Arm bleibt arm...
Ich bin großer Fan der Autorin, weil sie eine besondere Art hat Geschichten über Frauen so greifbar und so empathisch zu erzählen, dass ich immer komplett mitgenommen werde. So begann ich voller Freude ...
Ich bin großer Fan der Autorin, weil sie eine besondere Art hat Geschichten über Frauen so greifbar und so empathisch zu erzählen, dass ich immer komplett mitgenommen werde. So begann ich voller Freude zu lesen.
In der Geschichte geht es um die Ich- Erzählerin Mani, die erwerbs- und kinderlos, sowie unverheiratet mit Mitte 30 noch bei ihren Eltern wohnt. Als Kind träumte sie einst davon eine berühmte Turnerin zu werden, doch ihr fehlte das Talent. Warum lebt sie dieses ärmliche Leben? Liegt es an den finanziellen Mitteln der Eltern? Hat sie sich nicht genug angestrengt?
Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern, kostete es mich mehr Mühe zu Lesen und in Fluss zu kommen. Dies lag jedoch nicht am Erzählstil der Autorin, sondern an der für mich großen Traurigkeit der Geschichte.
Ich denke nicht nur in Korea, sondern auch in Europa gibt es viele Mitdreißiger, die sich fragen ob das jetzt wirklich ihr Leben sein soll. Erwachsensein hat man sich doch als Kind so ganz anders vorgestellt mit Haus, Familie, Ehepartner und nun hat man nichts von alldem, sondern schleicht sich mehr schlecht als recht durchs Leben.
Besonders gerührt haben mich die Zustände in dem Viertel, in dem die Familie leben muss. Mir ist bewusst, dass viele Menschen auf der Welt kein Spülklosett haben, keinen Herd oder anderen Luxus, aber bei so einem zivilisierten und doch kapitalistisch geprägten Land wie Südkorea und einer Großstadt wie Seoul, geht man doch irgendwie davon aus, dass die Menschen dort würdiger leben. Das Geschilderte hat mich oft hart schlucken lassen.
Mit jeder Zeile spürt man wie sehr sich Mani ein anderes, ein besseres Leben wünscht, aber gleichzeitig doch auch irgendwie aufgegeben hat, indem sie sich nicht auf die Suche nach einem neuen Job macht oder anderweitig betätigt, um wieder auf die Beine zu kommen. Alles wirkt aussichtslos und als hätte man sich einfach mit der Situation abgefunden. Jede Mühe lohnt ja doch nicht in dieser Tretmühle von Leben.
Für mich eine starke Gesellschaftskritik, die dem interessierten Leser den Spiegel vorhält. Wie wäre ich in der Situation? Ehrlich oder würde ich auch irgendwann andere beuteln, weil ich stets nur betrogen und belogen worden bin?
Fazit: Keine leichte Lektüre, die man eben mal zwischendurch liest. Hier darf man sich gern mehr Lesezeit nehmen. Klasse Einblick in die armen Viertel einer Großstadt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.