Bildgewaltig und umfangreich, für mich an manchen Stellen aber trotzdem zu wenig
Curious Tides"Curious Tides" ist der erste Teil einer Dilogie, die ganz im Namen der Mondmagie steht und die Kraft jedes einzelnen von den Mondgezeiten der Geburt abhängig ist. Emorys Freundin Romy kommt bei einer ...
"Curious Tides" ist der erste Teil einer Dilogie, die ganz im Namen der Mondmagie steht und die Kraft jedes einzelnen von den Mondgezeiten der Geburt abhängig ist. Emorys Freundin Romy kommt bei einer Mutprobe in einer Meereshöhle um, bei der auch Emory vor Ort war und als einzige überlebt hat und nun auf mächtige und dunkle Magie zurückgreifen kann.
Die Geschichte startet bedrückend, aber bildgewaltig und hat mich direkt in den Bann gezogen. Ich habe sehr gerne langsam und aufmerksam gelesen, weil ich bloß nichts verpassen wollte und mich schon auf der ersten Seiten direkt in dem Setting und der bedrückenden Stimmung wiedergefunden habe. Die Geschichte startet nicht wie gewohnt am Anfang, sondern mit dem Prolog kurz bei der Mutprobe und dem schrecklichen Ausgang, steigt dann aber eine Zeit danach ein, wodurch sich zunächst noch ein besserer Überblick gemacht werden muss. Obwohl es viele Informationen auf einmal gibt, die gerade auch mit den vielen Mondgezeiten und den damit verbunden Kräften umfangreich sind, habe ich sehr gut hinein gefunden. Neben Emory steht auch Baz im Vordergrund und so wechselt die Perspektive zwischen den beiden, wobei die Kapitel recht lang ausfallen. Mir hat die Idee unglaublich gut gefallen und auch das Magiesystem ist von der Autorin auf eine sehr gelungene und spannende Weise umgesetzt worden. Es gibt immer etwas neues zu entdecken und die Magie ist genauso facettenreich, wie es die einzelnen Figuren sind. Schon früh war mir klar, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird, was das Lesen für mich schön abgerundet hat.
Emory und Baz sind zwei ganz unterschiedliche Charaktere. Emory stand immer irgendwie im Schatten von Romy und hat versucht mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was ihr aber nie ganz gelungen ist. Nach der Mutprobe wendet sich das Blatt und sie versucht irgendwie ihre neuen Kräfte zu kontrollieren. Baz wird für seine Magie von den anderen Verurteil und versucht mit seiner Situation nun irgendwie fertig zu werden. Die beiden werden von anderen Figuren mit anderen Rollen eingerahmt, wodurch es ein spannendes, aber auch konfliktreiches miteinander gibt. Für mich war beim Lesen durchweg greifbar, dass sich die Autorin mit jeder Figur etwas überlegt hat und alles am richtigen Platz ist. Bei vielen Charakteren wusste ich aber nie, welche Ziele sie wirklich verfolgen und wie Emory und Baz in das ganze Konstrukt hinein passen, was wiederum Spannung aufgebaut hat.
Trotzdem hat mich die Geschichte zwischen den bildgewaltigen Gestaltung und den spannenden Figuren nach und nach immer mehr verloren. Die Geschichte startet mit einem sehr wichtigen Ereignis, was jedoch nicht Teil der eigentlichen Erzählung wird. Während der Anfang sich noch mit dem Aufbau der Geschichte beschäftigt, hatte ich irgendwann das Gefühl, dass kaum etwas neues passiert. Irgendwann kommt die Geschichte an eine Stelle, an der alles nur noch vertieft wird, es aber irgendwie keine neuen Antworten oder Handlungen gibt, die die Geschichte weiter bringen. Die Erzählung verliert sich in der bildgewaltigen Gestaltung, was ich mir einfach etwas anders gewünscht hätte. So komplex das Magiesystem und die Figurenkonstellation aufgebaut ist, so wenig ist es die Geschichte und der Verlauf an sich. Der ganze Aufbau hätte so viele Kniffe gebot, die leider nicht genutzt wurden. Zwar punktet die Autorin durchweg mit der Gestaltung , aber mir persönlich reicht das bei diesem Umfang alleine nicht aus. Obwohl es unglaublich viel Magie und vor allem auch sehr verschiedene gibt, wurde mir auch davon am Ende zu wenig eingebaut. Emorys und Baz Kräfte stehen klar im Vordergrund aber auch die werden nur sehr selten mit ihren Handlungen verflochten. Die Magie ist zwar immer greifbar, aber so wirklich präsent ist sie dann in der Geschichte nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Im Nachhinein fand ich es auch etwas Misslungen, dass die Mutprobe vor dem Start der Erzählung liegt und damit eher mittendrin anfängt. Ich denke, wenn die Seitenzahl beibehalten worden wäre, dafür der Einstieg etwas weiter vorne in der Geschichte gestartet wäre, dann hätte es etwas mehr Tempo und wichtige Szenen gegeben. Das noch soviel mehr hinter allem steckt, zeigt sich dann in den letzten Kapiteln, wo es spannende Wendungen gibt und die Ereignisse sich auch ein wenig überschlagen. Davon hätte es für mich zwischendrin einfach mehr gebraucht.
Fazit:
Es wartet eine bildgewaltige und authentische Gestaltung, die mit einem umfangreichen und tiefen Magiesystem aufwartet. Es gibt spannende und facettenreiche Figuren, die von dem tragischen Ausgang einer missglückten Mutprobe verfolgt werden. Zu Anfang habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen, aber zwischendrin hat mir für den Umfang dann doch zu viel gefehlt. Gerade die Geschichte selbst geht zwischen den Figuren sehr verloren. Oft kann die Geschichte mit der Atmosphäre überzeugen, was für mich beim Lesen aber nicht ausgereicht hat. Von mir bekommt die Geschichte alles in allem 3,5 Sterne und hat durchaus Punkte, die einen näheren Blick verdienen. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was sich von der Geschichte gewünscht wird.