Definitiv ein Jahreshighlight! ♥
Die letzte DichterinAufmachung:
Ich finde das Cover wirklich schön: Es ist einfach, aber dennoch so besonders und passend zum Inhalt: Man sieht einen Teil einer Stadt, eine Frau mit Mantel, die diese betritt, und das Ganze ...
Aufmachung:
Ich finde das Cover wirklich schön: Es ist einfach, aber dennoch so besonders und passend zum Inhalt: Man sieht einen Teil einer Stadt, eine Frau mit Mantel, die diese betritt, und das Ganze scheint quasi aus dem aufgeschlagenen Buch unten zu kommen.
Die Symbolik des Covers ist eindeutig; es spiegelt die Bedeutung, die Geschichten für das Buch (und wahrscheinlich auch in echt 😉) haben, wider.
Der Titel ist ebenfalls simpel, aber könnte nicht passender sein.
Besonders gut haben mir die Karte Phantopiens und die Playlist am Anfang des Buches gefallen. Ich liebe Karten in Fantasybüchern, weil ich mir die Welt dann so viel besser vorstellen kann, und auch, wenn ich beim Lesen keine Musik höre, finde ich Playlisten ebenso toll, weil die Lieder in der Regel alle eine besondere Bedeutung für das Buch haben.
Meine Meinung:
Also, ich werde mich in dieser Rezension wohl oft wiederholen, denn eigentlich könnte ich auch einfach sagen: Die letzte Dichterin wird definitiv eins meiner Jahreshighlights!
Allerdings würde dieser einfache Satz auch dem Meisterwerk, das dieses Buch eindeutig ist, nicht gerecht werden. Deshalb hole ich mal etwas weiter aus!
Ganz zum Anfang fällt schon der tolle Schreibstil auf. Er ist unglaublich märchenhaft, leicht und flüssig zu lesen. Man fliegt nur so über die Seiten, ohne zu merken, wie viel man schon gelesen hat. Wirklich selten sieht man so einen guten Schreibstil, bei dem einem das Talent der Autorin schon ins Gesicht springt.
Katharina Seck schreibt hier über das Schreiben, und nur wer ebendas gut beherrscht, kann auch überzeugend davon schreiben. Ich kann nicht anders, als zu sagen, dass ich verliebt bin. Die letzte Dichterin wird ganz eindeutig nicht das einzige Buch der Autorin gewesen sein, das ich gelesen habe! ♥
Das Setting ist ebenso märchenhaft, wie Secks Schreibstil. In Phantopien ist zwar die Magie quasi ausgestorben, aber das macht die Orte dort nicht weniger magisch. Gebiete wie der Nymphorawald, die Wanderprärien oder auch die Stadt Fernab sind allesamt etwas Besonderes und Einzigartiges. Man kann sich die verschiedenen Orte sehr gut vorstellen, und auch, wenn von ihnen nicht wenig Gefahr ausgeht, möchte man unbedingt selbst dorthin reisen und sich alles einmal tatsächlich angucken. Auch hierbei merkt man, wie viel Talent und Fantasie die Autorin hat; das hat mich wirklich beeindruckt.
Am meisten haben mir jedoch die vielen unterschiedlichen Charaktere gefallen.
Minna Fabelreich und Finn Minengräber (ich liebe übrigens auch die Namensgebung!) sind unsere beiden Protagonisten, die einem auf unterschiedliche Weise sofort ans Herz wachsen.
Minna ist zwar einerseits eher zurückhaltend, aber man merkt dennoch des Öfteren, wie mutig sie ist. Sie ist bereit, alles für ihre Träume zu tun, und lässt sich trotz einiger Rückschläge nicht unterkriegen. Teilweise ist sie zwar etwas naiv, aber das kann man ihr nicht böse nehmen. Minna glaubt selbst in den unmöglichsten Situationen noch an das Gute und an Magie und gibt dem Leser dadurch Hoffnung, selbst den Glauben nicht zu verlieren. Mit Minna als Protagonistin bekommt man Mut zu träumen und an seinen Träumen festzuhalten, egal, was das Leben oder andere Personen einem in den Weg stellen.
Finn hat keine einfache Vergangenheit und bisher einen eher schlechten Umgang, der ihn zu Handlungen gezwungen hat, die er eigentlich nicht begehen wollte. Er schafft es, seinen Träumen dennoch hinterherzujagen und sich von seinem bisherigen Umfeld zu lösen. Dabei verfällt er öfter immer noch in alte Verhaltensmuster, von denen er immer mehr Abstand nimmt, da er mehr und mehr den Mut bekommt, Entscheidungen gegen das zu treffen, was er gewohnt ist.
Finn sind seine Ziele zwar sehr wichtig, aber er ist trotzdem bereit, alles für Minna zu riskieren. Dabei fand ich es sehr erfrischend, dass die beiden nur Freunde sind. Das passt zu ihrem Charakter als Einzelgänger; jegliche Liebesduselei zwischen den beiden hätte sich falsch angefühlt. Das zeigt, wie gut die Autorin ihre Figuren kennt. 😊
Die Königin, Malwine Wüstenherz, ist meiner Meinung nach die wohl interessanteste Figur des Buches. Die ganze Zeit fragt man sich als Leser: Was treibt sie an? Was ist wirklich mit ihrer Mutter passiert? Ist sie tatsächlich so böse, wie sie scheint, oder steckt da vielleicht doch noch etwas Gutes in ihr?
Man kann sich trotz all ihrer schrecklichen Taten einfach nicht vorstellen, dass sie bloß die „Böse Königin“ sein soll, wie man sie aus so vielen Märchen kennt. Man vermutet, dass mehr hinter ihrer Person steckt, weiß aber bis zum Ende nicht, wie man sie letztlich einschätzen soll. Als Leser kann man sich – auch wenn nicht all ihre Motive wirklich klar sind – sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Trotzdem bleiben ihre wahren Pläne bis zum Ende verhüllt, und man stellt sich stets all die Fragen. Die Königin ist einerseits unnahbar aber auf der anderen Seite gleichzeitig so nachvollziehbar. Dieser Kontrast macht sie für mich zu der interessantesten Figur von Die letzte Dichterin.
Auch Valerian, ihr Gabensucher, ist facettenreich, und man weiß nicht so recht, wie man ihn einordnen soll. Er hat mit der Königin offensichtlich eine gemeinsame Vergangenheit, aber bis zum Schluss weiß man nicht, was passiert ist, woher ihr gegenseitiger Hass kommt und wieso sie überhaupt zusammenarbeiten. Das einzige, was man weiß, ist, dass er in einem Dilemma mit der Königin steckt. Nur brotkrümelhaft werden die Einzelheiten aufgedeckt.
Galvan, der Hofdichter, ist eine ebenso undurchsichtige Person. Bei ihm weiß man nun überhaupt nicht, was man von ihm halten soll. Sein zweideutiges Handeln lässt einen sogar an den eigenen Zweifeln zweifeln.
Fazit:
Bei Die letzte Dichterin gibt es Fragen über Fragen. Die Charaktere sind alle miteinander verbunden, aber bis zum Schluss kennt man nicht alle Einzelheiten über ihre Schicksale. Niemand ist so, wie er scheint. Es spricht hier Vieles für das Talent der Autorin, aber vor allem ihre Fähigkeit, einzigartige, facettenreiche Charaktere zu schaffen, deren Handlungen man nie vorhersehen kann.
Das, ihr märchenhafter Schreibstil und fabelhaftes Worldbuilding machen Die letzte Dichterin nicht nur zu einem absoluten Pageturner und damit zur klaren Leseempfehlung, sondern auch zu einem Jahreshighlight für mich. Ich würde sogar guten Gewissens soweit gehen und sagen, hierbei handelt es sich um ein Meisterwerk. Wenn ich könnte, würde ich unendlich viele Lesehasen vergeben. Aber das geht nicht, also gibt’s nur die volle Punktzahl.