pure Unterhaltung auf 800 Seiten
Der Nahegau im 13. Jahrhundert: Simon von Montfort verliert bei einem grausamen Zwischenfall schon früh seine Eltern. Fortan wächst er beim Grafen von Sponheim und dessen grausemen Bruder auf, der nur ...
Der Nahegau im 13. Jahrhundert: Simon von Montfort verliert bei einem grausamen Zwischenfall schon früh seine Eltern. Fortan wächst er beim Grafen von Sponheim und dessen grausemen Bruder auf, der nur knapp älter ist, als Simon selbst. Je älter die beiden werden, umso mehr spitz sich der Konflikt zu, vor allem auch, weil Graf Sponheim mehr und mehr merkt, von welch grausamen Charakter sein Bruder Heinrich ist, und deshalb seinen Ziehsohn bevorzugt. Der Konflikt scheint sich zuzuspitzen, als dem verhassten Heinrich die Frau versporchen wird, in die Simon selbst verliebt ist. Doch der Konflikt zwischen den beiden jungen Männern ist nicht der einzige, den das stürmische Mittelalter zu bieten hat.
Ich hatte wieder einmal Lust nach einem guten Roman, der im Mittelalter angesiedelt ist. Und so habe ich zu diesem Buch gegriffen, ohne jemals zuvor etwas der Autorin gelesen zu haben. Überraschend schnell war ich gefesselt. Insbesondere der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Einerseits bunt, detailreich, und gleichzeitig herrlich erfrischend und locker. Schnell fühlte ich mir wirklich auf mittelalterliche Burgen entführt, und fand mich auf einem ritterlichen Turnier wieder. Vor allem aber kredenzt die Autorin eine Vielzahl an Handlungssträngen und Geschichten. So ziehen sich die ganze Geschichte über die Handlung rund um Heinrich, Simon und Christina, Heinrichs Gattin, aber auch Simons Nachforschungen zur Ermodung seiner Eltern. Immer wieder tritt allerdings ein anderer Handlungsstrang in den Vordergrund. So finden wir uns Im Konflikt um die Krone des Heiligen Römischen Reiches wieder, aber auch der Kampf um die Macht im Mittelrheingebiet wird nicht weggelassen.
Ein weiterer Punkt, der die Geschichte für mich so lebendig macht, sind die Protagonist:innen. Gerade die wichtigsten Figuren SImon und Christina sind außerordentlich gut gestaltet: vielschiechtig, komplex und nicht unnatürlich perfekt. So fühlt man einerseits beständig mit, kommt immer wieder aber auch in Momente, in denen man das Verhalten und Handeln der Figuren hinterfragt. Und auch Heinrich, der von Anfang an als klassischer Antagonist aufgebaut ist, ist viel facettenreicher gestaltet, als ich es von anderen historischen Romanen gewohnt bin.
Auch die historischen Hintergründe des Romanes werden akribisch aufbereitet, präsentiert ohne langatmig zu werden. Und so fußen viele Figuren und weite Teile der Handlung auf realen Ereignissen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Nahegau, einer Region, zu der ich persönlich keinen Bezug habe, doch für Ansässige muss der Roman ein next-Level-Erlebnis sein.
Kurzum: die Erwartungen wurden übertroffen, ich bin schwer begeistert und das Mittelalterfieber scheint wieder ausgebrochen zu sein. Auf jeden Fall ist dieser Roman eine wahrliche Empfehlung für alle Mittelalterfans.