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Veröffentlicht am 18.01.2024

Totengesang

Paris Requiem
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Im besetzten Paris des Jahres 1940 wird Inspecteur Eddie Giral zu einem Mordfall gerufen. In einer geschlossenen Bar wurde ein kleiner Gauner, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte, grausam umgebracht. ...

Im besetzten Paris des Jahres 1940 wird Inspecteur Eddie Giral zu einem Mordfall gerufen. In einer geschlossenen Bar wurde ein kleiner Gauner, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte, grausam umgebracht. Motiv und Täter sind völlig ungewiss. Giral versucht zunächst zu klären, wieso der Tote überhaupt auf freiem Fu8 war. In der Haftanstalt erfährt er, dass eine ganze Reihe von Verbrechern freigelassen wurden. Allerdings nicht von offizieller Seite. Das ist doch höchst mysteriös. Zumal niemand aus den eigenen Behörden Informationen weitergeben will. Die Ermittlungen gestalten sich nicht nur aus diesem Grund schwierig. Auch über den Toten will niemand reden.

In seinem zweiten Fall muss Inspecteur Eddie Giral seine Nachforschungen weiterhin unter der Beobachtung diverser Überwachungsdienste der Nazi-Besatzer durchführen. Das fühlt sich für ihn wie der Weg durch ein Minenfeld an, schließlich darf er keinem auf die Füße treten und soll gleichzeitig seinem Chef von Ermittlungsergebnissen berichten. Auch seinen Sohn, dem er eine sichere Flucht ermöglichen möchte, hat Giral immer in seinen Gedanken. Da treten die kleinen Schwierigkeiten mit seinem Kollegen Boniface, der manchmal etwas leutselig daherkommt, doch eher in den Hintergrund. Rätselhaft ist natürlich dieser Todesfall und die Umstände. Die Mauer des Schweigens lässt sich nur schwer durchbrechen.

Sehr eindrücklich schildert der Autor das widersinnige und umabschätzbare Vorgehen der Besatzer. Sie lassen die Pariser Polizisten arbeiten, weil sie sie für die Erledigung von Kleinigkeiten brauchen. Gleichzeitig bespitzeln sie alles, um bei Bedarf mit Strafen zu drohen. Welche Zwickmühle für Giral, der seinen Sohn und einige alte Freunde, denen er wieder begegnete, schützen will. Der Kriminalfall tritt dabei ein wenig in den Hintergrund, was die Lektüre aber nicht beeinträchtigt. Will man unter einer derartigen kriegerischen Besatzung leben? Eine beklemmende und bedrückende Vorstellung. Eine Lage, die man einfach nicht einschätzen kann, die unwägbare Gefahren für Leib und Leben mit sich bringt, so ein Leben wünscht man sich nicht. Zur richtigen Einschätzung der erzählten Geschichte dienen auch einige Anmerkungen des Autors, die das Verhalten der Nazi-Besatzer in einem klaren Licht darstellen. Dieser Kriminalroman besticht mit seiner historischen Genauigkeit und den eindringlichen Schilderungen, wobei das Cover die düstere Stimmung während der Tages des zweiten Weltkriegs sehr deutlich wird.

Veröffentlicht am 14.01.2024

Cabramatta

All die ungesagten Dinge
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Die junge Ky Tran arbeitet nach ihrem Studium in Melbourne. Ende der 1990er hat sie gerade als Journalistin angefangen. Nach Cabramatta, einen Vorort von Sydney, will sie eigentlich nicht mehr. Dort hat ...

Die junge Ky Tran arbeitet nach ihrem Studium in Melbourne. Ende der 1990er hat sie gerade als Journalistin angefangen. Nach Cabramatta, einen Vorort von Sydney, will sie eigentlich nicht mehr. Dort hat sie immer mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Denny gelebt. Als vietnamesische Einwanderer leben sie eher zurückgezogen. Doch die Eltern wollen unbedingt das Beste für ihre Kinder. Sie sollen in der Schule zu den Besten gehören und auch später im Beruf. Doch nun haben die Eltern versucht, Ky zu erreichen. Denny ist tot. Nach der Schulabschlussfeier sind er und ein paar Mitschüler essen gegangen. Nur er wurde zu Tode geprügelt.

Nicht einfach ist es für die vietnamesischen Einwanderer in Australien. Niemand hat auf sie gewartet. Und sie haben sich in Cabramatta gesammelt, wo so viele von ihnen leben, dass sie nicht unbedingt Englisch lernen müssen. Die Kinder empfinden es als etwas nervig, wenn sie für ihre Eltern übersetzen müssen. Obwohl sie die Sprache meist gut beherrschen, müssen damit leben, dass sie nicht richtig dazu gehören. Ky ist als Streberin verschrieen und ihre beste und einzige Freundin, die Rebellin, bricht die Schule ab. Denny war immer der gute Junge, der beste Schüler. Nun ist er tot.

Wie muss es sein für Einwanderer und Flüchtlinge? Wahrscheinlich müssen wenige lange in ihrer Umgebung suchen, um Menschen zu finden, die davon erzählen können. Dieses Gefühl des nicht gewollt seins, diese Wurzellosigkeit. Und die nächsten Generationen, die sich einfügen wollen, die den Druck haben, die sich auf eine Art einleben, aber doch nicht so richtig. Und dann passiert in einer Familie so eine Tragödie und keiner kann oder will sagen warum. Ky macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Doch sie und andere Beteiligte reflektieren darüber, wie es überhaupt dazu kommen konnte. In Teilen liest es fast wie ein Kriminalroman. Wichtiger sind jedoch die Gedanken und Gefühle der verschlossenen Elterngeneration und die der Kindergeneration, die den Druck aushalten muss, sich auflehnt oder fügt. Eine packende Familiengeschichte, die viel Verständnis weckt.

Veröffentlicht am 13.01.2024

Precious

Oxen. Pilgrim
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Niels Oxen ist noch dabei sich von seinen schlimmen Erlebnissen zu erholen. Er wandert wie auf einer Pilgerreise durch Dänemark. Zum ersten Mal begleitet ihn sein 15jähriger Sohn. Margrethe Franck steht ...

Niels Oxen ist noch dabei sich von seinen schlimmen Erlebnissen zu erholen. Er wandert wie auf einer Pilgerreise durch Dänemark. Zum ersten Mal begleitet ihn sein 15jähriger Sohn. Margrethe Franck steht kurz vor der Suspendierung, weil sie die Ermittlungen zu den Ereignissen nicht ruhen lassen will. Und eine junge Polizistin kommt nicht über den Mord an ihrem Bruder hinweg. Als Alex Mossmann um Hilfe bei einer Finanzermittlung bittet ist Franck zur Stelle. Margrethe ist froh über die Abwechslung. Nicht etwas, dass sie dadurch von den Mordermittlungen, die sie auch für Sally fortführt, abhalten lassen würde.

Bei diesem sechsten Fall um den Jägersoldaten Niels Oxen geht es zunächst um die Bewältigung der Folgen des letzten Falles. Doch die aktuellen Ereignisse nehmen immer mehr Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Mord an Sallys Bruder muss einfach aufgeklärt werden, dass ist die einzige Gerechtigkeit, die er noch bekommen kann. Gleichzeitig soll Mossmann einen Kontakt in dieser Finanzsache betreuen. Hier zieht er Franck hinzu, die mit ihrer gewitzten Art bestens geeignet ist für den Schutz der Beteiligten zu sorgen. Zunächst kommen die Nachforschungen nicht so richtig voran. Oxen und seine Freunde gewinnen langsam den Eindruck, dass ihnen irgendjemand Steine in den Weg legt.

Insbesondere zu Beginn gibt es viele Bezüge zu den vorherigen Ereignissen, so dass die Kenntnis der anderen Bände der Reihe von Vorteil wäre. Wenn die Ereignisse der aktuellen Handlung Fahrt aufnehmen, verliert sich das ein wenig. Und wenn es schließlich richtig atemberaubend wird, tritt das in den Hintergrund. Die Vorgänge sind ausgesprochen spannend verknüpft und manchmal fällt man beinahe vom Glauben ab. Finanzen, Politik und arrogante Unsympathen - ein Geflecht, das kaum entwirrt werden kann so scheint es. Wie der Autor das schließlich auflöst, ist schon der Hammer. Wie Oxen und die beiden Frauen als Team zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Fähigkeiten einbringen, ist überzeugend geschildert. Nach dem anfänglichen Herantasten an die Protagonisten ist man schnell gefesselt und das fulminante Finale bringt einen echten Knaller.

Veröffentlicht am 12.01.2024

Die Lichtgestalt

Star Bringer
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Zum ersten Mal wird Kalinda, die Tochter der Kaiserin, auf eine offizielle Mission geschickt. Wohl fühlt sich die knapp 20jährige nicht. Und prompt geht alles schief. Das liegt nicht an Kali. Die Raumstation ...

Zum ersten Mal wird Kalinda, die Tochter der Kaiserin, auf eine offizielle Mission geschickt. Wohl fühlt sich die knapp 20jährige nicht. Und prompt geht alles schief. Das liegt nicht an Kali. Die Raumstation wird plötzlich angegriffen oder sabotiert. Chaos herrscht und es gibt Tote und Verletzte. Der Söldner Ian versucht mit einem abgehalfterten Raumschiff zu fliehen. Mit Mühe schaffen er, Kali und einige andere es tatsächlich auf das Raumschiff zu gelangen und sich von der Raumstation zu entfernen. Nun müssen die Sieben sich erstmal finden. Wie kommen sie am besten weg? Welche unterschiedliche Herkunft haben sie? Und was ist überhaupt passiert?

Als Trilogie ist diese Science Fiction Reihe angelegt. Und zu Beginn geht es gleich richtig hoch her. Sieben sehr unterschiedliche junge Menschen finden sich auf einem Raumschiff wieder, das im ersten Moment doch sehr klapprig wirkt. Der Söldner Ian, seine Freunde Max und Cage, die Hohepriesterin Rain und ihr Gardist Merrick, Kalinda und schließlich Beckett, die Rebellin. Diese sehr unterschiedlichen Charaktere finden sich zusammen. Und sie wollen wissen, wieso es diesen Anschlag gab und wer hinter ihnen her ist. Natürlich können sie sich nicht sofort vertrauen. Zunächst jedoch heißt es: „Nichts wie weg.“

So wie sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten auf der zusammenfinden müssen, so muss man sich an beim Lesen zunächst an sie gewöhnen, sie kennenlernen. Je länger die Lektüre andauert, desto besser durchblickt man die Beweggründe und desto sympathischer werden die Sieben. Durch einen unerwartetes Ereignis zusammengebracht raufen sie sich zusammen und versuchen nichts anderes als ihre Galaxie zu retten. Dabei geht es am Anfang mehr ums eigene Überleben. Je mehr sie dann über die jeweils anderen und auch über ihr Schiff herausfinden, desto spannender wird es, weil sie die wirkliche Gefahr ebenso offenbart wie die vermeintliche Rettung. Schließlich hat einen die Story richtig gepackt und man verschlingt die restlichen Seiten. Wobei am Schluss der Mund offensteht, weil, wie bei einem ersten Band einer Trilogie nicht anders zu erwarten, die Lage eher aussichtslos erscheint. Die Neugier auf den nächsten Band ist geweckt.

Das Cover hat ein sehr passendes futuristisches Design, mit dem es die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Veröffentlicht am 12.01.2024

Adeles Schicksal

Feldpost
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Die junge Anwältin Cara gönnt sich in einem Kasseler Café eine Pause. Als sich eine ältere Dame zu ihr setzt entspinnt sich ein kurzes Gespräch, nachdem die Dame verschwindet, nur ein alter Aktenkoffer ...

Die junge Anwältin Cara gönnt sich in einem Kasseler Café eine Pause. Als sich eine ältere Dame zu ihr setzt entspinnt sich ein kurzes Gespräch, nachdem die Dame verschwindet, nur ein alter Aktenkoffer bleibt zurück. Eigentlich will Cara den Koffer zurückgeben, doch um die Besitzerin ausfindig zu machen, muss sie den Koffer öffnen. Und worauf wollte die Dame hinweisen als sie bemerkte, Adele sei verschwunden. Neugierig geworden widmet sich dem Inhalt des Koffers. Sie findet Feldpostbriefe aus dem zweiten Weltkrieg, die offensichtlich ein junger Mann namens Richard an besagte Adele geschrieben hat. Kann Cara im Jahr 2000 die Briefverfasser ausfindig machen? Nach so langer Zeit.

Einmal aus der Gegenwart beginnend mit dem Jahr 2000 und aus der Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg wird das Schicksal von Adele Kuhn und ihrer Familie nachgezeichnet. Die Kuhns waren angesehene Leute in Kassel. Der Vater besaß eine gutgebende Spedition, die Mutter führte den Haushalt, die Kinder Adele und Albert waren erfolgreich und beliebt in der Schule. Doch in der Nazizeit konnte es sich schnell rächen, dem Regime nicht nach dem Mund zu reden. Und so war der Vater in politischen Kreisen durch seine Überzeugungen gebrandmarkt. Als er sich eines Tages eine Blöße gibt, wird er verhaftet und verurteilt. Welche Auswirkungen das unter den Nazis auf die Familie hatte, beschreibt dieses Buch.

Gewohnt stimmig und einfühlsam vorgetragen wird dieses Hörbuch von Vera Teltz. Die Autorin Mechthild Borrmann hat in diesem Roman Aufzeichnungen verarbeitet, die sie im deutschen Tagebucharchiv gefunden hat. Als Leser hätte man sich ein anderes Schicksal für Adele gewünscht, doch erklärt der reale Hintergrund vielleicht, wieso man schließlich staunt, was Cara und Richard Martens nach der langen Zeit noch herausfinden, man aber doch etwas betrübt ist, weil man sich eine gewisse Gerechtigkeit wünschen würde. Möglicherweise gibt es die im wirklichen Leben einfach nicht häufig genug. Auch wenn Richard nicht sein Leben führen konnte, so hat er doch eine gewisse Zufriedenheit erreicht, wenigstens das. Aber irgendwie ist das nicht genug. Dennoch berührt dieser Roman, weil der die grausamen Machenschaften des Regimes deutlich beschreibt. Wie wurden Kleinigkeiten aufgebauscht, Machtpositionen missbraucht und Menschen zu Handlungen gezwungen, die ihnen nicht entsprachen. Eine Lektüre, die einen nicht so schnell loslässt.