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Veröffentlicht am 10.03.2024

Ewig jung

Wir werden jung sein
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"Aber was war, wenn das Leben nun auf einmal viel länger wurde? Musste man sich da nicht irgendwie neu erfinden? Weil man sonst doch nur noch in der Wiederholung lebte, irgendwann bitter und zynisch wurde?"(Seite ...

"Aber was war, wenn das Leben nun auf einmal viel länger wurde? Musste man sich da nicht irgendwie neu erfinden? Weil man sonst doch nur noch in der Wiederholung lebte, irgendwann bitter und zynisch wurde?"(Seite 138)

Hätte mich jemand noch vor Kurzem gefragt, ob ich ein Verjüngungsmedikament einnehmen würde, hätte ich mich durchaus positiv geäußert. Aber nachdem ich "Wir werden jung sein" von Maxim Leo gelesen habe, denke ich anders darüber. Sicherlich wäre es schön, ein paar Falten und graue Haare weniger zu haben, nicht ständig an Rückenschmerzen zu leiden etc. Aber was tun, wenn der Körper sich nicht nur äußerlich verjüngt, sondern auch innerlich und man plötzlich über zusätzliche Lebensjahre verfügt? Was fängt man mit dieser Zeit an? Lebt man einfach weiter wie bisher?

Dieser Problematik müssen sich auch die Probanden der Medikamentenstudie stellen, nachdem festgestellt wurde, dass das Medikament nicht nur ihre Herzmuskelschwäche erfolgreich kuriert hat, sondern als Nebenwirkung auch ihren Körper um mehrere Jahre verjüngt hat. Und das ohne dass sich Jakob, Jenny, Wenger und Verena konkret bewusst dafür entschieden haben.

Aber was passiert, wenn ein solches Verjüngungsmedikament tatsächlich auf den Markt kommt und sich die Menschen bewusst für die Einnahme entscheiden können? Unter welchen Bedingungen wird das Medikament ausgegeben? Was sind die Folgen (ethisch, moralisch, finanziell etc.)? Wie geht man mit ihnen um?

Maxim Leo zeigt auf, welche Chancen aber auch Herausforderungen und Probleme entstehen (können) und reißt an, wie ein Umgang mit dieser bahnbrechenden Erfindung aussehen könnte. Sicher ist, dass es sich um ein Thema handelt, bei dem es nicht DIE Lösung gibt.

Das Buch hat mich super unterhalten. Es ist spannend, klug und witzig geschrieben und regt dazu an, sich mit komplexen ethischen und moralischen Fragen auseinanderzusetzen. Es ist das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht das letzte.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Artensterben

Der Letzte seiner Art
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Ich habe beim Lesen dieses Buches sehr viele verschiedene Gefühle durchlebt:

- Zu Beginn ungläubig, wie Gus so blind und naiv sein kann und nur seine Wissenschaft und nicht das Lebewesen an sich im Blick ...

Ich habe beim Lesen dieses Buches sehr viele verschiedene Gefühle durchlebt:

- Zu Beginn ungläubig, wie Gus so blind und naiv sein kann und nur seine Wissenschaft und nicht das Lebewesen an sich im Blick hat.

"Ich muss ihn so lange wie möglich am Leben erhalten, das ist jetzt meine Aufgabe. Es wäre schön, wenn ich ihn ins Naturkundemuseum schicken könnte." (Seite 32)

- Dann wütend, weil die Menschen auf brutale Weise die Riesenalke ermorden. Sicherlich dienen die Tiere auch als Nahrungsquelle, aber es werden viel mehr Tiere als nötig ermordet, nur um sie als Trophäe für viel Geld zu verkaufen.

Man sah, wie sich "die Umrisse der Menschen und Tiere aufeinander zubewegten und wie sich die Männer - plötzlich sehr schnell - auf die Vögel stürzten, sie mit Knüppeln totschlugen oder unter ihren Körpern begruben und den noch zappelnden Tiere die Hälse umdrehten." (Seite 10)

- Dann erfreut, als Gus und Prosp sich näher kommen und eine Freundschaft entsteht, in der Gus alles tut, damit es Prosp gut geht.

- Total traurig, als sich herauskristallisiert, dass Prosp der Letzte seiner Art ist und sowohl Prosp als auch Gus realisieren, dass es kein Tier mehr gibt, das so ist wie Prosp.

Gus wurde "klar, dass er nicht mehr seinen Riesenalk vor sich sah, sondern ein einzigartiges, einmaliges Spezimen, ein schon bald in einem der Felsen am Meer eingelagertes Fossil." (Seite 175)

"Prosp wusste nicht von einem einzigen Artgenossen und merkte, dass es kein Lebewesen gab, das ihm ähnelte. Er war das einsamste Geschöpf, das je existiert hatte. [...] Jedes Mal, wenn Prosp sich irgendeiner Form von Lebewesen näherte, spürte er, welch grauenvolles Kuriosum er war." (Seite 232/ 233)

Sibylle Grimbert hat spezifisches Wissen über Riesenalke und die damaligen Theorien zu einer einfühlsamen und nachdenklichen Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft verwoben. Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Tragische Familiengeschichte

Leuchtfeuer
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In einer beschaulichen Straße im New Yorker Vorort Avalon, in dem jeder jeden kennt und die Kinder zusammen bis spät abends auf der Straße spielen, lebt Familie Wilf - die Teenager Sarah und Theo mit ihren ...

In einer beschaulichen Straße im New Yorker Vorort Avalon, in dem jeder jeden kennt und die Kinder zusammen bis spät abends auf der Straße spielen, lebt Familie Wilf - die Teenager Sarah und Theo mit ihren Eltern Ben und Mimi. Sarah und Theo wachsen behütet auf bis zu dem Tag, an dem ein Autounfall das Leben der ganzen Familie Wilf durcheinander wirbelt.

Wir begleiten die Familie Wilf über mehrere Jahrzehnte und erfahren, welche Auswirkungen dieses Ereignis auf jeden einzelnen von ihnen hat, vor allem dann, wenn so ein einschneidendes Erlebnis nicht verarbeitet und tot geschwiegen wird. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam und emotional, wie es ist mit Schuld und Scham zu leben. Auch wenn die Leben von Theo und Sarah nach außen hin fast perfekt erscheinen, weil sie beruflich erfolgreich sind und zumindest Sarah eine eigene Familie gegründet hat, sind sie doch tief in ihrem Inneren unglücklich und einsam. Sie bestrafen sich selbst, indem sie sich verbieten glücklich zu sein und sich und ihre Familien durch sinnlose Taten verletzen.

Jahre später zieht eine neue Familie in die Devision Street - Alice und Shenkman mit ihrem außergewöhnlichen Sohn Waldo, der sich für Sternbilder interessiert. Aufgrund von zwei Ereignissen, zwischen denen 10 Jahre liegen, entwickelt sich ein Band der Freundschaft zwischen Waldo und Ben, das noch Jahre bestehen bleibt.

Die leise und unaufgeregte Erzählweise der Autorin und der Aufbau des Buches haben es mir leicht gemacht, mich in die Ängste und Sorgen aber auch Träume der Protagonisten hineinzuversetzen, mit ihnen zu fühlen und ihre Entscheidungen nachzuvollziehen.

Eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch über Familiengeheimnisse, Trauer und Tod aber auch über Freundschaft und Zusammenhalt.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Umzug ohne Schrecken

Die kleine Eule zieht um
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Die kleine Eule ist sehr aufmerksam und bemerkt als Erste, dass ihr Baum gefährlich schwankt und auch dass das Nest für Familie Eule eigentlich zu klein geworden ist. Eine kurze Bestandsaufnahme vom Biber ...

Die kleine Eule ist sehr aufmerksam und bemerkt als Erste, dass ihr Baum gefährlich schwankt und auch dass das Nest für Familie Eule eigentlich zu klein geworden ist. Eine kurze Bestandsaufnahme vom Biber ergibt, dass dies kein sicherer Ort mehr Familie Eule ist. Es nützt alles nichts. Die kleine Eule muss umziehen. Sie ist sehr traurig, weil sie schon immer in diesem Baum und in diesem Nest gewohnt hat. Aber Mama Eule weiß die kleine Eule zu trösten. Papa Eule begibt sich währenddessen auf die Suche nach einem neuen sicheren Heim. Unterstützt wird Familie Eule von den Nachbartieren Haselmaus, Biber, Specht und Nachtigall.

Die Themen Veränderungen (wie ein Umzug), Hilfsbereitschaft und Freundschaft werden kindgerecht und leicht vermittelt.

Eine tolle Vorlesegeschichte für alle Fans der kleinen Eule mit fröhlichen und gut verständlichen Reimen und liebevollen Illustrationen. Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Wohlfühlbuch

Das Wunder von Bahnsteig 5
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Jeden Morgen steigen die exzentrische Ratgeber-Kolumnistin Iona und ihre französische Bulldogge Lulu, der Börsenmakler Piers, der Krankenpfleger Sanjay, die stets lesende Emmie, die Schülerin Martha und ...

Jeden Morgen steigen die exzentrische Ratgeber-Kolumnistin Iona und ihre französische Bulldogge Lulu, der Börsenmakler Piers, der Krankenpfleger Sanjay, die stets lesende Emmie, die Schülerin Martha und der Anwalt David teils an unterschiedlichen Stationen in Richtung London in Wagen 3 ein. Sie kennen sich nur vom Sehen, sprechen aber - gemäß der zweiten Pendlerregel - nie miteinander. Da sie nichts übereinander wissen, geben sie sich gegenseitig Spitznamen: Regenbogen-Lady, smarter Sexist aus Surbiton, Mr Verdächtig Nett, Miss Unverschämt Hübsch. Ein "Unfall" führt dazu, dass die ehernen Pendlerregeln gebrochen werden und sich ihre Beziehung zueinander verändert. Wir erhalten Einblicke in die Leben, Arbeits- und Gefühlswelt der Protagonisten. Hierbei werden Themen wie Diskriminierung, toxische Beziehung und Stalking, Jobverlust, Rassismus und Einsamkeit verwoben.

Ein sehr kurzweiliger, humorvoller aber auch nachdenklicher Wohlfühlroman, der vermittelt, dass der erste Eindruck oft täuscht und man nichts und niemanden nur danach beurteilen oder sogar verurteilen sollte.

Ich habe das Buch mit viel Vergnügen gelesen und kann es wärmstens empfehlen.

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