Für Fans von Mary Balogh, Julia Ross oder Georgette Heyer, aber ein schwieriges Heldenpaar
Nach dem plötzlichen und unerwarteten tödlichen Reitunfall ihres Mannes, sieht sich seine Witwe in einer sehr ungünstigen Position. Da sie keinen Sohn aus ihrer gemeinsamen Ehe vorweisen kann, fällt der ...
Nach dem plötzlichen und unerwarteten tödlichen Reitunfall ihres Mannes, sieht sich seine Witwe in einer sehr ungünstigen Position. Da sie keinen Sohn aus ihrer gemeinsamen Ehe vorweisen kann, fällt der Besitz Seaton Park womöglich bald an den Bruder des Verstorbenen. Dieser jedoch hat sich bereits in Jugendzeiten einen schlechten Ruf im Ort erworben in dem er weibliche Bedienstete missbrauchte und schwängerte. Zudem gilt er als hartherziger Mann, dem nur sein eigenes Wohl am Herzen liegt. Martha, die Witwe fürchtet daher, dass auch ihr mit dem Pfarrer des Ortes geplantes Schulprojekt kurzfristig aufgehalten wird und die Dörfler in Zukunft in Elend leben müssen. Da Martha eine sehr gottesfürchtige und mildtätige Ader besitzt, greift sie deswegen zu einem verzweifelten Plan um Seaton Park doch noch halten zu können.
Sie bittet den attraktiven Theo Mirkwood, der von seinem Vater aufs Land verbannt wurde um sich dort endlich einen etwas anständigeren Lebensstil anzugewöhnen, darum, sie zu schwängern. Im Ausgleich für seine Bemühungen will sie ihm eine stolze Summe aushändigen, die ihm für eine Weile finanzielle Unabhängigkeit zusichern wird. Theo ist einverstanden und bemüht sich nach Kräften, der Witwe zu Willen zu sein. Doch einen Haken gibt es an der Sache. Martha will lediglich seinen Körpersaft, was sie ihm zuvor unmissverständlich klar macht und gibt sich Theo gegenüber beim eigentlichen Akt sehr zugeknöpft und schroff, so dass Theo schließlich befürchten muss, dass es mit seinen hoch- gelobten Liebeskünsten nicht viel auf sich haben kann. Wird es ihm dennoch gelingen Martha zu schwängern und können die beiden auch außerhalb des Bettes eine innige Freundschaft aufbauen, oder sind sie einfach zu verschieden?
Cecilia Grants Roman hat in den USA bei Erscheinen des englischsprachigen Originals für viel Furore gesorgt. Die Kritiker und Rezensenten überschlugen sich mit Lobpreisungen über das Buch, die Geschichte und den Schreibstil der Autorin. Somit war ich auch sehr gespannt auf den Debütroman von Cecilia Grant.
Zumindest in Sachen zeitgemäße Ausdrucksweise und gehobener Schreibstil kann der Autorin wirklich kaum eine andere Schriftstellerin im historischen Romance - Bereich das Wasser reichen. Man spürt sehr schnell dass Cecilia Grant eine Gabe dafür hat, sich gut auszudrücken und ihren Protagonisten geschliffene Dialoge auf den Leib zu schreiben, die auch aus einem Regencyroman stammen könnten der von Georgette Heyer höchstpersönlich geschrieben wurde.
So weit so gut, doch warum habe ich „Ein unsittliches Angebot“ letztendlich nicht besser bewertet? So wunderbar ich die Ausdrucksweise der Autorin auch fand; die Geschichte die sie hier um ihr Heldenpaar spinnt, fühlte sich für mich unglaublich konstruiert an. Mal ehrlich welche Frau würde sich von einem fremden Mann schwängern lassen, nur um andere Menschen, die ihr eigentlich fremd sind zu schützen? Und das auch noch vor dem Hintergrund, dass Martha eine fürchterlich steife, reservierte, spießige und langweilige Frau ist, die sehr selbstgerecht auftritt. Ihre Art andere Menschen missionieren zu wollen; auch wenn sie es dennoch gut meint, hat mich sehr befremdet. Aber das größte Ärgernis war für mich die Art und Weise, wie sie den Helden behandelt und vor allem wie sie sich beim Beischlaf gibt und wie abfällig ihre Gedankengänge dabei sind.
Zugegeben, sie hat zuvor eine recht lieblose Ehe geführt und verachtet unseren Tunichtgut von Helden; man kann da keine große Gefühlsexplosion bei ihr erwarten zumal sie sehr nüchtern und unromantisch gestrickt ist, doch die Dosis an Unromantik, die die Autorin ihren Lesern mit dieser Heldin hier zumutet, war in meinen Augen des Guten oder eher des Schlechten zu viel. Die Liebesszenen verkommen zu einem rein mechanischen, beinah klinisch beschriebenen Akt, an dem zum Ende hin lediglich „die Besamung“ steht, ohne dass Gefühle involviert wären. (Erst viel, viel später öffnet sich die Heldin dem Helden gegenüber auch mental- für meinen Geschmack viel zu spät).
Auch Theo, und nicht wie fälschlicherweise im Klappentext angegeben Christopher, (es gibt keinen Christopher in diesem Roman!) konnte mich nicht wirklich berühren. Seine Flapsigkeit und seine immer gute Laune strapazierten meine Nerven schon hier und dort etwas und dass er dennoch trotz der Beleidigungen und Entwürdigungen durch Martha, ausharrte um ihr stets zur Verfügung stehen zu können, hat mich auch nicht wirklich begeistern können. Man nimmt ihm seinen Lebemanncharakter zu keinem Zeitpunkt ab. Er wirkt eher wie ein Milchbübchen, den als ein gestandener Mann.
Statt einer schönen Liebesgeschichte bekommt man hier stattdessen ein trockenes, sehr langatmiges Sittengemälde geboten, das sich in dörflicher Idylle abspielt und zumindest bis 100 Seiten vor Ende des Romans recht gefühlsarm gestrickt wurde. Ab diesem Moment jedoch versucht die Autorin dann auf Biegen und Brechen ihren Liebesszenen erotische Momente zu verleihen und ehrlich gesagt, kam diese Kehrtwendung für mich viel zu spät.
Die Seiten dazwischen füllte die Autorin mit mir endlos erscheinenden Dialogen der Protagonisten über die Vorteile der Landwirtschaft, Äcker und Landnutzung und die Planung einer Käserei. Der Zweck des Ganzen: Unser zuvor unnützer Held soll durch die tugendhafte Heldin umgekrempelt werden und entdeckt durch sie dann schließlich, wie viel Verantwortung er für die Dorfbewohner und seine Pächter trägt.
Kurz gefasst: Für Fans von Mary Balogh, Julia Ross oder Georgette Heyer; allerdings sollte man sich hier im Klaren darüber sein, dass man im Gegensatz zu Baloghs, Ross oder Heyers Romanen hier auf Romantik und Zärtlichkeit verzichten muss. Dazu machen es dem Leser die sehr schwierige Heldin und eine eintönige Handlung sehr schwer genügend Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Eine sehr zähe Angelegenheit!