Ein Stück irische Geschichte, sehr spannend und informativ erzählt!
Der dunkle WegDie junge Deutsche Ida, will eigentlich nur ihre Freundin Grace, die sie zu Studienzeiten in England kennenlernte, besuchen, doch Graces Heimatland, Irland fasziniert Ida sehr, so dass sie sich schließlich ...
Die junge Deutsche Ida, will eigentlich nur ihre Freundin Grace, die sie zu Studienzeiten in England kennenlernte, besuchen, doch Graces Heimatland, Irland fasziniert Ida sehr, so dass sie sich schließlich dazu entschließt, etwas länger dort zu bleiben.
Sie möchte dort auch beruflich sehr gerne Fuß fassen und ist erfreut, als ihr angeboten wird, Zeichnungen anzufertigen, die gesammelt, in einem Buch erscheinen sollen, das über die Missstände und das Elend irischer Mitmenschen aufmerksam machen soll.
Die Orte die Ida dafür aufsuchen muss und auch die unterschiedlichen Stimmungen, die im Land vorherrschen, lassen sie nicht kalt. Besonders imponiert ihr der Arzt Cian, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, weniger begüterte Menschen zu behandeln, die in den Elendsvierteln der Stadt leben und von den reichen Menschen übergangen werden.
Die schwelende Empörung über die ungerechte Behandlung der einfachen Arbeiter, die englische Ignoranz hinsichtlich der hungernden Bevölkerung, lässt den Hass in den Iren wachsen. Sie schließen sich zu Organisationen zusammen und wollen für ein unabhängiges Irland kämpfen.
Ida, die anfangs neutral in ihrer Einstellung war, als sie nach Irland kam, kann ebenfalls nicht mehr nur hinsehen und setzt sich mit viel Herzblut für die Sache ein.
Die wachsende Liebe zu Cian bestärkt sie zudem darin, in Irland bleiben zu wollen. Einzig Cians Geheimnis, das er vor ihr verbirgt, lässt sie noch zweifeln. Als das Attentat in Sarajevo verübt wird, das den 1. Weltkrieg auslösen wird, gerät Idas Leben völlig aus den Fugen…
In „Der dunkle Weg“ bringt Susanne Goga den Lesern ein unter die Haut gehendes Stück irischer Geschichte näher, das mich beim Lesen sehr berührt hat. Sie führt, neben dem Heldenpaar Ida und Cian, einige Nebenfiguren ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch einen guten Querschnitt durch die Bevölkerung darstellen. So wird die Geschichte sowohl von Einzelschicksalen vorangetrieben, als auch durch die Erwähnung historischer Hintergründe, die sich zumeist aus Idas und Cians Dialogen ergeben. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten, seien es die katastrophalen Verhältnisse, in denen irische Arbeiter vor sich hinvegetieren oder auch Orte, in denen sich der Mittelstand aufhält- ich fand sie sehr bildhaft beschrieben, so dass ich mich beim Lesen gut in die Geschichte hineinfallen lassen könnte.
An Susanne Gogas Erzählstil gibt es nichts zu rütteln. Sie drückt sich gewählt und zeitgemäß aus, doch diesmal hatte ich leider ein kleines Problem mit dem Heldenpaar. Sie blieben mir, obwohl sie durchaus als interessante Menschen mit Ecken und Kanten beschrieben wurden, ein wenig fremd. Ich fand nicht so richtig Zugang zu ihnen, da ihre Gedanken und Gefühlswelt ein wenig zu kurz kamen im Gegensatz zur packenden historischen Rahmenhandlung.
Mir fehlte zudem auch ein wenig mehr Tiefgang hinsichtlich der Liebesgeschichte. Zwar kommen Cians Probleme irgendwann ans Tageslicht, doch fand ich die Aussprache diesbezüglich etwas zu dürftig. Ich hätte mir dagegen gewünscht, dass Ida und Cian mehr Gefühl im Umgang miteinander zeigen und ihre Unterhaltungen dialogreicher gewesen wären. Stattdessen tauschten die beiden sich jedoch oft nur über Belangloses miteinander aus und es fehlte mir das gewisse Knistern zwischen dem Paar.
Man spürt beim Lesen jedoch sehr deutlich, dass die Autorin mit viel Herzblut ans Schreiben dieses Romans gegangen ist, was auch die Recherche zur Geschichte miteinschließt. Den historischen Hintergrund fand ich nämlich unglaublich spannend beschrieben und ich konnte den Roman auch kaum zwischendurch zur Seite legen.
Kurz gefasst: Ein Stück irische Geschichte, sehr spannend und informativ erzählt!