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Veröffentlicht am 19.04.2024

Ungewöhnlicher Krimi

Was wir verschweigen
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Nach einem Saufgelage in einem abseits gelegenen Sommerhaus wird ein Mann erstochen. Der offensichtliche Täter flüchtet in den Wald. Das Wetter ist stürmisch und regnerisch, so dass die Spurensuche fast ...

Nach einem Saufgelage in einem abseits gelegenen Sommerhaus wird ein Mann erstochen. Der offensichtliche Täter flüchtet in den Wald. Das Wetter ist stürmisch und regnerisch, so dass die Spurensuche fast aussichtslos ist.

Obwohl die volltrunkenen Zeugen nicht zu gebrauchen, scheint der Fall eindeutig zu sein, und der Geflüchtete, Antii Mielonen ist schnell gefasst. Doch als der stellvertretende Hauptkommissar Jari Paloviita den Namen des Täters erfährt, gerät er in ein Dilemma, denn es handelt sich um seinen besten Freund aus Kindheitstagen, dem er darüberhinaus sein Leben verdankt.

Der Mörder ist also von Beginn an bekannt. Die Geschichte, die uns der Autor erzählen will, ist eine andere. Er fokussiert sich auf die Charaktere, insbesondere auf die des Hauptkommissars und seinen Kinderfreund, der aus einem ganz anderen Mileu stammt, als er selber und der wahrscheinlich der beste Freund war, den er je hatte.

In Rückblenden erfahren wir nach und nach von weit zurückliegenden dramatischen Ereignissen in Jari Paloviita‘s Kindheit. Der Autor geht der Frage nach, was Freundschaft bedeutet und was man bereit ist, dafür zu tun.

Am Ende bleibt allerdings das Gefühl zurück, dass die Geschichte nicht auserzählt ist. Zwar wissen wir beim Schließen der Buchdeckel, warum Jari handelt, wie er handelt, doch andere Figuren aus der Vergangenheit verschwinden einfach, ohne das man weiß warum. Auch die Probleme der ermittelnden Kommissare Linda , die ganz offensichtlich Alkoholikerin ist und Oksi , der unter anderem einen ausgeprägten Waschzwang hat, werden nicht weiter erklärt.

Das mag aber daran liegen, dass dieser Krimi Teil 1 einer Reihe ist und der Autor die Charaktere der andren Kommissare erst in den folgenden Bänden näher beleuchten will. Der Krimi ( eher Spannungsroman) ist auf jeden Fall sehr ungewöhnlich und liest sich flüssig. Ich mochte ihn ganz gerne, auch wenn ich ihn nicht als Highlight bezeichnen würde.

Das Setting bindet der Autor gekonnt in seine Geschichte ein. Die Stimmung ist düster.

Man darf gespannt sein, wie es in Teil 2 weitergeht.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Reihenauftakt mit Potenzial

Höllenkalt
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„Höllenkalt“ ist der 1. Band einer neuen Krimireihe ( die Áróra - Reihe), die auf Island spielt.

Die Protagonistin Áróra, die Halbisländerin ist aber in London lebt, wird von ihrer besorgten Mutter angerufen, ...

„Höllenkalt“ ist der 1. Band einer neuen Krimireihe ( die Áróra - Reihe), die auf Island spielt.

Die Protagonistin Áróra, die Halbisländerin ist aber in London lebt, wird von ihrer besorgten Mutter angerufen, die sich Sorgen um die ältere Tochter Ísafold macht, von der sie schon viel zu lange nichts gehört hat.

Sie bittet Áróra nach Island zu reisen, um herauszufinden, ob etwas passiert ist. Áróra selbst hat zur Zeit selbst keinen Kontakt zu der älteren Schwester, verspricht der Mutter aber sich zu kümmern. Sie war schon immer die stärkere Schwester und hat Ísafold schon häufig beschützen müssen. Während Àròra eine zupackende Art hat und rein äußerlich eine richtige „Wikingerfrau“ ist, ist ihre Schwester das genaue Gegenteil. Ìsafold‘s Freund Björn ist auch nicht gerade vertrauenserweckend.

Von Beginn an scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Ìsafold einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.



Àròra hat einen interessanten Beruf. Sie lässt sich anheuern, um nach verschwundenen Geldern zu fahnden. Hinterzogene Steuern oder versteckte Vermögen, die im Ausland auf dubiosen Konten schlummern, jagt sie sehr erfolgreich hinterher und streicht sich satte Provisionen als Lebensunterhalt ein. Während sie auf Island nach Spuren sucht, um ihre Schwester ausfindig zu machen, weckt eine Begegnung auch ihre berufliche Intuition, die sie nicht einfach ignorieren kann.

Ausgesprochen gut hat mir übrigens das Setting gefallen. Island lässt sich wirklich gut fühlen, dieses karge und dünn besiedelte Land, in dem die Menschen schon gewisse Eigenarten entwickeln können.

Áróra bekommt bei ihren Nachforschungen nach der verschwundenen Schwester auch Hilfe von dem sympathischen Polizisten Daniel, der wie die Mutter sagt Verwandtschaft ist.


Ich mochte diesen Krimi ganz gerne, denke aber die Geschichte wird sich im nächsten Band noch entwickeln. Das Buch endet jedenfalls mit einem krassen Cliffhanger, was ich eigentlich nicht so gerne mag. Auf jeden Fall werde ich mich wohl bald dem nächsten Teil widmen.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

An der Nase herumgeführt

Der Twyford-Code
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Janice Hallet soviel sei vorab gesagt, gilt in Großbritannien nicht umsonst als „die Queen der unzuverlässigen Erzähler*innen“. Mit diesem Buch erwirbt sie auf jeden Fall ein zusätzliches Steinchen in ...

Janice Hallet soviel sei vorab gesagt, gilt in Großbritannien nicht umsonst als „die Queen der unzuverlässigen Erzähler*innen“. Mit diesem Buch erwirbt sie auf jeden Fall ein zusätzliches Steinchen in ihrer Krone.

Zum Inhalt:
Protagonist Steven Smith hat nach einer langjährigen Gefängnisstrafe das Bedürfnis dem Trauma seiner Kindheit nachzugehen. Als Kind hatte er ein Kinderbuch mitgehen lassen, dass dann seiner Förderkurslehrerin Miss Trout in die Hände fiel, geschrieben, von der in den Jahren des 2. Weltkrieges bekannten Kinderbuchautorin Edith Twyford. Dieses enthielt interessante handschriftliche Notizen und veranlasste seine Lehrerin an einen geheimen Code in dem Buch zu glauben. Auf einer nicht genehmigten Klassenfahrt mit ihren Förderkindern verschwindet Miss Trout spurlos und taucht nie wieder auf. Steven möchte dieses Geheimnis seiner Kindheit jetzt nach vierzig Jahren endlich lösen.

Sehr originell und ungewöhnlich ist, dass die Geschichte anhand von Audiobändern erzählt wird. Wie man schon auf den ersten Seiten des Buches erfährt, sind einem Inspektor Rilen-Weaverton diese Aufzeichnungen, die Steven für seinen Sohn auf einem alten Handy aufgenommen hat und die eine KI in Schriftsprache ( witzigerweise mit einigen Fehlern) übersetzt hat, zugespielt worden.
Offensichtlich hat Steven zum Mittel der Tonaufnahme gegriffen, da er nie richtig lesen und schreiben gelernt hat.

Die Suche nach dem Code gestaltet sich schwierig, aber mit Hilfe seiner alten Schulfreunde und einer hilfsbereiten Bibliothekarin gibt es überraschende Erfolge. Immer wieder nimmt Steven in seinen Aufnahmen auch Bezug auf seine schwierige Kindheit und seinen kriminellen Werdegang. Seine alte Gang, die wie eine Ersatzfamilie für ihn war, scheint in Bezug zu dem Twyford Code zu stehen denkt man, oder ist es vielleicht doch nicht so?
Es gibt jede Menge Rätsel, jede Menge überraschende Twists. Ich musste schon sehr konzentriert lesen, um ja nichts zu verpassen. Man spekuliert beim Lesen ständig, hat eigene seltsame Ideen, die mehr oder weniger überzeugen und wieder verworfen werden. Wenn man meint ein Puzzleteilchen gefunden zu haben gibt die Geschichte einem schon wieder neue Rätsel auf.
Das Ende war dann absolut unerwartet. Ich habe es wirklich in kleinster Weise kommen sehen.

So weit so gut. Man muss die Autorin für ihren Ideenreichtum wirklich bewundern. Sich so eine komplexe Geschichte auszudenken, die spannend und unterhaltsam ist, ist schon eine große Kunst. Mir war das Buch streckenweise allerdings etwas zu wirr und durch die vielen Wendungen fand ich es auch ausgesprochen anstrengend. Die komplexe und geniale Auflösung, so wie sie am Schluss präsentiert wird, nehme ich der Autorin leider nicht ab. Sie passt nicht zu den Figuren, finde ich und war für mich nicht plausibel. Ich kann es nicht anders beschreiben, sonst würde ich spoilern.

Es war tatsächlich nicht so ganz mein Buch, auch wenn ich es eigentlich liebe in Büchern Rätsel zu lösen. Trotzdem bin ich sicher, dass dieses Buch seine Fans finden wird.
Da die Autorin wirklich gut schreiben kann, würde ich wirklich gerne nochmal ein anderes Buch von ihr lesen, auch wenn mich „ Der Twyford Code“ nicht ganz überzeugen konnte.

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Deutlich außerhalb meiner Komfortzone

Verlorene der Zeiten
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Ich hatte große Schwierigkeiten überhaupt in das Buch hineinzukommen und war am Anfang sehr geneigt es abzubrechen. Dann habe ich mich entschlossen zum Hörbuch zu wechseln, was für mich eine gute Entscheidung ...

Ich hatte große Schwierigkeiten überhaupt in das Buch hineinzukommen und war am Anfang sehr geneigt es abzubrechen. Dann habe ich mich entschlossen zum Hörbuch zu wechseln, was für mich eine gute Entscheidung war. Den Text von den beiden Sprecherinnen Vera Teltz und Yesim Meisheit vorgetragen zu bekommen, hat mir den Zugang zur Geschichte sehr erleichtert.



Zum Inhalt:

Wir haben es mit zwei feindlichen Agentinnen zu tun, die nicht menschlicher Natur sind und in zahlreichen Kriegen gegeneinander antreten. Dabei reisen sie durch die Zeiten und verändern durch ihr Eingreifen auch immer wieder Kleinigkeiten in den Zeitsträngen. Die beiden Agentinnen sind sehr gut in dem was sie tun, und eines Tages entdeckt die eine einen Brief der anderen auf einem Schlachtfeld. Es beginnt ein intensiver Briefwechsel, der dazu führt, dass sich die beiden Kontrahentinnen in einander verlieben.

Gefühle für die Gegenseite, ja selbst der Briefwechsel wäre bei Entdeckung als Hochverrat und damit mit dem Tod bestraft worden, ein Dilemma in das sich die beiden Agentinnen begeben haben und für das es kaum eine gute Lösung gibt.



Der Schreibstil ist etwas kompliziert aber auch sehr poetisch. Das ganze Thema ging manchmal an die Grenzen meiner Vorstellungskraft. Man muss den Autoren zugute halten, dass sie sehr fantasievolle Einfälle hatten. Der Ideenreichtum in diesem recht kurzen Buch ist der Wahnsinn. Trotzdem habe ich mich mit der Geschichte und den Figuren schwergetan. Es war aber auch ein interessantes, intensives Buch über das ich sicher noch eine Weile nachdenken werde.



3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Kein Grund zur Sorge

Kalmann und der schlafende Berg
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Mit großer Vorfreude bin ich in den 2. Teil von „ Kalmann’ gestartet.

Joachim B. Schmidt hat einen sehr ansprechenden Schreibstil und mit seinem isländischen Helden Kalmann einen ganz besonderen Charakter ...

Mit großer Vorfreude bin ich in den 2. Teil von „ Kalmann’ gestartet.

Joachim B. Schmidt hat einen sehr ansprechenden Schreibstil und mit seinem isländischen Helden Kalmann einen ganz besonderen Charakter geschaffen, den man sofort ins Herz schließt.



Auch im 2. Band hatte ich viel Freude an Kalmann‘s kindlicher Naivität und seiner ganz besonderen Weltsicht. Nach der Überwältigung eines Eisbären ist Kalmann zum Ehrenbürger von Raufarhöfn erklärt worden, musste allerdings seine Mauser abgeben. Auch kann er nicht mehr mit seinem Großvater losziehen um zu fischen oder zu jagen, denn dieser ist inzwischen im Altersheim und erkennt ihn nur noch an guten Tagen. Dann, nicht unerwartet stirbt der Großvater und alle gehen von einer natürlichen Todesursache aus, denn der Großvater war schon alt.

Das beschauliche Leben, des unter Vormundschaft seiner Mutter stehenden 34jährigen ändert sich, als eine e- Mail von seinem amerikanischen Erzeuger eintrifft, der ihn in die USA einlädt. Trotz Pandemie geht Kalmann auf Verwandtschaftsbesuch und lernt seinen Vater, seine Halbschwestern und seinen Onkel kennen. Alle sind sie glühende Trump Anhänger und nehmen den unbedarften Kalman mit nach Washington, wo er es bis in die Nachrichten schafft. Doch mit diesem unglaublichen Abenteuer ist es noch nicht genug. Zurück in der Heimat haben er und sein Internetfreund Noi den Verdacht, dass Kalmann’s Großvater ermordet worden ist. So unwahrscheinlich sich das zunächst anhört, die Hinweise verdichten sich, und tatsächlich kann Kalmann seine Qualitäten als Sheriff von Raufarhöfn wieder einmal beweisen.

Die ganze Geschichte ist erneut aus der Sicht von Kalmann erzählt, der viele Dinge nicht begreift und der von sich selbst sagt, dass die Rädchen in seinem Gehirn manchmal rückwärts laufen. Deshalb gibt es auch wieder viele Schmunzelmomente. Die bestechende Aufrichtigkeit und Freundlichkeit des Protagonisten erwärmten erneut mein Leseherz. Auch das Islandfeeling ist bei mir angekommen, und ich konnte die schöne Landschaft fast vor mir sehen. Leider passte das sehr aufgebauschte Abenteuer nicht ganz zum Charakter des Helden und zieht die Story schon fast ins Lächerliche, was sehr schade ist.

Dennoch mochte ich das Hörbuch, dass großartig von Timo Weisschnur vertont wurde. Kein Grund zur Sorge also !

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