Die Stimme erheben
Dich zu verlieren oder michHomeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich ...
Homeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt. Mit dreizehn Jahren riskiert sie ihr und das Leben ihrer Familie, als sie Kinder unterrichtet im Lesen und Schreiben, nachdem die Taliban an die Macht gekommen und Schulen für Mädchen geschlossen sind. Jahre später glaubt sie, einen Weg gefunden zu haben, als Frau in Afghanistan glücklich zu sein, als ihr Mann ihr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes mitteilt, dass er eine Zweitfrau heiraten wird. Homeira aber will sich damit nicht abfinden, rebelliert und verliert ihren Sohn.
„Dich zu verlieren war der schlimmste Schmerz, den ich je erlitten habe, und ich weiß, dass Du sehr, sehr wütend sein musst. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich entscheiden musste, nicht nur für mich, sondern auch für mein Land und letzten Endes für dich. Keiner von uns beiden soll zu einem Land gehören, das Frauen so erniedrigt, wie die afghanische Gesellschaft es tut.“ (Seite 226)
Dieses Buch ist kein Roman, es ist die wahre Geschichte einer afghanischen Frau und Mutter, die mich nach dem lesen erschüttert und tränenüberströmt zurücklässt. Homeira Qaderi wendet sich im Buch an ihren Sohn und damit auch an die Lesenden, sie geht zurück in eine Zeit, als sie ein Kind war und in einer gefährlichen, frauenfeindlichen Welt aufgewachsen ist. Es war eine Zeit des Krieges, der Besatzung und des Widerstands, immer gab es Mächte, die unterdrückten, befehligten und entschieden, was zu tun und was zu unterlassen ist. In der gesamten Zeit wurde das Kind, das Mädchen, die junge Frau nicht müde, alles dafür zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen, eine Schriftstellerin zu werden. Dies tat sie gegen alle Widerstände; auch davon handelt dieses Buch.
„Die Geschichte der afghanischen Frauen ist eng mit der Geschichte und Politik unseres Landes verwoben. Sie ist ein endloser Strom aus Kummer in Zeiten des Friedens und des Krieges, durchdrungen von Schmerz, der doch nie das heilende Meer erreicht.“ (Nachwort, Seite 230)
Voller Ehrfurcht und Bewunderung las ich dieses Buch über Homeira Qaderis Kampf gegen die Gesellschaft, die Umstände, ihren Ehemann und letztlich den Staat, als sie vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen muss. Das Nachwort erläutert die Umstände, die Danksagung vervollständigt das Bild und ich verneige mich tief vor so viel Stärke und Mut. Es ist richtig und wichtig, die Stimme zu erheben, wie die Autorin es mit diesem Buch tut. Eine Leseempfehlung und die volle Punktzahl sind da wohl selbstverständlich.