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Veröffentlicht am 15.09.2016

Für mich kein Thriller, aber ein interessantes Debüt

Ich. Bin. So. Glücklich.
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TifAni hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Einen interessanten Job, genug Geld, einen Verlobten, der sie wirklich liebt, sieht gut aus und erweckt ständig den Eindruck sagen zu können: ...

TifAni hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Einen interessanten Job, genug Geld, einen Verlobten, der sie wirklich liebt, sieht gut aus und erweckt ständig den Eindruck sagen zu können: "Ich bin so glücklich!", aber ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Von unten nach ganz oben hat sie es geschafft, doch wird sie es schaffen auch "ganz oben" zu bleiben, oder wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt werden? Wird sie das "ich möchte um jeden Preis gefallen"- Verhalten ablegen können und endlich vernünftig für sich einstehen können, oder sich weiterhin nur um Status bemühen, ohne sie selbst zu sein?

Ani ist die scheinbar perfekte, glückliche Frau. Sie zu erreichen scheint auf den ersten Blick erstrebenswert, weil sie alles hat, was in unseren Zeiten wichtig erscheint. Geld, Familie und berufliches Prestige, aber in ihr sieht es ganz anders aus. Sie unterliegt dem ständigen Zwang zu tun, was von einer erfolgreichen Frau erwartet wird. Schon als Jugendliche wollte sie nur beliebt sein, verleugnete sich selbst, um in einem guten Licht zu stehen, bis zur Selbstaufgabe. Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten ins Buch reinzukommen, denn die Geschichte spielt auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen, die nicht klar voneinander abgegrenzt sind. Außerdem war mir die Protagonistin extrem unsympathisch und ich konnte ihre Einstellungen zum Leben nicht teilen, zunächst auch nicht im Ansatz nachvollziehen. Sie scheint einfach nur eine verwöhnte Zicke zu sein, die nur den Schein wahren will. Das möchte sie auch die ganze Zeit über, aber nach und nach werden ihre Motive und vor allem ihre Ängste nachvollziehbar. Nach den ersten rund 100 Seiten, die mich recht wenig begeistern konnten, kam mit der Zäsur im Buch auch die Wende für mich. Plötzlich konnte ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht, wie TifAni zu Ani wurde und was sie in ihrer Jugend erlebt hat, um zu einem solchen Menschen zu werden. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, um anderen Lesern den Spaß am Buch nicht zu nehmen, jedoch kann ich sagen, dass die Aufarbeitung des schrecklichen Ereignisses interessant gelungen ist...und mit der Zeit wurde mir die in Wahrheit arme und zutiefst unglückliche Frau, die den Leser an ihren wahren Gefühlen teilhaben lässt, etwas sympathischer.

Cover und Titel passen einfach perfekt zur Geschichte der innerlich zerrissenen jungen Frau. Der Schreibstil war recht flüssig, aber wie oben erwähnt waren manche Zeitsprünge problematisch und auch der eine oder andere Gedankengang, der aus dem Nichts zu kommen schien, unterbrach den Lesefluss.

Unter dem Strich ein gelungenes Debüt, dem man eine Chance geben sollte. Von einem Thriller würde ich hier jedoch nicht wirklich sprechen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Angenehmer, unterhaltsamer Frauenroman den vor allem Italienfans lieben werden!

Orangenmond
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Milena war eine große Liebe, Mutter, Schwester und gefeierter Filmstar, bis sie überraschend mitten aus dem Leben gerissen wird. Dies liegt nun schon fünf Jahre zurück, doch weder Schwester Eva, die sich ...

Milena war eine große Liebe, Mutter, Schwester und gefeierter Filmstar, bis sie überraschend mitten aus dem Leben gerissen wird. Dies liegt nun schon fünf Jahre zurück, doch weder Schwester Eva, die sich für den Tod (mit-)verantwortlich fühlt, noch Witwer George und Sohn Emil haben das Trauma richtig verarbeitet. Sie waren damals so glücklich, bis alles durch eine jahrelange zurückliegende Verletzung zerstört wurde. Heute versucht Eva eine gute Tante zu sein, was ihr nicht wirklich gut gelingt und auch mit George hat sie ihre Schwierigkeiten, denn sie war oder ist mehr als nur eine gute Freundin und fürsorgliche Schwägerin. Sie war schon vor ihrer Schwester in Georg verliebt und ist es auch heute noch, doch der Schatten, den ihre Schwester wirft, ist zu groß und dann stürzt Georgs Welt erneut ein - Emil ist nicht sein leiblicher Sohn. Um den Erzeuger zu finden, machen sich Eva mit den beiden Herren mitsamt Georgs Mutter auf eine Reise nach Italien. Dort wandern sie auf den letzten Spuren von Milena - eine Gefühlsachterbahn vor himmlischer Kulisse. Die Geschichte gleicht einem Roadmovie durch das Land, welches ich selbst seit meiner Kindheit liebe.

Der Schreibstil ist ansprechend und recht flüssig. Die Suche führt zu den verschiedensten Charakteren und nicht selten wird es recht emotional, ab und an sogar richtig brenzlig. Ständige wechselnde Personen sind so gut darstellt und eingeführt, sodass es zumindest beim aufmerksamen Lesen, zu keinerlei Verständnisschwierigkeiten kommt. Die Landschaften sind sehr schön darstellt, sodass Bilder im Kopf entstehen.

Etwas gestört hatte mich Evas Verhältnis zu Georg. Eigentlich ist sie sehr schlagfertig und taff, aber macht dann so einen Affentanz mit. Manchmal muss man auch einen Haken an eine Angelegenheit machen und nicht Jahre von Launen Dritter abhängig sein...

Angenehmer, unterhaltsamer Frauenroman den vor allem Italienfans lieben werden!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame und kurzweilige Lektüre

Langenscheidt Diät-Deutsch/Deutsch-Diät
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Diät ist immer nur Stress, Ärger, einfach nur schlecht? Nicht mit diesem Buch! Hier wird es richtig unterhaltsam. Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben sich dem Thema sehr humorvoll zugewendet. So ...

Diät ist immer nur Stress, Ärger, einfach nur schlecht? Nicht mit diesem Buch! Hier wird es richtig unterhaltsam. Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben sich dem Thema sehr humorvoll zugewendet. So schildern die beiden, was man auf jeden Fall bei jeder Diät verliert, nämlich die gute Laune! Diät wird aus Sicht der Fettzellen, der Waage, Diätgurus oder dem inneren Schweinehund näher geschildert – ganz ohne wilde Versprechen!
Für mich als schlanke Person ohne Diäterfahrung war es wirklich zu großen Teilen sehr lustig und auch informativ. Besonders gut haben mir die Zeichnungen gefallen, die es echt in sich haben. Es ist sicher ein nettes Mitbringsel für Leute mit "Diätwahn", wenn man nicht den doch recht hohen Preis scheut. Ich denke es könnte der lustige Begleiter durch eine Diät sein!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein schönes, facettenreiches Buch

Die kleine Souvenirverkäuferin
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In Hanoi versucht der französische Arzt Julien in den 90er Jahren die vietnamesische Welt besser zu verstehen. Er lernt die Sprache, Land und Leute kennen. Ebenda trifft er auch auf die kleine Souvenirverkäuferin, ...

In Hanoi versucht der französische Arzt Julien in den 90er Jahren die vietnamesische Welt besser zu verstehen. Er lernt die Sprache, Land und Leute kennen. Ebenda trifft er auch auf die kleine Souvenirverkäuferin, deren Leben gänzlich anders ist als sein eigenes. Während er der privilegierten Schicht angehört, muss sie sich und ihre Familie mit dem illegalen Verkauf von Sonnenbrillen und Co über Wasser halten. Trotzdem ist zwischen den beiden etwas, etwas Besonderes. Die zarte Bande und allgemein Juliens Verhältnis zu Frauen ist besonders, spannend wird das Buch jedoch vor allem durch eine Epidemie, die sich plötzlich auszubreiten scheint. Hilfe bei der Suche nach dem Ursprung des Virus erhält er von der Britin Clea. Sie ist eine reizende Frau, liebt Julien, aber er kann ihr nicht geben, was sie verdient. Während die beiden versuchen die Epidemie einzugrenzen und die Souvenirverkäuferin den jungen Mann auch nicht mehr loslässt, lernt man unglaublich viel von der vietnamesischen Kultur, Tradition, Geschichte und den Gepflogenheiten. Lelord gelingt es dabei sehr gut, lehrreich zu schildern ohne belehrend zu sein!

Ein zarter, gefühlvoller Roman, der mich mit seinem Facettenreichtum sehr überraschte. Es prallen Welten aufeinander und selbst Themen, die mich im alltäglichen Leben weniger interessieren bzw. keine Schnittmengen vorhanden sind, wurden plötzlich spannend. Eine tragische, aber auch romantische Geschichte, die sehr ruhig erzählt ist, trotzdem nie langweilt und wirklich ans Herz geht, ohne zu kitschig zu sein!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine wunderbare Parabel

Seide
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Im Jahr 1861 lebt der Protagonist Hervé Joncour mit seiner Frau Hélène in Südfrankreich. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem An- und Verkauf von Seidenraupen. Einmal jährlich erwirbt er Eier in ...

Im Jahr 1861 lebt der Protagonist Hervé Joncour mit seiner Frau Hélène in Südfrankreich. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem An- und Verkauf von Seidenraupen. Einmal jährlich erwirbt er Eier in Syrien und Ägypten, bis eine Seuche die Eier in Europa und Afrika unbrauchbar macht. Nur noch die Eier auf der Insel Japan scheinen gesund zu sein und so macht sich Hervé auf den langen, beschwerlichen Weg. In Japan stößt er auf große Skepsis, das Misstrauen Ausländern gegenüber ist groß, die politische Lage ist nicht einfach. Die Geschäfte mit dem japanischen Händler Hara Kei verlaufen trotzdem gut. Schicksalhaft ist der Anblick einer jungen Frau, die Hara Kei zu Füßen liegt. Sie ist der Hervé völlig unbekannt, er liebt seine Frau und trotzdem ist die Sehnsucht nach ihr so groß, dass er allen Widrigkeiten zum Trotz, immer wieder nach Japan möchte.

Den kleinen, feinen Roman hatte ich nicht mal zwei Stunden gelesen, doch er beschäftigte mich im Nachgang deutlich länger. Es ist eine Geschichte über Frankreich, das Reisen, die Seide aber auch die Liebe. Es ist eine Parabel, eine Liebesgeschichte ohne Kitsch und Klischees, dafür sehr tiefgründig, facettenreich, traurig, aber auch sehr, sehr schön. Der Stil ist direkt, auf das Wesentliche reduziert, trotzdem poetisch und voller Gefühl. Selbst die Wiederholungen haben ihren tieferen Sinn, denn sie scheinen zu signalisieren, dass die Lebenswege der Menschen ein stückweit vorgezeichnet sind...

Unter dem Strich ein kurzes, aber sehr empfehlenswertes Vergnügen!