Aufgepasst Jessica Pearson, hier kommt Gold, Bright & Partners
In Case We TrustVorab: Als “In Case we Trust“ angekündigt wurde, war ich hin und weg. Noch nie habe ich eine New Adult Romance mit dem Schwerpunkt Recht bzw. Jura gelesen. Für mich war also klar, ich muss ich dieses Buch ...
Vorab: Als “In Case we Trust“ angekündigt wurde, war ich hin und weg. Noch nie habe ich eine New Adult Romance mit dem Schwerpunkt Recht bzw. Jura gelesen. Für mich war also klar, ich muss ich dieses Buch unbedingt lesen.
Natürlich fällt zu aller erst das wunderschöne Cover auf. Sehr schlicht gehalten und in dem dunklen violett mit den floralen Ornamenten, wirkt es sehr edel. Dieser Endruck wird durch die goldene Schrift und den feinen Goldstaub drumherum verstärkt. Das Highlight des Covers ist für mich aber definitiv das Firmenlogo von Gold, Bright & Partners. Ich liebe es, ehrlich!
Gold, Bright & Partners ist die Kanzlei, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, ist die Kanzlei, für die unsere Protagonistin Gracie Hoffman anfängt zu arbeiten.
Gracie ist eine jungen Frau, die mit Bestnoten und Summa cum laude Jura in Harvard studiert hat und nun ins Berufsleben startet. Immer an ihrer Seite: ihre beste Freundin Cassidy, mit der sie zu Beginn der Geschichte zusammenzieht. Gracie ist ein sehr ruhiger und in sich gekehrter Mensch. Jura hat sie vor allem deshalb studiert, weil sie helfen möchte und nicht, weil sie auf Geld, Prestige oder dergleichen aus wäre. Sie ist introvertiert und würde einer wilden Partynacht immer ein Buch und ihr Bett vorziehen. Das macht sie für mich sehr sympathisch und greifbar. Außerdem hat sie einen Hang zu schräger Kleidung bzw. zu ungewöhnlichen Farb- und Stilkombinationen. Das lockert ihren Charakter sehr auf, was mir gut gefallen hat.
Ohne es zu wissen, lernen wir Ira schon auf den ersten paar Seiten kennen, weil Gracie unbeabsichtigt von ihrem Zimmer aus, in sein Schlafzimmer gucken kann. Und wenn das nicht schon eine schräge „erste Begegnung“ ist, wird diese Tatsache dadurch gestoppt, dass Gracie und Cassidy ihm, an ihrem ersten Arbeitstag, das Taxi wegschnappen. Das die drei nicht nur Nachbarn sind, wird ihnen dann spätestens in der Kanzlei bei der Kennenlernrunde klar. Perfekt gemacht wurde die Situationskomik für mich dadurch, dass Ira und Gracie von nun an mehr oder weniger zusammenarbeiten müssen.
Auch Ira ist eher der ruhige Typ, der sich überall rauszieht. Das liegt vor allem daran, dass er sich nirgendwo so wirklich zugehörig fühlt, etwas was ihn schon seit seiner Kindheit begleitet. Anders als Gracie ist er weder in der Stadt noch in finanziell unbesorgten Verhältnissen aufgewachsen. Etwas, was ihn härter arbeiten lässt, als so manch anderer.
Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden hat mir wirklich gut gefallen. Wo am Anfang Antipathie geherrscht hat, schleicht sich langsam ein Team-Gefühl ein. Dieses wiederum wird zu einer zarten Freundschaft, in der sehr schnell die Funken, die zwischen den beiden sprühen, zu greifen sind.
Der Kanzlei-Alltag, die Crew aus den neuen Associates, die mit Ira, Gracie und Cassidy angefangen haben, ist ein unfassbar bunt gemischter und lustiger Haufen. Die Dynamik in der Gruppe ist einfach herrlich.
Der Fall rund um die Marke Eúnoia, der von Gracie und Ira bearbeitet wird, ist super spannend und verleiht der Geschichte einen ganz anderen Touch. Das hat mir wirklich besonders gut gefallen.
Das Gracie ein Geheimnis hat, ist den Leser*innen von Anfang an klar. Warum sie dies aber so gewissenhaft hütet und in wie fern ihr Vater, der selbst eine große und erfolgreiche Kanzlei in Boston führt, mit drinhängt, wird erst zum Ende der Geschichte klar. Hier muss ich sagen, dass die Handlung ein gutes Tempo hatte und ich Ira für seine Reaktion auf die Enthüllung bewundert habe. Echt, wie kann man so ruhig bleiben, wenn man etwas erfährt, was gegen den eigenen moralischen Ethos geht. Ich bin schwer beeindruckt.
Was ich vor dem Hintergrund dessen dann aber nicht nachvollziehen kann, ist die Schwere seiner Reaktion auf Gracies Anschuldigungen ihm gegenüber. Ja, das was sie macht ist absolut nicht die feine englische Art und auch ich wäre enorm angepisst, aber wiegt das wirklich schwerer für Ira, als das, worum es eigentlich geht? Ich kann es kaum glauben. Dennoch reagiert Ira, wie er es tut und bricht mit Gracie, die er so offenbar leibt.
Hier finde ich, merkt man leider, dass die Geschichte einen Konflikt „brauchte“, der Hinterher aufgelöst werden kann, damit die Protagonisten wieder zueinander finden.
Es ist absolut meckern auf hohem Niveau, aber das ist leider das Quäntchen, das mir für ein Highlight fehlt.
Was mir leider auch aufgefallen ist, ist das Ungleichgewicht in der Kapitellänge zwischen Iras und Gracies POV. Ich hatte das Gefühl, dass Gracies Kapitel sehr viel länger waren, als Iras, wodurch wir von ihm nicht so viel erfahren haben, wie von ihr. Ich habe das nicht nachgeprüft, aber mir ist das schon beim lesen des zweiten Abschnitts aufgefallen.
Meine zwei größten Kritikpunkte sind, wie gesagt, meckern auf ganz, ganz hohem Niveau und machen das Buch keinesfalls schlecht. Ich hatte super hohe Erwartungen und muss ganz ehrlich sagen, dass diese auch nicht enttäuscht wurden. Dennoch reicht es für mich leider nicht für ein Highlight. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, immerhin können mich noch zwei weitere Bücher in der Reihe von sich überzeugen und ich freue mich schon so, so doll, wieder nach Boston in die wohl coolste Kanzlei der Welt zurückzukehren.