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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2024

Elisabeth erzählt

Nur nachts ist es hell
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Und zwar ihrer Großnichte, einem jungen Mädchen und füllt damit die Lücken, die nach dem ersten Band dieser Trilogie, "Wir müssen über Carl reden" entstanden ist.

Schnell entsteht der Eindruck, ...

Und zwar ihrer Großnichte, einem jungen Mädchen und füllt damit die Lücken, die nach dem ersten Band dieser Trilogie, "Wir müssen über Carl reden" entstanden ist.

Schnell entsteht der Eindruck, dass dies kein eigenständiger Roman ist, den man unabhängig von etwas lesen kann und genau das ist auch sein Manko: hätte ich ihn ohne Kenntnis des vorherigen Bandes zur Hand genommen, ich hätte so manches nicht verstanden.

Trotz der stimmungsvollen, in großen Teilen zeitgemäßen - dies ist ein historischer Roman - Schilderungen hat mir einiges gefehlt, anderes wieder war mir deutlich zu viel. Vor allem die Charaktere, mit denen die Autorin Judith W. Taschler die Seiten füllt, ebenso wie die Aufzählung historischer Fakten und Ereignisse. Beides hätte zugunsten einer klareren, fokussierteren Handlung deutlich reduziert werden können.

Dennoch hat sich der Roman für mich gelohnt, denn ich war ja mit den Figuren aus dem Vorgängerband stehen gelassen worden. Jetzt weiß ich, was mit ihnen passiert ist und empfehle das Buch trotz allem allen Leser:innen, die den "Carl" kennen oder ihn vorher noch lesen möchten. Nur eines: das Buch ist nichts für Weicheier, sowohl in Bezug auf Kriegshandlungen als auch auf medizinische Praktiken - oft hat das Eine mit dem Anderen zu tun - geht es hier ordentlich in die Vollen!

Veröffentlicht am 18.07.2024

Das Spezialgeschäft von Frau Yeom

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen
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Das Spezialgeschäft von Frau Yeom: Oberflächlich betrachtet, ist es nichts Besonderes, es ist eins von vielen 24-Stunden Geschäften in Seoul, wo es Fertiggerichte, Getränke und anderes zu kaufen gibt. ...

Das Spezialgeschäft von Frau Yeom: Oberflächlich betrachtet, ist es nichts Besonderes, es ist eins von vielen 24-Stunden Geschäften in Seoul, wo es Fertiggerichte, Getränke und anderes zu kaufen gibt. Doch wenn man hinter die Fassade schaut, dann sieht man, dass es hier doch gewaltige Unterschiede gibt und zwar im Hinblick auf die Mitarbeiter. Denn die haben die Stelle aus unterschiedlichen Gründen bitter nötig und zwar überwiegen nicht unbedingt finanzielle Probleme. Manche müssen ganz neu zu leben lernen.

Frau Yeom, die früher als Lehrerin gearbeitet hat, geht offen, ja sogar fürsorglich auf ihre Mitmenschen zu und kann dadurch so manche Probleme lösen. Doch leider nicht immer in ihrer eigenen Familie.

Ein berührender Roman - wenn da nicht die sachliche, dabei teilweise umständliche Sprache wäre! Sie hebt das Geschehen auf eine andere Ebene. Denn vom Aufbau her wirken die einzelnen Kapitel wie Kurzgeschichten, finden sich aber ingesamt zu einer großen, übergreifenden Geschichte zusammen. Ein starkes Stück koreanische Literatur, das mich doch nicht gänzlich zu erreichen vermag.

Veröffentlicht am 03.05.2024

Mit Erol Sander sein Istanbul kennenlernen

Nice to meet you, Istanbul!
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Ich habe schon mehrere Bände dieser Reihe lesen dürfen und ich muss sagen, es macht wirklich einen Unterschied, wenn der Protagonist eine lebenslange Bindung zur Stadt hat und diese regelmäßig und in allen ...

Ich habe schon mehrere Bände dieser Reihe lesen dürfen und ich muss sagen, es macht wirklich einen Unterschied, wenn der Protagonist eine lebenslange Bindung zur Stadt hat und diese regelmäßig und in allen Phasen seines Lebens eine Rolle darin eingenommen hat.

So wie das hier der Fall ist: wir treffen Erol Sander im Kreis seiner Verwandtschaft, in Ecken, die seiner Familie etwas bedeutet haben und in solchen, die er erst deutlich später frequeniert hat (oder auch im Rahmen dieser Publikation besuchen musste - wer weiß das schon?)

Auf jeden Fall ist eine solche Publikation eine tolle Idee, die sicher viele Leser und Fans findet!

Veröffentlicht am 27.02.2024

Ein besonderes Inselleben

Leute von früher
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Das möchte Marlene nach ihrem Studium ausprobieren und verdingt sich zu diesem Zweck für eine Saison in einer Art Ferienressort auf der Insel Strand, gleich gegenüber von Husum. Das Besondere ...

Das möchte Marlene nach ihrem Studium ausprobieren und verdingt sich zu diesem Zweck für eine Saison in einer Art Ferienressort auf der Insel Strand, gleich gegenüber von Husum. Das Besondere daran: hier wird früheres Leben nachgeahmt, alle Mitarbeiter tragen historische Kleidung und haben sich bestimmten Vorgaben zu beugen.

Die Ereignisse werden aus Marlenes Sicht geschildert, die eine merkwürdig distanzierte ist: beim Lesen wuchs in mir der Eindruck, dass sie manches gar nicht begreifen und schon gar nicht an sich heranlassen will.

Das betrifft allerdings nicht Janne, auf die Marlenes Auge gleich am ersten Abend fällt. Langsam erfolgt eine Annäherung zwischen den beiden Frauen.

Der Roman hinterlässt mich in einem großen Zwiespalt - es gibt Aspekte, die mir sehr gut gefallen - vor allem der sehr "normale" Umgang mit gleichgeschlechtlicher Liebe, diese wird vollkommen unspektakulär dargestellt und in die Handlung eingebunden - das würde ich mir sehr viel häufiger wünschen. Ein hilfreicher Weg, um dieser die Normalität zu verleihen, die sie verdient!

Dahingegen wird die Protagonistin Marlene sehr sperrig dargestellt - wie ich finde, auf eine recht gezwungene Art. Manchmal versucht die Autorin - so mein Eindruck - die von ihr geschaffene Figur fast gewaltsam von einer etwas milderen Haltung abzuhalten.

Ein Buch, das sich schnell, ja fast süffig liest. Ich bereue die Lektüre nicht, obwohl ich nicht so recht sagen kann, wie gut mir das Buch denn im Ganzen gefallen hat.

Veröffentlicht am 14.01.2024

Schwarzweiß oder Schwarz?

Weiße Wolken
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Die Schwestern Dieo und Zazie sind Töchter einer Deutschen und eines senegalischen Einwanderers und haben nie woanders gelebt als in Deutschland. Aufgewachsen sind sie bei ihrer Mutter, nur die Jüngere, ...


Die Schwestern Dieo und Zazie sind Töchter einer Deutschen und eines senegalischen Einwanderers und haben nie woanders gelebt als in Deutschland. Aufgewachsen sind sie bei ihrer Mutter, nur die Jüngere, Zazie, hat regelmäßigen Kontakt zum Vater und war auch schon häufiger im Senegal.

Das Eigenartige an ihrem Leben - von außen werden sie immer als irgendwie fremd betrachtet, womit Dieo, Mitte dreißig, verheiratet und Mutter dreier Söhne, ganz gut zurecht kommt. Die Endzwanzigerin Zazie hingegen hadert damit, trägt eine gewisse Wut in sich, die sich immer mal den Weg heraus bahnt und sich nicht selten gegen die Schwester richtet.

Ein spannendes Werk, in dem die Schwestern erst in einer Extremsituation so richtig zueiander finden, teilweise ziemlich provokant, manchmal aber auch witzig und warmherzig rüberkommen.

Gut, dass ich viele deutlich jüngere Kollegen habe, sonst wäre ich in bezug auf die doch sehr stylishe Sprache während der Lektüre oft verloren gewesen. Autorin Yandé Seck nimmt auch Abstand von gewissen Erklärungen im Vorfeld, der Leser wird mit jeder Tatsache, jeder Situation direkt konfrontiert - das kannte ich so nicht, kam aber überraschend gut klar damti.

Ein ungewöhnlicher Roman, in dessen Verlauf die Autorin beweist, dass sie sich auch durchaus selbst auf die Schippe nehmen kann - der Leser muss jedoch einiges an Geduld mitbringen!