Wenn es um Familiengeheimnisse oder Tragödien geht, ist für mich Kate Morton die erste Anlaufstelle.
Seit jeher liebe ich ihre Romane dieser Art unglaublich und daher war meine Freude über „Heimwärts “ sehr groß. Ich würde es allerdings keinesfalls als einen Krimi betiteln.
Ihr Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Die Atmosphäre ist dabei sehr bedrückend, düster und unheilvoll.
Diese ganze Story versprüht tiefen Schmerz, Einsamkeit und Trauer .
Im Zentrum stehen hierbei Isabel, Nora, Polly und Jess. Vier Frauen die sehr viel miteinander verbindet, ohne dass sie es auch nur ahnen.
Meistens begleiten wir hierbei Jess. Aber auch die anderen kommen nicht zu kurz.
Mir hat besonders Percy unglaublich gut gefallen. Seltsamerweise hab ich ihn mehr gefühlt, als alles andere.
Ich hatte das Gefühl, die Frauen haben eine Mauer um sich herum aufgebaut und lassen nur schwer etwas zu ihrem verletzlichen Wesen vordringen. Ja, man könnte sagen, sie haben Angst, zu viel zu fühlen. Angst, zu viel Nähe zuzulassen. Angst, überhaupt zu sein.
Aber noch mehr Angst hat man vor den Geheimnissen, die in ihnen schlummern.
Eigentlich stellt es nie ein Problem dar, mich sofort in den Geschichten der Autorin hineinzufühlen und anzukommen.
Hier hatte ich jedoch das Problem.
Es war zu still, zu einsam, zu schwer.
Ich fand keinen rechten Zugang zu den Charakteren und der Handlung.
Die Autorin hat das Ganze sehr komplex und detailliert ausgearbeitet, wodurch man sehr viele Informationen aufnehmen und verarbeiten musste. Für mich zuviel.
Dadurch kam keine rechte Spannung auf und es zog sich mehr, als dass ich wirklich Spaß daran hatte.
Erst in der zweiten Hälfte wurde es besser.
Man spürte die dunklen Geheimnisse brodeln und ja, ich ahnte, worauf es hinausläuft.
Wodurch mich die Autorin nicht wirklich überraschen konnte. Erst die Entwicklungen und die Wahrheiten brachten die ganze Tragödie hervor und ich war wirklich erschüttert, wenn auch kaum überrascht.
Die Autorin baut dabei auch sehr sensible und wichtige Themen ein, die sie sehr feinfühlig ausgearbeitet hat. Aber sie bindet dabei auch sehr gekonnt das Umfeld mit ein und wie dieses darauf reagiert oder eben nur unzureichend.
Darüber hinaus spielt das Ganze auf zwei Zeitebenen. Was unglaublich gut spürbar ist. Die Werte und Ansichten von damals sind unglaublich gut ausgearbeitet. Man hat fast das Gefühl, sich im freien Fall zu befinden.
Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, kann sich aber niemals frei bewegen, weil es einfach alles erschüttern und verändern würde.
Doch die Frage ist: Wäre das wirklich so schlimm?
Ja, es gibt eine große Tragödie.
Sehr empfindsam, hart und kaum zu verkraften. Doch die Wunden ,die sich daraus ergeben und sich niemals schließen, sind verheerend. Weil sie alle in der ausweglosen Stille und Einsamkeit gefangen sind.
Weil sie dadurch ungewollt in ihrer Entwicklung gebremst und in eine andere Richtung gedrängt werden.
Dabei spielt Schuld eine große Rolle.
Insgesamt ein sehr guter Grundkern, mir war es jedoch etwas zu ausschweifend, auch wenn man vieles besser dadurch versteht. Leider kamen auch die Emotionen erst spät in Schwung,was sehr schade ist, da ich es mir viel intensiver, verzweifelter und wütender gewünscht hätte.
Fazit:
Ich liebe Kate Morton aus tiefstem Herzen.
„Heimwärts “ ist in meinen Augen keines ihrer besten Werke, wenn auch mit einem enorm guten Grundgedanke bestückt.
Ein sehr bedrückender,schmerzhafter und stiller Roman über die Stürme des Lebens und welche verheerenden Auswirkungen diese haben.
Ich hätte mir hier viel mehr Intensität, Verzweiflung und Wut gespürt, denn genau das versprüht dieser Roman, nur konnte ich dies fast nicht fühlen.
Dennoch ein Roman, der nachhallt.