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Veröffentlicht am 22.02.2024

Etwas zähe Kost

Das Erbe von Temple Hill
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Die Contessa Cora und die Romanautorin Sylvia sind bereits seit vielen Jahrzehnten beste Freundinnen, die sich einst in Rom kennenlernten. Da Coras Vergangenheit selbst trotz der tiefen Freundschaft der ...

Die Contessa Cora und die Romanautorin Sylvia sind bereits seit vielen Jahrzehnten beste Freundinnen, die sich einst in Rom kennenlernten. Da Coras Vergangenheit selbst trotz der tiefen Freundschaft der beiden, im Dunklen liegt, würde Sylvia gerne ein Buch über die Lebensgeschichte ihrer Freundin verfassen. Und Cora, mittlerweile hochbetagt, stimmt zu. Doch als Sylvia das Anwesen Temple Hill erreicht, hält Cora sie hin und abermals zeigt sich ganz deutlich, dass sie einiges zu verbergen hat- glaubt zumindest Sylvia, doch diesmal will sie sich nicht wieder abwimmeln lassen und stochert nach.
Doch statt sich Sylvia anzuvertrauen, zieht Cora ausgerechnet die junge und schöne Nachbarin Cecily Chadwick ins Vertrauen. Diese hegt insgeheim den großen Traum, einmal Schriftstellerin zu werden, doch kann sie nicht sehr viel mit den Erinnerungsfragmenten von Cora anfangen. Vielmehr hat sie aber in diesem Sommer des Jahres 1911 ganz andere Sorgen; hat sie sich doch Hals über Kopf in Coras Enkel Jack verliebt, der ihre Liebe scheinbar auch erwidert. Doch der 1. Weltkrieg stellt ihre Gefühle auf eine harte Probe und selbst Cora und Sylvia haben sich entzweit. Werden Coras Geheimnisse noch rechtzeitig gelüftet, oder wird sie diese mit ins Grab nehmen?

Ich habe eine Schwäche für Romane, in denen die Protagonisten dunkle (Familien)geheimnisse lüften müssen und so weckte, nach dem Lesen des Klappentextes, dann auch „Das Erbe von Temple Hill“ gleich mein Interesse. Ich erhoffte mir einen Roman im Stile Katherine Webbs bzw. Kate Mortons, doch entpuppte sich diese Geschichte, trotz der ansprechenden Ausdrucksweise, den die Autorin hier an den Tag legt und trotz der nachdenklich machenden Lebensweisheiten, die Cora dann und wann durch den Kopf gehen, leider als etwas zähe Angelegenheit. Zwei Teile erwarten den Leser. Während sich der Großteil des ersten Teils mit vagen Andeutungen zu Coras Vergangenheit, bruchstückhaften Erinnerungen, Coras und Sylvias Zwist und Jacks und Cicilys Kennenlernen beschäftigt, was sich als leider sehr langatmige Angelegenheit für mich herausstellte und ich mehrfach versucht war, den Roman zwischenzeitlich wegzulegen, um mich anderer Lektüre zu widmen, entschädigte mich der 2. Teil dann doch wieder etwas, weil man darin endlich Coras wahre Geschichte erfährt und Cecily und Jacks Liebesgeschichte interessant beschrieben wird.

Ein großes Manko war für mich, dass keine der agierenden Personen, ob Haupt oder Nebenfiguren, sympathisch auf mich wirkte. Zudem empfand ich, dass die Akteure zu blass blieben und viele Dialoge einfach zu sehr nach „Small Talk“ klangen, um mein Interesse halten zu können. Überhaupt wird viel beim Dinner zusammen gesessen oder im Garten gegessen, während man sich über die Sehenswürdigkeiten Roms austauscht oder eher uninteressante, allgemeine Themen, während die wirklich wichtigen Momente eher dünn gesät bleiben.

So hatte ich anfangs große Probleme damit, überhaupt richtig in die Geschichte hineinfinden zu können, da die Autorin einen für mich sehr ungewöhnlichen Erzählstil an den Tag legte. Viele Nebensächlichkeiten finden indirekt Erwähnung; anstatt dass die Protagonisten sich in wörtlicher Rede miteinander austauschen, gleichen diese Momente eher einer Nacherzählung, was ich unheimlich ermüdend fand, vor allem, weil über 300 Seiten lang kaum etwas geschieht. Man darf zwar als Leser in die Köpfe von Cora, Sylvia oder auch Cecily schauen, doch geht mir die Autorin dabei einfach nicht tief genug, als dass ich dadurch auch gefühlsmäßig hätte angesprochen werden können.

Wenn man dann endlich Coras Geschichte erfährt und das war für mich der einzige Grund an der Geschichte bis zum Ende dranzubleiben, ist des Rätsels Lösung schon verblüffend, doch bleibe ich dennoch bei meiner Meinung, dass die Story um mindestens 200 Seiten kürzer hätte ausfallen sollen und um einiges besser von mir bewertet worden wäre, wenn die Figuren greifbarer und facettenreicher gewesen wären. Sehr blass, bleibt leider auch Jack, dem verhältnismäßig nur sehr wenige gemeinsame Dialoge mit Cecily vergönnt wurden und über den man außer seines familiären Hintergrunds und Werdegangs kaum etwas Persönlicheres als gewisse Eckdaten, die er Cecily in einem Brief anvertraut, erfährt. Und auch, wie es sich mit Sylvias „Liebe“ zu Cora verhält, bleibt im Dunklen. Übrig bleibt eine Geschichte über eine geheimnisvolle Frau, die drei Ehen führte und unsterblich verliebt in einen Maler war. Coras Geheimnis selbst kann man im Laufe der Story zwar ein wenig erahnen, doch ein Überraschungsmoment bleibt am Ende dann doch.

Kurz gefasst: Im Fokus: Eine alte Dame mit vielen Geheimnissen, die gelüftet werden müssen, doch der Weg bis dahin gestaltet sich bisweilen sehr zäh für den Leser. Lediglich der gestrafftere 2. Teil, und die ansprechende Ausdrucksweise der Autorin konnten mich von einer schlechteren Bewertung abhalten.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

Die Geliebte des Spions
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Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ...

Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ist ebenfalls wenig vielversprechend. Es könnte durchaus sein, dass sie ihr Augenlicht wieder erlangt, doch genauso möglich könnte es sein, dass sie unmittelbar danach sterben wird. Doch sie hat keine Zeit sich über ihr Schicksal Gedanken zu machen, denn sie ist auf der Flucht, weil sie Napoleons Geheimpläne eine Invasion gegen England betreffend kennt, die die Engländer unbedingt in ihre Hände bekommen wollen.

Ausgerechnet in einem Kerker begegnen sich Annique, Grey und Adrian das erste Mal und müssen sich miteinander verbünden, um aus dem Gefängnis lebendig herauszukommen. Grey der englische Spion und seine Männer die auf Annique und die Albion Pläne angesetzt wurden, wissen von Anfang an, wen sie vor sich haben- im Gegensatz zu Annique. Aufgrunddessen gerät sie, kurze Zeit nach ihrem gemeinsamen Gefängnisausbruch, in Greys Hände. Dieser will Annique nach England bringen, doch Annique, denkt trotz ihrer Hilflosigkeit gar nicht daran, sich von Grey an die Engländer ausliefern zu lassen und plant einen Fluchtplan nach dem anderen. Trotzdem kann sie es nicht verhindern, dass sie sich zu Grey hingezogen fühlt…

In den USA hat Joanna Bournes Roman überschwängliche Kritiken bekommen und zudem liebe ich historische Liebesromane mit französischem Setting- daher war ich schon sehr gespannt auf „Die Geliebte des Meisterspions“. Leider haben sich meine hohen Erwartungen, die ich an diesen Roman hatte überhaupt nicht erfüllt und das hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen kam ich überhaupt nicht damit zurecht, wie modern die Ausdrucksweise der Protagonisten in dieser Geschichte ist.

Die Story spielt zu Zeiten Napoleons, zu großen Teilen in Frankreich und später in England doch historisches Kolorit war hier absolut nicht vorhanden! Das liegt nicht nur an der modernen Ausdrucksweise der Romanfiguren (liegt es an der Übersetzung oder ist es auch im bereits englischsprachigen Original so?), sondern auch an ihrem modernen Denken, Handeln und vor allem an der Tatsache, dass Örtlichkeiten auf der immerwährenden Flucht der Protagonisten kaum beschrieben werden. Die Geschichte könnte praktisch in jeder Zeit und an jedem Ort spielen.

Anniques, Greys, Adrians und Doyles Flucht vor ihren Verfolgern, steht dagegen im Mittelpunkt und diese wird sehr spannend von der Autorin geschildert. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, ich lese einen Romantic Suspense mit Spionageplot, der in der heutigen Zeit angesiedelt ist. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Grey und Annique hat mich leider nicht überzeugen können. Es stehen doch zu viele Geheimnisse zwischen ihnen und plötzlich sind sie über beide Ohren ineinander verliebt? Statt tiefschürfende Gespräche zwischen Annique und Grey verfolgen zu dürfen, die ihre wachsende Liebe und ihr Vertrauen füreinander untermauern, bekommt man als Leser nur die geballte Ladung an sexueller Anziehungskraft zwischen dem Heldenpaar geboten und es kommt dabei zu durchaus prickelnden Liebeszenen, wobei ich die „Entjungferungsszenerie“ dann auch wieder als haarsträubend unglaubwürdig empfand. Deklariert ist der Roman als „Romantic History“ doch diese Bezeichnung hat „Die Geliebte des Meisterspions“ meiner Meinung nach nicht verdient.

Trotz meiner Kritik- wer keinen großen Wert auf historisches Kolorit legt oder auch nicht unbedingt eine tiefgründige, romantische Liebesgeschichte zu seinem Leseglück benötigt; wem eher der Sinn nach einer spannenden Spionage und Abenteuerstory steht, der sollte diesen Roman durchaus eine Chance geben. Joanna Bourne kann schreiben, definitiv, doch für meinen Geschmack sollte sie sich lieber Contemporaries oder dem Romantic Suspense Genre widmen.

Kurz gefasst: Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Erotischer, sehr spezieller 2. Teil der „Cabot Sisters“ Reihe, der mit einem ziemlich konstruiert wirkenden Plot aufwartet, der mich nicht überzeugen konnte

Der Teufel von Blackwood Hall
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Nach dem Tod des Stiefvaters und des Unfalls, der dafür sorgte, dass Grace Cabots Mutter unter schweren dementen Schüben leidet, möchte Grace sämtliche Register ziehen, um sich doch noch eine gute Partie ...

Nach dem Tod des Stiefvaters und des Unfalls, der dafür sorgte, dass Grace Cabots Mutter unter schweren dementen Schüben leidet, möchte Grace sämtliche Register ziehen, um sich doch noch eine gute Partie zu sichern, bevor im ton herum geht, dass sie und ihre Schwestern nun nicht nur mittellos, sondern zudem auch mit einer geisteskranken Mutter geschlagen sind. Lord Amherst, ein stets zum Plaudern aufgelegter Gentleman, scheint ihr genau der Richtige dafür zu sein, doch als sie ihm eine Falle stellen will, um ihn in eine kompromittierende Situation zu bringen, tappt stattdessen der ältere Bruder Lord Amhersts, Jeffrey, der Earl of Merryton hinein. Beide werden in leidenschaftlicher Umarmung ertappt, so dass dem Earl nichts anderes übrig bleibt, als Grace zu seiner Frau zu machen.

Was die perplexe Grace jedoch nicht ahnt, ist, dass Jeffrey alles andere als einfach gestrickt ist. Eine traurige Kindheit voller Strafen, machte aus ihm einen unsicheren Mann, der fürchtet, einer Geisteskrankheit anheim gefallen zu sein. So hat er gewisse sexuelle Vorlieben und eine Zwangsstörung; nur die Zahl Acht ermöglicht es ihm, zur inneren Ruhe zurückzukehren. Zudem mag er sein Heim streng aufgeräumt und symmetrisch angeordnet.
Grace jedoch bringt von Beginn an seinen kompletten Haushalt in Aufruhr, stellt seine Einrichtungsgegenstände um und schafft sich zudem auch noch zwei tollpatschige Hundewelpen an, die von nun an, alles annagen, was nicht niet und nagelfest ist.

Weil Jeffrey fürchtet, dass Grace irgendwann hinter seine nach außen hin nüchtern und abweisend wirkende Fassade schauen könnte und auch aus Angst vor Entdeckung seiner Zwangsstörungen und speziellen sexuellen Phantasien, will er sie auf Abstand halten. Doch Grace wäre nicht Grace, wenn sie sich so schnell abweisen lassen würde…

Nach dem, wie ich fand, großartigen 1. Teil der „Cabot- Sister“ Reihe, war ich schon sehr gespannt darauf, ob die Autorin ihr Niveau auch im 2. Teil würde halten können, doch leider; obwohl es auch diesmal am Schreibstil selbst nichts zu Rütteln gibt, fand ich die Handlung einfach etwas zu speziell, für meinen persönlichen Lesegeschmack. Während Jeffrey mich mit seinen Zwangsstörungen einfach ein wenig zu sehr an den TV- Serienheld „Monk“ erinnerte (lediglich die Marotte mit dem Tuch fehlte hier) und neben seinen Problemen jedoch über lange Strecken blass blieb, konnte ich auch mit der Heldin des Romans, Grace leider nicht viel anfangen. Eine Romanheldin, die sich mit voller Absicht in eine kompromittierende Situation gibt, kaum Gewissensbisse zeigt und an andere Stelle ihre gute Erziehung predigt, puh, das war mir einfach zu haarsträubend!

Und auch die Liebesszenen zwischen Jeffrey und Grace wirkten mir viel zu gewollt. Warum nur scheinen so viele Romanceautorinnen mittlerweile der Meinung zu sein, dass alle Welt seit „50 Shades of Grey“ von Peitschen und Fesselspielchen fasziniert ist? Ich habe nichts gegen gewisse Vorlieben mancher Romanfiguren, aber wenn es schon so sein muss, dann erwarte ich doch bitte dann am Ende auch eine überzeugende Erklärung für Jeffreys Verhalten. So möchte er Grace anfangs beim Beischlaf nicht ansehen, weil er fürchtet, er könne sie durch seine ungezügelte Leidenschaft erschrecken, wendet sich daher aber lieber sofort ihrer Kehrseite zu. Ja sicher!

Dicker und unglaubwürdiger aufgetragen, ging es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für mich. Der Plot ist hauchdünn, funktioniert meiner Meinung nach gar nicht; wirkt eher wie lieblos zusammengeschustert. Jedoch gibt es schon Momente, wenn Grace eine Aussprache erzwingt, die mich angerührt haben und sicherlich erweckt Jeffrey Mitleid. Doch abgesehen davon, konnte mich die Liebesgeschichte zwischen den beiden nicht so sehr erreichen, wie ich es mir gewünscht hätte. 3 von 5 Punkten habe ich nur vergeben, weil Grace Familie auch hier kleine Gastauftritte hat, die ich ins Herz geschlossen habe und weil mir Julia Londons Schreibstil/ ihre Ausdrucksweise, wieder mal sehr gut gefallen haben.

Kurz gefasst: Erotischer, sehr spezieller 2. Teil der „Cabot Sisters“ Reihe, der mit einem ziemlich konstruiert wirkenden Plot aufwartet, der mich nicht überzeugen konnte. Und auch das Heldenpaar konnte mich nicht für sich einnehmen.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Eher durchschnittlicher Teil der Bevelstoke Reihe

Bevelstoke – Die unergründlichen Wege einer Lady
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Nachdem Lady Olivias beste Freundin Miranda ihren Bruder geheiratet hat, bleiben der attraktiven Frau zur Zerstreuung nur noch die Klatschbasen Anne, Mary und Philomena. Diesmal jedoch haben sie eine ganz ...

Nachdem Lady Olivias beste Freundin Miranda ihren Bruder geheiratet hat, bleiben der attraktiven Frau zur Zerstreuung nur noch die Klatschbasen Anne, Mary und Philomena. Diesmal jedoch haben sie eine ganz besondere Neuigkeit in petto- Olivias neuer Nachbar Sir Harry Valentine soll tatsächlich seine Verlobte ermordet haben- jedenfalls munkelt man das hinter vorgehaltener Hand; wer jedoch dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, weiß keiner der Freundinnen und so will Olivia in Ermangelung anderer Interessen diesem Gerücht nachgehen.

Von nun an beobachtet sie Harry von ihrem Fenster aus, aus dem sie eine wunderbare Sicht auf Harrys Arbeitszimmer hat. Und Harry benimmt sich tatsächlich für Olivias Geschmack äußerst seltsam, was sie weiterhin dazu ermutigt, den Nachbarn misstrauisch von Gegenüber zu beäugen. Doch eines Tages wird sie beim Spionieren erwischt und als sie ihm etwas später persönlich begegnet, scheint es so, als ob Olivias Abneigung Harry gegenüber, durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Auch bei jeder weiteren Begegnung fliegen die Fetzen zwischen den Nachbarn, wobei beide jedoch auch entdecken müssen, dass sie in Sachen Charme und Humor auf der gleichen Wellenlänge liegen. Und so begraben sie schließlich ihr Kriegsbeil, als Olivia dringend Hilfe benötigt. Ein russischer Fürst hat sich auf ihre Fersen geheftet und will um sie werben. Eigentlich will Olivia diesen Fürsten nicht, doch um ihn abzuweisen braucht sie ein gewisses diplomatisches Geschick. Kann ihr Harry in dieser Hinsicht helfend unter die Arme greifen?

Nachdem Julia Quinn im ersten Teil ihrer Bevelstoke Reihe „Für immer und ewig, Viscount“ die Geschichte von Miranda Cheever und Olivias Bruder, Nigel erzählt wurde, bekommt nun die schöne Olivia im zweiten Teil der Serie nun ihre eigene Story.

Meine große Erwartungshaltung die ich in Anbetracht der Tatsache, dass ich den ersten Teil rundum gelungen fand, an den Nachfolgeband hatte, wurde jedoch leider enttäuscht. Sicherlich werden meine Einschätzung viele Leser anders sehen als ich- es liegt einfach daran, dass jeder etwas anderes von einem historischen Liebesroman erwartet. Normalerweise liebe ich einen amüsanten Unterton und es darf durchaus auch mal eine leichte, beschwingte Lektüre sein, wenn die Geschichte als solches abwechslungsreich ist.

Zugegeben, ich habe einige Male herzlich lachen müssen, denn Olivias und Harrys Dialoge, vor allem ihre Wortgefechte sind sehr spritzig und humorvoll und auch in schriftstellerischer Hinsicht gibt es nichts an „Fenster zum Herzen“ zu rütteln- die Autorin versteht ihr Handwerk, keine Frage, doch mir persönlich war ihr neuer Roman einfach eine Spur zu leicht und seicht gestrickt. Ähnlich wie ein Bonbon, das so süß ist, dass es schon beinahe Zahnschmerzen beim Lutschen bereitet.

Zudem geschieht außer Harrys und Olivias Kennenlernen so gut wie nichts innerhalb der Geschichte. Olivia spioniert Harry aus, er bemerkt sie, spricht sie wenig später darauf an, beide bekriegen sich auf humorvolle Art und Weise, lesen einen Schauerroman zusammen, ein Nebenbuhler taucht auf und auf den letzten Seiten wird es kurzfristig noch mal spannend, jedoch hätte man darauf auch völlig verzichten können.

Es ist ein netter, harmloser Roman, der mit einigen witzigen Szenen besticht, mir jedoch sicherlich nicht mehr lange im Gedächtnis haften bleiben wird, weil auch Olivia und Harry nicht unbedingt Romanfiguren sind, die durch bestimmte charakterliche Merkmale bestechen oder interessant genug sind. Empfehlen würde ich diesen Roman nur Lesern, die eine nette, leichte Lektüre mit viel Humor zu schätzen wissen, die allerdings auch ohne tiefgründigere Story/Charaktere auskommen können und eingefleischten Julia Quinn Fans.
Man kann den Roman durchaus lesen, versäumt jedoch auch nicht viel, wenn man es nicht tut. Mir persönlich war er einfach zu mittelmäßig.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Interessanter historischer Hintergrund, doch die Erzählform konnte mich nicht packen

Die Jüdin von Konstantinopel
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Nach einer sehr frühen Witwenschaft, verliebt sich die Jüdin Beatrice de Luna Miques, auch unter dem Namen Donna Gracia Nasi bekannt, in ihren zehn Jahre jüngeren Neffen Joseph Nasi. Doch Donna Gracia, ...

Nach einer sehr frühen Witwenschaft, verliebt sich die Jüdin Beatrice de Luna Miques, auch unter dem Namen Donna Gracia Nasi bekannt, in ihren zehn Jahre jüngeren Neffen Joseph Nasi. Doch Donna Gracia, seit dem Tod ihres Mannes und Schwagers kluge und geschäftstüchtige Patriarchin der Familie, weiß genau, dass es nur einen Weg gibt, das Familienvermögen zu vermehren bzw. zu erhalten- und zwar in dem sie ihre Tochter Reyna, Joseph zur Frau gibt.
Dennoch kann sie nicht von ihm lassen und so führen Joseph und Gracia im Laufe der Jahre ihre geheime Beziehung ungehindert weiter.

Die Zeiten für das jüdische Volk sind derweil sehr schlecht. Von allen Seiten droht Gefahr und Donna Gracia, die sich als Retterin und Unterstützerin ihres Volks längst einen Namen gemacht hat, schmiedet einen gewagten aber auch gewitzten Plan.
Doch ausgerechnet machtgierige Mitglieder ihres Volks, lassen diesen Plan scheitern und Gracia verfällt in tiefste Depression, sie sieht keinen Sinn mehr im Weiterleben und will sich vergiften.

Eine Wendung des Schicksals deutet sich an, als Gracia feststellen muss, dass das Gift in der Phiole nicht ausreicht und plötzlich Joseph, der von einer langen gefährlichen Reise zurückgekehrt ist, vor ihr steht.
Joseph ringt Gracia eine Woche Zweisamkeit ab, in der er sie dazu überreden möchte, ihren geplanten Selbstmord ad acta zu legen. Wird es ihm gelingen seine Geliebte von ihrem Vorhaben abzubringen?

Die Autorin Waldtraut Lewin, selbst jüdischer Abstammung, widmet sich in ihrem aktuellen Roman diesmal einer historischen Persönlichkeit, die sich stets für das Wohl der Juden einsetzte - Donna Gracia Nasi.

Doch "Die Jüdin von Konstantinopel", erzählt nicht nur die Lebensgeschichte dieser besonderen Frau- eigentlich ist dieser Roman eine Art Familienchronik in unterhaltsamer Erzählform geworden. Da Frau Lewin jede ihrer Hauptfiguren in "Ich-Form" zu Wort kommen lässt, bekommt der Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Akteure, was mir sehr positiv aufgefallen ist.

Kein Familienmitglied ist perfekt- alle haben ihre Stärken und auch Schwächen, wachsen an ihren Aufgaben und gewinnen nach und nach an Reife, doch trotz allem, gelang es mir dennoch nicht, besonderen Zugang zu den diversen Romanfiguren zu finden.
Erschwerend kommt dazu, dass Frau Lewins Schreibstil zwar herausragend ist, aber die Erzählform auf mich etwas gewöhnungsbedürftig wirkte. Der Roman wurde gleich in mehreren Zeitformen geschrieben- vom Präsens oder Plusquamperfekt, wurde man dann plötzlich wieder ins Präsens katapultiert, was mich beim Lesen unglaublich irritiert hat.

Dennoch ist die Geschichte von Donna Gracias Familie interessant und man erfährt auch sehr viel über die Geschichte und Bräuche der Juden und ihrer Verfolgung während des Beginns der Renaissance und der frühen Neuzeit.

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