Alters-WG eine Alternative für den letzten Lebensabschnitt?
Katharina, eine pensionierte Tierärztin, erbt von ihrem Vetter ein renoviertes Gutshaus 100 Km nördlich von Berlin – in Bassin. Zusammen mit ihrer Freundin Silvie beschließt sie, eine Alters-WG zu gründen. ...
Katharina, eine pensionierte Tierärztin, erbt von ihrem Vetter ein renoviertes Gutshaus 100 Km nördlich von Berlin – in Bassin. Zusammen mit ihrer Freundin Silvie beschließt sie, eine Alters-WG zu gründen. Bei einem Casting einigen sie sich auf fünf weitere Personen. Da ist das Ehepaar Müller mit Amadeus, der durch einen Schlaganfall gehandicapt ist, und sie bekommen die schönste Wohnung im EG. Eine verwitwete Buchhändlerin Marianne, die nicht alleine leben kann/will. Johannes Bertram, dessen Frau mit ihrem Lover weg ist und der sich in einer ungeklärten Situation befindet. Ihr Zusammenleben ist nicht wie bei einer Studenten-WG. Im Unterschied dazu haben sie alle eine andere Herkunft, verschiedene Berufs- und Lebenswege hinter sich, damit verbunden unterschiedliche Schicksale und selbstverständlich auch völlig unterschiedliche Charaktere. Sie führen kein organisiertes, kollektives Leben, eher finden sich zu verschiedenen Themen kleine Gruppen – z.B. Yoga, Spaziergänge, Radfahren, Gartenarbeit. Sie wollen alle nochmals etwas Neues beginnen, etwas Schöneres als nur alt zu werden. Die erste ernsthafte Verstimmung kommt auf, als Katharina einen Hund für eine kurze Zeit zu sich nimmt und sie erstmals den Satz „Das ist mein Haus“ äußert. Und weiter geht’s. Eva, die Erzählerin der Geschichte, zieht nun auch noch ein, da es in Berlin bezüglich ihrer Wohnung Veränderungen gab. Zu Besuch kommt nun ein Krimiautor mit Mitte 50 und jetzt verändert sich das Zusammenleben positiv. Es wird mehr Wert auf gemeinsame Mahlzeiten gelegt, es wird sich besser gekleidet und es werden (von ihm initiierte) Gespräche geführt, vor allem ohne das Thema Krankheiten. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich auch heraus, daß z.B. Sylvie weiterhin viel reisen möchte, heimlich ihre Wohnung in Berlin behalten hat und einfach nicht alt werden möchte. Katharina und Mary finden wieder eine neue Möglichkeit, sich beruflich bzw. ehrenamtlich zu engagieren.
Das Ende der Geschichte (mehr möchte ich hierzu nicht sagen) und überhaupt das ganze Buch mit seinen leisen Tönen und dem Tiefgang finde ich eine tolle Grundlage für Diskussionen und auch zum Nachdenken.
Es war mein erstes Buch der Autorin, aber mit Sicherheit nicht mein letztes. Der Schreibstil gefiel mir außerordentlich gut und da ich mich auch in dieser Altersklasse befinde, fand ich die Beschreibungen authentisch, konnte vieles sehr gut nachvollziehen und werde es gerne weiter empfehlen.