Cover-Bild Das Tal der Blumen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Identität
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 01.11.2023
  • ISBN: 9783442762392
Niviaq Korneliussen

Das Tal der Blumen

Roman
Franziska Hüther (Übersetzer)

Als erste grönländische Autorin ausgezeichnet mit dem Nordischen Literaturpreis – ein Roman, der noch lange nachhallt, voller Dringlichkeit und Poesie

Wie lässt sich damit umgehen, wenn die Lebensfreude plötzlich gedämpft wird und die Sorge überhandnimmt? Eine junge Grönländerin hat noch ihr ganzes Leben vor sich und hadert dennoch mit vielem: Sie hat eine Freundin, die sie liebt. Ihre Familie ist fürsorglich – vielleicht zu sehr. Sie wird demnächst Grönland verlassen, um in Dänemark zu studieren. Und doch fühlt sie sich fehl am Platz: zu dick und nicht gewürdigt in ihrer Kultur, die so viele Demütigungen erlitten hat. Und dann sieht sie täglich die gebrochenen Herzen auf Facebook, die für die vielen jungen Selbstmörder*innen in Grönland stehen. Was bedeutet das für den eigenen Blick auf das Leben? Niviaq Kornenliussen erzählt mit großer literarischer Kraft, aber auch frischem Humor von der Suche nach Identität, der kulturellen Verwurzelung und dem inneren Halt im Leben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2024

Selten eine so gut gemachte Geschichte gelesen, großartig.

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Sobald dicker Nebel über Akia auf der anderen Seite des Fjords aufgezogen ist, dauert es nur noch ein paar Stunden bis er Nuuk erreicht hat und dann scheint die Sonne in der Nacht einmal nicht.

Am Abend ...

Sobald dicker Nebel über Akia auf der anderen Seite des Fjords aufgezogen ist, dauert es nur noch ein paar Stunden bis er Nuuk erreicht hat und dann scheint die Sonne in der Nacht einmal nicht.

Am Abend vor ihrer Abreise nach Dänemark, enttäuscht sie problemlos ihre Anaana, um bei Maliina zu Abend zu essen. Maliina wird Rentier zubereiten, das sie selbst erlegt hat.

Obwohl Maliina sie mit ihren freundlichen Augen ansieht ist sie nervös, redet viel und stellt zu viele Fragen. Ob sie ein Teil Maliinas‘ Leben sein darf, ob Maliina in zehn Jahren immer noch lesbisch sein wird. Als sie neben ihr liegt sind die Worte Liebe und Hoffnung in ihr gefangen, sie kann sie nicht rauslassen.

But in the end a person needs more courage to live than to kill herself, schreibt Maliina in ihre Insta-Story, als ein fünfzehn jähriges Mädchen Selbstmord begangen hat. S.67

In Dänemark hat sie sich für das Studium der Anthropologie eingeschrieben. Sie musste weg aus Grönland, weg von ihrer Anaana, die auf ihr gluckt, aber keine Liebe zeigt, weg von ihrem Ataata, der nur vor sich hinbrummt und weg vor der Trauer, weil ihre Aanaa gestorben ist.

In Dänemark fühlt sie sich anders, mit ihrer schmutzig braunen Haut und ihren dunklen Schlitzaugen. Sie versteht den spöttischen Ton ihrer Kommilitoninnen nicht. Sie macht die Leute nervös, weil sie direkt und burschikos ist.

Fazit: Ich bin hin und weg von dieser großartigen Geschichte, die völlig zurecht ausgezeichnet wurde. Die Landschaftsbeschreibungen sind grandios. Die Thematik, dass etliche junge Menschen sich umbringen, weil sie depressiv sind und das Gesundheitssystem keine adäquate Hilfe anbietet schmerzt. Ganz Grönland scheint traumatisiert zu sein und diese Traumen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Die Protagonistin, deren Einsamkeit und Entwurzelung, sie in die totale Verzweiflung führt, ist so gut gezeigt. Und obwohl das Buch weh tut, hat es auch komische Momente. Die Autorin spielt phantasievoll mit Symbolen, die die düstere, aussichtslose Atmosphäre betonen. Schwarze Raben, die die Protagonistin begleiten. Räudige Hunde, die einen Friedhof bewachen und Plastikblumen, die Gräber schmücken. Diese Geschichte ist so anders, dass ich ihr Unmengen Leser
innen wünsche, die ihren Horizont erweitern wollen.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Nicht ganz überzeugend

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"Das Tal der Blumen" von Niviaq Korneliussen ist ein Roman aus Grönland und das, muss ich zugeben, hat mich sehr neugierig gemacht. Denn als ich darüber nachgedacht habe, welche grönländische Autorinnen ...

"Das Tal der Blumen" von Niviaq Korneliussen ist ein Roman aus Grönland und das, muss ich zugeben, hat mich sehr neugierig gemacht. Denn als ich darüber nachgedacht habe, welche grönländische Autorinnen und Autoren ich kenne, da ist mir niemand eingefallen.

Erwartet habe ich eine Geschichte über die Probleme von jungen Erwachsenen in Grönland. Ich wollte darüber lesen, was die Gründe für die hohen Selbstmordraten sind, wie die Gesellschaft damit umgeht und was es mit ihr macht.

Und all das erfährt man auch in "Das Tal der Blumen". Der Roman legt Missstände offen. Er zeigt zum Beispiel, dass die grönländischen Krankenhäuser Depressionen nicht ernst nehmen und nicht behandeln wollen, dass aber auch die Suizidhotline nur zu bestimmten Zeiten erreichbar ist und dann lediglich bis zum Dienstschluss in der Leitung bleibt und keine Minute länger. Die Jugendlichen werden vertröstet, von einem zum anderen geschickt. Niemand fühlt sich verantwortlich:

"Wir haben heute viele Patienten [...]. Ich würde vorschlagen, du erzählst das entweder jemandem, dem du vertraust, oder du fragst bei der Gemeinde nach, ob es dort einen Erwachsenen gibt, der dir helfen kann."

Die Kritik an den Strukturen, die nicht dazu beitragen, dass Suizidgefährdeten geholfen wird, trägt für mich die Geschichte. Aber jetzt kommt für mich der Wermutstropfen: Einige der anderen Elemente des Romans konnten mich leider weniger überzeugen. Die Beziehung der Protagonistin fand ich beispielsweise zu ausufernd. Sie hat einen zu großen Teil der Story eingenommen, ohne ihr dabei Tiefe zu verleihen. Viel lieber hätte ich stattdessen mehr über den Kulturschock gelesen, der ein Umzug nach Dänemark für Menschen aus Grönland bedeutet.

Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass der Roman am Ende für mich an Kraft verloren hat. Trotzdem ist es ein Roman, den ich wegen des Eintauchens in ein ganz anderes Land und seine Kultur und wegen seines klaren Blicks auf die Probleme empfehlen möchte! Die Neugier verzeiht die eine oder andere Schwäche.

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