Cover-Bild Auf Erden sind wir kurz grandios
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 14.06.2021
  • ISBN: 9783442770083
Ocean Vuong

Auf Erden sind wir kurz grandios

Roman
Anne-Kristin Mittag (Übersetzer)

Ein Roman, der die amerikanische Identität neu definiert. Und der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird: Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Krankheit der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Ocean Vuong schreibt mit traumhafter Klarheit von einem Leben, in dem Gewalt und Zartheit aufeinanderprallen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2021

Der nie abgeschickte Brief

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"Vielleicht ist ein Überlebender der letzte Heimkehrer, der letzte Monarchfalter, der sich auf einem Zweig niederlässt, der sich bereits biegt unter Geistern."
Auf Erden sind wir kurz grandios S 22

Ocean ...

"Vielleicht ist ein Überlebender der letzte Heimkehrer, der letzte Monarchfalter, der sich auf einem Zweig niederlässt, der sich bereits biegt unter Geistern."
Auf Erden sind wir kurz grandios S 22

Ocean Vuong hat einen Roman komplett in Briefform geschrieben. Anhand dieses Briefes an seine Mutter erfahren wir die Geschichte von Little Dog. Dogs Mutter jedoch wird diesen Brief leider nie lesen da sie Analphabetin ist. Trotzdem schreibt little Dog und legt sein ganzes Herz offen. Er erzählt seiner Mutter von "dem Krieg der in deinem Kopf Stadtfand" was als Kind seine Erklärung für die sie plagende Posttraumatische Belastungsstörung war. Little Dog kehrt in seinem Brief sein innerstes nach außen, begibt sich sozusagen auf spurensuche in sein eigenes innerres und bringt es zu Papier.

Dieser Roman war für mich etwas ganz besonderes. Der Schreibstil von Ocean Vuong war sowohl klar als auch mit leisen untertönen versehen die direkt ins Herz gingen. Little Dog ist jemand der versucht logisch zu begreifen was man eigentlich rational nicht erklären kann sondern fühlen muss. Dieser Lernprozess ist interessant zu beobachten. Es werden viele Themen angeschnitten. Little Dog versucht das Verhalten seiner Mutter zu verstehen, erzählt von ihrer und seiner eigenen Geschichte, es geht darum wie little Dog seine Liebe zu einem Farmarbeiter mit dem er zusammenarbeitet bemerkt und wie er damit umgeht. Er versucht seiner Mutter zu erklären warum er ihr nicht sagen konnte das er Homosexuell ist. Little Dog wird nie begreifen das Liebe und Intimität nichts zu tun haben mit gewalt und Schmerz. Seine erste Liebe wird an einer Überdosis sterben, er wird Freunde an AIDS und Drogen verlieren und zusehen wie sich Menschen selbst zerstören weil sie niemals in diese Welt in die sie Geboren wurden zu passen Scheinen, wird sich genauso fremd fühlen wie seine Freunde, wo sie doch in diesem Land geboren wurden, sich verlieren wie seine Mutter die den Krieg nicht aus ihrem Kopf bekommt.

Es ist ziemlich interessant zu sehen wie Dog versucht das unerklärliche und emotional überforderne rational zu verstehen und daran scheitert. So werden viele Themen in diesen Brief bzw die Handlung eingebettet und es entsteht ein sehr interessantes Buch das mich durch seine wunderbare Sprache und den interessanten Inhalt sehr überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Sprachgewaltig

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Ein langer Brief eines Sohnes an seine Mutter. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen Bauerntochter. Lesen und schreiben kann sie nicht und spricht kaum Englisch. Sie ...

Ein langer Brief eines Sohnes an seine Mutter. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen Bauerntochter. Lesen und schreiben kann sie nicht und spricht kaum Englisch. Sie verdient ihren Lebensunterhalt mit einem Nagelstudio. Ihr zierlicher Sohn ist ein Einzelgänger, der sich in einen amerikanischen Jungen verliebt. Er berichtet von den prügelnden Händen seiner Mutter, der kranken Oma und den Herausforderungen, die das Leben eines vietnamesischen Jungen in den Staaten so mit sich bringen.

Das sprachgewaltigste Buch, das ich bisher gelesen habe. Erschütternd brutal und zart zugleich beschreibt der Protagonist seine Kindheit und Jugend in Briefen an seine Mutter. Die intensiven Erinnerungen und tiefen Einblicke in sein Leben erschaffen sofort Bilder im Kopf eines jeden Lesers. Die Bandbreite an heftigen Themen könnte größer nicht sein. Die Geschichte wird getragen von ihren Emotionen und Metaphern. Die Sprache ist kunstvoll, ästhetisch und die große Stärke des Buches. Dass Vuong bereits für seine lyrischen Texte ausgezeichnet wurde, verwundert nicht. Inhaltlich keine leichte Kost und gleichsam wunderschön geschrieben. Der Autor springt in den Zeiten, ein Element, das hier bewusst eingesetzt wird. So verzichtet er auf chronologische Abläufe. Die autobiografischen Einflüsse sind klar erkennbar.

Der Junge durchlebt eine schwierige Kindheit in ärmlichen Verhältnissen bei Mutter und Großmutter. Liebe und Schmerz liegen nah beieinander und prägen den Heranwachsenden auf vielen Ebenen. Er setzt sich mit seiner eigenen Sexualität auseinander und verliebt sich in den gleichaltrigen Trevor. Eine Verbindung zweier traumatisierter Jugendlicher, bei der ich nie ganz wusste, was sie dem Einzelnen bedeutete. Ocean Vuong lässt keine Situation aus und wagt sich auch an unangenehme Textstellen. Der poetische Schreibstil zieht sich durch das gesamte Buch und trägt die Geschichte auf eine sehr zärtliche Weise durch die Zeit. Er beschreibt die Folgen des vietnamesischen Krieges für seine Bewohner anhand des Lebens der Familie des Erzählers. Seine Mutter, geprägt von den schrecklichen Erfahrungen, liebt ihren Sohn und erhebt dennoch die Hand gegen ihn. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn geht nahe und lässt sich schwer einordnen.

Wie ein langes Gedicht, so beschreiben viele Leser:innen ihre Eindrücke über »Auf Erden sind wir kurz grandios« und dem kann ich voll und ganz zustimmen. Eine Mutter-Sohn-Beziehung, schwankend zwischen Verbundenheit und Ablehnung, schonungslos erzählt. Den Platz im eigenen Leben suchend, muss der Junge viel Grausamkeit erfahren. Und trotz dieser Umstände gelingt es dem Schriftsteller auf grandiose Weise diese Wucht an Emotionen auf kompakten 272 Seiten unterzubringen und stets den Balanceakt zwischen Gnadenlosigkeit und Hingabe zu halten. In mir wird das Gelesene noch lange nachhallen und jeder Verfechter:in der Literatur sollte dieses Debüt von Vuong gelesen haben.

Das Buch lebt vor allem von seiner sprachlichen Schönheit, die schon außergewöhnlich ist. Ich habe selten so viele Zitate aus nur einem Roman herausgeschrieben. Die Briefe, die der Protagonist seiner Mutter schreibt, sind authentisch und so lebendig, dass ich mir vorstellen kann, dass der Autor aus seinem eigenen Leben erzählt.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

grandios erzählt

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Bei „Auf Erden sind wir kurz grandios“ handelt es sich um den ersten Roman Ocean Vuongs, der zuvor für seine Lyrik ausgezeichnet wurde.

Ocean Vuong schreibt mit diesem Buch einen Brief an seine Mutter, ...

Bei „Auf Erden sind wir kurz grandios“ handelt es sich um den ersten Roman Ocean Vuongs, der zuvor für seine Lyrik ausgezeichnet wurde.

Ocean Vuong schreibt mit diesem Buch einen Brief an seine Mutter, die Tochter eines vietnamesischen Bauernmädchens und eines im Vietnamkrieg dort lebenden US-Soldaten ist. Ocean, der von seiner Großmutter und Mutter „little dog“ genannt wird, um die Geister zu täuschen und vom Kindsraub abzuschrecken, hat seine ersten beiden Lebensjahre in Vietnam verbracht, war dort zu weißhäutig und somit Außenseiter. Danach hat sich seine Mutter mit Kind und ihrer Mutter auf den Weg in die USA gemacht, um Oceans Vater und ihren Ehemann zu finden.

Oceans Großmutter gab sich selber den Namen Lan (Orchidee), weil sie und ihre Geschwister nur durchnummeriert waren, nannte ihre Tochter Rose. Alle drei leben nun in den USA, sind dort aber Außenseiter; Lan kann die Sprache nicht, bleibt in den Kriegserlebnissen und Geschichten gefangen, zwischen Napalmwolken, Soldaten und klickenden Gewehren, die sie immer wieder hört und erlebt. Auch ihre vielen Erzählungen und Geschichten fallen aus einer anderen Zeit, zeigen Hoffnungslosigkeit und die Flüchtigkeit von Heimat und Muttersprache. Nicht nur ihr Geist, auch ihr Körper wird von den schrecklichen Erlebnissen buchstäblich zerfressen.

Oceans Mutter (Rose) hat in ihrem Leben viel Gewalt kennengelernt und gibt diese auch an little dog weiter. Rose ist Analphabetin und wird den Brief ihres Sohnes niemals lesen; sie arbeitet in einem Nagelstudio; gewohnt, sich zeitlebens zu beugen und zu krümmen, entschuldigt sie sich bei den Kunden für alles, einem Mantra gleich. Auch sie fühlt sich aus Außenseiterin, ermahnt Ocean ständig, nicht aufzufallen. „Denk dran, fall bloß nicht auf. Du bist schon vietnamesisch.“ Und genau das bekommt Ocean ständig zu spüren; so ist er um dazuzugehören zu gelb. Er lebt mit Großmutter und Mutter zusammen in äußerst bescheidenen und stets hart erkämpften Verhältnissen, bewältigt die Schule gut, sucht sich einen Arbeitsplatz in der Tabakernte, verliebt sich in den Enkel (Trevor) des Eigentümers und entdeckt mit diesem seine Homosexualität . Während Ocean in die Stadt zieht und studiert, setzt sich Trevor wohl unbeabsichtigt den goldenen Schuß, so wie schon viele andere ihm bekannte Jugendliche aus der Gegend, in der die Chancen schlecht stehen.

Ocean Vuong beschreibt den Weg seiner kleinen Familie und auch seinen eigenen im Besonderen, häufig in ganz ungewohnter Sprache und Blickwinkel – manchmal geradzu poetisch und ein anderes Mal erdrückend und niederschmetternd. Man erlebt wie Worte in Erinnerungen hineinziehen, die Flüchtigkeit von Heimat und Muttersprache samt dem Herausfallen aus dieser und wie es sich anfühlt, gesichts- und namenlos zu leben. Ocean Vuong beschreibt sehr nachvollziehbar, wie man im Krieg und den Erinnerungen daran lebt, sich ausgegrenzt und ausrangiert fühlt., vom ewigen Kampf ums Überleben und lder Weigerung einfach zu sterben., von er Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit. „Alles Gute ist woanders.“ oder „Sein oder nicht sein.Das ist hier die Frage.Eine Frage, stimmt, aber keine Wahl.“ (S.77) Und letztendlich findet Ocean seinen Weg, nicht nur sein Leben zu akzeptieren, sondern auch aus einem ganz neuen Blickwinkel zu betracheten und wertzuschätzen: „Neimand soll gleuben, wir seien die Frucht der Gewalt – sondern, dass Gewalt, die durch die Frucht hindurch gegangen ist, sie nicht verderben konnte.“ (S.251)

Der Roman umfaßt ungefähr 260 Seiten; er vermittelt sprachgewaltig und auch zwischen den Zeilen (persönliche) Geschichte, zeigt Kriegserlebnisse und ihre Spuren in der Seele auf, beschreibt den Verlust von Heimat, Gesicht, Muttersprache und Formen von Ausgrenzung. Er ist sehr emotional geschrieben, zwischen Liebe und Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Arrangieren. Ich mußte den Roman immer wieder beiseite legen und eine Pause einlegen; er liest sich nicht einfach so…. Er beeindruckt, fesselt und verstört und zieht in seinen Bann.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eindringliche Erzählung

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Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer ...

Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer wieder explizite Schilderungen von Abhängigkeitsverhältnissen auf, die für mich teilweise schwer zu ertragen waren.
Der Autor erzählt von Rassismus- und Homophobieerfahrungen, Immigration und den Nachwehen des Vietnamkrieges, aber auch von der Beziehung zu seiner Familie und den ersten Erfahrungen in der Liebe.

Veröffentlicht am 09.02.2023

Brief an eine Mutter, der wahrscheinlich nie gelesen wird

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"Auf Erden sind wir kurz grandios" ist der Debutroman des Autors Ocean Vuong, in dem ein Sohn einen Brief an seine vietnamesische Mutter schreibt, die diesen aber vermutlich niemals lesen wird, da sie ...

"Auf Erden sind wir kurz grandios" ist der Debutroman des Autors Ocean Vuong, in dem ein Sohn einen Brief an seine vietnamesische Mutter schreibt, die diesen aber vermutlich niemals lesen wird, da sie Analphabetin ist. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens und spricht kaum Englisch. Ihr Sohn wiederum ist ein Außenseiter in der amerikanischen Gesellschaft. In seinem Brief schreibt er von seiner schizophrenen Großmutter, der prügelnden Mutter, den Vietnamkrieg und seine erste Liebe zu einem amerikanischen Jungen.

Insgesamt ist das Buch zwar in drei Teile untergliedert, dennoch ist das gesamte Buch ein einziger Brief. In den ersten beiden Teilen springt der Autor in seinen Erinnerungen noch sehr schnell und unchronologisch hin und her, was es mir etwas erschwert hat, den Erzählungen zu folgen.

Die Sprache und der Schreibstil sind trotzdem sehr schön und gewaltig und wenn man am Ende des Briefes angekommen ist, ergibt auch einiges Sinn, was zwischenzeitlich eher verwirrend war.

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