Und was bleibt?
So enden wir"In meiner Hilflosigkeit kam mir wahrscheinlich der Gedanke, dass die Zeit, in der wir lebten, der Auftakt zu einer langsamen, irreversiblen Katastrophe war und dass die Kraft, das Naturgesetz oder das ...
"In meiner Hilflosigkeit kam mir wahrscheinlich der Gedanke, dass die Zeit, in der wir lebten, der Auftakt zu einer langsamen, irreversiblen Katastrophe war und dass die Kraft, das Naturgesetz oder das Etwas, das unsere Träume mit Leben erfüllte, und mit >unsere< meinte ich meine Träume, die meiner Freunde, meiner Generation, allmählich versiegte."
Doch ein Freund wird dies nun alles nicht mehr miterleben. Als zufälliges Opfer in einem Raubüberfall wird Duke in Porto Alegre getötet. Vor gerade einmal 15 Jahren war er gemeinsam mit Aurora, Emiliano und Antero Mitglied der Orangotango-'Bewegung', die ein recht erfolgreiches politisch, alternatives Online-Magazin herausgaben. Dann verloren sie sich irgendwie aus den Augen um sich nun an seinem Grab wiederzutreffen. Daniel Galera beschreibt nun in "So enden wir" die einzelnen Geschichten und Gedanken, dieser ehemals besten Freunde und reißt damit viele Themen an, die diese Menschen der Generation Y bewegen, ihr Leben prägen und doch irgendwie so hoffnungslos vor sich her treiben. Der Aktivismus der damaligen Zeit scheint verflogen und Probleme größer denn je. Selbst Duke, der Digital-Verfechter möchte laut Testament nun gänzlich in den Untiefen des Internets verschwinden und wirft damit zumindest bei einem seiner damaligen Freunde einige Fragen auf.
"Mit unserer Welt ging es weder zu Ende noch voran, so sah ich das jedenfalls. Sie befand sich im Stillstand. Vielleicht stagnierte sie in inem Stadium des ewigen Sterbens."
"So enden wir" ist für mich ein Roman, der mit zahlreichen Ansätzen zum Denken anregt, aber kein stabiles Fundament bietet. Es ist eine Mischung aus Hinterfragen, Zukunftsproblemen, Vergleiche mit den Anfängen der digitalen Bewegungen und Revolution sowie Sexualpraktiken. Vielleicht ist es generell, das Zeichen einer unbefriedigenden aktuellen Situation, die dieser Gegenwartsroman beschreiben soll, vielleicht auch eher ein Konglomerat aus verschiedenen Gedanken und Einflüssen, die nicht einhundert prozentig zusammenpassen und doch irgendwie sprachlich, erzählerisch miteinander harmonieren. Es sind die Gegensätze von Vergangenheit und heute - den Anfängen und des heutigen stagnierenden Überdenkens, der Menschen mit seinen konträren Gedanken und Handlungen selbst, aber auch das Schicksal, welches alles plötzlich verändern kann. Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass dieser Roman zwar sprachlich, interessant geschrieben ist, doch bis auf ein paar Anstöße, keine wirkliche Bereicherung bietet. Mit dem Ende des Buches, bleiben zahlreiche Fragen und das Bild, dass Galera versucht hat aufzubauen, zerfällt binnen weniger Minuten.
"Alles war so merkwürdig, dass die Bilder eine fast metaphysische Bedeutung bekamen. Sie existierten völlig unabhängig, erfüllten keinen Zweck, weil sie nicht wirklich waren, aber eben doch fast, so wie ein vierdimensionaler Würfel oder ein Yeti."