Großartig!
Ein Garten offenbart sichWas passiert mit einem Garten, wenn man den Rasen nicht mehr mäht, wenn man kein Unkraut mehr jätet, wenn man kranke Bäume nicht mehr fällt?
In Kartrin de Vries' Garten lässt sich beobachten, welche ...
Was passiert mit einem Garten, wenn man den Rasen nicht mehr mäht, wenn man kein Unkraut mehr jätet, wenn man kranke Bäume nicht mehr fällt?
In Kartrin de Vries' Garten lässt sich beobachten, welche Auswirkungen es auf die Natur hat, wenn der Mensch sich zurücknimmt, wenn er auf Rasenmäher, Laubbläser, Gifte, Steine und Plastikplanen verzichtet.
Es ist faszinierend zu erfahren, wie im Garten der Autorin durch das wenige Eingreifen ein Ökosystem entsteht, in dem sich wilde Pflanzenarten und selten gewordene Insekten niederlassen. Doch nicht nur das, es werden Symbiosen eingegangen, Pflanzen ergänzen sich gegenseitig, bieten einander beispielsweise Schatten oder sorgen für genügend Feuchtigkeit.
Die Autorin macht dabei im Laufe des Buches selbst eine Entwicklung durch. Sie nimmt immer mehr Details in ihrem Garten wahr, schaut immer genauer hin. Die "Verwilderung" wird für sie immer natürlicher. Auch ihre eigene Rolle in diesem neuen System nimmt sie dabei klarer wahr.
"Es gelingt mir immer besser, langsam durch diese erweiterte Welt zu gehen und zu schauen, mich nicht mehr ganz so wichtig zu nehmen."
Eine der für mich eindrücklichsten Erkenntnisse der Autorin war, dass sie versteht, dass es in einem Garten nicht um Schnelligkeit oder Wachstum gehen darf. Dass es ganz egal ist, wie groß die Ernte ausfällt. Dass, wie ihr Sohn ihr erklärt, sie nicht eine Fabrik betreibt, sondern es mit einem lebendigen Organismus zu tun hat.
"Ein Garten offenbart sich" ist ein Buch, dass der Idee des "gepflegten" (man könnte auch sagen: spießigen, toten, biologisch wertlosen) Gartens etwas entgegensetzt. Es ist dabei nicht nur inhaltlich überzeugend, sondern auch stilistisch. Für mich ein in jeder Hinsicht rundes und bereicherndes Leseerlebnis.