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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2024

Kritik an der Buchbranche

Yellowface
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Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es ...

Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es so gehyped wurde. Oder?

Jedenfalls hat mir das Buch ziemlich gut gefallen, aber ein Highlight war es nicht. Optisch ist das Buch aber ein Augenschmaus. 😍

Den Inhalt setze ich jetzt mal voraus. Ich glaube, ihr alle habt in diesem Zusammenhang die Schlagwörter Rassismus, kulturelle Aneignung, Social Media Mobbing, Neid etc. bereits gelesen.

Ich fand den Einblick in die Verlagswelt sehr interessant, auch wenn ich nicht wirklich beurteilen kann, inwieweit die geäußerte Kritik allzu überspitzt dargestellt wurde. Aber ich gehe davon aus, dass ganz viel Realität dahinter steckt.

Folgendes Zitat passt perfekt dazu:
"Doch jetzt verstehe ich, dass die Mühen der Autorin gar nichts mit dem Erfolg eines Buches zu tun haben. Bestseller werden auserkoren. Es ist egal, was du tust. Du kannst die Reise einfach genießen." (Seite 92)

Ich habe die Protagonistin June nicht als nervig empfunden, sondern eher bewundernswert und zugleich grotesk, wie sie die Gegebenheiten so zurecht gelegt hat, dass sie ihr am meisten nutzen und sie dadurch immer weiter in den Strudel ihrer Lügen gezogen wird.

Ich konnte Junes Ängste sehr gut nachvollziehen. Welche/r Autor/in möchte nicht einen weiteren Bestseller schreiben? Wer möchte von der Verlagswelt und der Leserschaft vergessen werden? Wer möchte auf das Geld und den Ruhm verzichten? Wer einmal ganz oben war, möchte da auch bleiben. Verständlich oder?

Dies hat mir auch der Schluss des Buches gezeigt, den ich als so absurd und doch so passend empfand...

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Berührende Weihnachtsgeschichten

Ein ganzes Herz voll Weihnachten
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In diesem Buch sind z.T. sehr berührende Weihnachtsgeschichten der 14 Autorinnen Inken Bartels, Julie Caplin, Rebekka Eder, Micaela A. Gabriel, Miriam Georg, Liv Helland, Katharina Herzog, Manuela Inusa, ...

In diesem Buch sind z.T. sehr berührende Weihnachtsgeschichten der 14 Autorinnen Inken Bartels, Julie Caplin, Rebekka Eder, Micaela A. Gabriel, Miriam Georg, Liv Helland, Katharina Herzog, Manuela Inusa, Sandra Lüpkes, Kira Mohn, Kristina Moninger, Kelly Moran, Ines Thorn und Lena Wolf enthalten.

Ganz besonders hat mir die Geschichte der 10-jährigen Johanna gefallen, die ihre Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater durch das Backen von Pfeffernüssen wieder aufleben lässt. Aber auch die Geschichte der Bewohner des kleinen Bücherdorfes, die an Heiligabend zufällig an einem eher ungewöhnlichen Ort zusammentreffen, war sehr berührend. Das Wiedersehen alter Bekannter in Redwood, Oregon, habe ich ganz besonders genossen. Dieses Mal steht Hailey aus dem ersten Band im Vordergrund.

Alle Geschichten haben ihren ganz eigenen Reiz und laden zum Träumen und Nachdenken ein.

Jede Weihnachtsgeschichte endet mit einem mit der Geschichte verbundenen Rezept - z.B. für Pfeffernüsse, Vanillekipferl, Weihnachtsbowle und Lebkuchenparfait. Den Christmas Crumble habe ich bereits ausprobiert und kann ihn wärmstens empfehlen. Sehr lecker!

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Ungewöhnlich

Paare
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Eine Frau, die sich in ihrer langjährigen Beziehung mit einem Mann eingeengt fühlt und unglücklich ist, beginnt, ihre Sehnsüchte und sexuellen Fantasien mit einer Frau auszuleben. Wir begleiten die Protagonistin ...

Eine Frau, die sich in ihrer langjährigen Beziehung mit einem Mann eingeengt fühlt und unglücklich ist, beginnt, ihre Sehnsüchte und sexuellen Fantasien mit einer Frau auszuleben. Wir begleiten die Protagonistin bei dieser exklusiven Erfahrung und erhalten Einblicke in ihr Gefühlsleben - Ist sie glücklich? Hat sie Grund zur Eifersucht? Ist diese "Beziehung" besser als die vorherige?

Das Besondere an diesem Buch ist für mich weniger der Inhalt als vielmehr die Form, wie die Geschichte erzählt wird. Abwechselnd berichtet die Protagonistin in Paarreimen und Prosa. Obwohl ich für gewöhnlich keine Lyrik lese, haben mir diese Abschnitte ganz besonders gefallen. Ich musste die Zeilen ganz bewusst lesen, um ihre Bedeutung aufnehmen zu können. Mit der Prosa hatte ich weitaus mehr Schwierigkeiten. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Protagonistin ihre Sichtweise aus der 2. Person erzählt.

Mein Lieblingszitat (Seite 97) lautet:

"Du wirst dich verlieben. Beziehungen enden,
aber nicht in denselben Momenten

wie die Liebe. Eine Version davon existiert weiter,
mitten in dir, vielleicht für immer."

Alles in allem ein ungewöhnliches Buch.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Glück - Individuell und vergänglich

Die Halbwertszeit von Glück
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Was bedeutet Glück? Laut Duden ist Glück eine "angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat."

Die drei ...

Was bedeutet Glück? Laut Duden ist Glück eine "angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat."

Die drei Protagonistinnen in Louise Pelts Roman "Die Halbwertszeit von Glück" sind nach unterschiedlichen Schicksalsschlägen auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Glück.

Da ist die 50-jährige Johanna, die allein und zurückgezogen in einer alten Datsche im Grenzgebiet der DDR lebt und sich größtenteils nur von dem ernährt, was der Wald ihr zu bieten hat. Johanna kommt anfangs wenig sympathisch und eher gefühllos und wortkarg rüber. Doch als sie ein von den Grenztruppen angeschossenes 17-jähriges Mädchen aufnimmt, versorgt und ihr sogar bei der Flucht nach drüben helfen will, kommen nach und nach Erinnerungen und Gefühle der Vergangenheit hoch. Johannas Beweggründe für ihre Isolation erscheinen dadurch in einem ganz neuen Licht.

"Nicht ohne Grund hatte sie damals alles von sich gestoßen, was Unsicherheiten barg, hatte ihr Dasein entleert, bis nur noch das Nötigste übergeblieben war. Kein Mensch, kein Komfort, nichts, was ihr noch wehtun oder Trost verschaffen konnte. Nur sie allein und der Wald, der jede Erinnerung schluckte wie ein Schatten das Licht." (Seite 97)

Johannas Geschichte habe ich besonders gern gelesen.

Mylènes Leben ändert sich abrupt, als ein Brief sie dazu bringt, ihr ganzes Leben und ihre eigene Person in Frage zu stellen. Überstürzt begibt sie sich auf die Suche nach ihrer unbekannten Vergangenheit durch halb Europa. An einigen Stellen habe ich Mylènes Reaktionen und Handlungen als irrational und überzogen empfunden.

"Mylène sah auf das Papier hinab. Der Kopf voll, das Herz leer. Wenn sie weiter weglaufen wollte, musste sie wissen, vor wem." (Seite 111)

Auch Hollys Leben wird plötzlich aus der Bahn geworfen. So stark, dass sie an nichts anderes mehr denken kann - sie sogar zu essen und Zähne putzen vergisst. Nur durch einen Zufall gelingt es Holly, sich langsam wieder ins Leben zurückzukämpfen. Holly hat auf mich größtenteils naiv und unreif gewirkt, weshalb ich mit ihrer Geschichte am wenigsten anfangen konnte. Lange Zeit war nicht ersichtlich, in welcher Beziehung Holly zu den beiden anderen Frauen steht. Hier hat mich die Autorin wirklich überrascht.

Die Autorin schafft es gekonnt, die Leben der drei Frauen auf unterschiedlichen Zeitebenen über drei Jahrzehnte hinweg miteinander zu verbinden. Mit jedem Kapitel werden mehr Puzzleteile offenbart, die sich nach und nach zu einem Bild zusammensetzen. Es hat Spaß gemacht, mit zu rätseln, wie die Leben der drei Frauen miteinander verknüpft sein könnten. Dabei hat die Autorin an den richtigen Stellen die Perspektive gewechselt. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Das Buch lässt - zu meinem Glück - keine Fragen offen.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen; durch Sprache ist sehr bildhaft. Sowohl Cover als auch Titel des Buches finde ich sehr ansprechend und werden auch vom Inhalt aufgegriffen.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Nichts für schwache Nerven

Das Geburtstagsfest
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Dieses Buch hat mich zum einen überrumpelt, weil ich mir von der Geschichte etwas anderes erwartet habe, und zum anderen verwirrt zurückgelassen, weil ich scheinbar mehrere Hinweise übersehen und dadurch ...

Dieses Buch hat mich zum einen überrumpelt, weil ich mir von der Geschichte etwas anderes erwartet habe, und zum anderen verwirrt zurückgelassen, weil ich scheinbar mehrere Hinweise übersehen und dadurch einen ganz anderen Eindruck der Protagonisten erhalten habe. Eigentlich müsste ich das Buch nochmal lesen, aber aufgrund der schweren Kost und der schrecklichen Schilderungen der Gräueltaten, die die Roten Khmer während ihrer Schreckensherrschaft in Kambodscha begangen haben, muss ich leider davon absehen.

Die Autorin beschreibt eindrücklich, mit welchen Instrumentarien die Roten Khmer die Bevölkerung zum Kommunismus umerziehen wollten und wie die Städte entvölkert wurden. Viele Kinder wurden zu Kindersoldaten ausgebildet. Die Bevölkerung wurde mit Gewalt attackiert, musste unter menschenverachtenden Bedingungen leben und arbeiten, war der Willkür einzelner Soldaten z.T. ohne jegliche Kontrolle ausgesetzt und wurde letztendlich auch aufgrund von Banalitäten getötet, wenn die Menschen nicht schon bei der Arbeit in den Arbeitslagern einfach tot umgefallen sind. Insgesamt sind während des grausamen Regimes der Roten Khmer mindestens 1,7 Millionen Menschen gestorben.

In dieser schrecklichen Zeit leben auch Kim und Tevi, die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten angehören und ganz unterschiedliche Erfahrungen machen, aber gemeinsam nach Thailand flüchten können und in Österreich erstmal neu Fuß fassen können. Auch Jahre später sind die traumatischen Erlebnisse noch nicht verarbeitet, dabei gehen Kim und Tevi ganz unterschiedlich damit um.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven, aber sehr aufschlussreich über die Schreckenszeit der Roten Khmer in Kambodscha.

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