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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2024

Schwere Thematik gut umgesetzt

Meine langen Nächte
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Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor ...

Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor dem zweiten Weltkrieg verstorben ist. Der Geist Annas erzählt uns ihre kurze aber intensive Lebensgeschichte, von der wohlbehüteten Kindheit in einer Arztfamilie, von ihrem Medizinstudium unterstützt durch ihren Vater, und von ihren unglücklichen Verliebtheiten.
Die unglücklichste Liebe treibt sie in die Arme der Nationalsozialisten und sie entflammt für die Ideologie bis sie schließlich als sogenannte "Braune Schwester" endet, die Sterilisationen an "kranken" Frauen durchführt, um unwertes Leben zu verhindern.
Fabiani nutzt ein cleveres Stilmittel, indem sie Annas Geist die Geschichte erzählen lässt, ein allwissender Geist, der nicht nur die Geschichte von Anna kennt, sondern auch alles was nach ihrem Tod passiert. Dadurch wird die Erzählung mit späteren Erkenntnissen bereichert, aber auch Reue und Entsetzen darüber wie Anna überhaupt in die ideologischen Fänge dieser Zeit gelangen konnte.

Die Geschichte zeigt, wie schnell junge Menschen fanatischen politischen Richtungen verfallen können (auch wenn unglückliche Liebe vielleicht nicht ganz reicht als Entschuldigung - und eine glückliche Liebe einen nicht gleich zum Helden konvertieren lässt), angesichts des erneuten Erstarkens widerlicher radikaler Ideen in der Jetztzeit an Aktualität kaum zu überbieten.
Ganz konnte mich die Figur der Anna allerdings nicht überzeugen, sie blieb mir bis zum Schluß unnahbar und unsympathisch.
Der Schreibstil der Autorin konnte mich allerdings begeistern und aus dem Italienischen übersetzt hat uns das Birgit Ulmer.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Armut in Südkorea

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Dies war mein erstes Buch vo Cho Nam-Joo und somit kann ich keinerlei Vergleiche zu anderen Büchern von ihr ziehen.
Mani ist über Mitte dreißig, wohnt - partnerlos - immer noch bei ihren Eltern in ärmlichen ...

Dies war mein erstes Buch vo Cho Nam-Joo und somit kann ich keinerlei Vergleiche zu anderen Büchern von ihr ziehen.
Mani ist über Mitte dreißig, wohnt - partnerlos - immer noch bei ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen in Seoul und ist seit kurzem arbeitslos. Der Vater betreibt einen schlecht gehenden Imbiss, die Mutter ist traditionell Hausfrau (deren Vater hielt sie immer für etwas beschränkt).

Wir erhalten einen Einblick in das gemeinsame Leben, das geprägt ist von Motivationslosigkeit, geplatzten Träumen und einem gefühlskalten Miteinander.
Mani erzählt von ihrem großen Traum Turnerin zu werden wie Nadia Comaneci, den sie als Kind geträumt hatte ohne groß talentiert gewesen zu sein. Schnell ist der Traum ausgeträumt als sie auf eine Privatschule wechselt, die sich die Eltern nur mit Müh und Not leisten können. Mani stellt nicht nur fest, dass sie eigentlich zu wenig Talent hat, sie fühlt sich auch unter den priviligierten Schülerinnen nicht zugehörig. Scham über die ärmlichen Verhältnisse zu Hause, prägen ihre Kindheit, aber auch Mobbing gehört zu ihrem Alltag.
So also ist sie ohne viel Selbstbewußtsein zu einer erwachsenen Frau herangereift, die sich nicht viel zutraut und auch in ihrer Partnerwahl immer wieder daneben greift.
Die Tatenlosigkeit, irgendetwas in ihrem Leben ändern zu wollen oder überhaupt in Angriff zu nehmen schmerzt beim Lesen sehr. Cho Nam-Joo schafft mit diesem Buch eine satirische Gesellschaftskritik Südkoreas, die man gut nachvollziehen kann - vor allem wenn es um Arbeitslosigkeit, bezahlbaren Wohnraum und Spekulationen am Wohnungsmarkt geht.
Der humorvolle und leichte Erzählstil nimmt der Thematik die Schwere ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Man wünscht Mani einfach nur einen guten Weg raus aus der gesamten Situation.
Jan Henrik Dirks hat diesen Roman für uns übersetzt.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Was bedeutet es ein Boomer zu sein

Abschied von den Boomern
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Ich (1967) habe dieses Buch zusammen mit meinem Mann (1968) als Hörbuch gehört, das wir immer wieder angehalten haben, um über einzelne Abschnitte zu diskutieren.
Interessant ist ja, dass die Generation ...

Ich (1967) habe dieses Buch zusammen mit meinem Mann (1968) als Hörbuch gehört, das wir immer wieder angehalten haben, um über einzelne Abschnitte zu diskutieren.
Interessant ist ja, dass die Generation der Boomer eine relativ große Zeitspanne umfassen: Anfang 50er bis Ende 60er.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob man zu den älteren oder jüngeren Boomern gehört. Bei meinem Mann und mir macht es schon einen Unterschied, ob man ländlich (er) oder in der Großstadt (ich) aufgewachsen ist, und natürlich auch die Nationalität (er-Deutschland, ich-Österreich).

Dieses Buch handelt von Deutschen Boomern.
Interessant fand ich, dass der Autor aber auch auf den Unterschied Ost/West eingeht.
Meistens gab es beim Hören diese Momente „Ach ja, stimmt das war ja auch mal“, ab und zu erhellende Momente „Hm, so hatte ich das bisher gar nicht betrachtet.“
Größtenteils eine Erinnerung an die Weltgeschehnisse in unserer Kindheit und Jugend, Denkanstöße das Große und Ganze zu betrachten. Insgesamt unterhaltsam, mit ein paar zähen Abschnitten, und sehr angenehm von Wolfgang Wagner vorgelesen.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Unterhaltsam aber auch berührend

Die Erfindung des Dosenöffners
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{unbezahlte Werbung}
Ein herzerwärmendes und amüsantes Buch über die Dinge des Lebens die tatsächlich wichtig sind.
Humorvoll legt Bagci seine Figuren an und manchmal treffen seine Spitzen punktgenau, ...

{unbezahlte Werbung}
Ein herzerwärmendes und amüsantes Buch über die Dinge des Lebens die tatsächlich wichtig sind.
Humorvoll legt Bagci seine Figuren an und manchmal treffen seine Spitzen punktgenau, so dass ich an manchen Stellen herzlich lachen musste.
Eine nette Geschichte, die mich gut unterhalten hat und auch berührend war. Der eine oder andere Flachwitz hätte nicht sein müssen, aber das ist ja Geschmacksache.
Insgesamt kann ich den Roman aber auf alle Fälle empfehlen!

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Nicht ganz überzeugt

Ein ganzes Leben
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Dies war mein drittes „Buch“ (ich würde es eher als Kurzgeschichte bezeichnen) von Seethaler und ich war sehr neugierig darauf, da ich immer wieder von anderen Lesern hörte, es sei sein bestes.
Das kann ...

Dies war mein drittes „Buch“ (ich würde es eher als Kurzgeschichte bezeichnen) von Seethaler und ich war sehr neugierig darauf, da ich immer wieder von anderen Lesern hörte, es sei sein bestes.
Das kann ich für mich nicht behaupten. Zwar ist Seethalers schlichter, klarer und wunderschöner Schreibstil auch hier herausragend, aber mir fehlte im Schnelldurchlauf des Lebens Andreas Eggers definitiv etwas Tiefgang. In all der extremen Kürze dieser Erzählung hat mich die Hauptfigur nicht erreichen können.
Im Cafe ohne Namen hat dieses skizzenhafte Umreißen mich weit mehr überzeugen können und der Trafikant bleibt für mich ein nach wie vor unübertroffener Roman.

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