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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2024

Top und Flop

Iron Flame – Flammengeküsst
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Wow, mir fiel es noch nie so schwer, ein Buch zu rezensieren. In diesem Fall schlagen aber zwei Herzen in meiner Brust, die konträrer nicht agieren könnten. Ich kann in diesem Fall einfach kein Gesamturteil ...

Wow, mir fiel es noch nie so schwer, ein Buch zu rezensieren. In diesem Fall schlagen aber zwei Herzen in meiner Brust, die konträrer nicht agieren könnten. Ich kann in diesem Fall einfach kein Gesamturteil fällen. Stattdessen werde ich meine Meinung aufteilen müssen. Den Grund erfahrt ihr gleich. Diejenigen von euch, die das Buch schon gelesen haben, werden vielleicht die Beweggründe erahnen können.
Kommen wir zuerst zur Story. Ich kann nicht genug betonen, wie sehr ich mag, mit welcher Leidenschaft und Kreativität Rebecca Yarros diese fantasievolle und einmalige Buchwelt erschaffen hat. Das merkt man auf jeder Seite. Es war wieder ein Vergnügen, beim Lesen völlig darin abzutauchen und den Alltag zu vergessen. Einfach nur Kopfkino vom Feinsten.
Mit den letzten ca. 250 Seiten habe ich allerdings etwas gehadert. Die Handlung war mir stellenweise zu sprunghaft, zu verworren, zu lückenhaft. Als wäre versäumt worden, dem Text den letzten Feinschliff zu verschaffen, damit alles harmonisch ist. Ich kann es nicht anders beschreiben. Er wirkte unausgegoren, noch nicht hundertprozentig reif.
Und das bringt mich zum zweiten Teil der Rezension. Liebes dtv-Team, ich bin entsetzt. Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Ich habe noch nie so viele Fehler in einem Buch entdeckt. Sie sprangen mich beim Lesen geradezu an. Gibt es irgendeinen plausiblen Grund, warum die Kommasetzung beim „Infinitiv mit zu“ nahezu komplett ignoriert wurde? Teilweise sind auf einer Seite drei, vier dieser Fehler zu finden. Das bringt absolut keinen Spaß beim Lesen. Hinzu kommen noch weitere Fehler, Übersetzungsfehler zum Beispiel. Das war leider schon im ersten Teil dieser Reihe so und ich hätte nie gedacht, dass das wieder passiert.
Geht es hier nur noch um Profit und Publicity? Wo sind die Qualität sowie die Leidenschaft für Literatur? So eine schlechte Arbeit haben weder die Autorin noch die unglaublich gute Geschichte und erst recht nicht wir Leser verdient. Wir freuten uns seit Monaten auf das Buch, gaben eine Menge Geld dafür aus - und dann das. Und es war ja nicht die einzige Panne bei dieser Buchveröffentlichung. Man denke da nur an die falsch eingeklebten Seiten. Liegt es daran, dass die Zeit zu knapp war? Ganz ehrlich, ich warte lieber ein paar Wochen länger auf ein Buch, um mir dann gewiss zu sein, dass die Qualität stimmt. Diese Version jetzt ist das reinste Mängelexemplar. Ja, Fehler passieren. Keine Frage. Aber das grenzt an Totalausfall. Liebes dtv-Team, so etwas sollte doch weit unter eurem Niveau sein. Was ist da nur passiert???
Da dieses Versagen aber nicht die Leistung von Rebecca Yarros schmälern soll, kommen hier meine geteilten Bewertungen. Die Geschichte bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen. Der dtv-Verlag geht dagegen gänzlich leer aus. So bitter es auch ist.

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Märchen für Erwachsene

Die Bibliothek im Nebel
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Wieder hat Kai Meyer es geschafft, mich regelrecht in die Handlung seines Buches hineinzuziehen, völlig in ihr abzutauchen und mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich liebe die geheimnisvolle Atmosphäre, ...

Wieder hat Kai Meyer es geschafft, mich regelrecht in die Handlung seines Buches hineinzuziehen, völlig in ihr abzutauchen und mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich liebe die geheimnisvolle Atmosphäre, die er in seinen Büchern kreiert. Dass sich die Puzzleteile der Geschichte Kapitel um Kapitel zusammensetzen, das Geschehen auf mehreren Zeitebenen zu einem großen Ganzen zusammenläuft. Krimi, Familiensaga, Liebes- und Freundschaftsgeschichte, Abenteuerroman … - das Buch vereint alles in einem. Für mich erschafft Kai Meyer mit viel Raffinesse wundervolle Märchen für Erwachsene, in denen Realität und Fiktion gekonnt miteinander zu verschmelzen scheinen.

Kai Meyer schafft es, seine Protagonisten geradezu „zum Leben zu erwecken“. Sie sind so authentisch, so nahbar, so menschlich – mit all ihren Päckchen, die sie zu tragen haben, ihren Eigenarten, ihren Fehlern, ihrer Sehnsucht und ihrem großen Herzen. Einzig und allein Mara konnte ich in „Die Bibliothek im Nebel“ nicht richtig greifen, aber dieses Gefühl war aufgrund der Handlung nicht unbedingt verwunderlich oder gar hinderlich, ganz im Gegenteil.

Was mir an diesem Buch und auch schon so an „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ (übrigens eines meiner Lieblingsbücher 2023) gefallen hat, ist die Liebe zu Büchern, die in nahezu jeder Zeile hervorsticht. Kai Meyer gelingt es, eine geheimnisvolle Welt der Literatur zu erschaffen, die faszinierend und spannend zugleich ist. Wobei diesmal die Spannung im Vergleich zu „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ deutlich später hinzukam. Einer der Gründe, warum es für mich dann doch nicht ganz an das Vorgänger-Werk herankommt. Ein weiterer Punkt wäre für mich noch, dass in vielen Handlungssträngen jeweils ein literarischer Aspekt (die Bibliothek im Nebel, das Manuskript, das Artur schmuggelt) sehr wichtig zu sein scheint, diese aber am Ende eher zu Nichtigkeiten werden. Das ließ mich etwas ratlos zurück.

Danke übrigens für den Epilog, der mir ein breites Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat. Ich muss zugeben, bei mir ist der Groschen erst auf diesen Seiten gefallen. Aber es passte total!

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Veröffentlicht am 28.07.2023

Lohnt sich

Die Liebe an miesen Tagen
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Auch in „Die Liebe an miesen Tagen“ versteht es Ewald Arenz mal wieder, mit nur wenig Sätzen eine besondere Stimmung zwischen den Protagonisten zu erschaffen. Diese einmalige Chemie, die die beiden Hauptcharaktere ...

Auch in „Die Liebe an miesen Tagen“ versteht es Ewald Arenz mal wieder, mit nur wenig Sätzen eine besondere Stimmung zwischen den Protagonisten zu erschaffen. Diese einmalige Chemie, die die beiden Hauptcharaktere Clara und Elias in dieser Geschichte miteinander verbindet, ist in nahezu jeder Zeil spürbar – mit all ihrer Intensität, den Glücksgefühlen, Überforderungen, Unsicherheiten und Auf und Abs. Das alles ist wunderbar herausgearbeitet und bringt richtig Spaß. Die Highlights waren für mich aber die vielen Passagen mit den gelungenen humorvollen Schlagabtauschen. Die machen das Buch trotz seines Tiefgangs so herrlich leicht und zu einem echten Wohlfühl-Buch.

Ich fand die Fragestellung sehr spannend, in wieweit man noch bereit ist, sein Leben umzukrempeln, wenn man erst mit reiferem Alter die große Liebe findet. Lässt man es zu, auf sein Herz zu hören und alle Zweifel aus dem Weg zu räumen? Gar nicht so einfach, schließlich steht man mitten im Leben, hat sich eine Existenz aufgebaut, einen festen Freundeskreis, Routine, prägende Erfahrungen aus früheren Beziehungen. Und das alles soll man aufs Spiel setzen und ganz von vorne anfangen? Ich finde das Abwägen von Für und Wider ist Ewald Arenz in diesem Buch sehr gut gelungen und am Ende steht das Fazit: Es ist nie zu spät, doch geht vieles mit Kompromissen einher, mit Zweifeln, Rückschlägen und Angst. All das spiegelt der Roman auf authentische, tiefgehende und liebevolle Art und Weise wider.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Kraftvoll und subtil zugleich

Jahre mit Martha
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Was gibt es über dieses Buch noch zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Ja, sollte man meinen. Und doch hat mich der Inhalt überrascht, obwohl ich in den vergangenen Monaten schon so viel darüber ...

Was gibt es über dieses Buch noch zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Ja, sollte man meinen. Und doch hat mich der Inhalt überrascht, obwohl ich in den vergangenen Monaten schon so viel darüber gelesen hatte und zu wissen glaubte, wohin die Reise inhaltlich geht. Ich bin ehrlich, ich hatte eine etwas andere Vorstellung. Dachte vor allem, der Fokus der Geschichte läge viel mehr auf der Beziehung zwischen Martha und Jimmy. Doch dem war nicht so. Dieser Aspekt ist eher so etwas wie ein hauchdünner roter Faden, der immer mal wieder hindurchblitzt und allem eine Richtung gibt. Die „Liebes“-Beziehung der beiden rückte dabei für mich fast völlig in den Hintergrund, wurde nur noch am Rande wahrgenommen, berührte mich nicht. Sie ist nur ein weiteres Beispiel für die Abhängigkeit des wissbegierigen Jimmy, der nach Personen sucht, zu denen er aufblicken kann. Die ihn in eine Welt einführen können, zu der er nicht gehört, nach der er sich aber so sehr sehnt.

Abhängigkeit, Verlorensein, Sehnsucht nach Ankommen, Leben am Rand der Gesellschaft, soziale und kulturelle Unterschiede, Aufstiegschancen, Integration, das Bedürfnis, etwas zur Gesellschaft beizusteuern… Mich beeindruckt an diesem Buch vor allem, wie Martin Kordić es schafft, all diese Themen auf authentische, kraftvolle und gleichzeitig sehr sanfte Art anzusprechen, sodass man manchmal gar nicht weiß, was man genau empfindet. Ist man auf eine gewisse Weise verzückt oder doch eher etwas fassungslos. Die Grenzen verschwimmen. Auf eine wunderbar unaufdringliche Art wird so viel gesagt, so viel auf den Punkt gebracht. Werden Probleme angesprochen, ohne den Finger zu erheben oder gar aufzuschreien. Sehr subtil. Und das wirkt nach.

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Trifft mitten ins Herz

Schlangen im Garten
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Nach dem Tod von Johanne gerät das Familienleben von ihrem Mann Adam und den Kindern Steve, Linne und Micha ins Wanken. Der Familie fällt es schwer, mit dem Verlust umzugehen. Auch wenn sie zusammen sind, ...

Nach dem Tod von Johanne gerät das Familienleben von ihrem Mann Adam und den Kindern Steve, Linne und Micha ins Wanken. Der Familie fällt es schwer, mit dem Verlust umzugehen. Auch wenn sie zusammen sind, finden sie keinen richtigen Zugang zueinander, dabei brauchen sie mehr Halt denn je. Ihre Leere und Ohnmacht versuchen sie auf unterschiedliche Art zu kompensieren: Der Vater isst z.B. die Tagebuchseiten seiner Frau und Linne geht keinem körperlichen Konflikt aus dem Weg. In dieser eh schon schweren Zeit werden auch noch die Nachbarn und das Traueramt auf die Familie aufmerksam, denn in der Gesellschaft wird es nicht gern gesehen, dass man so lange und auf so ungewöhnliche Weise um eine geliebte Person trauert. Hilfe kommt ausgerechnet von Menschen, die die Mutter nicht gekannt haben können, die Erinnerung an sie aber mit liebevollen Abenteuergeschichten wieder zum Leben erwecken und so der Familie neue Wege eröffnen.

Die Geschichte der Familie Mohn ist irgendwo angesiedelt zwischen Realität und Fantasie – das lässt das Buch an einigen Stellen etwas skurril wirken, macht aber auch seinen ganz besonderen Charme aus. Lange nachhallen wird bei mir aber vor allem die besondere Sprach- und Bildgewalt sowie die Intensität, die damit hervorgerufen wird. An einigen Passagen ist mir beim Lesen beinahe das Herz gebrochen, so gut fängt die Autorin den Schmerz der einzelnen Familienmitglieder in Worten ein.

Für mich ist „Schlangen im Garten“ ein modernes Märchen mit viel Tiefgang, das in mir ein farbenprächtiges und berührendes Kopfkino ausgelöst hat. Ein Buch, das ans Herz geht. Zum Abtauchen an gemütlichen Leseabenden. Ich kann es nur empfehlen.

Jetzt muss ich wohl doch noch das Erstlingswerk „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulte lesen, oder? 😉 Was meint ihr?

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