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Veröffentlicht am 15.01.2024

Abenteuer

Die Elfe vom Veitner Moor
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Es beginnt wie eine klassische Krimifolge: Junge spaziert durch Sumpf, entdeckt was Seltsames und schreit los. Abblende.



Dann werden wir mit Hauptfrau Ayla bekannt gemacht, die ihr gemütliches Leben ...

Es beginnt wie eine klassische Krimifolge: Junge spaziert durch Sumpf, entdeckt was Seltsames und schreit los. Abblende.



Dann werden wir mit Hauptfrau Ayla bekannt gemacht, die ihr gemütliches Leben in der Stadtwache aufgeben und sich mit der Ursache des Schreis befassen muss. Doch wie das bei Abenteuern so ist, geht es hier nicht nur um eine Leiche, denn die Hauptfrau und ihre Gefährtin, die Elfe Saliniome, decken gleich eine riesige Verschwörung auf - die sie dann natürlich auch noch aufhalten müssen. Ganz schön viel Stoff für 300 Seiten!



Ich hatte durchaus schon Kontakt zu DSA, habe aber in der Welt noch nicht gespielt und kenne mich dort nicht aus. Daher kann ich euch hiermit urteilsfrei sagen: Man kann dieses Buch auch völlig ohne Vorkenntnisse dieser Welt lesen! Als Hilfestellung gibt es vorne eine Karte sowie hinten ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen, das habe ich aber nicht benutzen müssen, weil das meiste durch den Kontext klar wird.



Besonders begeistert hat mich der bisexuelle Hauptcharakter und dass die zwei Damen in der Mitte des Lebens stehen (und keine weltrettenden Dreiecks-Drama-Teenies sind). Auch der Krimi-Aspekt ist gut gelungen und ich habe gern bei der Auflösung zugelesen. Wer der Übeltäter war, habe ich schon relativ früh vermutet, aber das Motiv und der Verlauf waren weiterhin unklar. Dadurch ging von der Spannung nichts verloren.



Insgesamt ein wirklich kurzweiliges, abwechslungsreiches und spannendes Abenteuer; den Charakteren würde ich auch noch bei weiteren Fällen zusehen.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Anekdoten

Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte
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Als wäre der Titel noch nicht lang genug, verrät uns der Untertitel direkt den Inhalt: "In kuriosen Anekdoten durch die Weltgeschichte" - und zwar beginnend mit einem Schmähgedicht über Hitlers Hoden.

Sortiert ...

Als wäre der Titel noch nicht lang genug, verrät uns der Untertitel direkt den Inhalt: "In kuriosen Anekdoten durch die Weltgeschichte" - und zwar beginnend mit einem Schmähgedicht über Hitlers Hoden.

Sortiert sind die Anekdoten in 16 Teilen, die wohl den englischen E-Book-Novellen entsprechen, jeweils mehr oder weniger zu einem Thema, so z. B. Teil 2 zu Hitler, Teil 3 zu taffen Damen, Teil 4 zu Stalin, Teil 8 zu Pechvögeln etc.

Auf 290 Seiten erfahren wir vom britischen Historiker Giles Milton allerlei Kuriositäten - allerdings sind die letzten 40 Seiten Quellenangaben, damit man den Wahnsinn selbst nochmal nachrecherchieren kann. Klassischer Fall von "Kannste dir nicht ausdenken!"



Insgesamt war es weniger witzig (zuviel Krieg und Tod), als vielmehr offenes Staunen - über menschliche Dummheit, über faszinierende Fakten und über die Schrecken der Vergangenheit der Welt. Für Leute wie mich, die nie genug "Fun Facts" lesen können, eine ideale Zusammenstellung, um auf der nächsten Party (ha.ha.) den Raum in Staunen zu versetzen. Oder wusstet ihr, dass es einen fanatischen Japaner gab, der noch 20 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs im Dschungel kämpfte? Oder dass Lenins Körper noch immer ausgestellt aufgebahrt ist, sein Gehirn aber 2 km von ihm entfernt ruht? Wieso die Mona Lisa berühmter als da Vincis andere Gemälde ist? Oder wie umtriebig Charlie Chaplin nach seinem Tod noch war?

Nein? Na dann aber los in die nächste Buchhandlung und kaufen!



"Wer alle Regeln befolgt, verpasst den ganzen Spaß" - Katharine Hepburn

Veröffentlicht am 15.01.2024

Witzig

Cogito, ergo dumm
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Sebastian 23 ist seines Zeichens deutscher Poetry Slam Meister. Während meines Studiums begegnete er mir in mehreren Poetry-Slam-Anthologien, in neuerer Zeit schreibt er lieber Sachbücher - doch das nicht ...

Sebastian 23 ist seines Zeichens deutscher Poetry Slam Meister. Während meines Studiums begegnete er mir in mehreren Poetry-Slam-Anthologien, in neuerer Zeit schreibt er lieber Sachbücher - doch das nicht minder witzig. Bezaubert hat mich der Titel seines vorletzten Buches "Hinfallen ist wie anlehnen, nur später" und als er auf Facebook nach Bloggern suchte, die "Cogito, ergo dumm" rezensieren wollten, hatte er mich erneut mit dem lustigen Titel gepackt. A propos Titel: Der Untertitel lautet klugerweise "Eine Geschichte der Dummheit", nicht "Die Geschichte", denn die Menschheit war schon immer furchtbar blöde und so gibt es nicht eine definitive Geschichte dieser Dummheiten.

Und so wurde diese leider unendliche und noch immer andauernde Geschichte der Dummheit klugerweise in diverse Kategorien und Kapitel aufgeteilt, so erfährt man von politischem Blödsinn, liebeswütigen Torheiten, Moment-Aussetzern, unsinnigen Gesetzen, Aluhutträgern und grausigen Gesundheits"tipps", wie Lobotomien. A propos Lobotomie, da das Buch hochaktuell ist, bekommt natürlich auch das orange Cleverle der USA sein Fett weg.



Einerseits ist das natürlich ein sehr lustiges Thema, denn wer hatte nicht schonmal einen geistigen Aussetzer und hinterfragte dann sein Abitur? Andererseits ist es auch ein sehr trauriges und schockierendes Thema, dass Menschen immer wieder mit absichtlichen Dummheiten und Dreistigkeiten nicht nur durchkommen, sondern auch noch Katastrophen oder Tode verursachen. Ich schwankte immer wieder zwischen hysterischem Gegacker und "Mund steht fassungslos offen" - ich bin sicher, meinem Gesichtskasper beim Lesen zuzuschauen wäre an sich eine gute Show gewesen.



Es wundert mich jedoch, dass er kein einziges Mal die Darwin Awards erwähnt hat, die fragwürdige Auszeichnung für die dümmsten Todesfälle oder die Stella Awards für die meschuggensten, aber erfolgreichen Gerichtsverfahren - vielleicht war das aber auch zu offensichtlich. Am Ende gibt es jedenfalls ausführliche Quellenangaben, damit jede*r die Dummheiten der Welt nochmal nachlesen kann.



Amüsant, unterhaltsam und kurzweilig - aber vorsicht: Am Ende könntet ihr was gelernt haben und eure Dummheit gefährden!



Sebastians Buchtour ist aufgrund der aktuellen Krise abgesagt / verschoben worden, falls ihr ihn also unterstützen wollt, kauft seine Bücher! Es gibt jetzt ein Bonuskapitel: "Dummheit in Zeiten von Corona". Viel Spaß!



"Wir sind also nicht dumm, sondern bloß so klug, dass wir es selbst nicht verstehen können. Beruhigend, oder?"

Veröffentlicht am 15.01.2024

Magisch

Geheimnisse der Hexen
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Es beginnt schon wunderschön: Auf dem Cover glitzert einem die Schrift und die Sterne entgegen, das Vorsatzpapier ist mit passenden Symbolen gestaltet und beim ersten Durchblättern sieht man, dass jede ...

Es beginnt schon wunderschön: Auf dem Cover glitzert einem die Schrift und die Sterne entgegen, das Vorsatzpapier ist mit passenden Symbolen gestaltet und beim ersten Durchblättern sieht man, dass jede Seite liebevoll gestaltet wurde.

Ich habe aus Platzgründen als Autorin nur Julie Légère gelistet, aber eigentlich ist dieses hübsche Meisterwerk eine Gemeinschaftsarbeit, zusammen mit Elsa Whyte (Co-Autorin) und Laura Pérez (Illustrationen) sowie den Übersetzerinnen Katharina Schmidt und Barbara Neeb.



"Die Geschichte war uns selten wohlgesinnt."



Ich dachte zunächst, es sei mehr eine fiktive Darstellung, musste aber schnell feststellen, dass es wirklich mehr Sachbuch ist, das allerdings auch jüngere Leser*innen ab 12 anspricht - bspw. werden viele Begriffe erklärt und die Hexen erzählen ihre Geschichten aus der Ich-Perspektive. Geschickt mischen die Autorinnen Fiktion mit heidnischen Bräuchen, so wandern die Kapitel von Etymologie zu geschichtlichen Abhandlungen - mittelalterliche Hexenverfolgungen über Salem zu aktueller Popkultur - bis hin zu einem eigenen kleinen Grimoire, mit dessen Hilfe die lesende Junghexe ihre ersten eigenen Schritte in Richtung Magie unternehmen kann. Als Wicca finde ich es immer spannend, neue magische Bücher zu entdecken - besonders, wenn sich diese eher an ein jüngeres Publikum richten. Die Damen Légère und Whyte haben ihre Hausaufgaben allerdings gemacht - und erzählen die geschichtlichen Ereignisse sogar aus der Wir-Perspektive ("unsere Schwestern"). Einziges Manko ist hierbei, dass kein einziges Mal erwähnt wird, dass es auch männliche Hexen gibt.

Eingestreut finden sich immer wieder Biografien berühmter weiblicher Hexen: Kirke, Marie Laveau und Hermine sind dabei nur die bekanntesten Namen. Durch das zumeist grausige Ende der Hexen würde ich davon abraten, es als Gute-Nacht-Geschichte zu verwenden.

Amüsanter wird es dann in der Neuzeit, wenn Frauenbewegungen das Hexentum zurückerobern und positiv konnotieren (Darf ich dazu auch Alix Harrows "The Once and Future Witches" empfehlen?). Hier hätte ich mir noch mehr Informationen zu den diversen neuheidnischen Strömungen gewünscht, denn es wird nur Wicca erwähnt.



"Tremate, tremate, le streghe son tornate!"

(Ital.: Zittert, zittert, die Hexen sind zurück!)



Als ich das Buch auf Instagram entdeckte, musste ich sofort an Benjamin Lacombes wunderschönes "Lisbeth und das Erbe der Hexen" denken (s.u.). Ich habe glücklicherweise noch eine alte Ausgabe im Schuber, zusammen mit dem Grimoire über berühmte Hexen ergattert, aber wer nur die neue Ausgabe ohne Grimoire hat, dem sei dieses Werk als Ersatz ans Herz gelegt.



Insgesamt eine liebevoll gestaltete Einführung in die Welt der Hexen, in der man immer wieder blättern und die tollen Illustrationen genießen und Fakten nachschlagen kann. Leider viel zu kurz (80 Seiten), ich hatte es an nur einem Tag durch!

Veröffentlicht am 15.01.2024

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Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin
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Nachdem Alice und Hatch aus dem Tunnel gekrochen sind, erwartet sie nicht das grüne Paradies, sondern eine öde Wüste. Ihr Kampf ums Überleben beginnt erneut, wenn auch ohne richtigen Gegner. Irgendwann ...

Nachdem Alice und Hatch aus dem Tunnel gekrochen sind, erwartet sie nicht das grüne Paradies, sondern eine öde Wüste. Ihr Kampf ums Überleben beginnt erneut, wenn auch ohne richtigen Gegner. Irgendwann verlieren sich die beiden sogar und Alice muss endlich auf ihren eigenen Füßen stehen und erwachsen werden - und ihre eigene Mission erfüllen, denn Hatch befindet sich in den Klauen einer grausamen Königin...



Gut fand ich den Prolog, dass nochmal rekapituliert wird, was in Band 1 geschehen ist - dennoch dient dies nur als Gedächtnisstütze und man sollte ihn unbedingt vor Band 2 gelesen haben!

Im ersten Band wurde der Horror durch Blut & Gedärme & Kinderschändung erzeugt, hier hingegen setzen Autorin und Königin auf psychologische Kriegsführung. Ständig wird die arme Alice in die Irre geführt, kann ihren eigenen Augen und Sinnen nicht mehr trauen und ist ohne Hatch komplett allein in der Welt. Das ist ein ganz anderer Horror und ebenso schwer zu ertragen, vor allem, weil der Leser natürlich irgendwann nichts mehr glauben kann, was passiert.

Gegen Ende wird man dann mit Anspielungen auf die Carroll-Alice-Romane erschlagen und freut sich doch ein wenig über den gezogenen Hut. A propos Ende: Dieser Band hat ein ordentliches Ende und soweit ich weiß, gibt es zwar noch einen dritten Alice-Band, dieser enthält aber Kurzgeschichten zu den anderen Charakteren.



Die letzten 10 Seiten sind eine Leseprobe aus Henrys Neuinterpretation von "Peter Pan", "Albtraum im Nimmerland".



Auch dieser Band ist wieder wunderschön aufgemacht, mit Lackverzierung auf dem Cover und Wolfpfoten auf dem Buchschnitt.



"Du fängst allmählich besser an, an das Unmögliche zu glauben, Alice,

denn das Unmögliche wird einfach immer wieder passieren."