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Veröffentlicht am 15.01.2024

Königlich

Das Windsor-Komplott
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Eine Katastrophe: Im geliebten Windsor Castle wurde nach einer Abendveranstaltung eine Leiche gefunden. Die Queen und die Familie müssen unbedingt vor der Presse geschützt werden und so ermittelt die Polizei ...

Eine Katastrophe: Im geliebten Windsor Castle wurde nach einer Abendveranstaltung eine Leiche gefunden. Die Queen und die Familie müssen unbedingt vor der Presse geschützt werden und so ermittelt die Polizei mehr im Geheimen. Als die Queen allerdings merkt, dass sich die Beamten etwas verrennen, stellt sie ihre eigenen Ermittlungen an...





Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben: der Queen, natürlich, ihrer Assistentin Rozie und am Ende auch der Ermittler. Ich hatte mich gefragt, ob die Queen dann in ihren schicken Kostümen durch die City wetzt und Verbrecher jagt, aber ganz stilvoll zieht sie "nur" die Fäden im Hintergrund - ihre Assistentin übernimmt größtenteils die Ermittlungen außer Haus.

Zwischendurch waren die Beschreibungen etwas langatmig und sporadisch hatte ich das Gefühl, dass es nur zum Infodump dient, aber dennoch war es interessant zu erfahren, was den ganzen Tag so im Schloss getrieben wird. Wir befinden uns übrigens im Jahr 2016, sodass es einen Besuch der Obamas, aber nicht des orangen Horrors gibt.

Gewöhnlich bezeichnet man Agatha Christie als Queen of Crime, das wird hier jedoch verdreht - sehr zum Amüsement der Leserschaft. Und was für ein grandioser Spaß, dabei zuzulesen, wie die Ermittler am Ende alles erklären und die Queen sitzt da und nickt und weiß in Wirklichkeit schon alles. Zum Schreien!

Schönes Detail: Die Corgis, die überall in und auf dem Buch herumtollen. Wenn man das Buch auf den Nachttisch legt, wird man morgens von einem auf dem Rücken begrüßt!



Fazit: So (ent-)spannend wie drei Folgen "The Crown" - und tatsächlich habe ich die Stimmen mehrmals direkt hören können, so passend sind sie geschrieben! Ich habe mich köstlich amüsiert und kann den nächsten Band kaum erwarten - am Ende gab es nämlich eine Leseprobe.



"Man tat, was man konnte. Und jetzt war unbedingt die Zeit für einen kleinen Gin."

Veröffentlicht am 15.01.2024

Unfassbar

Babel
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Die Prämisse ist denkbar einfach: Es geht um einen Turm voller magischer Übersetzerinnen inmitten eines magischen Oxfords. Doch dann beginnt man das Buch und es geht um einen Jungen in Canton, der 1828 ...

Die Prämisse ist denkbar einfach: Es geht um einen Turm voller magischer Übersetzerinnen inmitten eines magischen Oxfords. Doch dann beginnt man das Buch und es geht um einen Jungen in Canton, der 1828 dem Tod nahe ist und nach London gebracht wird. Bin ich im falschen Buch? Nein, unsere Hauptperson Robin erhält nur erst die nötige Vorbildung, um in Babel überleben zu können.

In Oxford trifft er dann auf seine Jahrgangskolleg
innen Ramy (Inder), Victoire (Haitianerin) und Letty (Engländerin), die seine einzigen Verbündeten werden. Dass sie der prestigeträchtigsten Universität des Landes angehören, ändert allerdings nichts daran, dass sie als "dreckige Ausländer" in manche Restaurants nicht reinkommen und von anderen Oxfordianern gemobbt werden. Ein krasser Kontrast.

Das Besondere an Babel: Sie können mit Hilfe von Silberbarren magische Geräte erzeugen und natürlich ist dies das Lernziel für alle Studierenden. Doch zugleich gibt es eine Geheimorganisation, die es unfair findet, dass nur Reiche und Mächtige Zugriff auf die Magie haben und wollen auch ärmeren Mitmenschen helfen. Robin, völlig begeistert von seinem neuen Leben, ist hin- und hergerissen zwischen all den neuen Möglichkeiten.



"Languages aren't just made of words. They're modes of looking at the world. They're keys to civilization.

And that's knowledge worth killing for."



Ich habe bisher nur positive Rezensionen gesehen, kann mir aber vorstellen, dass Lesende, die sich nicht für die Feinheiten von Formulierungen oder endlose Diskussionen über die moralische Aspekte von Übersetzungen oder Kolonialismus interessieren, das Buch genervt in die Ecke pfeffern werden. Ich war völlig fasziniert von den Diskussionen und Lesungen der Profs über Übersetzungen, Philosophie und die diversen Spracheigenheiten - ich war sicher, dieses Buch benötigte Jahrzehnte der Recherche oder wenigstens müsste Rebecca ein sprachwissenschaftliches Studium absolviert haben. Und ja, sie hat in Oxford studiert und mehrere Abschlüsse in Sinologie und Übersetzung und studiert immer noch weiter. Sie musste also weniger für den sprachlichen Aspekt recherchieren, sondern mehr für eine akkurate Repräsentation der Lebensumstände im 19. Jahrhundert. Dennoch hat sie für das Buch nur ein Jahr (während der Pandemie) gebraucht. Absoluter Wahnsinn!



Etwas verwirrend waren hingegen die Anmerkungen. Bevor das Buch überhaupt losgeht, empfängt uns eine zweiseitige Rechtfertigung der Autorin für ihre Anpassungen an historische Gegebenheiten. Schade, dass sie dachte, das sei in heutigen Shitstorm-Zeiten nötig. Auch die Fußnoten waren ein Highlight - wo bei "Emily Wilde" die Fußnoten reine Fantasy waren, sind sie bei "Babel" mit realen Hintergründen und Informationen gemischt, sodass die Trennung von Buch und Realität echt schwer fiel.



Wir bekommen also in der ersten Hälfte einen jugendlichen Selbstfindungstrip mit Dark Academia gemischt, bevor es daran geht, einen Krieg zwischen China und England zu verhindern. Von wahnsinnig philosophisch zu irrsinnig spannend. Und dann wird es ein richtiger Thriller und man hat all diese Gefühle und man kann nicht heulen, weil man sonst nicht weiterlesen kann und dann ist das Buch vorbei und dann sitzt man da und schreibt seitenlange Rezensionen. Ich fürchte, ich muss ihr nächstes auch lesen.



"the translator needs to be translator, literary critic, and poet all at once - he must read the original well enough to understand all the machinery at play, to convey its meaning with as much accuracy as possible, then rearrange the translated meaning into an aesthetically pleasing structure in the target language that, by his judgement, matches the original. The poet runs untrammelled across the meadow. The translator dances in shackles."

Veröffentlicht am 15.01.2024

Grandios

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott ist eine Kämpferin, wie sie in diesem Buche steht: Als Chemikerin in den 50-er Jahren hat sie echt nichts zu lachen, wird ständig belächelt, für eine Sekretärin gehalten, belästigt und in ...

Elizabeth Zott ist eine Kämpferin, wie sie in diesem Buche steht: Als Chemikerin in den 50-er Jahren hat sie echt nichts zu lachen, wird ständig belächelt, für eine Sekretärin gehalten, belästigt und in ihrer Karriere behindert. Als ihr Mentor sie vergewaltigt und sie deshalb (!) aus dem Doktoranden-Programm fliegt, scheint ihre Zukunft am Ende.

Doch dann kommt alles ganz anders und Elizabeth erfindet sich erneut komplett neu - als Fernsehköchin! Denn was ist kochen, wenn nicht Chemie, die schmeckt?



Elizabeth Zott ist ein so cooler Charakter, dass nicht nur ich nachgeschaut habe, ob es sie tatsächlich gegeben hat. Eine Wissenschaftlerin durch und durch, sodass sich ihr soziale Normen und Gepflogenheiten nicht erschließen. In typisch autistischer Manier lehnt sie die unlogischen Vorschriften des Patriarchats ab. Sehr sympathisch. Sie kämpft sich durch, zieht unverheiratet (!) eine Tochter groß, bewältigt diverse Traumata und revolutioniert nicht nur ihren eigenen Haushalt, sondern gibt Frauen in ganz Amerika den Mut, ihr eigenes Leben zu bestimmen. Schnüff, wie schön! Ich muss aufhören Belletristik zu lesen, die bringt mich offensichtlich nur zum Heulen.



Wir haben das Buch für unseren Buchclub auf der Arbeit als ersten Titel auserkoren. Für jemanden, die grauenhafte Chemielehrer hatte und das Fach daher gehasst hat, war ich sehr skeptisch, ob mir das Buch zusagen würde. Doch lasst euch davon nicht verwirren: Falls ihr wisst, was Natriumchlorid ist, seid ihr schon gut ausgestattet.

Lasst euch auch vom amerikanischen Kitsch-Cover nicht abschrecken, das deutsche ist viel besser gelungen. Der fokussierte Blick nach vorne, der widerspenstig angewinkelte Arm und der Hauch von Sepia treffen Elizabeth perfekt. Wenn ich groß bin, möchte ich eine Elizabeth sein.



"Sie verstand nicht, warum [Männer] sie nicht einfach als Mitmenschen behandeln konnten, als Kollegin, als Freundin, als Gleichgestellte oder auch nur als Fremde auf der Straße, als jemanden, dem man automatisch respektvoll begegnet, bis man herausfindet, dass er Leichen im Garten vergraben hat."

Veröffentlicht am 15.01.2024

NEUE alte Geschichten

Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde
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Buch 1 - Das Buch Merlin (38 Seiten)

1. Die Herkunft Merlins

Über Merlins Geburt beziehungsweise seinen mysteriösen Ursprung.



2. Die Geschichte von Avenable

Über eine junge Frau, die Knappe wird ...

Buch 1 - Das Buch Merlin (38 Seiten)

1. Die Herkunft Merlins

Über Merlins Geburt beziehungsweise seinen mysteriösen Ursprung.



2. Die Geschichte von Avenable

Über eine junge Frau, die Knappe wird und mit Merlins Hilfe aufsteigt.



3. Merlin und die Drachen

Über König Vortiger, dessen Turmbau von keinem Erfolg gekrönt war, bis Merlin Hilfe anbot.



Ich hatte wohl den Klappentext missverstanden - ich dachte, es sind die altbekannten Geschichten mit neuen gemischt. Doch am Ende des Ersten Buches schreibt Matthews:

"Von dieser Geschichte [Arthurs Geburt und Umstände] hat Meister Thomas [Malory] erzählt, weshalb ich sie hier nicht noch einmal wiederholen werde [...]"

Buch 2 - Das Buch von der Tafelrunde (316 Seiten)

4. Das Gelübde von König Arthur und seinen Rittern

Arthur begibt sich auf die Jagd nach einem riesigen Wildschwein. Seine Ritter haben derweil eine Lektion zu lernen.



5. Der Papageien-Ritter

Eine lange Geschichte über das erste Abenteuer von Arthur, das er allein bestehen musste. Spannend - und mit wahrsagendem Papagei!



6. Wie Sir Lancelot seinen Namen erfuhr

Lancelot wurde als Kind entführt und kannte lange Zeit seinen Namen nicht. In dieser bisher längsten Geschichte erfahren wir seine ersten Abenteuer.



7. Die Geschichte von Palomides

Wie Sir Palomides seinem Leben der Jagd nach dem mysteriösen Queste-Tier widmete und was er dabei fand.



8. Das Abenteuer des Schönen Unbekannten

Libeaus Desconus' Geschichte ist wieder eine längere und führt uns zu hübschen Frauen und vielen Gegnern.



9. Die Geschichte von Sir Lanval

Sir Lanval trifft eine umwerfende Frau - doch er soll ihr Geheimnis hüten und riskiert dafür alles. Ob er das schafft?



10. Die Abenteuer von Meriadoc

Zwei Brüder teilten sich das Reich, das heute Wales heißt - doch nur einer hatte ein gutes Herz. Dies ist die Geschichte seiner Kinder.



11. Die Geschichte von Guingamor und Guerrehes

Guingamor ist ein aufrichtiger junger Mann, der ein Königreich erben soll. Doch als die Frau seines Onkels ihm Avancen macht und er sie zurückweist, schafft er sich eine mächtige Feindin. Sie schickt ihn auf die Jagd nach einem wilden weißen Eber. Doch in den Wäldern begegnet ihm mehr als das Tier...



12. Die Abenteuer von Adler-Junge

Im Königreich Sorcha lebten zwei Ritter, die der Jagd und dem Krieg frönten. Doch als sie sich vermählen, geschieht ein Unglück: Ein Adler entführt einen der Erben und wirft diesen an König Arthurs Hof ab. Kann der Junge seiner Bestimmung folgen, ohne seine Vergangenheit zu kennen?



13. Die Geschichte von Caradoc Stark-Arm

König Arthur hilft dem befreundeten König Caradoc, eine Frau zu finden. Doch leider ist diese so schön, dass ein böser Magier sich in sie verliebt... Also das war die abgespaceste Story bisher. Ein paar Stichworte: Vergewaltigung, Zoophilie, abgetrennte Brustwarze (was klaglos hingenommen wird). Whatzef*?



14. Die Abenteuer von Melora und Orlando

Mann wird mit einem Fluch belegt, den kein Mann aufheben kann. Also macht sich Arthurs Tochter auf, dem Armen zu helfen... Das war ein großartiger Klassiker, auch wenn man das Ende natürlich schon kennt.



15. Der Besuch der Dame mit der grauen Schwarte

Eine Geschichte über eine Fee, der Unrecht widerfährt und die daraufhin den ganzen Hof verflucht. Spannend!



16. Die Geschichte von Tyolet

Tyolet kann jedes Tier zu sich rufen, doch das bringt ihm wenig, als er einem magischen Ritter-Tier begegnet... Witzig!



17. Die Geschichte von Jaufre und dem großen Wehklagen

Vor einem Abendmahl erscheint in Camelot ein böser Ritter, tötet einen von Arthurs Leuten und reitet davon. Auf Rache aus, begibt sich Jaufre auf eine Mission - und landet in einem seltsamen Gebiet, wo alle Bewohnenden wehklagen.



18. Die Geschichte von Sir Marrok und dem Wolf

Eine Geschichte mit direktem Bezug zu Malorys Geschichten, behandelt diese das Schicksal von Sir Marrok, der ein großes Geheimnis vor seiner Frau versteckt... Spannend!



19. Die Erzählung von Sir Torec und dem goldenen Reif

König Briant ist sehr glücklich: hoffnungslos in seine Ehefrau verliebt, verspricht er ihr alles - doch kann er es halten? Und wie gelangt der goldene Reif zu Sir Torec? Verwicklungen scheinen eine Spezialität jenes Jahrhunderts gewesen zu sein...



Dieses Buch nimmt offensichtlich den größten Teil der Geschichten ein und war dementsprechend etwas langatmig. Das Hin- und Herspringen zwischen den diversen Rittern und den diversen Beteiligten half dabei nicht gerade, eine Beziehung aufzubauen.

Buch 3 - Das Buch von Sir Gawain (116 Seiten)

20. Die Anfänge von Sir Gawain

Die Umstände von Sir Gawains Geburt mögen den meisten bekannt sein, doch die Verwicklungen um seine Jugendjahre werden hier näher beleuchtet.



21. Sir Gawain und der ohrlose Hund

Während einer Jagd begibt sich Sir Gawain auf seine erste Mission am Brunnen der Tugenden.



22. Die Abenteuer am Tarn Wathelyn

Sir Gawain und Guinevere begegnen einem Geist, der ihnen schaurige Prophezeiungen enthüllt... Gruselig!



23. Die Geschichte von Gorlagros und Gawain

König Arthur und seine Ritter begeben sich auf Pilgerfahrt nach Jerusalem - so eine weite Reise birgt natürlich ganz eigene Gefahren...



24. Sir Gawain und der Carle von Carlisle

Der Carle ist für seine Unhöflichkeit bekannt - kann Sir Gawain ihn von sich überzeugen und die Nacht überleben?



25. Der Ritter und das Zauberschwert

Während eines Sommers in Cardueil trifft Sir Gawain auf einen grauen Ritter, dessen Besucher nie aus seiner Burg zurückkehren...



26. Das Maultier ohne Zaumzeug

Camelot wird von einer schönen Frau auf einem Esel besucht, die verzweifelt ihr Zaumzeug sucht. Dass es sich nicht um ein normales Zaumzeug handelt, muss ich dabei wohl nicht extra erwähnen.



27. Die Hochzeit von Sir Gawain und Lady Ragnall

König Arthur trifft im Wald auf eine Herausforderung, die er nur mit Gawains Hilfe lösen kann. Einfach schön!



Durch dieses Buch kam ich super durch, die Geschichten waren kurzweilig und spannend.

Buch 4 - Das Buch vom Gral (68 Seiten)

28. Die Erläuterung des Grals

Bevor Sir Galahad nach dem Gral suchte, begab sich Sir Perceval auf diese wichtige Mission...



29. Die Geschichte von Morien

Die ungewöhnliche Geschichte eines Ritters aus "dem Land der Mohren". Etwas fragwürdige Formulierung...



30. Die Abenteuer des Sone de Nansay

Sone befand sich, neben Galahad, Perceval und Bors, ebenfalls auf der Suche nach dem Gral. Ob er Erfolg hatte, erfahrt ihr in dieser Geschichte.



Da es hier um den Gral und andere christliche Reliquien geht, sollten Antichristen dieses Buch besser überspringen.

Buch 5 - Das Ende der Tafelrunde (20 Seiten)

31. Der Tod König Arthurs

Diese Geschichte ist wohl etwas für eingefleischte Arthur-Fans, denn hier bittet Matthews explizit darum, Vorwissen zu vergessen und einige neue Details um einen Kampf in Frankreich zu erlernen.



32. Die Reise nach Avalon

Ein Mann namens Guillaume de Toerella erzählt uns, wie er von einem Wal nach Avalon gebracht wurde und wem er dort begegnete.



Anhang

Die letzten 60 Seiten erklären genau, woher die einzelnen Geschichten stammten und die Quellenlage.

Fazit
Wie bereits oben erwähnt, bin ich mit völlig falschen Erwartungen an das Buch rangegangen - der Werbetext lautete "Die berühmteste Heldensage der Welt neu erzählt" - das ist aber, wie Matthews selbst sagt, nicht der Fall. Es sind neu entdeckte Geschichten. Wenn man aber auf Rittergeschichten steht, macht das gar nichts aus, man bekommt genau, worauf man sich freut.

Seid aber gewarnt: Die verklärte Schönheit von Edelmut und Freundschaft wird von den Rittern oftmals erst erlernt und so geht es in den Geschichten auch um Raub, Entführung und Vergewaltigung - wenn auch, zugegebenermaßen, in wunderschön blumige Sprache verpackt.



Ich mag den Schreibstil von Matthews bzw. der Übersetzerin. Was mich allerdings irritiert ist der allwissende Erzähler, der nicht nur alles über Arthus, sondern auch über Thomas Malory und seine Geschichten weiß. Das ist sehr meta. Ebenfalls verwirrt hat mich der zeitliche Ablauf. Ich verstehe, dass die Zeiträume, in denen die Geschichten spielen, nicht immer klar definiert werden können oder verloren gingen, aber oftmals springt Matthews hin und her, verwendet Fußnoten, um auf Verbindungen hinzuweisen. In einer Geschichte bezieht er sich explizit auf die, die direkt davor im Buch steht - wieso konnte man die nicht umdrehen?





Die Illustrationen sind umwerfend schön und ich mag es sehr, dass auch zwischendurch immer wieder kleine Bilder eingestreut wurden. So wird aus dem großformatigen Werk ein Kleinod, in dem man immer wieder stöbern kann.



Insgesamt ein tolles Schmuckstück in jedem Regal - äußerlich (Goldfoliierung, Lesebändchen) als auch innerlich (Illustrationen, Übersetzung). Ich bin jetzt jedenfalls hochmotiviert, die ursprünglichen Geschichten von Malory ebenfalls durchzulesen.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Informativ

Die althochdeutschen Zaubersprüche
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Als wir 2016 auf dem M'era Luna Festival waren, beendete Luci van Org ihre Lesung, indem sie die gesamte Halle verzauberte - sie sang den ersten Merseburger Zauberspruch. Ich war geistesgegenwärtig genug, ...

Als wir 2016 auf dem M'era Luna Festival waren, beendete Luci van Org ihre Lesung, indem sie die gesamte Halle verzauberte - sie sang den ersten Merseburger Zauberspruch. Ich war geistesgegenwärtig genug, ein Video zu drehen und bin seither ein bisschen verliebt.



Mirja Dahlmann hat sich für ihre Magisterarbeit 2011 ausführlich mit althochdeutschen Zaubersprüchen beschäftigt. Da wir während der Buchmesse nächste Woche in Merseburg unterkommen werden, wollte auch ich mich endlich damit befassen. Glücklicherweise veröffentlicht die Edition Roter Drache nicht nur grandiose Fantasy-Titel, sondern beschäftigt sich auch mit realer Magie.





Inhalt:

Quellenlage (schwierig, weil alle Texte sehr spät verschriftlicht wurden)

Was ist Magie? (Magische vs. religiöse Weltsicht, Animismus, Mana)

Der Zauberspruch (Die Macht des Wortes)

Form und Inhalt der Zaubersprüche (Befehl, historiola, Begegnungstypus)

Althochdeutsche Zaubersprüche und Segen (Sprache und Umstände)

Die Merseburger Zaubersprüche (zweiseitiger Abriss zur Herkunft)

Der zweite Merseburger Zauberspruch (Analyse des Spruches und der handelnden Personen)

Die Deutung des zweiten Merseburger Zauberspruchs (verschiedene Interpretationen diverser Forscher)

Die Kirche und Aberglauben (Umdeutung heidnischer Zauber für christliche Zwecke)

Heidnisch oder christlich?



Die Einleitung ist ausführlich und gut gelungen, so können auch Laien einfach in das spannende und vielschichtige Thema einsteigen. Etwas hinderlich für Laien ist jedoch, dass unter den meisten Bildern die Beschreibungen fehlen und einige lateinische Zitate nicht übersetzt werden (auch wenn ihr Sinn erklärt wird).

Ich dachte wie gesagt, dass dieses Buch die Merseburger Zaubersprüche behandeln würde. Frau Dahlmann beschäftigt sich aber nur mit dem zweiten Zauberspruch und vergleicht ihn mit anderen heidnischen und christlichen Zaubersprüchen. Dementsprechend muss ich meinen Forschungsdrang wohl anderweitig befriedigen, für einen ersten Einstieg ins Thema und Hintergründe war es jedoch sehr hilfreich und aufschlussreich.





Entschuldigt mich, ich muss zur Nachbereitung ein In Extremo Album hören gehen.