Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2024

Unterhaltsame, humorige, aber auch leider für meinen Geschmack, streckenweise etwas zu softe Liebesromankost

SMYTHE-SMITH. Die gewiefte Lady Sarah
0

Lady Sarahs Cousine, Honoria Smythe Smith heiratet, doch so sehr sich Sarah auf dieses Ereignis freut, der Haken an der Sache macht ihr schwer zu schaffen. So bittet Honoria sie, sich bei den Hochzeitsfeierlichkeiten ...

Lady Sarahs Cousine, Honoria Smythe Smith heiratet, doch so sehr sich Sarah auf dieses Ereignis freut, der Haken an der Sache macht ihr schwer zu schaffen. So bittet Honoria sie, sich bei den Hochzeitsfeierlichkeiten um einen Freund ihres zukünftigen Gatten zu kümmern. Dumm nur, dass dieser Freund kein geringerer als Hugh Prentice ist, der sich seinerseits vor Jahren ein Duell mit Honorias Bruder Daniel lieferte, was dazu führte, dass Daniel lange Zeit auf der Flucht vor Hughs rachsüchtigem Vater sein musste. Aber nicht nur Daniel litt in dieser Zeit, die für die Smythe Smith Familie nicht einfach war. Auch Sarahs Zweig der Familie bekam die Missbilligung des tons zu spüren, was dazu führte, dass sie auf ihre Saison verzichten musste und nun immer noch unverheiratet ist.

Daher hegt sie Hugh gegenüber keine freundschaftlichen Gefühle. Was dieser ziemlich egoistisch von Lady Sarah findet, denn schließlich wurde auch er bei besagtem Duell schwer verletzt und hinkt seitdem. Auch Hugh möchte Sarah am liebsten aus dem Wege gehen, doch leider sind sowohl Hugh als auch Sarah zwei Menschen, die gegebene Versprechen sehr ernst nehmen und so müssen sie sich zähneknirschend miteinander arrangieren. Denn es gilt, bis sich beide „Auf nimmer Wiedersehen“ sagen können, noch eine weitere Hochzeit zu überstehen…

Nach „Mit List und Küssen“ und „Ein Earl mit Mut und Leidenschaft“ erzählt Julia Quinn in dem dritten Teil ihrer „Smythe Smith“ Serie nun die Geschichte von Sarah Pleinsworth, die eine Cousine der Smythe Smith Geschwister ist. Auch Sarah hat quirlige und manches Mal auch neunmalkluge, jüngere Schwestern, die ihr im Laufe der Geschichte gerne das Leben schwer machen. Doch Sarah ist ebenfalls nicht einfach, so hat sie, auch wenn sie durchaus auch liebeswürdige Eigenschaften besitzt, einen Hang zum Diskutieren und Streiten und legt dann und wann, recht egoistische Züge an den Tag. Diese negativen Eigenschaften zeigt sie besonders, wenn Hugh in der Nähe ist, der ihre Abneigung teilt.

Beide liefern sich zunächst, in typischer Julia Quinn Manier viele spitzzüngige und auch amüsante Wortduelle, doch leider blieb es mir bis zuletzt unerklärlich, warum sich Hughs Meinung über Sarah plötzlich wandelt. Sexuelle Anziehungskraft reichte mir da nicht aus, was auch für Sarahs plötzliche Hilfsbereitschaft, die sie in Hughs Nähe an den Tag legt, gilt. Zudem könnte man, wenn man Julia Quinns Romances weniger gewogen ist, anmerken, dass eigentlich nicht viel Storyline enthalten ist. Außer der typischen familiären Wohlfühlatmosphäre und sympathischen und auch zum Teil schrulligen Charakteren, und nicht zu vergessen den humorigen Dialogen (toll übersetzt!), bekommt man als Leser diesmal nicht so viel geboten, wie ich es mir im Vorfeld gewünscht hätte. Dabei hätte besonders Hughs familiärer Hintergrund sehr viel Potential gehabt. Hughs Probleme (und damit beziehe ich mich nicht nur auf seine Beinverletzung) werden mir hier leider zu lapidar abgehandelt, da hätte die Autorin meiner Meinung nach mehr in die Tiefe gehen müssen.
So empfand ich „Ein Lord mit Herz und Verstand“, als unterhaltsame, leichte und amüsante Historical Romancekost, bei der ich mir mehr Tiefgang gewünscht hätte, die aber dennoch ihre netten Momente hat.

Kurz gefasst: Unterhaltsame, humorige, aber auch leider für meinen Geschmack, streckenweise etwas zu softe Liebesromankost.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2024

Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

Gezeitengrab
0

Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team ...

Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team in „Gezeitengrab“ erneut ins Rennen. Mittlerweile ist Ruth alleinerziehende Mutter einer Tochter, nachdem sie neun Monate zuvor ohne Schutz eine Nacht mit Nelson, verbrachte. Nelson ist jedoch bereits verheiratet und Vater von zwei Töchtern und Ruth möchte sich nicht in die, wie sie glaubt, funktionierende Ehe zwischen Nelson und seiner Frau drängen. Doch der Polizist fühlt sich dennoch weiterhin von der pummeligen, chaotischen aber hochintelligenten Ruth angezogen; vielleicht auch weil sie das absolute Gegenteil seiner Frau verkörpert.

Als am Strand in Broughton Sea’s End sechs Leichen aufgefunden werden, die gefesselt an Händen und Füßen sind, wird Ruth beauftragt, die Knochen auf ihr Alter hin zu untersuchen. Dadurch bekommt sie aber auch wieder näheren Kontakt zu DCI Nelson, dem sie lieber aus dem Wege gehen würde, um ihre angespannte Situation nicht weiter zu strapazieren. Außerdem empfindet sie immer noch etwas für Nelson.

Ihre Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gefundenen sterblichen Überresten um die von sechs Deutschen handelt, die während des zweiten Weltkrieges nach Broughton Sea’s End kamen. Zur gleichen Zeit hatte der Ort eine private Bürgerwehr ins Leben gerufen, die am Strand patrouillierte um einer eventuellen deutschen Invasion zuvorzukommen. Ob es tatsächlich die Bürgerwehr war die diese sechs Soldaten tötete bleibt zunächst auch weiterhin ein Rätsel, denn siebzig Jahre später leben kaum noch Augenzeugen und die wenigen, die Auskunft über gewisse Ereignisse machen könnten, schweigen, bis sie kurz nach ihrer Befragung durch DCI Nelson plötzlich versterben. Eine Folge ihres fortgeschrittenen Alters, oder treibt ein Mörder hier sein Unwesen, der nicht möchte, dass die alten Menschen womöglich etwas ausplaudern?

Ich war sehr angetan von den ersten beiden Romanen der Galloway & Nelson Reihe, auch wenn ich zunächst etwas Zeit und Gewöhnung benötigte, um mit dem Schreibstil der Autorin klar zu kommen da sie ihre Romane fast komplett in der Gegenwartsform schreibt, was eher unüblich ist. Galloways und Nelsons One Night Stand, ihre neugeborene Tochter und die Komplikationen die sich daraus ergeben (denn Nelson hat seiner Frau bislang noch nichts von seinem Fehltritt und seiner Vaterschaft gebeichtet) haben mich sehr neugierig auf „Gezeitengrab“ werden lassen und auch wenn Elly Griffith ihrem Heldenpaar langsam tiefere Gefühle füreinander auf den Leib schreibt und dem Paar klar wird dass ihr One Night Stand womöglich so viel mehr bedeuten könnte, räumt sie auch in diesem Band natürlich nicht alle Hürden aus, die dem frischgebackenen Elternpaar zum Happy End verhelfen lassen könnten; somit muss man in dieser Hinsicht auf kommende Teile der Serie hoffen. Aber zumindest das Ende des Romans lässt vermuten, dass das Geheimnis um DCI Nelsons Vaterschaft womöglich in Bälde gelüftet wird.

Während die Autorin auch ihre anderen, bereits in Aktion tretenden Nebenfiguren der Vorgängerbände in „Gezeitengrab“ auftreten lässt, kristallisiert sich mittlerweile für mich immer mehr heraus, dass meine heimliche Lieblingsfigur in der Serie Cathbad, der Druide ist. Seine gewohnt rätselhaften Dialoge sorgten wieder für einige Schmunzler bei mir, aber er wächst mir auch immer mehr ans Leserherz und ich bin sehr gespannt wie es mit ihm weitergehen wird.
Der Kriminalfall an sich ist diesmal leider etwas vorhersehbar geraten und eher unspektakulär zu nennen, somit eignet sich dieser Roman nicht für Neueinsteiger, sondern nur für reine Fans, die erfahren möchten, wie es mit Ruth und DCI Nelson weitergeht. Die Verdächtigenliste ist sehr überschaubar und da man auch recht schnell die Identität der Toten erfährt, ahnt man als aufmerksamer Leser leider recht früh, wer der Mörder ist und welche Motive ihn antreiben.

Kurz gefasst: „Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden. Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2024

Hocherotischer zweiter Teil der House of Trent Reihe

House of Trent - Der Schurke
0

Lord Lukas „Luke“ Hawkins, gilt nicht nur im ton als ruchloser Schurke und Frauenheld. Auch seine Familie glaubt, er wäre unzuverlässig. Daher lässt ihn sein Bruder, der Herzog, auch heimlich allerdings ...

Lord Lukas „Luke“ Hawkins, gilt nicht nur im ton als ruchloser Schurke und Frauenheld. Auch seine Familie glaubt, er wäre unzuverlässig. Daher lässt ihn sein Bruder, der Herzog, auch heimlich allerdings aus Sorge, überwachen. Doch Lukas ist das Verhalten seines Bruders zuwider. Schon von Kindesbeinen an wurde ihm eingebläut, dass er es nicht wert sei, diesen Namen zu tragen, denn Lukas ist der Spross, das weiß er jedoch erst seit ein paar Wochen, einer kurzzeitigen Liaison zwischen seiner Mutter und einem adligen Nachbarn. Da seine Mutter jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Herzog von Trent verheiratet war, der ebenfalls Kinder, die von anderen Frauen waren, mit in die Ehe brachte, wurde Lukas vom Herzog of Trent als dessen leiblicher Sohn anerkannt. Doch der Herzog hasste Lucas und ließ ihn das bis zu dessen Tod spüren. Noch heute leidet Lukas unter Albträumen, die er versucht mit Alkohol und Frauengeschichten kurzfristig zu betäuben. Was er für eine Hölle er erleiden musste, ahnt jedoch keiner seiner Geschwister, denn er möchte sich ihnen nicht anvertrauen.

Auf der Suche nach seiner verschollenen Mutter, trifft er eines Tages in einer Schenke die junge, attraktive Emma. Emma und ihn verbindet ein gemeinsames Ziel. Beide wollen den gleichen Mann ausfindig machen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Während Emma glaubt, dass Roger Morton ihren Gatten ermordet hat, bevor er sie und ihre Familie in Schulden und Unglück stürzte, weiß Lukas bereits, dass Roger Morton seine Mutter aus deren Haus entführte. Emma und Lucas tun sich zusammen, doch ihre Reise ist lang. Wird Emma den Avancen von Lukas widerstehen können?

Nachdem die Geschichte über die Familie des Herzogs von Trent im ersten Teil „Der Herzog“, den Anfang nahm, in dem dann auch gleich Simon und die Hausangestellte Sarah zusammenfanden, erzählt Jennifer Haymore in ihrem zweiten Teil nun die Story über Lukas, dem wohl vielschichtigsten und zornigsten der Trent- Brüder. Zugegeben, ich mochte ihn nicht wirklich im ersten Teil; konnte seine Aggression gegenüber Simon nicht so wirklich nachvollziehen, doch in seiner Geschichte, begreift man nun, wieso die beiden Brüder ein solch schwieriges Verhältnis miteinander haben, obwohl sie sich doch eigentlich lieben. Diesmal jedoch steht die Liebesgeschichte mehr im Fokus. Zwar sind Lukas und Emma auf der Suche nach dem Bösewicht, der sowohl Lukas als auch Emmas Familie ins Unglück gestützt hat, doch ist diese leider nur schmückendes Beiwerk.

„Der Schurke“ ist in erster Linie ein hocherotischer Liebesroman. Waren die Liebesszenen im ersten Band schon recht prickelnd geraten, legt die Autorin diesbezüglich, im Teil über Lukas, noch eine ordentliche „Schüppe“ drauf. Wer Soft SM Spielchen und überhaupt sehr explizit ausformulierte Liebesszenen mag, wird hier sicherlich ganz auf seine Kosten kommen, denn besonders in der zweiten Hälfte des Romans vergeht kaum eine Seite, ohne dass sich die beiden einander voller Leidenschaft hingeben, daher würde ich diesen Roman wohl eher Lesern empfehlen, die ein Faible für reine Erotiklektüre besitzen.

Mir hat Lukas Geschichte dennoch ein Tickchen besser gefallen, als der Vorgängerband, wenn ich auch immer noch nicht ganz glücklich bin mit Jessica Haymores sehr modern geratener Schreibweise. Die „House of Trent“ Reihe ist eher nichts für Leser, die Historical Romances mit historischem Flair schätzen. Der historische Hintergrund ist hier leider nur verzichtbare Staffage, denn die Akteure in dieser Serie verhalten sich eher wie Menschen unserer Zeit. Wer sich damit arrangieren kann und Erotiklektüre mag, sollte jedoch ruhig einen Blick ins Buch riskieren…

Kurz gefasst: Hocherotischer zweiter Teil der House of Trent Reihe; allerdings eher nichts, für Leser, die reichlich historisches Flair zwischen den Seiten schätzen. Dafür ist Jennifer Haymores Schreibstil leider zu modern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2024

Hercule Poirot ist wieder da- Zu weiten Teilen unterhaltsamer Krimi, der besonders durch die, wie ich finde, herausragende Lesung von Wanja Mues, funktioniert.

Die Monogramm-Morde
0

Meisterdetektiv Hercule Poirot, mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand, kann doch nicht ganz ohne das Kriminalisieren leben, denn anscheinend folgt ihm das Verbrechen auf dem Fuß. Eigentlich wollte er, ...

Meisterdetektiv Hercule Poirot, mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand, kann doch nicht ganz ohne das Kriminalisieren leben, denn anscheinend folgt ihm das Verbrechen auf dem Fuß. Eigentlich wollte er, ganz inkognito, eine Weile in London leben und abends, ohne gleich erkannt zu werden, schön essen gehen doch dann erstürmt eines Tages eine junge Frau das Lokal, in dem Poirot es sich gerade gemütlich gemacht hat. Die Frau ist so aufgewühlt, dass sich der Meisterdetektiv Gedanken macht und natürlich kommt es letztendlich so, wie es kommen soll- die Frau vertraut sich ihm an und schon kurz darauf befindet sich Poirot wieder einmal inmitten eines undurchsichtigen Falles. Die Frau verschwindet spurlos, so dass der Belgier bereits das Schlimmste annehmen muss, denn sie hatte ihm anvertraut, dass sie bereits im Visier eines Mörders sei und bald ermordet werden würde, ihr wäre also nicht mehr zu helfen.

Kurz darauf werden drei Menschen, getötet in einem Hotel aufgefunden und die verschwundene Frau scheint auf irgendeine Art und Weise in diese Morde verstrickt gewesen zu sein. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass sie mittlerweile das vierte Opfer des unbekannten Mörders geworden sein könnte.

Edward Catchpool, der Ermittler dieses Falles steht vor einem Rätsel- wie gut jedoch, dass der polizeiliche Frischling in Hercule Poirot einen Meister seines Faches an seiner Seite hat, der ihn immer wieder auf die richtige Fährte bringt…

Bereits von Kindesbeinen an liebe ich Agatha Christies Spürnasen wie Hercule Poirot oder Miss Marple und so war es für mich natürlich eine spannende Entdeckung, als ich erfuhr, dass die Erben Christies Sophie Hannah autorisiert haben, weitere Hercule Poirot Romane zu schreiben. In „Die Monogramm- Morde“, stellt die Autorin dem belgischen Detektiv nun einen neuen Partner zur Seite, der jedoch noch recht grün hinter den Ohren ist. Der Polizist Edward Catchpool, der die Geschichte aus seiner Sicht schildert, ist mir jedoch leider eine Spur zu mimosenhaft geraten. Zudem fehlte mir mehr detektivisches Gespür bei ihm. Im Gegensatz zu Poirot wirkt er leider nur, wie ein Grobmotoriker, der sich von Verdächtigen nur allzu leicht auf eine falsche Fährte locken lässt, was ich als sehr schade empfand.

Natürlich ist Sophie Hannahs Hercule Poirot nicht mit Agatha Christies Poirot zu vergleichen, was ich jedoch nicht so schlimm fand, denn ich fühlte mich beim Hören des Hörbuches wunderbar von dem sehr undurchsichtigen Kriminalfall unterhalten. Besonders die Sprecherleistung Wanja Mues möchte ich an dieser Stelle hervorheben. denn in dialogreichen Momenten versteht es Wanja Mues richtig gut, den Akteuren seine Stimme zu leihen, indem er sie mal rauchig, mal dunkel oder auch eine Oktave höher klingen lässt, wenn er gar Dialoge von Frauen vorträgt. Hannahs Schreibstil ist gelungen; Mues‘ Art zu Lesen dazu so bildhaft und atmosphärisch, dass sich beim Hören schnell mein inneres Kopfkino einstellte. Die Autorin legt dazu gewisse Finten und Fährten, so dass man bei diesem “Who Done it- Krimi” auch sehr gut mit raten kann. Ab der Mitte des Hörbuchs entwickelte ich bereits eine Vermutung, wie alles womöglich ausgehen könnte, was mein Hörvergnügen jedoch nicht geschmälert hat.

Zugegeben, der Kriminalfall zieht sich ab der Mitte ein wenig in die Länge und hätte vielleicht etwas gestraffter erzählt werden können, doch trotz dieses kleinen Kritikpunktes möchte ich für dieses unterhaltsame Hörbuch mit Nostalgiefaktor nicht weniger als 4 von 5 Punkten vergeben.

Kurz gefasst: Hercule Poirot ist wieder da- Zu weiten Teilen unterhaltsamer Krimi, der besonders durch die, wie ich finde, herausragende Lesung von Wanja Mues, funktioniert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2024

Interessanter Roman, tiefgründige Charaktere, unter die Haut gehende Story- als Krimi leider nicht spannend genug

Die Schuldlosen
0

Petra Hammesfahr erzählt in „Die Schuldlosen“ die Geschichte eines jungen Mannes, der von frühester Kindheit an einen schweren Stand in seinem Dorf hatte, denn seine Mutter, die den Tod seiner älteren ...

Petra Hammesfahr erzählt in „Die Schuldlosen“ die Geschichte eines jungen Mannes, der von frühester Kindheit an einen schweren Stand in seinem Dorf hatte, denn seine Mutter, die den Tod seiner älteren Schwestern Jahre vorher nicht verkraften konnte, kleidete ihn in Mädchenkleidung, nannte ihn wie die Verstorbene und behandelte ihn auch wie ein Mädchen. Als Alex in die Schule kam, musste er sich das Gespött seiner Mitschüler gefallen lassen, doch zumindest ein anderer Junge wurde sein bester und einziger Freund.

Als Alex im Teenageralter einen Autounfall verursacht bei dem ein Mann getötet wird, festigt sich sein schlechter Ruf und viele Frauengeschichten danach sorgen auch nicht für ein besseres Ansehen im Dorf. Lediglich Silvie, Enkelin von Franziska die ebenfalls im Dorf wohnt, hegt insgeheim romantische Gefühle für Alex der ihr jedoch eine Abfuhr erteilt, was Silvie sehr schmerzt. Dennoch bleibt auch sie mit Alex befreundet, was sich selbst dann nicht ändert, als sie mit Alex bestem Freund zusammen kommt.

Doch dann wird eine junge Frau am Flussufer tot aufgefunden und Alex, der neben der Leiche steht, gerät in Mordverdacht. Kurz darauf wird er verhaftet, verurteilt und muss für sechs Jahre ins Gefängnis.
Als er entlassen wird zittern einige Bewohner des Dorfes vor ihm, denn sie wollen nicht, dass ihre Geheimnisse aufgedeckt werden. Silvie, die mittlerweile einen Sohn hat, freut sich dagegen sehr, dass Alex wieder auf freiem Fuß ist, denn im Gegensatz zu allen anderen Dörflern glaubte sie stets an seine Unschuld.

Bevor es jedoch zu Alex Entlassung aus dem Gefängnis kommt, erfährt der Leser zunächst gewisse Familiengeschichten über zwei Frauen des Dorfes- Franziska, Großmutter von Silvie und Helene, Mutter von Alex die beide eines verbindet: beide verloren ihr erstgeborenes Kind sehr früh und konnten den Verlust ihrer Kinder nur schwer verkraften. Während es Franziska jeden Tag zum Friedhof zieht und sie sich ihrer toten Tochter mehr verbunden fühlt, als ihrer jüngeren Tochter gegenüber, sieht Helene ihren Sohn Alex als Ersatz für ihre tote Tochter und hat dazu mit einigen psychischen Problemen zu kämpfen.

Die Vorgeschichte über Helene und Franziska wird sehr intensiv und auch interessant geschildert- dennoch ist der Werdegang der beiden Frauen eine sehr komplexe Story und man benötigt zunächst Geduld und Durchhaltevermögen, weil diese Vorgeschichte wenige Dialoge enthält und eher wie eine Nacherzählung wirkt. Wenn man dann endlich ins Bild gesetzt wurde über die vielen Gerüchte was den vermeintlichen Mörder Alex angeht und die bösen Klatschgeschichten der Dörfler, kommt es zu einigen Längen innerhalb des Buches, da die Autorin sich meiner Meinung nach recht lange daran aufhält, einige Nebensächlichkeiten wie etwa einen Putztag des frisch entlassenen Häftlings Alex zu beschreiben. Dafür erfährt man aber auch sehr viele über den Romanhelden- was ihn antreibt und auch welche verletzten Gefühle seit langem in ihm schlummern.

Ich finde die Charakterisierung der Akteure in Petra Hammesfahrs Romanen immer sehr tiefgründig und gelungen und auch diesmal ist das nicht anders- andererseits erwarte ich bei einem Psycho-Thriller einfach mehr Spannung als es hier meiner Meinung leider der Fall ist. Die Geschichte ist schon sehr weit fortgeschritten als es dann zu einem weiteren Mord kommt und die Auflösung des Ganzen hat mich leider auch nicht wirklich fesseln können. Man ahnt eigentlich recht früh, was wirklich gespielt wird und so vergebe ich für die komplexe Geschichte, die tiefgründige Charakterisierung der Hauptfiguren und den angenehmen und flüssigen Schreibstil der Autorin 3.5 Punkte. Wer eine ansprechende, unter die Haut gehende Familiengeschichte lesen möchte, wird sicherlich an „Die Schuldlosen“ Gefallen finden, Krimifans dagegen könnten ein wenig enttäuscht werden.

Kurz gefasst: Interessanter Roman, tiefgründige Charaktere, unter die Haut gehende Story- als Krimi leider nicht spannend genug.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere