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Veröffentlicht am 18.01.2024

Emotional, fesselnd, lehrreich

Die Hexen von Cleftwater
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Ich empfand die Hexenverfolgung schon immer als ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte und aus Frauensicht in höchstem Maße empörend. Ich war bei den gelesenen Büchern meist nur Zuschauer.
Die Autorin ...

Ich empfand die Hexenverfolgung schon immer als ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte und aus Frauensicht in höchstem Maße empörend. Ich war bei den gelesenen Büchern meist nur Zuschauer.
Die Autorin hat es hier geschafft, dass ich mich als Betroffene fühle und die demütigenden Ereignisse selbst erlebe, indem ich mich mit der Hauptfigur identifiziere. Martha hatte kein leichtes Leben und hat doch ihr kleines Glück gefunden. Sie ist stumm, kann sich über Handzeichen einigermaßen verständlich machen. Sie verdient sich nebenbei etwas als Hebamme und Kräuterkundige. In erster Linie ist sie Dienerin im Knoll House, dessen Herrn sie groß gezogen hat und wie ihr eigenes Kind liebt.
Der Frieden zerbricht, als der fanatische Hexenjäger Makepeace in die Gegend kommt und plötzlich in fast jedem Haus , eine Hexe zuhause sein soll. Martha wird von ihrem Herrn gedrängt, Makepeace als Sucherin zu unterstützen. Das bedeutet, dass sie die beschuldigten Frauen auf Hexenmale wie Lebeflecke und Hautveränderungen untersucht .Das stürzt Martha in einen Zweispalt, der sie zu zerreißen droht . Sie weiß, die Frauen sind unschuldig. Was tun , aufbegehren, mitmachen , selbst als Hexe sterben ? Auch für mich war dieses innere Ringen kaum auszuhalten. Das schlimmste für mich war, dass Martha sich für schuldig hält, die Ereignisse in Gang gesetzt zu haben. Für mich eine absurde Vorstellung, aber in Marthas Gedankenwelt nur zu real.
Absolut erschreckend waren die Schilderungen der Zustände im Kerker und die Art der Untersuchungen. Wie kann ein Mensch so etwas dem anderen antun ? Gleichzeitig breitet sich im Dorf eine Massenhysterie aus, die jede noch so abwegige Beschuldigung als wahr erscheinen lässt.
Die Autorin positioniert sich eindeutig und hält die Männer für die Wurzel dieser Verbrechen, die der Frau jede erdenkliche negative Rolle zuweisen, ihr für alles Übel die Schuld geben und sie dabei nicht als Mensch sehen. Leider hat sie damit recht, wenn auch anzumerken gilt, dass auch Männer als Hexer verurteilt wurden und Frauen willige Helferinnen waren.
Das Buch ist in meinen Augen lesenswert, wenn auch stellenweise keine leichte Kost. Ich finde die Autorin hat das Grauen und die Hilflosigkeit der Opfer gut dargestellt und trägt dazu bei, dass dieses dunkle Kapitel zurecht nicht in Vergessenheit gerät.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Tödliche Geldgeschäfte

Liebe meine Farben
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Ich bin am Bodensee aufgewachsen und freue mich immer, wenn ich Krimis entdecke, die in der Region angesiedelt sind.

Dieser Krimi spielt in Lindau mit starken Bezügen in die Finanzmetropole Zürich. Der ...

Ich bin am Bodensee aufgewachsen und freue mich immer, wenn ich Krimis entdecke, die in der Region angesiedelt sind.

Dieser Krimi spielt in Lindau mit starken Bezügen in die Finanzmetropole Zürich. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und hat viele Erinnerungen geweckt, an den einen oder anderen Skandal und ganz aktuell an die hinter uns liegende Corona-Pandemie. Was mir gut gefallen hat, ich wusste ziemlich bald, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Das mag auf den ersten Blick überraschen und mancher wird sich fragen, wo bleibt denn da die Spannung ? Die packende Handlung entsteht dadurch, dass der Autor dem intelligenten Täter einen nicht weniger gewieften und sehr sympathischen Ermittler gegenüber stellt. Nathan Weiß ist ein erfahrener Kriminalbeamter im Ruhestand, was ihm die Möglichkeit bietet, seinen Handlungsspielraum sehr weit auszulegen und gleichzeitig verfügt er über belastbare Beziehungen zu seinen ehemaligen Kollegen. Zwischen den beiden Akteuren beginnt ein fesselndes Katz-und Mausspiel. Auslöser der Ermittlungen ist der unerwartete Tod eines Mitarbeiter einer großen Finanzberatungsgesellschaft mit Sitz in Zürich. Dessen Freund kann nicht glauben, dass es ein natürlicher Tod war und so kommt Weiß ins Spiel.

Stück für Stück ermittelt Weiß in Zusammenarbeit mit seinen alten Kollegen den möglichen Tathergang und Motive und findet sich schnell in der Welt der der zwielichtigen Anlagegeschäfte, Geldwäsche und organisierten Verbrechen wieder. Weiß Gegenspieler ist ein typischer Vertreter dieses Zirkels - überheblich, intelligent, geldgierig, skrupellos - eine tödliche Mischung für jeden, der seine Position bedroht.

Weiß ist zwar im Ruhestand, aber immer noch ein guter und für Gerechtigkeit brennender Ermittler. Er lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, was letzten Endes in diesem Fall auch zum Erfolg führt.

Der Krimi war für mich absolut lesenswert mit hohem Spannungsfaktor, der sich aus dem Spannungsfeld Ermittler - Täter ergibt und ohne Gewaltorgien für Nervenkitzel sorgt

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Veröffentlicht am 11.01.2024

Sarahs persönlichster Fall - spannend wie immer

Die Uhrmacherin – Tage voller Geheimnisse
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Das ist das dritte Mal, dass ich mit der sympathischen Uhrmacherin Sarah gemeinsam einen Fall löse. Als Konstante steht ihr wieder der zuverlässige Korporal Gideon zur Seite, so wie ihre engen Freundinnen ...

Das ist das dritte Mal, dass ich mit der sympathischen Uhrmacherin Sarah gemeinsam einen Fall löse. Als Konstante steht ihr wieder der zuverlässige Korporal Gideon zur Seite, so wie ihre engen Freundinnen Marie, Pauline und Rosa.

Dieses Mal ist der Fall besonders heikel, da es gilt eine Serie an Morden an Altkatholen aufzuklären. Da die Lage zwischen jenen und den Reformierten angespannt, geradezu feindselig ist, wird der Täter im Lager der Reformierten vermutet. Die Morde geschehen im Luzerner Raum, Sarahs Heimatstadt. Dort hält sich Sarah wegen eines Praktikums bei einem hoch angesehenen Uhrmacherehepaar gerade auf. Auch Gideon begibt sich von Solothurn dorthin, um die Kollegen zu unterstützen. Sarah hofft, dass damit auch der Tod ihres Verlobten Hannes aufgeklärt wird und sie endlich abschließen kann.

Ich war bei der Lektüre wieder aufs neue begeistert von der fesselnden Erzählweise der Autorin und wie sie unterschiedliche Handlungsstränge und Themenbereiche überzeugend verknüpft und zu einem logischen Ende bringt.

Da ist die komplizierte Serie an Morden. Ist wirklich die Religionszugehörigkeit das verbindende Glied ? Gideon tut sich schwer mit seinen Ermittlungen, da er die falsche Religion hat und keinen brauchbaren Ermittlungsansatz sieht. Er glaubt eher an einen persönlichen Rachefeldzug. Der entscheidende Hinweis kommt schließlich von Sarah, was diese in einen Gewissenskonflikt stürzt.

Erneut lerne ich durch die Ereignisse viele interessante Details der Uhrmacherkunst, aber auch über diesen unseligen Glaubenskrieg, sowie gesellschaftliche Gegebenheiten.

Für mich ebenfalls wichtig und eine schöne Geschichte, ist die Beziehung zwischen Sarah und Gideon, die beide den jeweils anderen als guten Freund bezeichnen. Eifersucht, die durch die nicht eingestandene Liebe entsteht, führt zu einem Zerwürfnis, das Sarah in Lebensgefahr bringt. Auch Hannes Tod findet seine Aufklärung. Die Person des Mörders hat mich komplett überrascht und ich konnte für die Person nur Verachtung empfinden. Leider endet endet mit der Klärung dieser Todesumstände zu meinem großen Bedauern die lesenswerte und spannende Trilogie.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Ein Mädchenpensionat in Lothringen 1910 als Spiegel der Zeit

Töchter des Aufbruchs
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Die Autorin führt mich in das Mädchenpensionat im lothringischen Diedenhofen, das von der engagierten Pauline geleitet wird. Ihre Zöglinge kommen sowohl aus Frankreich als auch aus Deutschland und angrenzenden ...

Die Autorin führt mich in das Mädchenpensionat im lothringischen Diedenhofen, das von der engagierten Pauline geleitet wird. Ihre Zöglinge kommen sowohl aus Frankreich als auch aus Deutschland und angrenzenden Länder. Geschickt und mit viel Empathie möchte sie die Mädchen zu selbstbewussten Frauen erziehen. Selbst von Herzen überzeugte Französin muss sie sich mit den herrschenden Verhältnissen arrangieren. Das beschauliche Schulleben wird gestört, als die neue Schülerin Suzette sich unsterblich in einen preußischen Soldaten verliebt und auf alle Konventionen pfeift. Als deren Ehre in Gefahr ist, erhofft sich Pauline ausgerechnet Unterstützung vom preußischen Hauptmann von Pliesnitz, der als gnadenlos verschrien ist.

Ich lerne Pauline bereits auf den ersten Seiten als empathische, aber bestimmt auftretende Pensionatsleiterin kennen, die versucht die verliebte Suzette mit Vernunftgründen zur Einsicht zu bringen. Pauline hat für ihren Beruf und die damit verbundene Eigenständigkeit viel geopfert. Durch sie erfahre ich viel über die gesellschaftlichen Anforderungen und Beschränkungen, denen sich eine Frau damals gegenüber sah. Besonders spannend war für mich das politische Umfeld, in dem sie in einer Garnisonsstadt lebt. Seit dem deutschen Sieg über Frankreich sind 40 Jahre vergangen. Pauline versucht in der Schule den Schülerinnen auch französische Kultur nahe zu bringen, was von deutscher Seite nicht gern gesehen wird. So muss sie doppelt auf ihren Ruf und den der Schule achten, um eine Schließung zu vermeiden. Trotzdem wendet sie sich an den Preußen von Pliesnitz, als sie Suzette in Gefahr glaubt.

Von Pliesnitz ist ein Soldat durch und durch und hat aufgrund schlechter Erfahrungen in seiner Kindheit eine denkbar schlechte Meinung von Frauen. Das erste Zusammentreffen der beiden ist dementsprechend frostig. Es war für mich eine Freude verbunden mit dem einen oder anderen Heiterkeitsausbruch ,zu erleben , wie beide nach und nach ihre Meinung über den andern ändern. Und auch manche politische Gegebenheit anders beurteilen. Für weitere Aufregung sorgt erneut die liebesblinde Suzette, die bei einer Exkursion nach Saarbrücken spurlos verschwindet. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um das Mädchen unversehrt zu finden. Das war richtig spannend, dabei hielt sich mein Mitgefühl für die uneinsichtige Suzette in Grenzen.

Der Roman liest sich sehr unterhaltsam und ist an vielen Stellen mit leichtem Humor gesegnet. Was mir nachdrücklich gefallen hat, die Autorin verwebt die politische Situation, und die unterschwelligen Ressentiments gekonnt mit der gelungenen fiktiven Handlung. Ich habe viel gelernt. Beigetragen dazu hat ein sehr informatives Nachwort, das einen Überblick über die wechselnde Geschichte Lothringens gibt.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Mafia, Geheimdienste und Ermittler mit Ecken und Kanten

Im Visier des Wolfs
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Der Einstieg ins Buch war sofort fesselnd, aber auch herausfordernd. Es werden verschiedene Handlungsstränge geöffnet mit einer Reihe an Personen und Organisationen. Da hieß es den Überblick zu behalten.

Im ...

Der Einstieg ins Buch war sofort fesselnd, aber auch herausfordernd. Es werden verschiedene Handlungsstränge geöffnet mit einer Reihe an Personen und Organisationen. Da hieß es den Überblick zu behalten.

Im Mittelpunkt stehen der Albaner Lafdan und Katrin Lesage, beide Mitarbeiter der European Crime Unit. Lafdan ist ein schwieriger Charakter, der von Albträumen geplagt wird, die von traumatischen Erlebnissen aus der Vergangenheit herrühren. Er ist nicht einfach, mit ihm auszukommen. Er ist eher wortkarg und neigt zu Alleingängen, die sich nicht immer innerhalb der Regeln halten. Dennoch mochte ich ihn von Anfang an. Er ist integer und nicht der harte Hund, der er zu sein scheint. Katrin ist die korrekte mit hoher Intelligenz, die insoweit Karriere gemacht hat, als sie es in die ECU geschafft hat. Natürlich weiß sie um Lafdans Ruf und ist durchaus skeptisch, aber nicht ablehnend.

Der Fall hat hohe Brisanz , da er sowohl im kriminellen Milieu als auch im politischen Bereich hohe Wellen schlägt und in beiden Bereichen zu blutigen Auseinandersetzungen führen kann. Ein türkischer Botschaftsangehöriger wurde ermordet Opfer rivalisierender Mafiabanden oder des türkischen Geheimdienstes ? Zudem macht der türkische Ministerpräsident die Kurden für die Tat verantwortlich und droht mit militärischen Vergeltungsschlägen.

Schritt für Schritt kämpfen sich die beiden Ermittler durch das Dickicht falscher Spuren und diplomatischer Verstrickungen. Um so mehr sich der Thriller der Lösung des Falles nähert, um so kürzer werden die Kapitel und geben der Handlung dadurch noch mehr Dynamik. Der Ausgang des Falles ist bis zur letzten Seite ungewiss und ich war mir oft nicht sicher, ob ich zusammen mit dem sympathischen Duo neue Fälle lösen werde.

Was mir zusätzlich zur packender Handlung gefallen hat , waren die informativen Aussagen zum Polizeialltag und polizeilichen Gepflogenheiten. Das war für mich interessant und ich sehe manches nun mit anderen Augen. Dass der Autor sich zudem zu anderen politischen und gesellschaftlichen Themen äußert, hat mich nicht gestört. Einigem konnte ich zustimmen, anders habe ich nur zur Kenntnis genommen, aber es hat definitiv nie den Lesefluss gestört oder die Spannung unterbrochen. Ein äußerst spannender Thriller, der Lust auf mehr macht.

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