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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2024

Intensiv und grandios

Das Damengambit
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Beth stellt innerhalb weniger Jahre die Männer-dominierte Welt des Schachs auf den Kopf. Nicht nur, dass sie eine junge Frau ist, sie wächst auch noch in einem Waisenhaus auf und wird heimlich vom Hausmeister ...

Beth stellt innerhalb weniger Jahre die Männer-dominierte Welt des Schachs auf den Kopf. Nicht nur, dass sie eine junge Frau ist, sie wächst auch noch in einem Waisenhaus auf und wird heimlich vom Hausmeister des Heimes in Schach unterrichtet. Mit 14 Jahren nimmt sie an ihrem ersten Schachturnier teil und als sie erstmals dem russischen Großmeister Borgov gegenüber sitzt, ist sie noch nicht einmal volljährig.

Hier habe ich tatsächlich erst die Serie gesehen und danach erst das Buch gelesen, weil ich die Geschichte einfach großartig fand. Jetzt kann ich sagen, dass die Serienadaption wirklich toll gelungen ist. Das Buch zeichnet sich allerdings vor allem durch sehr viel inneres Geschehen aus, was eine Fernsehserie nur teilweise vermitteln kann. So ist das Buch viel detaillierter, was die Schachpartien anbelangt. Ehrlich gesagt: ich habe null Ahnung vom Schach und musste sogar googeln was eine Rochade ist, Tevis könnte mir also sonst was erzählen, was Beth da aufs Brett bringt und trotzdem ist es so spannend und hinreißend! Auch der innere Struggle mit sich selbst, wie viel Arbeit Schach tatsächlich ist, der Medikamentenmissbrauch und die Alkoholsucht, all das kommt im Buch besser rüber. In der Serie hatte ich immer das Gefühl Beth fällt das Spiel als Wunderkind im Prinzip in den Schoß und sie muss kaum etwas dafür tun. Das ist im Buch ganz anders, weshalb mir unter dem Strich das Buch auch besser gefallen hat als die Serie (Überraschung!) Was beiden gemein ist: es ist kaum vorstellbar, dass Beth zu Ende noch keine 20 Jahre alt ist!

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die eine spannende und intensive Lektüre mögen und gleichzeitig voll und ganz in die Welt des Schach eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 27.01.2024

Absolutes Herzensbuch - gefühlvoll und lebensbejahend

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Für Jenny Quinn bedeutet Backen alles. Warum sich also nicht mit 77 Jahren noch für die Teilnahme in der Backshow „Das Backduell“ bewerben? Jenny springt über ihren Schatten und wagt es und landet damit ...

Für Jenny Quinn bedeutet Backen alles. Warum sich also nicht mit 77 Jahren noch für die Teilnahme in der Backshow „Das Backduell“ bewerben? Jenny springt über ihren Schatten und wagt es und landet damit direkt in unseren Herzen.

Schon nach den ersten Sätzen bekommt man sofort Lust in die Küche zu rennen und draufloszubacken. Bei den Köstlichkeiten, die Jenny zubereitet, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Hungrig zu lesen, ist hier definitiv keine gute Idee. Besser man hat ein Stück Kuchen zur Hand! Diese Liebe zum Backen überträgt sich sofort und es ist einfach schön Jenny dabei zu erleben, wie sie in dieser Tätigkeit aufgeht.

Neben Jennys Reise ins Fernsehbusiness wird nach und nach ein gut gehütetes Geheimnis aufgedeckt. Wir erleben Jenny daher auch als junge Frau und tauchen in die 60er Jahre ein. Dieser Teil der Geschichte bietet nicht nur einen weiteren Spannungsbogen, sondern erklärt auch, warum Jenny so ist, wie sie ist. Warum sie nicht auffallen oder gar anderen Menschen Umstände machen möchte. Für mich waren beide Erzählstränge gleich spannend und bedeutend. Jenny ist so unglaublich liebenswert und absolut authentisch, sodass ich mich mit ihr freuen konnte, aber genauso sehr auch mit ihr gelitten habe, bis mir zuletzt auch die Tränen in den Augen standen (nein, nicht wegen des Backwettbewerbs, aber mehr wird nicht verraten). Manche mögen es als kitschig empfinden, für mich war es einfach herzzerreißend schön.

Mit gehypten Büchern ist es ja immer so eine Sache… Aber bei diesem Buch ist der Hype absolut gerechtfertigt. Für alle die sich an gefühlvollen Geschichten erfreuen: das ist euer Zeichen alles stehen und liegen zu lassen und das Buch zu lesen, sofern ihr es noch nicht getan habt!

Veröffentlicht am 15.01.2024

Komisch, tragisch, lustig und gefühlvoll

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs ...

Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs angesichts der Tatsache, dass Stevens Demenz voranschreitet, Ron und Pauline sich gestritten haben, Joyce an Weihnachen nicht kochen durfte und Ibrahim die Feiertage alleine verbringt, genug mit sich selbst zu tun, doch können sie natürlich nicht anders als zu ermitteln, wer Kuldesh auf dem Gewissen hat.

Dieser Teil der Reihe ist meines Erachtens der Beste. Auch wenn er in Sachen Humor nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann (was sicherlich daran liegt, dass der Humor damals so ganz neu und anders war, jetzt hat man sich vielleicht schon ein bisschen daran gewöhnt), so ist dieses Buch das tragischste und gefühlvollste. Mit einer Zärtlichkeit und Liebe werden Themen wie Demenz, Einsamkeit im Alter, Trauer und verlorene Liebe, aber auch ganz Aktuelles wie Love Scamming, aufgegriffen. Jeder der Rentner hat sein Päckchen zu tragen und das Leben ist alles andere als sorgenfrei im beschaulichen Coopers Chase. Und dennoch ist das Buch so lebensbejahend und lässt einen gleichzeitig nachdenklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück.

Der Krimiplot ist solide, auch wenn schnell klar war, wer der Täter ist (ja, selbst für mich). Wenn man die vorigen Teile nicht kennt, könnte man ob der vielen Personen durcheinander kommen, daher bietet es sich nicht als Einstieg an. Wer allerdings die letzten drei Teile mochte, wird diesen hier lieben. Meine uneingeschränkte Empfehlung für alle Donnerstagsmordclub Fans und die, die es werden möchten.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Wort- und sprachgewaltig, voller Emotionen - einfach fantastisch

Liebe in Zeiten des Hasses
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Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige ...

Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige Art. Da wäre der Unterhaltungswert vielleicht auch nicht so hoch. Hier hat fast jeder mehr als eine Liebschaft; neben dem Ehepartner also mindestens mal noch eine Affaire. Dabei wird zwar vor allem geliebt, aber es wird auch gestritten und hintergangen. Das who is who der 20er Jahren findet sich hier wieder und das sind sehr sehr viele. Von Adenauer bis Zelda Fitzgerald, es ist wirklich jeder dabei.

Man könnte zwischenzeitlich etwas den Überblick über die vielen Personen verlieren, hätte man sich zuvor nicht schon in der großartigen Sprache und Erzählweise des Autors verloren. Damit man sich aber eben schnell wieder zurecht findet, gibt es hier und da auch ein paar Erinnerungen und Repetitionen a la „…und was macht eigentlich X und seine Geliebte Y, die sich dann 1932 doch von ihrem Ehemann Z hat scheiden lassen?“ (ja, klingt im Buch 1000 Mal besser!) und damit ist dann auch wieder alles klar.

Inhaltlich tun sich hier einige Abgründe auf. Drogenabhängigkeit, Inzest, es wird wirklich nichts ausgelassen. Manchmal musste ich ob des trockenen Humors lachen, machmal konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Die im Untertitel erwähnten Gefühle prasseln mannigfach beim Lesen auf einen ein und die großartige Sprache tut ihr Übriges um dieses Buch zu etwas ganz Besonderen zu machen. Mein erstes Buch von Florian Illies, aber ganz bestimmt nicht mein letztes!

Veröffentlicht am 29.12.2023

Fesselnd bis zum Schluss

Morgen gehört den Mutigen
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Zwei Frauen, zwei Zeiten. Beide müssen sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Sie wollen sich bewusst für ein lebenswertes Leben entscheiden und sich nicht dem beugen, was gesellschaftliche Umstände und ...

Zwei Frauen, zwei Zeiten. Beide müssen sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Sie wollen sich bewusst für ein lebenswertes Leben entscheiden und sich nicht dem beugen, was gesellschaftliche Umstände und die jeweilige Zeit von ihnen erwarten.

Charlie reist, mit Eve, auf der Suche nach ihrer verschwunden Cousine Rose nach Frankreich. Auf der Fahrt erzählt Eve von ihrem Leben als Spionin im Alice Network, jenem Spionage Netzwerk, das während des ersten Weltkrieges von Louise de Bettignies gegründet wurde und tausenden von britischen Soldaten das Leben gerettet hat. Immer weiter verflechten sich die Geschichten der beiden Frauen, bis sie in der Gegenwart zu einer gemeinsamen Geschichte verschmelzen.

Der Plot ist super fesselnd, die Verbindungen für mich nicht vorhersehbar und die Spannung auf den letzten etwa 200 Seiten kaum aushaltbar; schon fast Thriller-artig schraubt sich die Dramatik immer weiter nach oben. Dass ich auf das Buch eigentlich aufmerksam geworden bin, weil ich gehört habe, dass diese Spioninnen Strickmuster genutzt haben um Informationen weiterzugeben (ja, wirklich! Und ich meine, hallo, welche bessere Kombination als Stricken und spannender Spionagethriller kann es denn bitte geben?!), habe ich über den Plot fast vergessen. Es wird tatsächlich keine einzige Masche gestrickt in diesem Buch…

Spaß beiseite! Um es kurz und knapp mit Charlies Vorliebe zu mathematischen Formeln auszudrücken: tolle Geschichte + tolle Protagonistinnen + fesselnde Erzählung = absolute Leseempfehlung!