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Veröffentlicht am 25.05.2023

spannende Jugendfantasy mit philosophischem Tiefgang

Waraka
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Als erstes ist mir das eindrückliche Cover von "Waraka" ins Auge gestochen. Es verspricht Spannung, Abenteuer und wilde Tiere.

Der Einstieg ins Buch stützte meine Erwartungen. Selten habe ich einen dermassen ...

Als erstes ist mir das eindrückliche Cover von "Waraka" ins Auge gestochen. Es verspricht Spannung, Abenteuer und wilde Tiere.

Der Einstieg ins Buch stützte meine Erwartungen. Selten habe ich einen dermassen spannenden Einstieg in eine Geschichte gelesen. In der Schule behandeln wir aktuell gerade das Thema "Unterhaltung & Spannung" und da ist genau ein Kapitel zu packenden Buchanfängen. "Waraka" wäre hier ein Paradebeispiel. Leider flacht der Spannungsbogen in der Mitte dann etwas ab, bevor er jedoch erneut angezogen wird. Aber beginnen wir von vorne...

In Waraka herrscht die Angst: die Angst, vor der gottgleichen Schlange und ihrem Hüter, Skarf, aber auch die Angst vor den Bestien ausserhalb der Stadt. So wird die Angst zur Machterhaltung instrumentalisiert und das Volk wird klein gehalten.

Schon zu Beginn lernt man Prinz Arkyn kennen, der als zukünftiger Herrscher diese Angstkultur aufrecht erhalten soll. Dazu soll er sein Seelentier, den Säbelzahnjaguar Smilo, töten, damit dessen Kräfte auf ihn übergehen. Dabei soll er selber auch den Geschmack von Angst kennen lernen, damit er später Furcht säen könne. Doch das möchte Arkyn nicht. Lieber stirbt er selber oder noch besser, er befreit sein Seelentier...
Und so rebelliert Arkyn gegen das System und flieht mit seinem Seelentier aus der Stadt. Auf der Flucht begegnet er Saga, die sehr mutig und abenteuerlustig ist. Obwohl die beiden sehr unterschiedlich sind, bilden sie ein gutes Team und gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um die Menschen Warakas zu befreien.

Der Autor beweist schon am Anfang sehr viel Fantasie und Kreativität, so dass man neugierig auf die ganze Story wird. Und wie zu Beginn schon angetönt, startet die Geschichte äusserst spannend, so dass man sich sofort mit Arkyn und Smilo auf den Weg in die Wildnis stürzt.
Mir hat vor allem Saga als starke Protagonistin sehr gut gefallen. Zudem ist die Welt, das Setting sehr spannend und faszinierend. Ein Highlight ist natürlich der Säbelzahnjaguar, mit dem Arkyn sogar kommunizieren kann.

Wer jedoch eine lockere, abenteuerliche Fantasygeschichte erwartet, wird vielleicht etwas enttäuscht sein. "Waraka" hat nämlich auch eine tiefsinnige Seite und gerade im Mittelteil wird es auch recht philosophisch. Ob gerade dieser Bereich beim Zielpublik gut ankommt, bin ich mir nicht sicher.

Fazit:
"Waraka" von Tobias Goldfarb ist nicht nur spannende Jugendfantasy sondern besticht auch mit einer starken Protagonistin und einem faszinierenden Setting. Das Buch verfügt über eine tiefgründige, philosophische Komponente, die es zu etwas Einzigartigem macht. Allerdings könnte es sein, dass diese Facette nicht jedem zusagt.

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Veröffentlicht am 08.04.2023

ein besonderes Buch

Hannas Regen
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Ich habe mich sehr auf die Lektüre von "Hannas Regen" gefreut. Das Buch lockte mich nicht nur optisch, die Autorin konnte mich schon einmal mit ihren Worten begeistern. Nach "Elektrische Fische" erstaunte ...

Ich habe mich sehr auf die Lektüre von "Hannas Regen" gefreut. Das Buch lockte mich nicht nur optisch, die Autorin konnte mich schon einmal mit ihren Worten begeistern. Nach "Elektrische Fische" erstaunte es mich nicht, dass Susan Kreller bereits viermal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde und den Preis auch einmal gewonnen hat.

So schnell konnte sie mich mit "Hannas Regen" jedoch nicht für sich gewinnen, denn zu Beginn tat ich mich etwas schwer mit dem Schreibstil. Ich liebe spezielle Geschichten und besondere oder poetische Schreibstile, doch hier kam mir genau dieser etwas zu gewollt, zu gesucht vor.

Doch es ging mir wie der Protagonistin mit Hanna, auch ich freundete mich nach und nach damit an und immer mehr faszinierte mich die geheimnisvolle Hanna und ich wollte hinter ihr Geheimnis kommen.


MONTAG, 16. JANUAR 2023
"Hannas Regen" von Susan Kreller





Titel: Hannas Regen
Reihe: nein
Autorin: Susan Kreller
Verlag: Carlsen (29. September 2022)
Genre: Jugendroman
Seiten: 192
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 12 Jahren





Zum einen hat mich das Cover von "Hannas Regen" sofort angesprochen, zum anderen habe ich schon "Elektrische Fische" von Susan Kreller gelesen und für gut befunden.





Josefin ist eine von der Sorte Ich verlass mich auf dich. Eine, die angerufen wird, wenn sonst keiner Zeit hat. Die nur aus Versehen mitfotografiert wird.
Als Hanna neu in ihre Klasse kommt, hofft Josefin, endlich eine Freundin zu finden. Aber Hanna verhält sich seltsam, ganz so, als sei sie schon fast wieder weg. Sie ist still und abweisend, in sich selbst verborgen. Als sich die beiden Mädchen wider Erwarten doch anfreunden, wird Josefin klar, dass mit Hanna etwas nicht stimmt. Ist sie in Gefahr? Muss sie beschützt werden? Und ist Hanna am Ende gar nicht die, für die sie sich ausgibt?
(Bild- und Textquelle: Carlsen Verlag)







Einstieg ins Buch:
Hanna beginnt im Regen. Sie hört auch im Regen wieder auf, später, nicht jetzt, kein Grund zur Eile. Es ist ein nasser Oktobermorgen, als sie zum ersten Mal in meinem Leben auftaucht, aus heiterem Himmel, obwohl der Himmel an diesem Tag bedeckt ist.

Ich habe mich sehr auf die Lektüre von "Hannas Regen" gefreut. Das Buch lockte mich nicht nur optisch, die Autorin konnte mich schon einmal mit ihren Worten begeistern. Nach "Elektrische Fische" erstaunte es mich nicht, dass Susan Kreller bereits viermal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde und den Preis auch einmal gewonnen hat.

So schnell konnte sie mich mit "Hannas Regen" jedoch nicht für sich gewinnen, denn zu Beginn tat ich mich etwas schwer mit dem Schreibstil. Ich liebe spezielle Geschichten und besondere oder poetische Schreibstile, doch hier kam mir genau dieser etwas zu gewollt, zu gesucht vor.

Doch es ging mir wie der Protagonistin mit Hanna, auch ich freundete mich nach und nach damit an und immer mehr faszinierte mich die geheimnisvolle Hanna und ich wollte hinter ihr Geheimnis kommen.

Und ich weiss nicht, ob es sich bei diesem schwachen Geniesel lohnt, den Schirm aufzuspannen oder meine Kapuze aufzusetzen oder etwa zu sagen, irgendwas, ich weiss nur: Manchmal, da geht jemand neben dir und alles passt zusammen, der Rhythmus und die Länge der Schritte, das Quietschen der Sohlen und das kleine Stolpern zwischendurch und dass der Weg unter den Schritten bald ein Heimweg sein wird, keiner sagt was, keiner fragt was, trotzdem ist es so, als wäre jeder Schritt ein Word und der Weg, den man geht, eine ganze Sprache, und - (Seite 45)


Die Geschichte wird aus der ich-Perspektive von Josefin geschildert und genau das ist auch das Spezielle. Nicht nur der Titel auch der Inhalt dreht sich vor allem um Hanna und nicht um die Protagonistin. Sie erscheint mir wie als das Medium, das uns Hanna durch ihre Beobachtungen, Gedankengänge und auch Gespräche in der Familie näher bringt. Man bekommt den Eindruck, dass sich bei Josefin während dieser Zeit beinahe alles um dieses neue, wortkarge Mädchen in der Schule dreht.

Und so möchten auch wir als Leser*innen herausfinden, warum sich Hanna so "komisch" verhält und es ist schön mitzuverfolgen, wie die beiden Mädchen trotz vielen Schwierigkeiten doch nach und nach zu etwas wie Freundinnen werden. Denn manchmal braucht es keine Worte. Die Menschen, mit denen man gemeinsam schweigen kann, sind oft die, die einem am nächsten sind.

Und so mausert sich "Hannas Regen" von einer anfänglichen Monotonie zu einer ganz besonderen Freundschaftsgeschichten - mit vielen Metaphern und wunderbar poetischen Passagen.

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Veröffentlicht am 26.10.2017

rasant, fesselnd, abwechslungsreich

Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen
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Wenn man die Inhaltsangabe von "Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen" liest, schlägt das Bücherherz gleich höher. Bücher über Bücher oder das Schreiben stehen wohl bei allen begeisterten Lesern ...

Wenn man die Inhaltsangabe von "Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen" liest, schlägt das Bücherherz gleich höher. Bücher über Bücher oder das Schreiben stehen wohl bei allen begeisterten Lesern hoch im Kurs. Wie der Reihentitel schon verrät, geht es hier um die Fabelmacht. Das ist eine Gabe, mit der man durch das Schreiben von eigenen Geschichten die Realität umändern kann. Eine klasse Idee, die mir sehr gut gefallen hat. Ich hätte aber gerne noch etwas mehr über die Fabelmacht erfahren, doch da dies der erste Band ist, wird man bestimmt in der Fortsetzung mehr erfahren. Kathrin Lange ist ja dafür bekannt, dass sie ein grosses Netz auslegt, die Fäden immer in der Hand behält, aber erst im letzten Teil alles zusammenfliessen lässt.

Die 17-jährige Mila hat sich mit ihrer Mutter gestritten, woraufhin sie sich in den Zug nach Paris setzt um zu einer Freundin zu fahren. Schon auf dieser Reise lässt die Autorin einige Schlüsselelemente einfliessen. So wird Mila von einem alten Mann angesprochen, was sie etwas unheimlich findet und der Leser erfährt, dass die Protagonistin schon immer gerne geschrieben und immer ein Notizbuch dabei hat.

Das Setting Paris ist beliebt, denn die Stadt verströmt einfach ein tolles Flair. Kathrin Lange schafft es auch dieses Mal, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und das Ambiente der Stadt in die Geschichte einfliessen zu lassen.
Kaum am Gar de l' Est angekommen, geht es erst richtig los. Es beginnt eine regelrechte Jagd durch Paris und Mila gerät nicht nur einmal in Gefahr. Ihr zur Seite stehen zwei Jungs, bei denen sie sich nicht sicher ist, ob sie ihnen vertrauen kann. Doch Mila hat kaum Zeit, diesem Problem auf den Grund zu gehen, denn sie bekommt kaum eine Verschnaufspause und so geht es auch dem Leser. Der versucht nämlich mit dem rasanten Tempo der Geschichte mitzuhalten und gerät in einen regelrechten Lesesog.

Mit dem Ende dieses ersten Bandes beweist Kathrin Lange wieder einmal, dass sie eine Meisterin ihres Fachs ist. Nach einem grandiosen Showdown könnte "Flammende Zeichen" eigentlich sogar abgeschlossen sein, doch dann ändert ein letztes Wort wieder alles, so dass man gespannt auf die Fortsetzung wartet.

"Die Fabelmacht-Chroniken" ist abwechslungsreich, spannend und gut durchdacht. Manchmal überwog der letzte Punkt leider etwas, denn die Geschichte wirkte auf mich ab und zu etwas zu konstruiert.

Fazit:
rasant, fesselnd, abwechslungsreich
Mit „Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen“ ist Kathrin Lange ein toller Auftakt zu ihrer neuen Fantasyreihe gelungen. Dieser begeistert mit einer genialen Grundidee, dem Flair von Pairs und einer rasanten Handlung, die einen kaum zur Ruhe kommen lässt.
Zwar wirken einige Sequenzen etwas zu konstruiert, doch ich bin mir sicher, dass die Fortsetzung noch einige (böse) Überraschungen für Mila bereit hält.

Veröffentlicht am 01.10.2017

über eine aussergewöhnliche Freundschaft

All die verborgenen Dinge
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Sarah Moore Fitzgerald hat sich mit ihrem charmanten "Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" in mein Herz geschrieben und so stand für mich sofort fest, dass ich auch ihr neues Buch lesen ...

Sarah Moore Fitzgerald hat sich mit ihrem charmanten "Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" in mein Herz geschrieben und so stand für mich sofort fest, dass ich auch ihr neues Buch lesen musste. Auch in "All die verborgenen Dinge" steht die Freundschaft im Vordergrund - sogar ein sehr aussergewöhnliche Freundschaft.

Minty führt eigentlich ein ganz normales Leben, doch in letzter Zeit scheinen sich ihre Eltern immer mehr voneinander zu entfernen, was sie sehr beschäftigt.
Ned ist neu an Mintys Schule und wohnt bei seiner Grossmutter in einem Wohnwagen im berüchtigten Nettleblog. Nicht nur deshalb gilt er in der Schule als Sonderling. Er traut sich auch Dinge, die sonst niemand wagen würde und schert sich nicht um Regeln und Gepflogenheiten.
Minty hält nichts von Vorurteilen und Ned und Nettleblog üben auf sie eine grosse Anziehungskraft aus. Ned bietet ihr die ideale Ablenkung von ihren Familienproblemen und so bahnt sich eine Freundschaft zwischen den beiden an.

Sarah Moore Fitzgerald ist einmal mehr eine besondere Geschichte gelungen und das auf gerade einmal 240 Seiten. Auf den ersten Blick mag "All die verborgenen Dinge" als ein ruhiges Buch erscheinen, doch wie der Titel schon verrät, verbergen sich in seinen Tiefen ungeahnte Dinge. Es ist nicht nur die Geschichte über eine Freundschaft, sondern auch über den Mut, sich gegen Konventionen aufzulehnen, sich gegen die Mehrheit der Menschen zu stellen.
Ein grosser Pluspunkt ist für mich auch die Atmosphäre und Naturverbundenheit im Buch. Die Autorin schafft es, Nettleblog zu einem geheimnisvollen Platz, zu einem Zufluchtsort zu machen.

Nach dem Apfelkuchenwunder hatte "All die verborgenen Dinge" sicherlich einen etwas schweren Stand, denn es musste hohen Erwartungen gerecht werden. Leider muss ich zugeben, dass ich da doch ein kleines bisschen enttäuscht wurde. Vielleicht will Sarah Moore Fitzgerald doch etwas zu viel auf wenig Seiten, denn sie schneidet eine grosse Anzahl bedeutungsvolle Themen an, und schafft es meiner Meinung nach nicht ganz, alle rund unter einen Hut zu bringen.

Der Schreibstil liest sich angenehm und flüssig, ist aber auch ausdrucksstark. Einmal mehr habe ich mir sehr viele Zitate markiert, da mich immer wieder wunderschön geschriebene Sequenzen berührten.

Fazit:
Auch in "All die verborgenen Dinge" erzählt uns Sarah Moore Fizgerald von einer aussergewöhnlichen Freundschaft und den Mut, sich gegen Konventionen aufzulehnen um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Autorin greift einige tiefgründige Themen auf, die mir aber oft doch zu sehr an der Oberfläche blieben.
Eine Geschichte, die ich gerne gelesen habe, an der einen oder anderen Stelle jedoch etwas mehr vertragen hätte.

Veröffentlicht am 01.10.2017

feinfühlig, emotional, authentisch

Das Glück hat vier Farben
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Von Anfang an bekommen wir einen guten Einblick in Flannerys Leben. Sie hat es nämlich nicht leicht. Sie wohnt mir ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Sozialwohnung, ihren Vater kennt sie nicht. ...

Von Anfang an bekommen wir einen guten Einblick in Flannerys Leben. Sie hat es nämlich nicht leicht. Sie wohnt mir ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Sozialwohnung, ihren Vater kennt sie nicht. Die Mutter ist Künstlerin und ihre unkonventionellen Projekte bringen kaum Geld ein. Und wenn sie doch einmal Geld hat, gibt sie es lieber für völlig Unvernünftiges aus als zum Beispiel die Stromrechnungen oder das Biobuch, das Flannery dringend für die Schule braucht, zu bezahlen.

So muss Flannery schon viel mehr Verantwortung übernehmen, als es es für eine 16-jährige sein sollte. Dazu kommt, dass ihre beste Freundin plötzlich lieber die Zeit mir ihrem Freund verbringt, der wohl ein Keil zwischen die beiden Mädchen treiben möchte. Einziger Lichtblick ist Tyron, den Flannery schon immer kennt und in den sie total verliebt ist.

Als sie dann mit ihm zusammen ein Schulprojekt auf die Beine stellen soll, hat sie grosse Hoffnungen. Schnell muss sie jedoch erkennen, dass sich Tyron wirklich stark verändert und ganz andere Prioritäten hat als sie.

Wenn man die Inhaltsangabe von "Das Glück hat vier Farben" liest, erwartet man eine süsse Liebesgeschichte mit der witzigen Idee, bei einem Schulprojekt Liebestränke zu produzieren, die in der Schule dann einen regelrechten Hype auslösen. Und ja, zu einem Teil erfüllt Lisa Moore auch diese Erwartungen. Doch die Mixturen-Sache kommt erst recht spät ins Spiel und die ganze Geschichte ist nicht wirklich süss, sondern holt einen ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Dies ist meiner Meinung nach jedoch kein grosser Kritikpunkt, denn Flannerys Geschichte ist ernster und tiefgründiger als man erwarten würde und so bietet "Das Glück hat vier Farben" viel mehr. Es geht um eine Familie, die trotz Problem zusammen hält wie Pech und Schwefel. Es geht um Freundschaften, die sich verändern und dass nicht jeder Lebensabschnitt, jedes Buch mit einem Happy End abschliessen muss, sondern dass es vor allem darum geht, welche Lebenserfahrungen man daraus zieht.

Lisa Moore Schreibstil ist angenehm und erfrischend zu lesen und enthält oft einen ironischen Beigeschmack. Auch wenn "Das Glück hat vier Farben" ausschliesslich aus Flannerys ich-Perspektive geschildert ist, setzt sich die Handlung aus ganz vielen kleinen Geschichten um die verschiedenen Charaktere zusammen, was das Buch zu etwas Besonderem macht.

Fazit:
feinfühlig, emotional, authentisch
"Das Glück hat vier Farben" ist so viel mehr als die erwartete süsse Liebesgeschichte. Lisa Moore beginnt ihre Geschichte ganz schlicht, bringt dann jedoch immer mehr kleine Geschichten rund um ihre lebensnahen und facettenreichen Charaktere ein, so dass die Handlung immer komplexer und scharfsinniger wird und einen richtigen Lesesog ausübt.
Ein Buch, wie es das Leben schreibt.