Eindringliche Erzählung über Postpartale Depression
LiebesmüheEinfühlsam und schonungslos ehrlich erzählt die Protagonistin des Romans von ihren Erwartungen und Erfahrungen nach der Geburt des Kindes. Sie verwebt wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren persönlichen ...
Einfühlsam und schonungslos ehrlich erzählt die Protagonistin des Romans von ihren Erwartungen und Erfahrungen nach der Geburt des Kindes. Sie verwebt wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren persönlichen Erlebnissen und zeigt ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit, als das erwartete Glücksgefühl ausbleibt.
Das Besondere an diesem Buch ist der tiefe und ungeschönte Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin, deren innere Weiterentwicklung man ganz nah verfolgt. Es folgt eine Auseinandersetzung mit den Themen postpartale Depression, körperliche Autonomie, die Rolle der Mutter in unserer Gesellschaft, verschiedenen Erziehungsansätze und -ideologien u.v.m. Der Fokus liegt dabei auf dem Empfinden der Mutter, eine eher untergeordnete Rolle spielen das Kind und der Partner. Für die Erzählweise ist das sehr stimmig, da die Gefühle der Protagonistin unabhängig vom Kind zu betrachten sind. Die vielschichtige Darstellung der Situation zeigt die Zerrissenheit zwischen der Erwartungshaltung der Gesellschaft und ihrem tatsächlichen Empfinden. Aufgrund ihres wissenschaftlichen Hintergrunds versucht die Erzählerin, ihr Erleben zu analysieren und zu kategorisieren, was sich in dem oft eher sachlichen Schreibstil wiederspiegelt. Auch durch ihr unterstützendes Umfeld kann sie schließlich den Heilungsprozess beginnen.
Für Personen, die selbst mit (postpartalen) Depressionen zu kämpfen haben, könnte das Buch triggernde Szenen enthalten. Es leistet jedoch einen wertvollen Beitrag zur Sichtbarkeit von Lebensrealitäten abseits des idealisierten Mutterdaseins und liefert Grundlagen für eine selbstbestimmte und informierte Entscheidung für oder gegen Kinder.