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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Man sieht sich

Man sieht sich
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Frie und Robert sind unzertrennliche Freunde, seit er für die Oberstufe an ihre Schule gekommen ist. Sie teilen Sorgen und Nöte, er in Angst um seine Mutter, sie in Angst vor ihrem tobsüchtigen Vater. ...

Frie und Robert sind unzertrennliche Freunde, seit er für die Oberstufe an ihre Schule gekommen ist. Sie teilen Sorgen und Nöte, er in Angst um seine Mutter, sie in Angst vor ihrem tobsüchtigen Vater. Doch was zu Abizeiten gut zusammenpasst, muss sich jetzt im echten Leben bewahrheiten. Hält die Freundschaft dem stand?
Karnick verfolgt die Lebenswege der beiden Protagonisten über mehrere Jahrzehnte, wechselt immer wieder die Erzählperspektive. Dadurch lernt man beide sehr gut kennen, die jeweilige Sicht auf den anderen bzw. auf unterschiedliche Ereignisse; trotz dieses Kniffs konnte ich die Gedanken und Handlungen nicht immer nachvollziehen, manches blieb mir bis zum Schluss unverständlich. Der Stil gefiel mir gut, unaufgeregt und ruhig führt uns die Autorin durch die kleinen und großen Dramen des Lebens. Ab und an plätschert die Handlung dann aber doch zu ruhig über die Seiten. Das Lebensgefühl der jeweiligen Jahrzehnte wird gut wiedergegeben, die Autorin schildert authentisch, egal ob es sich um Roberts chaotische Jungs-WG oder Fries stressigen Staatsexamensmarathon handelt. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten entwickelt sich glaubhaft, immer wieder scheint sich die große Liebe anzubahnen, doch nie scheint die Zeit richtig dafür. Der Roman driftet dabei aber nicht ins Kitschige ab, es schwingt höchstens mal ein melancholischer Zug mit. Ich habe den Roman ganz gerne gelesen, konnte aber die Intentionen der Figuren manchmal nicht nachvollziehen und war dann von den Längen etwas ausgebremst.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Schlussakt mit Schwächen

Tränenschwur
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Seit Jahren entzieht sich die Sekte Eden den Behörden, doch die Schlinge der Ermittler zieht sich langsam immer enger. Eine neue Spur scheint endlich den Durchbruch zu bringen, oder wird die Gemeinschaft ...

Seit Jahren entzieht sich die Sekte Eden den Behörden, doch die Schlinge der Ermittler zieht sich langsam immer enger. Eine neue Spur scheint endlich den Durchbruch zu bringen, oder wird die Gemeinschaft mit Pastor an der Spitze wieder in einem neuen Versteck verschwinden können?
Ich habe die beiden vorherigen Teile nicht gelesen, bin aber trotzdem relativ gut zurechtgekommen, da der Fokus neben dem Aushebeln der Sekte, auf dem Privatleben anderer Protagonisten liegt. Hier stehen FBI Agent Tom, sowie dessen Nachbarin und beste Freundin Liza im Mittelpunkt. Liza mochte ich als Figur definitiv lieber, Tom zeigt im Laufe der Handlung einige Seiten, die ihn doch sehr unsympathisch machten. Wer Karen Rose kennt, weiß natürlich, dass eine Lovestory nie fern ist, doch hier gab es leider ein ermüdendes Hin- und Her, was mich ab einem gewissen Punkt nur noch genervt hat; den Bogen hatte die Autorin einfach etwas zu sehr gespannt. Das Zusammenspiel der anderen Handlungsstränge hat jedoch gut gepasst.
Tränenschwur ist locker geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Handlung spielt in nur wenigen Tagen, dafür wird dann doch etwas zu ausschweifend erzählt; das gefühlte Tempo passte nicht zur tatsächlich erzählten Zeitspanne. Rose weiß zwar Spannung zu erzeugen, aber es gelingt nicht immer, diese auch zu halten. Über die Sekte Eden hat man sicherlich in den ersten Bänden einiges erfahren, doch trotzdem hätte ich erwartet, dass ein größerer Teil der Handlung innerhalb der Gemeinschaft spielt; so hatten die Ermittlungen und Bemühungen gefühlt doch sehr wenig mit der Sekte zu tun, sondern richteten sich gegen einzelne Täter. Anhand der Buchbeschreibung hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Tränenschwur ist sicherlich kein schlechter Thriller, aber dass die Autorin spannender und punktgenauer erzählen kann, hat sie in anderen Büchern besser präsentiert. So glänzt Tränenschwur als Schlussband der Trilogie leider nicht ganz so wie erhofft

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Eliza

Betrug
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Eliza Touchet führt ihrem Schriftstellercousin Ainsworth schon seit Jahren den Haushalt. An ihren Tisch kommen zeitgenössische Autoren wie Dickens zum gemütlichen Diskurs. Doch mit den Jahren schwindet ...

Eliza Touchet führt ihrem Schriftstellercousin Ainsworth schon seit Jahren den Haushalt. An ihren Tisch kommen zeitgenössische Autoren wie Dickens zum gemütlichen Diskurs. Doch mit den Jahren schwindet Ainsworths Erfolg, die bekannten Besucher bleiben aus, er wird älter und verliert den Anschluss an die Gesellschaft. Die ist gerade zutiefst gespalten am Falle von Roger Tichborne, der von den Totgeglaubten zurückgekehrt ist… oder eben auch nicht.
Es fiel mir ab und an schwer, den Zeitsprüngen in der Geschichte zu folgen, ebenso den unterschiedlichen Lebenslinien; viele kurze Kapitel und Szenenwechsel machen das Dranbleiben nicht einfach. Die Fülle der Figuren ist gerade zu Beginn herausfordernd, man muss sich anstrengen, den Überblick zu behalten. Ich mochte Elizas scharfsinnige Art, sie ist ein kluger Kopf und durch sie erhält man einen scharfen Blick hinter die bürgerlichen Fassaden. Gleichzeitig ist sie ein Beispiel dafür, wie abhängig Frauen zu jener Zeit noch waren, auch wenn sie durchaus ihren Mann hätten stehen können. Smith vereint in ihrem Roman einige heiße Eisen, Feminismus, Kolonialismus, Rassismus, etc. Das gelingt hervorragend, ohne die Handlung zu überfrachten. Der Stil passte für mich gut zu der Zeit, man bekommt ein gutes Gespür für die gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Tichborne-Fall selbst nimmt in der zweiten Hälfte einigen Raum ein, und doch bleibt er in seinen Details über die groben Fakten hinaus wage. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft werden zwar geschildert, trotzdem wirkte das Ganze auf mich eher unnahbar und distanziert. Obwohl Eliza und Ainsworths Ehefrau Sarah an vielen Prozesstagen im Publikum sitzen, fühlte ich mich hinterher nicht sehr viel schlauer als zuvor. Der Prozess ist präsent, und doch wieder nicht. Letztendlich hat er sich nicht so nahtlos in die übrige Handlung eingefügt wie zu erwarten war.
Betrug ist kein leichter Roman, man muss sich fordern lassen, wird dafür dann aber auch belohnt. Ein Roman, auf den man sich einlassen muss.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Zweimal Rishikesh

Yoga Town
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Lucy bestreitet in Berlin ihren Lebensunterhalt als Yogalehrerin, auch inspiriert von ihren Eltern, die `68 in Indien bei einem waschechten Guru waren. Genau wie die Beatles, die musikalisch vor allem ...

Lucy bestreitet in Berlin ihren Lebensunterhalt als Yogalehrerin, auch inspiriert von ihren Eltern, die `68 in Indien bei einem waschechten Guru waren. Genau wie die Beatles, die musikalisch vor allem Lucys Vater geprägt haben. Als ihre Mutter verschwindet, kommt schnell der Verdacht, dass sie nach Rishikesh gereist ist, um Altes aufleben zu lassen und mit der Vergangenheit abzuschließen.
Yoga Town lässt die Hippiekultur aufleben und wirft einen ganz speziellen Blick darauf. Das Feeling der `68 wird sehr gut transportiert, auch wenn man bisher wenig mit Yoga und der Philosophie in Berührung gekommen ist , erhält man einen sehr guten Einblick. So einiges wird auch entzaubert, gerade durch den Handlungsstrang in der Jetzt-Zeit. Das Zusammenspiel zwischen den zwei Zeitebenen klappt sehr gut, ebenso die beiden unterschiedlichen Perspektiven (Lou – Lucy). Ich mochte den Erzählstil per se, das Buch liest sich sehr süffig. Da die Handlung viel in Indien spielt, unterhalten sich die Figuren oft auf Englisch; das wird dann aber nicht übersetzt, ich bin nicht sicher, ob jemand, der die Sprache nicht spricht, hier immer alles mitbekommen kann. Gerade Lou wirft auch immer wieder mit englischen Begriffen um sich, das wirkt gestellt hipp und hat einen etwas künstlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Die Figuren haben mich nicht ganz überzeugen können: Lucy wirkt etwas unnahbar, obwohl man ihr ziemlich gut in den Kopf schauen kann. Lou wird dadurch, dass man ihm in zwei Zeitebenen begegnet eher zerrissen, er ergibt keine einheitliche Figur. Die Beatles tauchen zwar immer mal wieder auf, nehmen aber keinen großen Raum ein und haben unterm Strich für die Handlung auch keine nennenswerte Funktion. Letztendlich hätte es jeder sein können; anhand des Klappentextes hatte ich mir das doch etwas anders vorgestellt. Die Geschichte von Lucys Familie wird nach Jahrzehnten endlich aufgearbeitet, das funktioniert auch in der Auflösung ganz gut. Trotzdem konnte ich nicht richtig in die Geschichte abtauchen, so wie ich es von anderen Büchern des Autors gewohnt bin.
Insgesamt ist Yoga Town ein leicht zu lesender Roman, der durchaus unterhalten kann. Ich persönlich habe aber weder zu Figuren noch zur Handlung großen Zugang gefunden.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Superstarke erste Hälfte, dann leider abgebaut

Weil da war etwas im Wasser
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Tief unten im Wasser lebt ein Kalmar in der Dunkelheit. Zwei Tentakeln, drei Herzen und acht Arme. Acht Arme, die alle eine Geschichte erzählen können von Menschen, Tiefseekabeln, anderen Ungeheuern. Von ...

Tief unten im Wasser lebt ein Kalmar in der Dunkelheit. Zwei Tentakeln, drei Herzen und acht Arme. Acht Arme, die alle eine Geschichte erzählen können von Menschen, Tiefseekabeln, anderen Ungeheuern. Von der Zeit. Auf dem Wasser treibt ein großer Trawler, darauf Praktikantin Sanja Sanz, die ebenfalls eine Geschichte zu erzählen hat. Eine, die noch stärker mit dem Meer verbunden ist als sie denkt.
Die Idee aus der Sicht eines Kalmars oder besser gesagt aus Sicht seiner Arme zu erzählen fand ich sehr ambitioniert und außergewöhnlich, und war dann von der Umsetzung aber umso schneller überzeugt. Die Darstellung, das „Innenleben“ des Kalmars hat mir wahnsinnig gut gefallen; nicht vermenschlicht, aber doch auch emotionsgeladen. Sprachlich ruhig, fast schon poetisch zwischenzeitlich, und doch lässt sich erstaunlich viel auch über die Tiere lernen. Nicht zuletzt dadurch, dass sich die Arme zusätzlich zum eigenen Text auch noch in Fußnoten untereinander ins Wort fallen, was die Handlung auflockert und bereichert, ab und an aber auch verwirrt.
Die Erzählstränge rund um Kalmar sowie Familie Sanz & Co greifen anfangs gut ineinander, zumindest über weite Teile der Handlung; erst gegen Ende wirken die einzelnen Figuren eher abgearbeitet als zu einem passenden Ende erzählt. Das Ende bleibt etwas unbefriedigend und nicht ganz rund. Mich lässt der Roman zwiegespalten zurück. In der ersten Hälfte war ich sehr angetan, sowohl vom Inhalt wie auch vom ungewöhnlichen Aufbau der Geschichte. Doch irgendwann verliert sich die Handlung in ihren Erzählsträngen, was in einem Einschub gipfelt, der wirkt als wäre er mal eben für die anscheinend nötige Provokation des Lesers eingebastelt worden. Für mich hätte der Roman im Stile der ersten Hälfte weitergehen dürfen, denn später war es für mich dann doch zu wenig Kalmar und zu viel Kunstroman.

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