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Veröffentlicht am 01.12.2017

Wir haben dich gewogen ...

Die Blausteinkriege 3 - Der verborgene Turm
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Das Kaiserreich Berun steht vor dem Abgrund - nichts ist mehr so wie es einst war! In der Hauptstadt haben sich die Fürsten versammelt, um den heranrückenden Horden der Kolnorern entgegen zu treten - Doch ...

Das Kaiserreich Berun steht vor dem Abgrund - nichts ist mehr so wie es einst war! In der Hauptstadt haben sich die Fürsten versammelt, um den heranrückenden Horden der Kolnorern entgegen zu treten - Doch sie werden ungeduldig. Dabei ahnen sie noch nicht, was in ihrer Mitte lauert! Allein die junge Xari, der Ordensritter Cunrat und die Schildbrecher stellen sich den Feinden entgegen.

Ich habe lange auf den dritten Band der Blaustein-Trilogie gewartet, gehibbelt und gebangt. Immerhin sind die Gebrüder Orgel nicht gerade dafür bekannt, besonders zimperlich mit den Figuren, die die Leser lieb gewonnen haben, umzugehen. Ich erinnere mich nur an Band zwei, in dem wir uns von einer besonders lieb gewonnenen Figur verabschieden durften. Also bin ich halb ängstlich, halb aufgeregt in den Roman eingestiegen Und bin wunderbar wieder Mitten in der Geschichte gelandet. Die Orgelbrüder lassen einen kaum zu Atem kommen, folgen wir Cunrat und seinen Gefährten doch in die Stadt Tiburon. Generell bemerkte ich schon nach kurzer Zeit, dass das Tempo merklich angezogen worden ist und die Protagonisten von mal zu mal in gefährlichere Scharmützel verwickelt wurden.
Ich bin eigentlich kein Freund von Büchern, in denen sich Schlacht an Schlacht reiht und kaum eine ruhige Minute zur charakterlichen Entwicklung bleibt. Doch im verborgenem Turm kam mir nur einmal kurz der Gedanke, dass ich das Buch nicht mögen könnte. Dann schüttelte ich verwundert den Kopf, nur um mich wieder in das Buch zu vertiefen und meine Überlegungen zu vergessen.
Wodran lags? Tja, einfach gesagt: Die Orgelbrüder hatten mich so sehr mithilfe der ersten beiden Bände an die Charaktere und ihre Macken und Eigenheiten gewöhnt, dass sie sie hier eigentlich nur noch agieren lassen zu brauchten. Das Charakterbuilding, das noch notwendig war, erfolgte in den Handlungen und Taten (und was für Taten!) und die beiden konnten in aller Ruhe die Erzählgeschwindigkeit auf Maximum schalten. Ich hing an den Seiten wie ein Junkie am Malhoryn und konnte einfach nicht mehr aufhören! Ich musste wissen, was Cunrat, der Narr, Danil und all die anderen alles erlebend und wer am Ende mit dem Leben davon kommt (aber auch, wer es vielleicht einbüßen muss).

Dabei hat der Stil der Orgels mich durchs schlachtenreiche Epos getragen. Sie erschufen vor meinen Augen Städte, dunkle Höhlen und verborgene Türme genauso wie stürmische Meere - und ich war zum Schluss ganz trunken vor Eindrücken - und fand auch das Finale rundum gelungen:
„Wir haben dich gewogen und gemessen …“

Alles in allem bleibt mir nur eins - ein lieb gewonnenes Buch in mein Regal zu stellen, wo es eine Reihe vervollständigt. Das war mein erster Ausflug in die Welt des Blausteins und ich hoffe, nicht der letzte. Ich für meinen Teil werde das Buch noch oft zur Hand nehmen.

Diesem Band wurde eine Zusammenfassung der ersten Bände voran gestellt - und üppig ausgestattet mit Kartenmaterial, das bei der Orientierung half, und einem Glossar, sodass auch Leser, die die ersten beide Bände nicht mehr so präsent sind, keine Schwierigkeiten haben, wieder in die Welt hinein zu finden.

Alles in allem ein tolles Buch! Ich vergebe gerne die 5 blitzenden Sterne.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Dreißig Jahre danach

Die Hexenholzkrone 1
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Seit dreißig Jahren regieren Simon und Miri auf dem Hochhorst. Mit Weisheit und Güte herrschen sie über das Land. Doch die Nornenkönigin droht, aus ihrem Schlaf zu erwachen. Dunkle Mächte greifen nach ...

Seit dreißig Jahren regieren Simon und Miri auf dem Hochhorst. Mit Weisheit und Güte herrschen sie über das Land. Doch die Nornenkönigin droht, aus ihrem Schlaf zu erwachen. Dunkle Mächte greifen nach dem Land und Prinz Morgan, der junge Thronerbe hadert mit seinem Schicksal. Die Freunde müssen ein letztes Mal zusammen stehen und den Kampf gegen das Dunkle gewinnen.

Oh wie habe ich gejubelt, als Williams seine Rückkehr nach Osten Ard verkündete. Mehr von Simon und Miri zu lesen und zu erleben, wie es weitergeht, ist wohl ein großer Traum jedes Osten Ard Fans, der deren Kampf verfolgt hat. Zum Glück musste ich nicht so lange warten wie manch anderer Fan - ich habe den Engelsturm erst im Frühjahr gelesen und hungerte folglich nach mehr!
Nur um so viel schon mal vorn weg zu nehmen. Ich wurde wahrhaftig nicht enttäuscht. Das ganze Buch hat sich das Gefühl von nachhause kommen gehalten, bei guten Freunden sein. Schon jetzt vermisse ich alte und neue Freunde schmerzlich und stehe schon in den Startlöchern für den nächsten Trip nach Osten Ard, für das nächste Abenteuer.

Schon auf den ersten Seiten hat mich dieses Gefühl, zuhause, bei Freunden zu sein, erfasst und wollte mich einfach nicht mehr loslassen, das ganze Buch über nicht. Obwohl Simon, Miri und ihr Hofstaat zu einem denkbar traurigen Anlass reisten. Doch ich fühlte mich wohl, habe jeden einzelne Seite genossen. Natürlich beginnt das Abenteuer in Osten Ard langsam und mit bedacht. Williams führt den Leser in eine gewandelte Welt ein, in dem halbwegs geordnete Verhältnisse herrschen und Miri und Simon gealtert sind und schon viele Schicksalsschläge erdulden mussten. Das merkt man ihnen an. Muss man auch - sie sind erwachsen geworden und haben Erfahrungen gesammelt! Trotzdem war ich gefesselt von ihrer Reise und der gewandelten Ordnung - und natürlich allen voran von Morgan, der seinen Weg noch nicht gefunden hat und auf seine ganz eigene Art und Weise versucht, mit all dem, was ihm begegnet und beschäftigt umzugehen. Ich denke, dass ist Tads Stärke - bei jedem anderen Halbwüchsigen hätte ich die Trunksucht als Schwäche abgetan und darüber die Nase gerümpft, doch Williams lässt auch hinter Morgans Fassade blicken, hinter sein sorgsam gepflegtes rüdes Image. Interessant! Und spannend! Doch auch Morgan wird bald lernen, was wahre Freundschaft bedeutet! Und als schließlich die alten „Gefährten“ wieder beieinander sind, Simon, Miri, Binabick, Eloair und all die anderen - ich hab mich gefühlt, als hätte mich die Runde auf ein Glas Gewürzwein ans Feuer geladen. Das Gefühl hat einfach von vorne bis hinten gestimmt.
Tad hat ein unglaubliches Talent Situationen und Orte zu beschreiben. Ich habe die Laternenbrücke oder den Horchhorst bildlich vor mir gesehen und mir so gewünscht, ebenfalls dort an diesem Ort zu stehen.

Bisher klingt alles sehr nach dem alten Osten Ard, oder? Doch wer „Das Herz der verlorenen Dinge“ gelesen hat, der weiß, dass auch die Nornen eine tragende Rolle in diesem Buch spielen. Doch sie sind nicht mehr die Schreckensgestalten, vor denen die Eltern ihre Kinder mit Gruselgeschichten warnen (gut, nicht nur). Tad hat sich viel Mühe gegeben, auch ihnen Tiefe und Struktur zu verleihe und ich muss zugeben, dass mich vor allen Dingen Viyeki fasziniert. Man fragt sich, ob sich Menschen und Nornen nicht an nähren. Dann wäre der Weg für ein Bündnis offen … Der endlich Frieden bringen könnte! Sowas ist in der Welt, die Williams nun geschaffen hat, durchaus denkbar! Und das fasziniert. Er schafft es, dass ich zumindest die Nornenkrieger in mein Herz schließe, und ich habe es erst bemerkt, als Viyeki schon längst einen Platz in meinem Herzen erobert hatte. Auch die Halb-Nornen haben einen Platz in ihrer Gesellschaft inne.

Tad Williams erzählt ausladend. Er packt Osten Ard voller Wunder. Auch mich wirkt sie plastisch und wunderschön, gefährlich, rau - ich liebe es, einzutauchen und nur schwer wieder den Weg zurückzufinden.
Ich empfehle es für all jene, die große High-Fantasy Geschichten lieben und mit einem langsamen Worldbuilding klar kommen. Ich liebe es!

Veröffentlicht am 01.10.2017

No Mourners, no funerals

Das Lied der Krähen
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„No Mourners, no funerals“
„Keine Klageweiber, keine Beerdigungen“

Kaz Breker, Dieb und Bandenführer, hat einen neuen Auftrag an Land gezogen, den gefährlichsten und lukrativsten Auftrag seiner Karriere. ...

„No Mourners, no funerals“
„Keine Klageweiber, keine Beerdigungen“

Kaz Breker, Dieb und Bandenführer, hat einen neuen Auftrag an Land gezogen, den gefährlichsten und lukrativsten Auftrag seiner Karriere. Damit der Coup gelingt, benötigt er natürlich die beste Crew, die es auf Ketterdams Straßen zu finden gibt. Doch spielt sein Auftraggeber kein falsches Spiel?

Das war das erste Buch von Leigh Bardugo, das mir zwischen die Finger gekommen ist. Zuvor erschien ja schon ihre Grischa Trilogie, die in der selben Welt und mit dem selben Magiesystem spielt, aber mehr Ähnlichkeiten bestehen meines Wissens nach nicht. „Das Lied der Krähen“ kann also bedenkenlos von Grischa-Neulingen wie mir gelesen werden.

Der Plot, so wie er oben dargestellt ist, klingt recht simpel - ein Diebstahl mit einer überschaubaren Anzahl an Bandenmitgliedern? Simpel! Wer das denkt, der liegt so weit daneben, wie Kaz Breker kein Chorknabe mit einer hübschen Tenorstimme ist!
Zunächst einmal erzählen das Geschichte einige Personen - neben Kaz kommen auch die anderen Crewmitglieder zu Wort, jedoch hatte ich keineswegs das Gefühl, durch die vielen Perspektivwechsel den Scharfschützen mit einem kleinen Spielproblem Jesper oder Wylan, den jungen Bombenbauer, weniger gut zu kennen als Kaz oder Inej, die gelenkige Diebin. Leigh Bardugo hat es geschafft, dass mir jeder Charakter ans Herz gewachsen ist und jeder Schicksalsschlag beinahe körperlich weh tat - da Kaz seine ganz eigenen verborgenen Dämonen mit sich herum trägt, Wylan ein Geheimnis birgt, für das ihn die Welt verhöhnt oder Jesper sich nicht ohne Grund nur mit den Händen an seinen Waffen wohl fühlt. Diese Geheimnisse werden Stück für Stück offenbart - und in diesem ersten Band der Duologie noch längst nicht alle. Trotzdem kam in mir das Gefühl auf, dass ich, während ich in den Seiten voran schritt, ein kompliziertes Puzzle löste, das mit jedem Teil eine neue Sichtweise auf das unfertige Bild eröffnete. Wahnsinn und Genie liegen vor allen Dingen bei Kaz sehr nahe beieinander. Und trotzdem mochte sie alle, da sie besonders sind, einzigartig und alle ihre kleinen Macken ganz abseits ihrer Geheimnisse und Sorgen haben. Wie gern würde ich in Ketterdam gemeinsam mit Inej und Nina sitzen und stapelweise Waffeln verspeisen, einfach, da sie von diesem gemeinsamen Vorhaben mit einer Wärme schwärmen, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lies. Einen besonderen Liebling habe ich nicht - Die Dynamik zwischen den Crewmitgliedern macht eigentlich das besondere an dem Buch aus. Und es würde mich schmerzen, wenn ich einen besonders hervorheben müsste.

Die Handlungsorte waren bombastisch. Vor allen Dingen liebe ich Ketterdam mit seinen düsteren -Gassen, seinem Hafen und der Gefahr, die dir immer über die Schulter schaut, wenn du durch die düstere Seitengassen schleichst. Bardugo hat es geschafft, eine ganz besondere Stimmung zu erzeugen, die mich fasziniert hat. Sie hat sowohl die gierigen Schatten der Stadt als auch die hellen Seiten dargestellt (nun gut, von den hellen Seiten etwas weniger, aber seis drum). Und auch der Diebstahl in der Eisfestung hoch oben im Norden war atemberaubend clever dargestellt.

Die Grundspannung in dem Roman baute sich von der ersten Seite an auf und hielt sich dann auch auf einem hohen Level. Manchmal blieb mir der Atem weg, wenn Kaz wieder einmal einen seiner unberechenbaren Momente hatte und ich nicht sagen konnte, was er als nächstes tun würde.

Das Magiesystem war gesprenkelt von wissenschaftlichen Einflüssen, was mir sehr gut gefallen hat. Einfach den Zauberstab schwenken und ein paar Worte murmeln kann ja jeder. In Bardugos Welt gibt es drei Arten von Magie, und je nachdem haben sie auch unterschiedliche Handlungsgebiete.

So, und was bedeutet nun die Überschrift? Tja, „Keine Klageweiber, keine Beerdigungen“ wünschen sie sich immer, wenn sie einen neuen Coup angehen. Und diese Worte bedeuten so viel für sie. Wenn es gut geht und das Buch berührt, bedeuten die Worte auch für den geneigten Leser viel. Für mich bedeuteten sie so viel, dass ich sie am Schluss leise mitgemurmelt habe, völlig gebannt und in der Hoffnung, dass sie sich bewahrheiten.
5 Sterne mit einem Lechzen auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Außergewöhnlich düster, aber menschlich faszinierend!

Nevernight - Die Prüfung
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Mia ist noch ein kleines Kind, als ihre Welt in Scherben bricht. Ihr Vater vor ihren Augen erhängt, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder eingesperrt ins düsterste Verlies, das Gottesgrab zu bieten hat und ...

Mia ist noch ein kleines Kind, als ihre Welt in Scherben bricht. Ihr Vater vor ihren Augen erhängt, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder eingesperrt ins düsterste Verlies, das Gottesgrab zu bieten hat und sie selbst auf der Flucht. Aufgenommen von Mercurio, einem Assassinen, sinnt sie auf Rache an den Menschen, die ihr das angetan haben. Um ihre Ausbildung zu vollenden bricht sie zur Roten Kirche auf. Doch was sie da erwartet, schlägt ihre kühnsten Vorstellungen.

Nevernight spielt nicht den Moralapostel und es ist kein Buch, dass man eben mal so nebenbei liest. Ich wage sogar zu behaupten, dass man dieses Buch entweder hasst oder liebt. Man kommt nicht umhin, sich eine Meinung zu bilden. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass die Handlung und die Charaktere einen Leser nicht tangieren. Ich persönlich liebe es, um diese Tatsache mal vorne weg zu schicken. Ich kann aber auch jeden verstehen, der dem Buch nicht so zugetan ist. Jay Kristoff hat mit Nevernight eine ausgeklügelte, in sich stimmige, düstere Welt geschaffen, in der starke Akteure um ihr Leben und für den Tod anderer kämpfen. Und er zwingt den Leser förmlich, mit den Charakteren zu fiebern. Schafft Mia es, Rache zu üben? Was ist mit den anderen? Kristoff hat mich umgarnt - und ich habe mich am Ende des Buches wirklich gefragt, was denn nun moralisch richtig oder vertretbar ist, denn ich konnte Mias Gefühle und Handlungen, so schrecklich sie im Laufe des Buches auch sein mögen, nachvollziehen.

Nevernight hat, wenn man es so bezeichnen will, drei erzählerische Ebenen. Die erste ist die des Erzählers, dessen Identität Rätsel aufgibt. Er erzählt Mias Geschichte. Immer wieder werden auch kleine Erinnerungspassagen eingestreut, die jedenfalls für mein Empfinden genau an der richtigen Stelle waren - sozusagen das Salz in der eh schon sehr köstlichen Suppe - und als letztes noch die Untertitel, die dem Leser die Welt und die Mythen und Legenden von Itreya näher bringen - mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus des Erzählers gewürzt. Manchen mag diese Aufteilung nicht zu sagen. Mir hat sie sehr gut gefallen, da der Fokus des Haupttextes auf Mias Geschichte lag, und der Leser, der die Muße hat, tiefer in die Geschichte der Welt einzutauchen, wurde mit einem unwillkürlichem Schmunzler belohnt. Ich muss zugeben, auch ich habe manche Untertitel nur angelesen, weil an manchen Stellen Mias Geschichte zu interessant war. Das kann jeder Leser halten, wie er möchte. Aber die Möglichkeit zum Nachforschen zu haben, finde ich allein schon bemerkenswert.

Mias Geschichte lässt einen zart besaiteten Leser zurückschrecken. Sie ist hart und scharf wie eine Klinge schon in jungen Jahren geschliffen worden. Dementsprechend skrupellos verhält sie sich auch. Trotzdem mochte ich dieses junge Mädchen, das immer ihren Weg geht, sehr. Da ihre Handlungen nachvollziehbar waren - Jay Kristoff hat es geschafft, dass mir ihre Handlung, ihre Absicht, ihre Zorn und ihre Rachegedanken nahe waren - was bei einem solch düsteren Buch nicht leicht ist. Ich bin der Typ, der bei zu düsteren Büchern leicht den Kontakt zu den Protagonisten verliert - und dann hat auch das Buch verloren - Kristoff schafft jedoch eine düstere Grundstimmung und fesselte mich gleichzeitig an Mia und den ganzen Rest der Charaktere, sodass ich einfach nicht anders konnte, als Seite um Seite umzuschlagen, um Nevernight auch das letzte Geheimnis zu entlocken.

Der Grundkonflikt des Buches stellt sich als tiefgreifend heraus. In dieser Welt existiert kein gut und kein böse. Das kennen wir ja auch von der Realität. Oder habt ihr schon einmal jemanden rein gutes oder böses gefunden? Jay Kristoff verabschiedet sich von diesen tradierten Vorstellungen und erschafft stattdessen eine düstere Welt voller farbenfrohen grauen Schattierungen, die der Leser auseinanderpflücken muss, um die wahren Beweggründe zu begreifen. Mia und die anderen Akolythen kommen in die Rote Kirche, um sich zu Meuchelmördern ausbilden zu lassen. Sie alle haben schon einmal gemordet. Sie haben schon längst den Schritt auf die dunkle Seite getan - Sie schenken kein Vertrauen mehr und waten wortwörtlich durch Blut um ihr Ziel zu erreichen. Kann Mia also noch Vertrauen schenken?

Kristoffs Buch hat mich wahnsinnig gefesselt. Die Charaktere, die Geschichte und vor allen Dingen die wirklich mehr als detailreiche Welt haben es geschafft, mich zu faszinieren. Am Ende wird der geneigte Leser auf jeden Fall mit anderen Augen auf die Landkarte schauen als zu Beginn der Reise.
Kristoff nimmt kein Blatt vor den Mund und trotzdem bleibt seine Sprache auf einem Level, dass durchaus angenehm zu lesen ist. Sie klingt nicht aufgesetzt in meinen Ohren, jedoch auch auf keinen Fall plump oder einfach.

Was bleibt mir zu sagen, als das mir bei Nevernight so manches Mal die Luft weg geblieben ist? Ich gezittert und gebangt habe und mir sogar einmal die Tränen in den Augen standen. Ich warte wirklich gespannt auf die Fortsetzung und lasse dem Buch fünf Sterne da - und währenddessen halte ich nach anderen Büchern des Autors Ausschau, da er ein Stern in meinem Bücherregal geworden ist.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Überraschend neerdig gut

Fangirl
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Eigentlich hatte Cath sich das Collegeleben so schön ausgemalt, gemeinsam in einem Zimmer mit ihrer Zwillingsschwester, die noch nie von ihrer Seite gewichen ist. Doch ausgerechnet im College entschließt ...

Eigentlich hatte Cath sich das Collegeleben so schön ausgemalt, gemeinsam in einem Zimmer mit ihrer Zwillingsschwester, die noch nie von ihrer Seite gewichen ist. Doch ausgerechnet im College entschließt sich Wren dazu, dass ihr Partys und Jungs wichtiger sind als ihr Zwilling und kapselt sich ab. Und Cath steht nun vor einer neuen Mitbewohnerin und neuen Freunden und muss damit klar kommen. Am College ist sie ein niemand. Im Internet unter den Simon Snow Fans jedoch eine Ikone, da sie berühmte FanFics verfasst, die Millionen Klicks verzeichnen können.

Nicht unbedingt mein Thema, schoss es mir durch den Kopf, als ich die Zusammenfassung des Buches das erste mal las. Normalerweise stehe ich solchen Collegegirlgeschichten eher skeptisch gegenüber, aber irgendetwas hat mich dazu bewogen, diesem Buch doch eine Chance zu geben. Zum Glück! Ich habe keine einzige Seite bereut, wie ich mir nach der Lektüre des Buches eingestehen musste.
Doch beginnen wir bei den Wurzeln der Geschichte: Simon Snow, einer Buchreihe, die (bewusste) Ähnlichkeiten mit der Harry Potter Reihe aufweist und die Herzen der Fans rund um den Globus erobert hat. Rainbow Rowell nimmt sich die Harry Potter Fandome vor, und beschreibt ihn so vortrefflich, dass ich mich manchmal selbst in Cath wiederfand. Ihre Hibbeligkeit auf den nächsten Band, verkleidet bei Mitternachtsverkäufen oder in hitzige Diskussionen über ein Detail eines Charakters vertieft, das „Normalos“ (normale nicht Buch-Leser) nicht nachvollziehen können. Ich konnte ihre Welt sehr gut nachvollziehen und das machte für mich einen Großteil des Charmes des Buches aus.
Immer wieder waren in die Struktur des Buches, die dominiert wurde von Caths Ich-Perspektive, kleine Abschnitte aus den Büchern oder aus Fanfics eingewebt, die mir nicht nur Caths Welt, sondern auch Simon und Baz näher gebracht haben. Am Ende war es sogar soweit, dass ich den kleinen Simon-Passagen regelrecht entgegengefiebert habe. Ich mochte sie sehr!
Aber eigentlich ist es Cath’ Geschichte. Die Geschichte, wie sie sich ihren Platz zwischen den Studenten sucht, wie sie Freunde findet und wie sie trotzdem ihr Fandasein weiter auslebt. Beides kann sehr wohl nebeneinander existieren! Für mich war es beeindruckend, wie sie sich nicht verbiegt, um Dazuzugehören, und immer wieder ihren Weg findet. Es müssen nicht unbedingt 10 Partys an einem Abend sein, um sich als Collegegirl bezeichnen zu können. Das macht dieses Buch auch deutlich.
Deutlich positiv nahm ich auch die Nebenfiguren wahr, die wunderschön ausgearbeitet waren und alle ihre Sorgen und Nöte nicht verstecken mussten, um den Zwillingen Raum zur Entfaltung zu geben. Rainbow Rowell hat hier einen guten Mittelweg gefunden, um der Geschichte Leben und Farbigkeit zu verleihen.

Ich habe das Buch wider meiner Erwartungen sehr genossen. Der Weg durch die Collegezeit kann manchmal steinig sein, aber Cath ist ihrer Linie und ihrer Leidenschaft treu geblieben und hat sich trotzdem weiterentwickelt. Diese Message nehme ich aus dem Buch mit - von daher gebe ich volle Punktzahl, für ein starkes Mädchen als Teil eines großen Fandomes!