Cover-Bild Haie in Zeiten von Erlösern
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 17.08.2022
  • ISBN: 9783630877051
Kawai Strong Washburn

Haie in Zeiten von Erlösern

Roman
Cornelia Holfelder-von der Tann (Übersetzer)

Ein starker, außergewöhnlicher Roman, der die Legenden über die Götter von Hawaii mit einer aufrüttelnden Familiengeschichte verbindet.

Nainoa ist sieben Jahre alt, als er von einem Ausflugsboot in den Pazifik fällt und bald von mehreren Haien umkreist wird. Alle befürchten das Schlimmste, doch der größte Hai trägt ihn sanft im offenen Maul zu seiner Mutter zurück – eine Legende ist geboren. Nainoas Familie gehört nicht zu den Reichen auf Hawaii, und als die Zuckerrohrindustrie zusammenbricht, haben sie mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Was sie als Gunstbeweis der alten hawaiianischen Götter gedeutet haben, weicht mit der Zeit der harschen Realität, alle drei Kinder gehen aufs amerikanische Festland, um ihren Weg zu machen, aber die Sehnsucht nach ihrer Heimat und auch die magischen Kräfte, die sie dorthin zurückziehen, sind stärker …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2024

Hoffnung auf Erlösung...

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"Wenn ich die Augen schließe, sind wir alle noch am Leben, und es wird offenbar, was die Götter von uns wollen. Die Mythen, die die Leute über uns erzählen, mögen ja mit jenem türkisblauen Tag vor Kona ...

"Wenn ich die Augen schließe, sind wir alle noch am Leben, und es wird offenbar, was die Götter von uns wollen. Die Mythen, die die Leute über uns erzählen, mögen ja mit jenem türkisblauen Tag vor Kona und mit den Haien anfangen, aber ich weiß es besser. Unser Anfang war viel früher. Dein Anfang war viel früher." (S. 9)

Kawai Strong Washburn hat mich mit diesen ersten Sätzen mitten reingezogen in sein atemberaubendes Debüt, angesiedelt in seiner Heimat, Hawaii.

Der Beginn wie ein Paukenschlag - Naionoa ist sieben Jahre alt, als er schlagartig zur Legende wird. Bei einem Bootsausflug fällt er über Bord in den Pazifik und scheint verloren: Haie umkreisen ihn, eine Rettung ist ausgeschlossen. Doch der größte Hai trägt ihn in seinem Maul zurück zum Boot. Ein Wunder! Oder doch Vorherbestimmung? Schicksal? Seine Eltern sind überzeugt, dass ihr Sohn von den Göttern für etwas Größeres auserwählt wurde, dass er Hawai retten und die Familie erlösen soll. Vom Raubbau, der die Natur zerstört, von der um sich greifenden Armut und den Folgen des früheren Kolonialismus. Nainoa trägt schwer an dieser Verantwortung als Wunderkind und auch seine Geschwister Dean und Kaui kämpfen um ihren Platz in der Familie. Die Drei verlassen Hawai und suchen ihr Glück auf dem Festland. Sie verlieren einander und sich selbst und hören doch alle den Ruf ihrer Heimat, der sie zurück nach Hawaii zieht...

Klingt alles ziemlich mystisch, vielleicht sogar einen Hauch kitschig, nach zuviel Drama? Ja, das dachte ich im ersten Moment auch. Dennoch hat mich die Beschreibung magisch angezogen, ich wollte dieses Buch unbedingt lesen und habe es nach den letzten Seiten absolut ergriffen und begeistert zugeklappt. Einfach nur wow! Die erste Hälfte über weiß man nicht, wohin die Geschichte einen trägt, man ist gefesselt und verloren gleichzeitig. Kawai Strong Washburn hat mit diesem Debüt etwas Aufregendes geschaffen, ich habe bisher nichts Vergleichbares gelesen. Atemlos bin ich durch die Seiten geflogen, habe mit den Geschwistern gelacht, gelitten und geweint, habe Hawaiis uralte Geschichten aufgesaugt und unglaublich viel gelernt.

Auf Hawaii prallen buchstäblich Welten aufeinander. Die indigene Welt mit ihren Mythen und Legenden trifft auf neue Realitäten: Glaube, Götter und magischer Realismus werden überlagert von Armut, Hoffnungslosigkeit und der Auflösung von Traditionen und Familienstrukturen. Üppige Natur und Traumstrände auf der einen Seite, Hotelkomplexe und zerstörter Lebensraum für Mensch und Tier auf der anderen. Wie Washburn es schafft, alle diese Themen zu einem großen Ganzen zu vereinen und damit seiner Heimat Hawaii eine neue Stimme verleiht, ist große Kunst.

Doch was mich wirklich beeindruckt hat, ist sein feines Gespür für zwischenmenschliche Abhängigkeiten. Im Zentrum stehen die Geschwisterbeziehung und die Familienbande, die geprägt sind von einem allumfassenden Wunsch nach Erlösung, Errettung und dem Festhalten an alten Bräuchen und Traditionen. Gleichzeitig streben die Geschwister Nainoa, Dean und Kaui nach Freiheit, Eigenständigkeit und nach neuen Erfahrungen, immer überschattet von der Sehnsucht nach elterlicher Anerkennung. Ein unmöglicher Spagat, der die Familie langsam, aber sicher auseinanderdriften lässt. Washburn fährt diesen feinen Rissen im Beziehungsgeflecht nach und verfolgt sie bis zur Katastrophe, bis zum Bruch. Dann nimmt er die Scherben behutsam auf, setzt sie wieder zusammen und erschafft dabei etwas völlig Neues, etwas Wunderschönes, etwas ganz und gar Magisches.

"Wenn ein Gott etwas ist, was absolute Macht über uns hat, dann gibt es in dieser Welt viele Götter. [...] Hoffnung kann auch ein Gott sein. Sie ist etwas, zu dem man beten kann." (S. 215 ff.)

Ein großartiges Debüt, von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Mal was ganz anderes

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Eine wunderbare mystische Geschichte mit Familientradition und kulturellen Werten. Ich habe mich ein wenig an Vaina für Erwachsene erinnert gefühlt und direkt einen Urlaub gebucht.
Ein echtes Lese- und ...

Eine wunderbare mystische Geschichte mit Familientradition und kulturellen Werten. Ich habe mich ein wenig an Vaina für Erwachsene erinnert gefühlt und direkt einen Urlaub gebucht.
Ein echtes Lese- und Familienabenteuer.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Hervorragend

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Auf einer Exkursion mit einem Ausflugsboot vor der hawaiianischen Küste geht der siebenjährige Nainoa über Bord und wird kurz darauf von mehreren Haien umschwärmt. Als einer der Haie das Kind in sein Maul ...

Auf einer Exkursion mit einem Ausflugsboot vor der hawaiianischen Küste geht der siebenjährige Nainoa über Bord und wird kurz darauf von mehreren Haien umschwärmt. Als einer der Haie das Kind in sein Maul nimmt, befürchtet man bereits das Schlimmste - doch der Junge wird unversehrt zurück zum Boot gebracht. Die Eltern des Jungen, welcher darüberhinaus plötzlich heilende Fähigkeiten besitzt, deuten dies als Schicksalsschlag der hawaiianischen Gottheiten, denn durch die Gabe ihres Sohnes scheint sich ihnen ein Weg aus der Armut zu öffnen. Doch mit jenem Ereignis ist auch eine quer durchs Land bekannte Legende um den Jungen geboren, welche das Leben der Familie noch bis über viele Jahre hinweg prägt und doch so stark an ihren Grundpfeilern rüttelt. Und so bleibt schließlich nichts, außer dem allmählichen Auseinanderbrechen der Familie zuzusehen. Denn während das Wunderkind Nainoa unter der Hoffnung der Eltern, durch ihn als Geldquelle aus der Armut zu entkommen, zusehends leidet, lösen sich seine beiden Geschwister beinahe komplett vom kulturellen Erbe der Eltern. Der älteste Sohn wird zur Basketballkoryphäe auf dem amerikanischen Festland, die Tochter schlägt eine akademische Laufbahn in Kalifornien ein.

Die Idee der Geschichte hat mir unheimlich gut gefallen und auch die Umsetzung ist gut gelungen. Sprachlich mitreißend erzählt werden hawaiianische Legenden, Geister- und Götterglauben peu a peu mit der Handlung verzweigt, was dem Roman sehr gut getan hat und eine eindrückliche Atmosphäre erschaffen hat. Während Nainoas Charakter unter den Erwartungen und dem Druck der Eltern immer stärker zugrunde geht, leiden die Geschwister unter mangelnder elterlicher Fürsorge. Die Familiendynamik ist fragil, und zerbricht nach einem einschlagendem Ereignis fast komplett. Der Schauplatz ist von Sagen und Mythen umwoben, ein Stück Kapitalismuskritik wird auch fein platziert und die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft rundet den Roman vollends ab.

"Haie in Zeiten von Erlösern" ist ein durchweg außergewöhnlicher Roman, der den Zauber und die Magie der hawaiianischen Inseln ein Stück weit einfängt und mich komplett überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Hat mich unerwartet stark beeindruckt

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Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (17. August 2022)
ISBN-13: 978-3630877051
Originaltitel: Sharks in the Time of Saviors
Übersetzung: Cornelia Holfelder von der Tann
Preis: ...

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (17. August 2022)
ISBN-13: 978-3630877051
Originaltitel: Sharks in the Time of Saviors
Übersetzung: Cornelia Holfelder von der Tann
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Hat mich unerwartet stark beeindruckt

Inhalt:
Die Götter haben anscheinend Großes vor mit Nainoa, dem 2. Kind der hawaiianischen Familie Flores. Als der Siebenjährige bei einer Bootsfahrt ins Wasser fällt und von einem Hai nicht gefressen, sondern gerettet wird, denken alle, der Junge ist was Besonderes. Wenige Jahre später manifestiert sich auch noch eine unglaubliche Gabe und die Hoffnungen, die man auf das Kind setzt, sind groß, um nicht zu sagen, riesig. Doch Nainoa scheint daran zu zerbrechen. Seine Geschwister Dean und Kaui leiden aber auch unter der Situation. Alle drei Kinder versuchen ihr Glück auf dem amerikanischen Festland, denn Hawaii ist nicht gerade von Reichtum geprägt.

Meine Meinung:
Hawaii ist für mich absolutes Neuland. Weder war ich jemals dort noch habe ich mich groß mit diesem US-Staat befasst und wusste daher vor der Lektüre kaum etwas darüber. Mein Bild der Inseln war von Blumenkränzen und Aloha geprägt. Der Autor Kawai Strong Washburn hat es in seinem Debütroman geschafft, dieses Bild komplett zu überschreiben. Was er über Land und Leute, Götter und Mythen erzählt, klingt wesentlich authentischer als meine vorherige Vorstellung.

Von Anfang an konnte er mich mit der Geschichte der Familie Flores fesseln, die aus wechselnden Perspektiven der fünf Familienmitglieder erzählt wird, hauptsächlich aber aus der Sicht der drei Kinder. So verfolgen wir jedes der Kinder auf seinem speziellen Weg zum Erwachsenen, der von Hoffnung und Scheitern, von Liebe zur Familie und zur Heimat, von Eifersucht und Verzweiflung geprägt ist.

Der Glaube an die hawaiianischen Götter und die Legenden werden dabei perfekt eingebaut, nehmen aber nicht zu viel Raum ein. Sie verdeutlichen jedoch die Verbundenheit der Protagonist*innen mit ihrer Heimat.

Fazit:
Mich hat dieser Roman mit dem seltsamen, sperrigen Titel absolut überrascht, und zwar positiv. Wer bereit ist, über seinen eigenen Tellerrand zu blicken und sich in ungewöhnliche Charaktere hineinzuversetzen, ist hier richtig.

★★★★★

Veröffentlicht am 22.11.2022

Eine wunderbare literarische Entdeckung und absolut lesenswert!

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Beschreibung

Die Armut treibt eine hawaiianische Familie auf der Suche nach Arbeit von ihrer Insel, doch bevor sie ihr Zuhause verlassen, besteigen sie noch ein Ausflugsboot, um Abschied zu nehmen und ...

Beschreibung

Die Armut treibt eine hawaiianische Familie auf der Suche nach Arbeit von ihrer Insel, doch bevor sie ihr Zuhause verlassen, besteigen sie noch ein Ausflugsboot, um Abschied zu nehmen und ihren Kindern einen schönen Tag zu bereiten. Nainoa ist gerade sieben Jahren alt, als er vom Boot in den Pazifik fällt, wo er von mehreren Haien umkreist wird und ihn nur ein Wunder retten kann. Der größte Hai trägt Nainoa im offenen Maul zurück zu seiner Mutter, die Geburtsstunde einer modernen Legende. Die Familie glaubt fest an die Gunst, die die hawaiianischen Götter ihrem Sohn erwiesen haben, doch die Realität schlägt sich mit dem Heranwachsen der drei Kinder ihren Weg in den Alltag. Die Geschwister gehen nach Amerika in der Hoffnung auf ein besseres Leben, doch die Verbindung zu ihrer Heimat und Nainoas magische Kräfte ziehen an jedem von ihnen…

Meine Meinung

Kawai Strong Washburn erzählt in seinem Debütroman »Haie in Zeiten von Erlösern« eine bewegende Familiengeschichte voller Mystik und rückt dabei das plakativ-paradiesische Bild des exotischen Urlaubsortes Hawaii mit der nicht ganz so glänzenden Realität zurecht.

Die Armut der hawaiianischen Familie ist ein alles überflügelndes Damoklesschwert und leitet das Schicksal der Familie mindestens ebenso wie das Wunder durch die Hairettung ihres Sohnes Nainoa, der mit seinen sieben Jahren nun zum Mittelpunkt der fünfköpfigen Familie wird.

Der starke elterliche Glaube an die alten hawaiianischen Götter prägt das Familienleben und bestimmt nicht nur das Heranwachsen von Nainoa, sondern auch das seiner Geschwister Dean und Kaui. Während der eine durch seine Gabe trotz der großen Aufmerksamkeit in die Einsamkeit gedrängt wird, sieht sich der andere für den finanziellen Aufstieg verantwortlich und die andere fühlt sich ungesehen und unbedeutend.

Kawai Strong Washburns Erzählstärke zeigt sich besonders durch die Vereinigung eindrucksvoll gewebter Bilder, in denen er den Glauben und die Mystik der hawaiianischen Götter sowie die starke Naturverbundenheit auf Papier bannt, und der düsteren Realität einer jungen Familie, die um ihr Überleben und für ein besseres Leben kämpft.

Im Vordergrund stehen die drei Geschwister, aus deren Perspektiven die meisten Kapitel erzählt werden, aber auch Mutter und Vater kommen zu Wort, sodass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

Die Sprachmelodie unterscheidet sich in den einzelnen Perspektiven, was mich gerade zu Anfang immer wieder aus dem Lesefluss gerissen hat, aber auch gleichzeitig den Protagonisten zu Kontur und Schärfe verhilft.

»Haie in Zeiten von Erlösern« ist für mich eine tolle Entdeckung gewesen und ich habe es sehr genossen in diese Welt zwischen Realität und Mythen einzutauchen, die Kawai Strong Washburn mit einer unvergleichbaren Eindringlichkeit präsentiert. Bleibt nur zu hoffen, dass es bald mehr von dieser außerordentlichen Stimme zu lesen geben wird.

Fazit

Kawai Strong Washburn malt mit seinen Worten eindringliche Bilder zwischen der Realität des Erwachsenwerdens und der Mystik hawaiianischer Götter. Eine wunderbare literarische Entdeckung und absolut lesenswert!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.09.2022