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Veröffentlicht am 02.04.2024

Lebensbahnen, die sich kreuzen

Leuchtfeuer
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Zwei Familien: zwar Nachbarn, aber keine Freunde, verschiedenen Generationen: sie haben kaum Berührungspunkte und dennoch verbinden sie die entscheidende Momente im Leben mit dem des jeweiligen anderen.
Geschickt ...

Zwei Familien: zwar Nachbarn, aber keine Freunde, verschiedenen Generationen: sie haben kaum Berührungspunkte und dennoch verbinden sie die entscheidende Momente im Leben mit dem des jeweiligen anderen.
Geschickt verwebt die Autorin Dani Shapiro das Leben des Arztes Ben Wilf , seiner Frau Mimi und den Kindern Sarah und Theo mit dem von Waldo und seinen Eltern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Alles beginnt mit einem tragischen Ereignis 1985, als die jugendlichen Geschwister Sarah und Theo mit einer Freundin zusammen eine heimliche und unerlaubte Autofahrt aus einer Laune heraus unternehmen. Denn der Fahrer ist der erst 15jährige Theo, der noch keinen Führerschein besitzt. Der Ausgang dieses Ausflugs wird das Leben der Familie verändern, sie brechen, ihre Lebensbahnen gravierend verändern.
Erst 1999 wird Waldo im Haus gegenüber geboren, bei seiner Geburt wird Ben Wilf eine entscheidende Rolle spielen, genauso wie zehn Jahre später Waldo eine wichtige Rolle für die Wilfs spielen wird. 1985, 1999, 2010 ,2014 und 2020 werden einschneidende Ereignisse im Leben der Protagonisten stattfinden, die sie formen, verändern, verbinden.

Unheimlich geschickt wurden hier Lebensbahnen miteinander verknüpft. Es ist keine hochdramatische, actionreiche Erzählung, sondern im Gegenteil eine ruhige, aber ganz besonders empathische Erzählweise. Ich konnte die Nöte der Protagonisten fühlen. Alle haben eines gemeinsam: über Probleme wird nicht gesprochen. Jeder versucht mehr oder weniger gut alles mit sich selbst auszumachen. Ihre Sprachlosigkeit untereinander hat unterschiedliche Folgen. Dies darzustellen, auch diese Last, die jeder mit sich trägt, ist der Autorin sehr gut gelungen. Zudem schafft sie es auch geschickt durch verschiedene Zeitenwechsel, die auch nicht immer linear verlaufen, hier die Lebensbahnen aller Beteiligten über einen großen Zeitraum hinweg zu erzählen. Mir sind die Figuren irgendwie alle ans Herz gewachsen, ob mit kleinen oder großen Schwächen oder kleinem oder großen Herz. Aber vor allem hat es mir der tolle Erzählstil angetan. Großes Kopfkino!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Eine lebendige Geschichte über Jesus

The Chosen: Bei mir findest du Ruhe
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Die Reihe TheChosen ist als Film erschienen und gleichzeitig gibt es auch das Buch als Roman, dieses habe ich gelesen, erzählt wird in einer sehr lebendigen und interessanten Form über das Leben von Jesus ...

Die Reihe TheChosen ist als Film erschienen und gleichzeitig gibt es auch das Buch als Roman, dieses habe ich gelesen, erzählt wird in einer sehr lebendigen und interessanten Form über das Leben von Jesus aus Sicht seiner Jünger und anderen Figuren, die ihn kannten. Eng an die Bibel angelehnt, und dennoch in Roman-Form und natürlich was das "drumherum" angeht, ausgeschmückt, wird in diesem dritten Band von der Zeit zwischen Bergpredigt, Speisung der 5000 und Jesus geht über das Wasser, erzählt.

Die Figuren bekommen auch durch ihre Gedanken und Gefühle und dem miteinander agieren, aber auch durch private Sorgen und Probleme, eine Lebendigkeit, als wären es Menschen, wie du und ich, was sie ja auch waren, nur 2000 Jahre vor uns. Dieses "Beiwerk" macht das ganze zu einer fesselnden Lektüre, bei der man sich mitten in diese Zeit hinein versetzt fühlt. Klar, manche Begebenheiten sind fiktiv, dennoch, dem Autor ist es vor allem eine Herzensangelegenheit Jesus und sein Wirken den Menschen von heute nahezubringen und sein roter Faden ist und bleibt die Bibel, bzw. die Evangelien, man merkt das auch beim Lesen. Er hat es geschafft, diese in einer sehr lebendigen und authentisch wirkenden Form zu erzählen. Seien es Simon (Petrus), Matthäus, Johannes, Maria Magdalena und viele andere, diese und andere Figuren bekamen quasi ein Gesicht und Leben eingehaucht, die geschilderten überlieferten Begebenheiten wurden nicht verfälscht, sondern quasi ergänzt und der Autor hat mittels auch durch Phantasie heraus aus deren Blickwinkeln erzählt, wie Jesus auf sie wirkte, wie er Wunder tat, was er sagte, was er den Menschen damals und heute vermitteln wollte. Durch die Romanform ist das Buch über die Bibel auch besonders geeignet vor allem für jüngere Leser und/oder solchen, denen es bislang zu schwer fiel in der Bibel zu lesen. Vielleicht gibt diese Reihe den Anstoß sich wieder auf die Bibel zu fokussieren.

Ich kannte bislang weder die Verfilmung ( übrigens laut Wikipedia das größte crowdfunding Projekt aller Zeiten mit bislang über 600 Millionen Zuschauern), noch die ersten beiden Bände. Werde ich aber nun unbedingt nachholen.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Roman mit Sogwirkung

Heimwärts
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Kein Krimi und doch ein Krimi. Es gibt hier nicht den großen Spannungsbogen, aber um ein weit ausgelegtes Netz voller Finessen, Abgründen und Feinheiten, welches psychologisch gut aufgebaut wird und sich ...

Kein Krimi und doch ein Krimi. Es gibt hier nicht den großen Spannungsbogen, aber um ein weit ausgelegtes Netz voller Finessen, Abgründen und Feinheiten, welches psychologisch gut aufgebaut wird und sich am Ende mit aller Macht entfaltet und einen besonderen Twist offenbart. Man kann mit rätseln, aber ich bezweifle, dass jemand auf diese Lösung kommt. Es geht um eine tote Familie, aber auch um das Beziehungsgeflecht dreier Generationen von Frauen: Großmutter, Tochter, Enkelin. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt und während es einerseits um die damalige Tragödie in 1959, um Isabel und ihre Kinder und ihren Tod und die Zeit danach geht, übrigens erzählt aus einem sehr interessanten Blickwinkel, geht es in dem zweiten Zeitstrang in 2019 um Jess, die sich auf Spurensuche macht und herausfindet, dass ihre Großmutter Nora nicht die zu sein scheint, als die sie sie immer angesehen hat, da diese eine Menge Familiengeheimnisse für sich behalten hat.

Ich mag den Schreibstil der Autorin, man hat so vieles beim Lesen bildlich vor Augen. Das Buch hat fast 700 Seiten, ist also ein echter Wälzer und auch wenn der Spannungsbogen nicht sehr hoch ist, war ich doch die allermeiste Zeit sehr gefesselt und je näher ich ans Ende kam, desto mehr überschlugen sich Ereignisse, aber auch mein Gedankenkarussell. Am Ende sinnt man noch eine ganze Weile nach und muss alles sacken lassen. Man hat die Figuren irgendwie ins Herz geschlossen, mit all ihren Fehlern, ihren Unzulänglichkeiten, man spürt ihre Einsamkeit, aber auch ihre mutigen Schritte und Annäherungen untereinander und den Beginn aus einer gewissen Starre zu erwachen, die sie eingeschnürt hat. Psychologisch empfand ich diese Geschichte als großes Kino, auch wenn man ab und an auch Mal das Gefühl hatte, dass man sich wie die Protagonisten auf der Stelle bewegt. Aber es lohnt sich immens auch in diesen Passagen durchzuhalten und den Roman zu Ende zu lesen!!

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Als Christ im Bundesag

Ich hatte mir vorgenommen, Mensch zu bleiben
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Von 2009 bis 2021 war Frank Heinrich aus dem Wahlkreis Chemnitz Bundestagsabgeordneter der CDU. Vorher hat er als Offizier/Pastor der Heilsarmee sozialdiakonisch in Chemnitz gewirkt. Die große Politik ...

Von 2009 bis 2021 war Frank Heinrich aus dem Wahlkreis Chemnitz Bundestagsabgeordneter der CDU. Vorher hat er als Offizier/Pastor der Heilsarmee sozialdiakonisch in Chemnitz gewirkt. Die große Politik war für ihn Neuland. Doch viele Themen haben ihn gereizt, hier mehr zu bewegen bzw zu bewirken. Doch das Pensum ist enorm, Sitzungswochen, Auslandsreisen (manche auch nicht ungefährlich), Ausschüsse, Termine etc. Als Leser bekommt man einen guten Einblick in sein politisches Leben, aber auch in sein privates. Vor allem sein Werdegang, wie es zu seinem Eintritt in die Heilsarmee kam, was diese überhaupt ist und wie er als Neuling nach Chemnitz kam, in vielen Kapiteln wird dies interessant beschrieben. Ein roter Faden, der sich durch das ganze Buch zieht, ist sein christlicher Glaube, der ihn trägt, ihm Halt gibt und vor allem motiviert seine Kräfte und Gaben für andere einzusetzen.

Ein kurzweilig zu lesendes Buch über einen sehr interessanten Lebenslauf mit vielen Einblicken hinter "den Vorhang", über Begebenheiten und Begegnungen, die zeigen, dass auch Politiker Menschen sind bzw sein können. Frank Heinrich jedenfalls hat die Bodenhaftung -so liest es sich - nicht verloren. Seine Biographie zeigt, dass auch er im Leben schwere Entscheidungen hat treffen müssen, nicht alles ist ihm leicht gefallen. Doch am Ende hat sich für ihn alles gefügt, auch seinen verpassten Wiedereinzug nach der Bundestagswahl 2021 konnte er am Ende als Chance sehen für einen Neuanfang. Die offenen und geerdeten Schilderungen, immer mit dem Bezug zu seinem festen Glauben, die zeigen , dass er dem Titel seines Buches wirklich lebt, haben mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Krimi mit Sogwirkung

Wer das Vergessen stört
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Irgendwie hatte mich Cover und der Titel an Krimi von Elizabeth George erinnert, als ich das erste Mal aufmerksam auf den Krimi wurde. Dann habe ich den Klappentext gelesen und es war klar: ich muss diesen ...

Irgendwie hatte mich Cover und der Titel an Krimi von Elizabeth George erinnert, als ich das erste Mal aufmerksam auf den Krimi wurde. Dann habe ich den Klappentext gelesen und es war klar: ich muss diesen Krimi lesen. Am Anfang habe ich aufgrund der verschiedenen Erzählstränge, Sichtweisen und Nebenschauplätzen ein kleines bisschen gebraucht, um richtig hinein zu kommen, doch bereits der Teaser am Anfang war spannend und genau wie Protagonistin Lily, Psychotherapeutin und ehemalige Scotland Yard Mitarbeiterin, war ich neugierig, wie es dazu kam, dass sich deren ehemalige Patientin vom Hochhaus in den Tod gestürzt hat. Lily glaubt nämlich ganz und gar nicht an einen Selbstmord, sondern dass Vera ermordet worden ist. Je mehr ich weitergelesen hatte, desto mehr nahm mich die Geschichte gefangen. Es werden die Monate vor dem Todessturz erzählt, Veras Panikattacken und die Aufarbeitung ihrer Kindheit. Und je mehr hier ans Tageslicht kommt, desto mehr konnte ich auch das Buch nicht aus der Hand legen. Auch der zweite Fall, hier geht's um Samantha, die ihren Ehemann nicht verlassen will, obwohl der sie immer wieder brutal misshandelt, ist nervenaufreibend. Die hier dargestellte häusliche Gewalt eskaliert immer weiter und man hofft, dass es Samantha gelingt, sich endlich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu trennen. Neben den immer spannender werdenden Ereignissen ist Lilys Privatleben immer wieder ein "durchatmen", auch wenn diese alles andere als glücklich lebt, denn sie hat genügend private Probleme.
Autorin Tessa Duncan (das neue Pseudonym von Marita Sprang, die auch als Marie Lacrosse historische Romane schreibt) hat einen sehr fesselnden und lebendigen Schreibstil. Auch die Nebenschauplätze und "Nebengeschichten" empfand ich als interessant.
Was ich anfangs nicht vermutet hatte, war, dass sich ein so komplexer Fall entwickelt, der immer weitere menschliche Abgründe offenbaren und auch immer wieder unerwartete Wendungen aufweisen würde.
Ein spannender Krimi mit psychologischen Finessen, der mich bestens unterhalten hat!

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