Nehmt euch gegenseitig an, so wie ihr seid.. (Römerbrief 15,7)
Die Pension am MeerSarah fällt es nicht leicht, diesen Schritt zu gehen, aber um weiter für die kranken Mutter auch finanziell sorgen zu können, müssen sie neue Wege gehen. Dazu gehört auch, dass auch dem geliebten Zuhause ...
Sarah fällt es nicht leicht, diesen Schritt zu gehen, aber um weiter für die kranken Mutter auch finanziell sorgen zu können, müssen sie neue Wege gehen. Dazu gehört auch, dass auch dem geliebten Zuhause ein Zuhause auf Zeit für zukünftige Gäste wird, die ihren Urlaub in der "Pension am Meer" verbringen. So unterschiedlich die Charaktere der Schwestern sind, so vielfältig sind auch ihre Reaktionen auf Sarahs Vorschlag. Gerade Viola, die nicht nur mit äußerlichen Narben, sondern auch mit inneren Schrammen zu kämpfen hat, steht dem Neubeginn mehr als skeptisch gegenüber. Doch es heißt nicht umsonst, dass die Zeit alle Wunden heilt und so öffnen sich nicht nur die Türen des Gästehauses, sondern auch verschlossene Kammern im Herzen,,,,
Julie Klassen öffnet mit ihrem Roman "Die Pension am Meer" nicht nur für die Gäste die Türen, sondern gestattet den Leser;innen eine unterhaltsame Reise in die Regency-Ära. Sie bietet eine wundervolle Möglichkeit, die Tür aus dem Hier und Jetzt zu durchschreiten, um an der Küste von Devonshire anzukommen und die Seele baumeln zu lassen.
Dabei gelingt es ihr, die unterschiedlichen Wesenszüge der Schwestern mit all ihren Ecken und Kanten, seelischen und körperlichen Narben glaubhaft ud nachvollziehbar zu beschreiben, um sich ein sehr genaues Bild vom Leben vor Ort machen zu können. Es ist, als würden die Figuren aus einem Pop-up-Buch steigen und in der wundervoll historischen Kulisse flanieren.
Ich bin vollkommen in die Figur der Viola geschlüpft, habe mit ihr mitgelitten und gefühlt, da sie mehr als deutlich die Abneigung ihrer Mitmenschen zu spüren bekommt. Ein körperlicher Makel macht sie zur Ausgestossenen, aber gerade hier zeigt Julie Klassen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und von ihm angenommen werden, so wie sie sind. Die freundschaftliche Verbindung zur ehemaligen Spitzenklöpplerin geht mir tief unter die Haut und auch die zarten Gefühle für den Major sind sehr feinfühlig von der Autorin beschrieben.
Das Leben in der Pension bringt nicht nur freudige Momente, denn gerade mit Mrs. Elton werden die Nerven aller bis aufs Äußerste strapaziert. Manchmal möchte man dieser sogenannten "Dame aus gutem Haus" einfach nur den Kopf zurechtrücken, weil sie wirklich Haare auf den Zähnen hat.
Der Schreibstil von Klassen sprüht vor Leidenschaft für die historische Thematik und so ist es nicht verwunderlich, dass sie auch den ein oder anderen augenzwinkernden Dialog aus Jane Austens Büchern einfließen lässt. Der Roman entführt uns in die Regency-Zeit und zeigt, wie sich Menschen den Herausforderungen des Lebens stellen, und nach Antworten auf Fragen suchen, die sie durch ihren Glauben an Gott erhalten.
Die christliche Botschaft ist ganz unaufdringlich eingeflochten und eher eine liebevolle Begleiterscheinung, statt sich in den Vordergrund zu stellen. Ein achtsames Miteinander, Kraft schöpfen im Gebet und auch das Überwinden von eigenen Verletzungen und die Möglichkeit, vergeben zu können halten Einzug im Roman und geben den Startschuss für einen Neuanfang.
Ein sehr gefühlvoller Roman, der uns auch manchmal den Spiegel vorhält, denn allzu oft urteilen wir nach dem Äußeren, ohne auf die innere Schönheit zu achten.