltung" ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit einer authentischen und grüblerischen Ermittlerin, der mit wunderbaren, tirolerischen Lokalkolorit untermalt ist. Wer hier allerdings Blutrünstigkeit und Psychospielchen erwartet, ist fehl am Platz.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Herzerwärmendes Adventsrätsel

24 Wege nach Hause
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Nachdem Petra aus finanziellen Gründen ihre Zelte in Stockholm abbrechen musste, begibt sie sich gemeinsam mit ihrer zwölfjährigen Nichte Charlie, um die sie sich kümmert seitdem ihre Schwester verstorben ...

Nachdem Petra aus finanziellen Gründen ihre Zelte in Stockholm abbrechen musste, begibt sie sich gemeinsam mit ihrer zwölfjährigen Nichte Charlie, um die sie sich kümmert seitdem ihre Schwester verstorben ist, in das kleine Dorf Nyponviken in Südschweden. Dort hat sie eine Wohnung geerbt und für sie ist es ein Rätsel, warum ihre Eltern das kleine Dorf in Schonen nie erwähnt haben. Petra und Charlie werden herzlich von einigen Dorfbewohner/innen aufgenommen, doch Petra hadert mit ihrer Vergangenheit und noch mehr mit ihrer Zukunft. Zu Adventsbeginn steht plötzlich ein Adventskalender vor ihrer Tür, der ihr jeden Tag neue Aufgaben gibt, um das Dorf zu erkunden und tiefer in ihre eignen Familienbande einzutauchen. Schließlich enden die 24 geöffneten Fenster in einer unerwarteten Auflösung von Petras Vergangenheit und setzen Impulse für eine neue Zukunft.

Jenny Fagerlund ist ein wohliger, vorweihnachtlicher Roman gelungen, der die Leser/innen gekonnt in die Adventszeit einstimmt. Die Themen Scheitern, Verantwortung, Familie und Beziehungen werden durchaus kritisch verhandelt, auch wenn sich letztendlich alles in Wohlgefallen auflöst. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und mir ist es super leicht gelungen, sofort in die Geschichte einzutauchen. Das funktioniert auch, weil alles sehr eindrücklich beschrieben wird und ich mich gedanklich sofort in das vorweihnachtliche Schonen begeben konnte. Es ist mir auch sehr leicht gefallen, eine Beziehung zu den verschiedenen Charakteren aufzubauen. Einen Stern Abzug gibt es in meiner Bewertung, weil ich finde, dass die Kapitel nicht ganz ausgewogen sind. Im ersten Teil des Buches werden die Ereignisse und Begegnungen recht detailliert beschrieben, im zweiten Teil jedoch, wo die Kapitel sich vorwiegend (wenn auch nicht immer) an den einzelnen Tagen des Adventskalenders orientieren, sind die Beschreibungen dann nur noch sehr knapp und ich dachte mir des Öfteren, dass es schön gewesen wäre, mehr über die einzelnen Situationen zu erfahren. Enden tut der Roman, wie bereits erwähnt, mit einer unerwarteten Wendung, die die Erzählung recht abrupt enden lässt. Von mir aus hätte die Geschichte mit ein paar zusätzlichen Seiten ausklingen können - aber vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung, das hätten sich die interessanten Charaktere der Geschichte wirklich verdient!

"24 Wege nach Hause" ist ein schöner, nicht zu tiefgründiger Roman für die Vorweihnachtszeit, der durchaus ernsthaft menschliche Beziehungen in den Fokus nimmt, aber auch mit einer Prise Kitsch und einem Happy End gewürzt ist. Es wird den Leser/innen ermöglicht, sich vom Alltagsstress der vermeintlich "Stillen Zeit" zu befreien und gedanklich in einen idyllischen, fiktiven Ort in Südschweden zu reisen. Ein wohliges Buch für eine wohlige Zeit!

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