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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eine Analyse der aktuellen geopolitischen Lage

Welt in Aufruhr
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Der Autor Herfried Münkler erstellt mit seinem Werk einen Lagebericht der aktuellen geopolitischen Situation der Welt, untersucht diese anhand des historischen Kontextes und erstellt aufgrunddessen verschiedene ...

Der Autor Herfried Münkler erstellt mit seinem Werk einen Lagebericht der aktuellen geopolitischen Situation der Welt, untersucht diese anhand des historischen Kontextes und erstellt aufgrunddessen verschiedene Zukunftsszenarien.

Besonders im Vordergrund stehen dabei die Hintergründe des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Dabei werden die Ursachen auf vielfältige Weise untersucht und dargestellt; durch wissenschaftliche Texte, historische Schriften, Reden politischer Amtsträger oder sonstige Veröffentlichungen. Anhand dieser Theorien werden aktuelle und vergangene Geschehnisse belegt und aufgezeigt, wo die Theorie an der Realität scheitert.
Spannend fand ich den Gedanken, dass es eine Illusion ist, dass es jemals eine richtige Ordnung gab. Damit ist die ewige Erzählung von "früher war alles besser" hinfällig. Die gezogenen Schlüsse sind spannend und schlüssig dargestellt, den einen richtigen Weg zur Ordnung der Welt gibt es im geopolitischen Kontext sowieso nicht.
Der Stil war eher wissenschaftlich und erforderte beim lesen Zeit und Konzentration. Einige Themenblöcke habe ich nur überflogen, wie beispielsweise die Deutung biblischer Erzählungen oder die Analyse altgriechischer Schriften, das war mir zu trocken und uninteressant. Auch die Untersuchung geisteswissenschaftlicher Theorien im historischen Kontext war weniger spannend als die Erforschung der neueren Zeit, aufgrund der politischen Relevanz für das aktuelle Zeitgeschehen.

Dieses Buch wird nicht für jeden etwas sein, aber wer sich intensiv mit der Thematik beschäftigen möchte und vor wissenschaftlichen Texten nicht zurückgeschreckt, dem wird es wahrscheinlich einiges an Erkenntnissen verschaffen können.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Frauen gegen Frauen

Pick me Girls
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Sophie Passmann schafft es, dass man sich mit ihr und ihren Gedanken identifizieren kann und gleichzeitig andere Aussagen nicht unterstützt und im besten Fall als kontrovers empfindet. Inhaltlich dreht ...

Sophie Passmann schafft es, dass man sich mit ihr und ihren Gedanken identifizieren kann und gleichzeitig andere Aussagen nicht unterstützt und im besten Fall als kontrovers empfindet. Inhaltlich dreht sich das Buch vor allem um die Bewertung und ihr Selbstbild ihres Körpers, welches mit Scham behaftet ist, seit sie denken kann. Vor allem als Millenial kann man sich mit vielen von ihr beschriebenen popkulturellen Phänomenen identifizieren, während sie deren Auswirkungen untersucht.

„Frauen sind pick me girls weil es einfach ist.“ Dieser Satz ist bei mir hängen geblieben, weil mir durch die Autorin klar geworden ist, dass er zutrifft. Dieses Buch ist jedoch kein Bashing, sondern der Versuch einer Erklärung und des Verständnisses.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eine Familiengeschichte über Schweigen, Schuld und Herkunft

Saubere Zeiten
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Jakob macht sich auf den Weg in die Heimat, als er von der Krankheit seines Vaters erfährt. Dort taucht er ein in die Geschichte seiner Familie, deren Aufstieg und Fall in Zeiten des Wirtschaftswunders ...

Jakob macht sich auf den Weg in die Heimat, als er von der Krankheit seines Vaters erfährt. Dort taucht er ein in die Geschichte seiner Familie, deren Aufstieg und Fall in Zeiten des Wirtschaftswunders und muss sich gleichzeitig mit seinen eigenen Lebensentscheidungen auseinandersetzen.

Die Geschichte teilt sich auf in die Gegenwartserzählung, die hauptsächlich Jakobs Leben zum Mittelpunkt hat und die Aufarbeitung der Familiengeschichte seiner Eltern- und Großelterngeneration. Trotz der zwei Erzählstränge liegt der Fokus auf der Gegenwart, bis sich diese im Laufe des Buches mit den Einflüssen der Vergangenheit vermischt. Dabei stehen vor allem die Familienverhältnisse im Vordergrund, die geprägt sind durch emotionale Kälte und das Totschweigen wichtiger Themen, was zu Distanz und Sprachlosigkeit untereinander führt. Der Einstieg fällt durch den flüssigen und nahbaren Schreibstil leicht und man ist schnell in der Geschichte gefangen. Die Sätze sind kurz und auf den Punkt gebracht, ohne dass die Emotionalität verloren geht. Dadurch habe ich das Buch recht schnell lesen können.

Insgesamt hat es mir gut gefallen, mich jedoch nicht länger gefesselt. Die Thematik war spannend, gerade vor dem persönlichen Hintergrund des Autors, welcher laut Nachwort die Inspiration aus der eigenen Familiengeschichte nahm. Die Verknüpfung nach Rio war mir dann etwas zu ‚weit weg‘, geographisch und inhaltlich gesehen, wenn es auch die Geschichte letztendlich rund gemacht hat. Auch das Privatleben des Protagonisten war mir zu unrealistisch, es ähnelte dem eines Teenagers, der weder finanzielle Grenzen noch berufliche Verpflichtungen kennt. Dennoch war die Geschichte im Großen und Ganzen stimmig und spannend erzählt, sodass ich mir vorstellen kann, dass es vielen gefallen wird, die mal wieder einen schönen Roman lesen möchten.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Schein und sein

Die Perfektionen
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Die Protagonisten Anna und Tom sind nach Berlin gezogen und führen dort ein Leben, welches sich als lebensechtes Pinterest-Board eines jeden Millennials beschreiben lässt. Zwischen Frühstücksbowls und ...

Die Protagonisten Anna und Tom sind nach Berlin gezogen und führen dort ein Leben, welches sich als lebensechtes Pinterest-Board eines jeden Millennials beschreiben lässt. Zwischen Frühstücksbowls und Galerieeröffnungen stellt sich ihnen irgendwann die Frage, ob das jetzt alles gewesen ist.

Durch den beschreibenden Erzählstil lässt der Autor vor dem inneren Auge sofort eine Welt entstehen, in die man detailgetreu eintauchen kann. Er entwickelt eine realistische Momentaufnahme des Lebens in Berlin, wodurch das Buch nicht so sehr von Anna und Tom im speziellen handelt, sondern eher den Lifestyle einer Generation im Gesamten portraitiert. Besonders viel erfährt man nicht über die beiden, eher sind sie Stellvertreter einer Kultur des sich-treiben-lassen, alles ausprobieren wollen, etwas links und grün sein, jedoch die Annehmlichkeiten des schönen Lebens nicht missen möchten, individuell sein, aber dennoch mit dem Trend gehen. Wenn auch die Protagonisten auf der Suche nach dem tieferen Sinn sind, ist der Stil nicht rastlos, er beschreibt eine Lebensweise auf das genaueste, ja seziert sie fast in ihren kleinsten Bestandteilen. Dies macht das Buch aus und man findet sich in einer Welt wieder, die man als regelmäßige:r Social Media Nutzer:in bereits zu kennen scheint, aber nie auf diese Weise analysiert und hinterfragt hat. Dabei ist die Erzählung weder wertend noch lebensverändernd, aber eröffnet doch neue Perspektiven. Zusätzlich ist es eine Ode an das Stadtleben mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten, offenen Galerien, Cafés, lockeren Bekanntschaften und spontanen Einfällen, wie man sie nur in jungen, ungezwungenen Jahren erleben kann.
Trotz des kurzen Lesevergnügens (125 Seiten) eine abwechslungsreiche, tiefgründige Erzählung, für Menschen in ihren 20ern und 30ern geeignet und für jene, die ganz in das Lebensgefühl einer anderen Generation eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Einfühlsame Teeniegeschichte

Girls like girls – Sag mir nicht, wie ich mich fühle
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Coley zieht nach dem Verlust ihrer Mutter zu ihrem Vater, den sie kaum kennt. Neu in der Stadt verliebt sie sich in das beliebte Mädchen Sonya, die aber nicht zu ihren Gefühlen für sie stehen kann.
Der ...

Coley zieht nach dem Verlust ihrer Mutter zu ihrem Vater, den sie kaum kennt. Neu in der Stadt verliebt sie sich in das beliebte Mädchen Sonya, die aber nicht zu ihren Gefühlen für sie stehen kann.
Der Schreibstil ist eingängig, man kommt schnell in die Geschichte rein und kann sich in die Protagonistin einfühlen, da ihre Gefühlswelt als junges Mädchen nachvollziehbar und treffend beschrieben wird. Sie empfindet sehr intensiv, kann aber auch gut reflektieren und sich und andere hinterfragen und durchschauen. Coley empfand ich dadurch beim lesen als sympathisch und man fiebert mit ihr mit. Neben der Ich-Erzählerin wird auch Sonya’s Perspektive durch ihre Online-Tagebucheinträge eingebaut, was sie zugänglicher macht und wodurch man ihre Handlungen und Gefühle besser verstehen kann. Die (queere) Liebesgeschichte hat einen stimmigen Aufbau und viele Komponenten wie Coming-Out, zu sich selbst stehen, erste Erfahrungen, wie geht der Freundeskreis oder die Eltern damit um und es werden ganz unterschiedliche Blickwinkel und Herangehensweisen eingebaut.
Insgesamt hat es mir wirklich gut gefallen, da es spannend und unterhaltsam war, das Gefühl von Sommer und Teeniejahren erweckt hat und einen einfühlsamen Einblick in die Gedankenwelt eines jungen Mädchens gegeben hat, welche geprägt ist von Trauer und deren Verarbeitung und die nun herausfinden möchte, was das Leben für sie bereithält.
Kritisch anzumerken ist der übermäßige Drogenkonsum, der bei jeder Gelegenheit in Form von Alkohol oder Gras zelebriert wird.