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Veröffentlicht am 14.07.2024

aufschlussreich, berührend und tröstlich

Alte Eltern
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Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist ...

Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist persönlich und bringt dennoch sachkundig viel Wissen und Informationen mit, um es dem Leser zugänglicher zu machen. In der einen Form oder anderen betrifft es uns ja letztlich auch. Und Kitz geht mit diesem schmerzhaftem Thema so offen und ehrlich um. Die Vulnerabilität, mit der der Autor die Trauer über was war und was sein wird zulässt, ist unglaublich tröstlich.

Der Autor begleitet die fortschreitende Demenz seines Vaters. Durch Rückblenden und Retrospektiven, aber auch durch Introspektion und dem Versuch zu verstehen durch wissenschaftlicher Recherche, Belegen und Erläuterungen, wird das Thema des Erinnern und des Nichtmehrseins verständlicher, greifbarer.

Kitz schafft es, für das Unbeschreibliche Worte zu finden, die berühren, bewegen, beruhigen. Zwischen Zeilen von Zweifel, Frustration und Trauer verstecken sich auch kluge, wertvolle Erkenntnisse, die der Autor erfasst. Die Veränderungen mit dem Altern der Eltern und die damit einhergehende Überforderung sind menschlich. Loslassen, wenn es Zeit ist, ist ein gewaltiger Akt, der trotz reichlicher Vorbereitung, niemals leichter sein wird.
Sorgen und Hilflosigkeit werden trotz der Erkenntnisse nicht weniger, doch ist es tröstlich zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

Ein aufschlussreiches, berührendes Buch über ein Thema, das sonst nur Trauer und Angst verspüren lässt.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

eine kraftvoll und mutige Stimme zwischen Segregation und Armut

Nachbarn
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Kaum zu glauben, dass diese Kurzgeschichten damals von einer noch so jungen Frau geschrieben worden sind. Ich habe zunächst drei Geschichten gelesen und wollte immer mehr, obgleich die Erzählungen bis ...

Kaum zu glauben, dass diese Kurzgeschichten damals von einer noch so jungen Frau geschrieben worden sind. Ich habe zunächst drei Geschichten gelesen und wollte immer mehr, obgleich die Erzählungen bis ins Knochenmark traurig sind.

Zutiefst berührend und aufwühlend zeigt uns die Autorin Einblicke von den Leben Schwarzer Menschen in den Südstaaten Amerikas zur Jim Crow Ära in den 60er Jahren.

Diane Oliver schreibt souverän und erweckt eine Atmosphäre die intensiv, spannend und doch beängstigend ist. Wie ein kühler Windzug, der die Haut streift. Die Art und Weise wie sie von den Leben schwarzer Amerikaner erzählt verdeutlich die Angst und Furcht, die diese Menschen gefühlt und tagein tagaus durchlebt haben müssen. Rassismus und Armut sind wiederkehrende Themen, die die Realität dieser Menschen widerspiegeln.

Es ist einfach, mit den Figuren mitzufühlen. Aus den Geschichten geht eine unglaubliche Tiefe hervor, ein großes Verständnis für die prekären Situationen, in denen sie sich wiederfinden, während sie nur versuchen das Leben zu navigieren, zu überleben. Die Geschichten sind so verschieden und doch gibt es so viele Gemeinsamkeiten. Sie haben so viel Potential für ausgereifte Romane, stehen aber auch als Kurzgeschichte großartig.

Berührt und beeindruckt lassen diese Geschichten mich zurück, welche an Aktualität nicht verloren haben. Diane Olivers Stimme ist laut und mutig und ich wünschte, ihr wäre ein längeres Leben gegönnt gewesen. Kraftvoll und klug, trotz der nur 22 Jahren.

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Ein Sachbuch-Highlight für 2023

Das Ende der Unsichtbarkeit
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Dieses Buch at mich zum Weinen gebracht. Hami Nguyens Arbeit kenne ich durch soziale Medien und sie macht sie verdammt nochmal gut und vor allem eindringlich und dennoch zugänglich.

Nguyen beschreibt ...

Dieses Buch at mich zum Weinen gebracht. Hami Nguyens Arbeit kenne ich durch soziale Medien und sie macht sie verdammt nochmal gut und vor allem eindringlich und dennoch zugänglich.

Nguyen beschreibt die vietnamesische Diaspora und setzt diese in Kontext mit anti-asiatischen Rassismus in Deutschland. Eingebettet in Historie ist es nicht nur ein Sachbuch, sondern auch erzählt auch von persönlichen Erfahrungen und bringt somit Tiefe und Einblick in ein Thema, das augenöffnend ist.

Asiatisch gelesene Menschen sind immer noch von vielen Arten des Rassismus betroffen, welcher oft durch stereotypisches Handeln als Anpassungsfähigkeit gesehen wird (ob um sich einzublenden oder weil ihnen Eigenschaften zugeschrieben wurden).

Fundierte Analysen und Forschungsergebnisse stützen Nguyens Erfahrungen sowie Beobachtungen. Es ist ungemein mutig, aus dem Schatten hervorzutreten und der Unsichtbarkeit ein Ende zu bieten. Wir brauchen diese Geschichten von schmerzhaften und zugleich mutigen Erfahrungen, klugen Einblicken und starke Ansagen, um von und für unsere Gesellschaft zu lernen.

Gelesen, gelernt, gefühlt. Für mich ein Sachbuch-Highlight für dieses Jahr!

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Berührende, mitreißende Coming-of-Age Story mit Thriller Twist

Der Junge, der das Universum verschlang
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"Schnapp dir die Zeit, bevor sie dich schnappt."

Schnell wird man als Leser in das Leben von Eli Bell eingeführt. Mit einer Stimme bei der auch blumige Erzählungen nie zu ausschweifend werden, begleitet ...

"Schnapp dir die Zeit, bevor sie dich schnappt."

Schnell wird man als Leser in das Leben von Eli Bell eingeführt. Mit einer Stimme bei der auch blumige Erzählungen nie zu ausschweifend werden, begleitet man einen unglaublich neugierig, aufgeschlossenen, klugen und irrsinnig humorvollen Jungen beim Heranwachsen. Eine Coming-of-Age Story, die geprägt ist von häuslicher sowie auf Straßen ausgetragene Gewalt, Drogenhandel und weiteren kriminellen Machenschaften. Zeitgleich eine Story über Familie und Freundschaft, über das Vertrauen in das Gute in Menschen und seinen eigenen Fähigkeiten schwierige Zeiten zu überwinden.

Elis kecke Art sich auszudrücken hat mich immer wieder zum Lachen gebracht und sein detailreicher und farbenfroher Einprägungssinn von kleinen und großen Momenten haben mich beeindruckt, wenn auch die traurigen und nicht gerade kindgerechten Ereignisse, die er miterleben musste, sehr bedrückend waren.
Der Schreibstil ist mitreißend. Zwischen kurzen prägnanten Sätzen kommen immer wieder lange Phrasen die sich über mehrere Zeilen ziehen. Der Autor hat ein unglaublich gutes Gespür für das Aneinanderreihen von längeren Sätzen und sorgt damit immer wieder für Spannung im Verlauf der Geschichte.

Auch die Nebencharaktere habe ich schnell zu schätzen gelernt, denn Menschen wie Slim, ein verurteilter Mörder, welcher als Elis Babysitter fungiert oder Alex, ein hinter Gittern sitzender Bandenanführer, mit dem Eli eine Brieffreundschaft eingeht, haben ihm über die jungen Jahre die Hoffnung und den Mut gegeben, daran zu glauben, dass es gute Menschen gibt. Sowie sein Bruder August, der nicht spricht, doch ihn stets still und tapfer durch sein Leben begleitet.

Immer wiederkehrende Elemente wie die 3 Wörter Kapiteltitel, das mysteriöse rote Telefon oder August's unbegreiflichen Aussagen wie "Dein Ende ist ein toter, blauer Zaunkönig" haben das Buch für mich umso aufregender gemacht. Ein Rauschen voll Adrenalin um die Geheimnisse die August dem Universum entlocken konnte und die Eli versucht zu erklären, ein Wettrenen mit der Zeit und das Bangen, dass er es heil aus seiner eigenen Geschichte schafft. Dass das Buch zum Ende hin schon fast wie ein Thriller ist, hat mein Herz zum Rasen gebracht und mich mit Staunen aber auch mit Fragen zurückgelassen.

Dieses Buch verbindet große Erzählkunst mit unvergesslichen Charakteren und den Scharfsinn für die kleinen eher unaufälligen Momente im Leben. Gegenüber den vielen gewaltvollen Ereignissen stehen Handlungen von überragendem Mut und Beharrlichkeit, wütender Hoffnung, Verzweiflung und Frustration, die durch Authentizität und ehrlicher Sensibilität bestechen, um mit solchen Schicksalen umzugehen. Geistreich und gar witzig in manchen Situationen, zugleich herzzehrend und voller Emotionen, ist die Geschichte des Eli Bells eine, die ich voller Bewunderung und Begeisterung empfehlen kann. Ich bin so gespannt, was Trent Dalton noch für Geschichten hervorholt.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Ein herzlich tierisches Vergnügen

Flips - Ein Wollschwein legt los
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Hach, wie lieb die Geschichte um Flips, das Wollschwein doch war. Und vor allem so außergewöhnlich. Dass viele Kinder sich ein Haustier wünschen ist keine Überraschung, doch dass es hierbei um ein Wollschwein ...


Hach, wie lieb die Geschichte um Flips, das Wollschwein doch war. Und vor allem so außergewöhnlich. Dass viele Kinder sich ein Haustier wünschen ist keine Überraschung, doch dass es hierbei um ein Wollschwein handelt ist wirklich entzückend. Die jungen Leser lernen Toni kennen, die mit Flips nicht nur einen Freund findet, sondern auch in dem neuen Nachbarsjungen Jonte. Wie wichtig artgerechte Tierhaltung ist und dass es zum Wohl des Tieres mehr als nur Liebe und Freude an ihm benötigt, lernt Toni hier kennen. Mit Flips gibt es hier einiges zu erleben und das weiche Wollschwein bringt nicht nur Toni zum Schmunzeln. Die Illustrationen haben das Buch schön abgerundet. Die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge und mit dem Inhaltsverzeichnis können neugierige Leser sich einen Einblick in den möglichen Verlauf der Geschichte machen, zumal doch sehr viel passiert und man so das Buch fürs spätere Weiterlesen auch mal zur Seite legen kann.
Im ganzen ist es eine herzlich schöne Geschichte für junge Lesebeginner, die sich aber auch zum Vorlesen eignet. Die Spannung bleibt bestehen und es gibt sowohl aufheiternde als auch eher etwas traurigere Momente. Sprachlich ist es einfach und verständlich für Kinder geschrieben, nachvollziehbar und ohne Ungereimtheiten. Das Thema (Haus)Tiere und vor allem so nicht gewöhnliche wie ein Schwein, wurde sehr schön eingebunden.

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