Charakterlich nicht ausreichend ausgearbeitet
October, OctoberDie Prämisse der Geschichte ist interessant und bietet viel Potenzial für Auseinandersetzung mit interessanten Fragen, unterschiedlichen Lebensmodellen und... Charakterentwicklung.
Dass Letzteres fast ...
Die Prämisse der Geschichte ist interessant und bietet viel Potenzial für Auseinandersetzung mit interessanten Fragen, unterschiedlichen Lebensmodellen und... Charakterentwicklung.
Dass Letzteres fast gänzlich fehlte, ist der Hauptgrund, warum mir dieses Buch überhaupt nicht gefallen hat. Man lernt ein Mädchen kennen, das einerseits naturbezogen und "wild" sein soll - was sie zum Teil auch zeigt -, dann wiederum ist October unglaublich selbstbezogen, reflektiert überhaupt nicht, was ihre Taten verursachen können, und weigert sich, die Konsequenzen zu akzeptieren. Für den Anfang der Geschichte durchaus normal - aber ich habe bis zum Ende nicht viel Entwicklung bei ihr wahrgenommen. Stattdessen sieht man ein Mädchen, das sich nur beruhigt, wenn es seinen Willen kriegt, und das erschreckend wenig auf andere zugehen möchte.
Vielleicht war es die Absicht der Autorin, zu zeigen, was ein Aufwachsen in Wildnis und Isolation für ein Kind bedeuten würde - theoretisch möglich, aber irgendwie glaube ich das nicht. Wenn man die Geschichte genauer analysiert, wird man bemerken, dass October gar nicht so anders ist als andere Kinder, nur dass die Art, wie sich ihre Gefühle im Verhalten zeigen, bedingt durch ihre Herkunft etwas anders ist. Einerseits ist das eine interessante Einsicht, andererseits nimmt das noch mehr von ihrem Charakter weg, der einzigartig sein soll, sodass stellenweise nicht mehr bleibt als ein launisches Kind, dessen Eltern versagt haben.
In dem Zusammenhang kann man noch das Cover erwähnen, das überhaupt nicht zu der wilden October passt, wie sie in der Geschichte beschrieben wird. Aber das ist nur ein Problem der deutschen Ausgabe.
Insgesamt würde ich dennoch sagen, dass das Buch dank einiger interessanter Nebenfiguren und Nebenhandlungsstränge und einfach dadurch, dass es mal etwas anderes ist, einen Blick wert sein könnte. Es fällt mir nur schwer, genauer zu definieren, wem es gefallen könnte.